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Sonntag, 24. Juni 2018

Der Mensch "zwischen den Welten" ...

Wenn man älter wird, verändert sich das Weltbild langsam aber sicher. Weil vieles, was man in jungen Jahren vielleicht als selbstverständlich hinnahm, langsam verfällt und schwächer wird. Die Möglichkeiten, das Leben zu gestalten werden schwächer. Man lernt, die Chancen zu nutzen, die man hat. Dazu muss man die Möglichkeiten, die einem zur Verfügung stehen, erst einmal wahrnehmen.

In vielen schwierigen Situationen meines Lebens, in denen ich vielleicht in irgendeiner Weise "abgestürzt" bin, kamen mir im Nachhinein oft Vorstellungen in den Sinn, in denen das Ganze in einem Desaster hätte enden können. Es gibt etliche Situationen, bei denen mir heute noch in Erinnerung daran, ein sogenanntes "Flashback" abläuft. Ich habe dann zwar auch oft Gott gedankt, dass er mich vor schlimmeren bewahrt hat. Aber Oberhand hatte eine lange Zeit die Vorstellung, irgendwann in eine  Situation abzustürzen, in der ich hilflos ausgeliefert wäre.

Es gab eine Phase, in der ich viel sichtbar Gutes erfuhr. Auf das Gute fielen aber oft gleich Schatten, ausgelöst durch den Gedanken: als Nächstes kommt bestimmt wieder ein Absturz. Um so etwas so lange wie möglich fern zu halten, suchte ich nach Möglichkeiten, gute Augenblicke festzuhalten - was natürlich nicht funktionierte.

Seit einiger Zeit verwandelt sich diese Sicht aber. Ausgelöst wurde das durch die Erkenntnis, dass Licht im Grunde erst in der Dunkelheit sichtbar ist. Es braucht also die Dunkelheit, um das Licht zu erkennen.

Irgendwie führt mich das langsam dahin, dass sich meine Reaktion auf "Leid" verändert. Wo ich mir früher manchmal Vorstellungen machte,  was alles hätte geschehen können, wenn es schlimmer ausgegangen wäre und was mir überhaupt in dieser Richtung noch alles passieren könnte, komme ich heute dahin, Gott dafür zu danken, dass ich vor schlimmeren Folgen bewahrt wurde. Ja, ich sehe jetzt sogar oft die Notwendigkeit, dass ich Leid erleben muss, um überhaupt zu erkennen, dass das, was ich zuvor selbstverständlich für mein Leben wahrnahm, Gaben Gottes sind, die ich nicht festhalten kann, aber ausgiebig nutzen sollte, wenn ich sie wahrnehme und dafür zu danken.

Gestern "begegnete" mir ein Beitrag in dem Forum, in dem ich zur Zeit am meisten unterwegs bin, der mir sozusagen ein "Aha-Erlebnis"  bescherte, zu dem. worüber ich gerade nachdenke. Da lautete eine Botschaft so in Etwa, dass der Mensch zunächst im geistlichen Dasein "bewusstlos" existierte. Gott wollte aber, dass der Mensch bewusst und aus eigener Entscheidung das Gute wählte - und schickte ihn in die Existenz - das Bewusstsein. (der Schreiber hat das natürlich perfekter ausgedrückt - aber hier gebe ich ja meine persönliche Erkenntnis daraus weiter).

Damit ein Mensch sich entscheiden kann, muss er erst einmal beide Seiten der Medaille wahrnehmen. Gott kann sich dann zwar offenbaren, aber die Offenbarung und die Entscheidung sind zweierlei unabhängige Dinge. Gott kann die Entscheidung nicht "verordnen", wenn er diese unter dem "freien Willen" des Menschen erreichen will. Gott lässt den Menschen also "Gut und Böse" erkennen, damit der Mensch lernt, sich für das Gute zu entscheiden.

Nein, ich mag das Leid immer noch nicht besonders. Aber ich lerne in kleinen Schritten, besonders im Leid und in der eigenen Schwachheit, die Chancen zu erkennen, das Böse mit dem Guten zu überwinden. Und dabei merke ich, dass gerade in solchen Krisenzeiten, das Gute immer mehr an Gewicht zunimmt. Und so lerne ich auch noch, das Gute, das in meinem Leben begegnet, wirklich zu nutzen - ohne gleich Ausschau zu halten auf das, was an Bösem mir vielleicht bald wieder begegnen könnte.

Dienstag, 19. Juni 2018

Der Adler und die Sperlinge

Die letzten paar Wochen habe ich über eine Webcam ein Seeadler-Nest beobachtet. Am Anfang meinte ich zu erkennen, dass das Weibchen drei Mal ein Ei ins Nest legte. Letztendlich blieb aber nur noch eines, aus dem ein Jungadler schlüpfte. Zunächst ein flauschig helles Küken, aus dem im Laufe der Zeit nun ein fertiger Vogel heranwuchs. Nun scheint die Zeit gekommen zu sein, dass dieser Vogel flügge wird und lernt, sich selbst zu versorgen.

Ich versuche dabei immer mal, das Verhalten und die Verständigung zwischen den Eltern zu deuten. Und dabei sehe ich, dass der Jungadler ängstlich und tollpatschig zu sein scheint. Schon seit längerer Zeit lassen ihn die Eltern immer mal alleine. Manchmal legt einer der Eltern zunächst das Futter (einen Fisch oder eine Federvieh) einfach im Nest ab und setzt sich mit einem Pokerface auf einen Ast, der einen kleinen Abstand zu dem Nest bildet.  Der Kleine (eigentlich scheint er auf dem Monitor manchmal fast größer, als seine Eltern) schiebt das Futter hin und her, zerrt ein wenig daran, aber dann legt er es wieder hin und schaut auffordernd zu dem Elternteil. Irgendwann wird er dann tatsächlich gefüttert. Aber ich habe den Eindruck, nur sehr kärglich, damit er es lernt, wie man es selber macht.

