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Donnerstag, 14. Mai 2015

Gedanken am Himmelfahrtstag ...

... der ein Feiertag in DE ist und für mich eigentlich ein Arbeitstag, weil es ein christlicher Feiertag ist und heute in der Kirche die Feier  eines Gottesdienstes stattfindet. Aber nicht heute. Heute habe ich einen "freien Sonntag". Okay, heute ist eigentlich Donnerstag. Aber weil die Sonntage bis jetzt immer so voll gepackt waren, an denen ich dann auch anwesend sein sollte, bekomme ich eben diesen Feiertag, als ersten freien Sonntag dieses Jahres.-

So sitze ich heute beim Frühstück, wie fast jeden Tag, an meinem großen Fenster, mit dem tollen Ausblick über den Ort, eingerahmt von allen Seiten von Bergen. Heute kann ich das mal ohne Blick auf die Uhr tun und lasse nach dem Frühstück noch lange meine Gedanken laufen ...

Auf dem "Missionsberg" (so wird der Berg allgemein von den Einheimischen genannt, der zur Mission führt) findet heute ein Kindermissionsfest statt, zu dem viele Kinder aus der ganzen Umgebung kommen. Ich sehe viele Autos den Berg hoch fahren und ganze Scharen von Menschen den Weg hoch pilgern. Das weckt Erinnerungen an frühere Zeiten. In der Kraft meiner Jugend habe ich sehr gerne solche Angebote genutzt, getrieben von einem ganz bestimmten Gefühl von bevorstehenden Abenteuern. Welche mich dann auch eine ganze Weile des Alltags wieder bestärkten in dem Bewusstsein, dass die Schar der Menschen, die "Jesus nachfolgen" groß ist und wir einander helfen könnten.

Ach ja ... *seufz* ... ich bin älter geworden. Dieses Gefühl von Antrieb ist Vergangenheit. In meinem jetzigen Beruf sind sie an manchen Tagen sogar zur Last geworden. Weil ich den Eindruck habe, dass meine Kräfte mehr verbraucht werden, als dass sie neuen Antrieb bekommen. Gerne würde ich mal wieder, wie früher, das Gefühl haben, "wieder jung zu werden, wie ein Adler" (nach Psalm 103,5) -

Der Himmel ist heute morgen bewölkt. Es sind mehrfach weiße Wolken, die an manchen Stellen sogar einen kleinen Blick in den strahlend blauen Himmel dahinter zulassen. Fast so, als wenn man dort einen kleinen Blick in den Himmel erhaschen könnte.

Ich mag diese kleinen Botschaften des Himmels, die mir den Eindruck erwecken, ein winziges Stück weit über meinen Horizont hinaus zu blicken. Für mich sind es Liebesbezeugungen Gottes an mich, die zeigen, dass es eine "Welt" gibt, die ich unbegrenzt ist und auch all das beinhaltet, was ich durch meinte eigene Vergänglichkeit und Begrenzungen dachte,  verloren zu haben. -

Und dann gehen meine Gedanken zu meinen Zukunftsplänen. Ja, die habe ich auch noch. Trotz der ganzen Begrenztheit meines Körpers. Und manchmal sind diese auch noch angeknüpft an die Erfahrungen meiner Jugend. Da, wo die Begrenzung sehr weit weg zu sein schien. Da, wo ich meine Kraftreserven herausfordern konnte und diese dann manchmal scheinbar ins Unermessliche erweitert wurden.

Da ich nächstes Jahr im Sommer meine Rente beantragen kann, habe ich nun nach längeren Überlegungen  die Absicht, noch einmal umzuziehen . Und zwar in meinen Geburtsort, wo die meisten meiner Geschwister noch wohnen. Obwohl ich meinen momentanen Wohnort sehr mag und die Menschen hier sehr nett zu mir sind, empfinde ich hier immer ein Stück weit, dass ich eigentlich alleine bin. Und ja, ich weiß auch, dass es zum großen Teil an mir selbst liegt, wie weit ich mich in die Gemeinschaft einfüge oder nicht. Vielleicht messe ich auch vieles an früheren Zeiten, wo die Leichtigkeit des Lebens Vorrang zu haben schien und mein Antrieb auch so manche anderen Menschen mit in seinen Bann ziehen konnte. Wo man auch glaubensmäßig einfach die Gemeinschaft spüren konnte, wenn man jemanden traf, der ungefähr gleiche Glaubensziele hatte. Wenn Jesus der Dreh- und Angelpunkt war, um den man sich fand und miteinander verbunden war, auch wenn man sich eigentlich kaum kannte.

