Bevor ich nach Bad Homburg umgezogen bin, musste ich erst einmal eine
kleine Wohnung dort finden. Mein neuer Arbeitgeber schlug vor, dass
ich auf seine Kosten erst einmal in eine Pension ziehe, bis ich etwas
Passendes gefunden habe. In der Pension war ich nur ein paar Tage.
Ein Mitarbeiter hat eine Anzeige in der Zeitung geschaltet. Es kam
ein Angebot von einem Zimmer im zweiten Stock, möbliert und mit
Waschbecken. Toilette wäre in der Nachbarwohnung. Das war mein
erstes eigenes Reich ohne Mitbewohner.
Zunächst war das Büro im Stadtzentrum. Aber ein halbes Jahr später zogen wir um, in ein ganz neues Bürohaus, am anderen Ende der Stadt. Von meiner Wohnung konnte ich mit dem Bus fahren, der etwa 300 m weiter abfuhr und ca. 500 m vom Büro entfernt Endstation hatte. Der Bus fuhr aber relativ lange, erst durch die Stadt. Darum bin ich manchmal auch den ganzen Weg zu Fuß gelaufen, wofür ich fast eine Stunde brauchte. Damals machte es mir nichts aus, weit zu laufen. Das war ich von zu Hause gewohnt, da wir kein Auto in der Familie hatten.
Etwa ein halbes Jahr später zog eine meiner jüngeren Schwestern auch nach Bad Homburg, weil sie eine Ausbildung in dem Krankenhaus begonnen hat, das direkt gegenüber von meiner Wohnung lag. Dort wohnte sie im Schwesternwohnheim und kam mich öfter auch besuchen. Das war zwar nicht immer einfach, weil sie schwierig war und oft auch aggressiv agiert und reagiert hat. Aber es war eben Familie, und ich war nicht wirklich alleine mehr dort.
In dem Zimmer habe ich fast zwei Jahre gewohnt. Dann bin ich umgezogen in eine kleine Dachgeschoss-Wohnung eines Hauses, in dem noch ein Stock tiefer Studenten wohnten. Die Wohnung lag auch wieder an einem ganz anderen Ende der Stadt – von der vorigen Wohnung aus gesehen, aber auch vom Büro aus. Zwischen dem Büro und der neuen Wohnung lag ein Wald, durch den ein Weg direkt zum Büro führte. Mit dem Fahrrad war ich dann nur eine halbe Stunde unterwegs. Mit dem Bus brauchte ich länger. Darum bin ich öfter mit dem Fahrrad gefahren. Dann kam ich zwar meistens verschwitzt im Büro an. Aber das hat mich nicht gestört.
Meine Schwester hatte inzwischen ihre Ausbildung wieder abgebrochen und hatte geheiratet und wohnte mit ihrem Mann in Frankfurt. Aber etwa ein halbes Jahr, nachdem ich in meine neue Wohnung gezogen war, zog die jüngste Schwester mit zu mir in diese Wohnung. Sie hatte ihre Ausbildung – auch als Krankenschwester – in Düsseldorf unterbrochen … und konnte diese nun in Frankfurt fortsetzen. Weil sie erst kurz zuvor einen Führerschein gemacht hat, und ein Auto besaß, konnten wir damit auch öfter mal zusammen irgendwo hin fahren. So hatten wir beide etwas davon… sie konnte bei mir wohnen und ich konnte mit ihrem Auto mitfahren wo ich ohne Auto nicht so leicht hin käme.
Die neue Wohnung war auch nahe bei einer U-Bahn-Station, in Richtung Frankfurt. Bei einer Fahrt nach Frankfurt hatte ich dann entdeckt, dass auf der Strecke eine Haltestelle war, die sich direkt gegenüber einer Baptistengemeinde befand – in Frankfurt-Eschersheim. Ich beschloss, einfach mal dort reinzuschauen - und es gefiel mir auf Anhieb … viel besser, als die Gemeinde in Bad Homburg. So hatte ich dann ohnehin schon die Gemeinde gewechselt, und meine Schwester ist mit mir dorthin gekommen. Und weil sie eben ein Auto hatte, konnten wir auch die Jugend– und Jungen-Erwachsenen-Gruppe in Ffm-Höchst besuchen. Die beiden Gemeinden gehörten irgendwie zusammen.
Nicht viel später meldete dann unser Vermieter Eigenbedarf an, und wir mussten eine neue Wohnung suchen. Die fanden wir dann in Oberursel. Die Straße, in der wir wohnten, hieß: „Im Rosengärtchen“. Nicht weit davon war eine riesige amerikanische Militäranlage. Und nur ein paar hundert Meter in die andere Richtung lag ein unendlicher Wald .. der Taunus.
Ich hatte Glück – auch hier gab es, einen fünf Minuten Fußweg entfernt von der Wohnung, eine U-Bahn-Station. Damit konnte ich zum Bahnhof fahren, von dort aus nach Bad Homburg zum Bahnhof und dann mit dem Bus ins Büro…. ein Arbeitsweg von etwa einer Stunde. Alternativ konnte ich aber auch mit der Bahn eine Station weiterfahren, und eine halbe Stunde durch die Felder zum Büro laufen. Die Zeit war die gleiche. Ich habe öfter den Weg durch die Felder genommen, weil er mir besser gefiel, als die ganze Zeit im Bus oder Bahn zu sitzen.
Meine Schwester, die mit mir zusammenwohnte hat ab und zu angemerkt, dass sie nicht immer mit mir zusammen wohnen wolle. Im Blick auf das Ende ihrer Ausbildung kam die Frage auf, wie es danach weiter gehen sollte. Das hieße, dass ich vielleicht in absehbarer Zeit wieder alleine wäre.
Außerdem dachte ich daran, dass ich nun bald dreißig Jahre alt werde, und immer noch Single war. Zwischendurch hatte ich ab und zu schon mal auf Anzeigen in einem christlichen Magazin „Neues Leben“ geantwortet, unter der Rubrik: „Briefkontakte“. Aber irgendwie kam es nie zu viel mehr, als Briefe schreiben.
In einer Bibelstunde kam dann mal das Thema zu der Geschichte von Jakob, dessen Diener ihm seine Frau „Rebekka“ suchte. Jemand sagte: es ist egal, auf welche Weise man den Partner sucht. Wichtig ist nur, dass man ihn mit Gott zusammen sucht, nach seinem Willen fragt (so ähnlich). Und dann beschloss ich, einfach mal selbst eine Anzeige aufzugeben, so als letzten Versuch auf diese Weise. Ich bekam 21 Antworten darauf.
Manche Antworten habe ich gleich aussortiert. Aber ein paar habe ich dann doch auch beantwortet. Einer davon meldete sich am schnellsten. Seine Briefe klangen ganz gut, und ich schrieb ihm zurück – schickte ein Foto von mir und er schickte ein Foto von sich. Später kamen dann noch ein paar andere Antworten von Männern, die auch ganz passabel klangen, so dass ich zurück schrieb. Aber dann wurde es mir doch zu viel, da nach und nach die „Anwärter“ abzuklappern. Zwischen dem Ersten waren nun schon ein paar Briefe hin und her gereist. Und so beschloss ich, alle anderen abzusagen und mich auf diesen Einen zu konzentrieren.....
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