Nun lassen ihn die Eltern immer längere Zeit alleine zurück, wo er manchmal seine Flügel prüft, aber sich bis jetzt nicht traut, abzuheben.

Schon beim Brüten hatte ich immer Mitleid, wenn dort das Wetter so extrem war, dass ich denke, das Tier leidet darunter. Am Anfang kam es ein paar Mal noch vor, dass es sogar schneite und das brütende Tier fast unter einer Decke verdeckte. Aber ich denke, der Adler kannte solche Wetterkapriolen schon und hat sich dann dementsprechend verhalten.

Heute nun sehe ich den Jungadler bei einem langen und heftigen Gewitter - alleine. Es ist dort oft windig, wo sich das Nest befindet, so dass von dem eigentlichen Kuschelnest nicht mehr viel übrig ist. Eher bleiben da nur noch kreuz und quer ein paar Äste und Zweige, wo der Jungadler sich gerne auch mal in die noch dichteste Kuhle setzt und dort chillt. Heute hat er sich so tief in die Kuhle geduckt, dass ich erst dachte, er wäre nun doch davon geflogen. Aber nachdem das Wetter immer wieder, wie eine Achterbahn,  mal auf mal ab, Donner, Hagel, Regen herunterschleuderte und der Baum, wo mal das Nest stand, hin und her schwankte, kam er zwischendurch heraus und rief nach seinen Eltern.

Mir tat der Kleine leid. Wahrscheinlich ist das seine erste Erfahrung mit solchem Unwetter. Und manchmal dachte ich schon, er rutscht ab, und fällt in die Tiefe. Vielleicht lernt er ja dadurch das Fliegen. Aber vielleicht kann er sich im Gestrüpp von Zweigen ja auch die Flügel brechen.

Ich hatte dabei (wieder einmal) den Reflex,  für den Kleinen zu Gott zu beten, dass er bewahrt bleibt. Mir fiel dazu die Aussage von Jesus ein: (frei mit meinen Worten zitiert aus Matthäus 10,29) Selbst ein Sperling fällt nicht auf die Erde ohne, dass der Vater im Himmel es weiß.

Habe nachgedacht darüber....
...heißt das, dass Gott das ganze Weltgeschehen bis ins Kleinste so lenkt, wie er es will? Wenn also ein Vogel aus dem Nest fällt, dann hat Gott das so gewollt? Das führt natürlich ganz schnell auch zu der Frage, ob er es genau so mit den Menschen macht. Sind wir alle nur Schachfiguren Gottes? Ich habe natürlich, ebenso, wie viele Andere, keine zweifelsfreie Antwort darauf. Aber ich vergleiche es dann damit, wie ich selbst Gott in meinem ganz persönlichen Leben erfahre.

Ich denke, Gott könnte es so machen, wenn er es genau so wollte. Nur hat er den Menschen diesen Auftrag gegeben, auf seine Schöpfung zu achten. Wenn also Menschen mit Gott verbunden sind - auf ganz individuelle Art und Weise, dann kommuniziert und lenkt Gott in dem Lebensbereich dieser Menschen auch viele Dinge, die im Zusammenhang mit dessen Leben stehen.  Die Freude und das Leid werden aber auch dann nicht "automatisch" dem angepasst, was Gott will, sondern Gott lässt die Menschen agieren und wenn sie es zulassen, dann lenkt er auch viele Kleinigkeiten in dem Zusammenhang mit dessen Leben in eine gute Richtung. Was aber, meiner Meinung nach,  ein Mensch, in der Verbindung zu Gott, immer erfahren kann ist, dass er spürt, nicht alleine zu sein mit seinem Leben und alles, was dieses gerade beeinflusst. Er schenkt sozusagen ein gewisses Urvertrauen dem Menschen, der sich auf ihn einlässt, dass der Weg zu einem guten Ziel führen kann.

Was natürlich nicht heißt, dass ein Mensch mit Gott kein Leid erlebt. Aber niemals würde Gott einen Menschen, der ihm vertraut, einfach in den Abgrund fallen lassen. Und manchmal kann man auch selbst im dunkelsten Tal einen Lichtstrahl sehen, wo eigentlich kein Licht vorhanden ist. Und im Rückblick kann man dann erkennen, dass Gott die ganze Zeit dabei war, den Menschen quasi getragen hat, wie es z.B. auch das berühmte Gedicht "Spuren im Sand" beschreibt.

Zurück zu dem jungen Adler ...
... ich glaube, dass die gesamte Schöpfung verbunden ist - untereinander und mit dem, der sie erschaffen hat. Und wenn ein Mensch mit einem dieser Geschöpfe verbunden ist und vielleicht auch um Bewahrung bittet, dann nimmt sich Gott auch eines kleinen Adlers an und lässt ihn im Gewitter und unruhigen Zeiten des Aufwachsens lernen, wie man fliegen kann und sich im Leben versorgen kann - welches alles Gaben von Gott sind.

So können Menschen, mit Gott verbunden, auch untereinander zum Segen sein, indem sie den Segen, den sie von Gott erhalten, mit anderen teilen - damit dieser sich vermehrt - jedem so, wie er es braucht und wie Gott es gibt.