Und damit merkte ich, dass ich mit meinen Gedanken an der Quelle angekommen war. Der Dreh- und  Angelpunkt, der Menschen verbinden kann, so dass man spürt: wir haben etwas, das verbindet.  Nur kann man dieses Verbundensein nicht "machen". Sondern es entsteht aus der Ursprünglichkeit der Kraft aus der Quelle. Eine Quelle, die nie versiegt. Wie in Psalm 65,10 beschrieben steht: "Gottes Brünnlein hat Wasser die Fülle"  - Unbesiegbare Fülle - aus der Ursprünglichkeit eines kleinen Brunnens.

Wenn ich so zurückblicke auf viele Begegnungen und  Gemeinschaften, zu denen ich mich zugehörig gewusst habe, dann lag die Lebendigkeit dieser Gemeinschaften immer in dieser ungefärbten Ursprünglichkeit. Und sie endete oder versiegte immer dann, wenn man Dämme und Flussbetten baute, um das kostbare Nass dieser Quelle "einzufangen".

Weil wir Menschen so gerne alles kontrollieren möchten, um sich zu versichern, dass man auf dem richtigen Weg sei, bauen wir geglättete Wege, Flussbetten und Befestigungen. Wir wollen sicher sein, dass uns die Fluten nicht unkontrolliert überrollen und merken nicht, dass wir uns damit selbst gefangen nehmen lassen in diese Befestigungen. Die Ursprünglichkeit geht verloren. Das Wasser ist zwar noch sichtbar, aber es ist konserviert und eingegrenzt in Regeln, die wir selbst gemacht haben. Zwar nach den Erfahrungen aus der Ursprünglichkeit. Aber fast unbemerkt nur noch auf das Wasser konzentriert und damit losgelöst aus der eigentlichen Quelle.

Ich erinnerte mich heute mal wieder an einen "Hauskreis", den ich mit einer Freundin gründete und der sehr lange Bestand hatte. Wir hatten dort bewusst keine festen Grundregeln. Es sollte einfach ein Ort sein für Mütter mit Kindern (die dann teilweise auch dabei sein durften, wenn sie zu dem Zeitpunkt bei der Mutter waren) um Glaubenserfahrungen auszutauschen, einander zu unterstützen und stärken und miteinander zu beten - so wie es sich gerade ergibt, was "dran" war. - Manch eine "organisierte" Mutter fand diesen Kreis zu chaotisch und nicht wert, ihn unter der Kategorie "Hauskreise" zu führen. Was uns aber nicht gestört hatte. Denn genau dieses Losgelöstsein von den "Normen", die in unserem Umkreis aufgestellt wurden, gab uns die Freiheit, auch solche Glaubenden zuzulassen, welche nicht dieser Norm entsprachen. Es war eine tolle Zeit, mit sehr guten Erfahrungen. Erfahrungen, die deutlich unsere menschliche Begrenztheit zeigten und ebenso deutlich die - Unbegrenztheit der Quelle, an die wir angeschlossen sein wollten: bei Gott selbst. Der Kreis endete auch nur deshalb, weil wir alle nach und nach wieder ins Berufsleben zurück mussten und damit unsere Zeit zu sehr eingegrenzt war, um ihn auf diese Weise weiter zu führen.

Danach habe ich dieses Muster mehrmals selbst erlebt und auch beobachtet. Dass sich eine Gemeinschaft bildete, weil man aus der unermesslichen Quelle heraus lebte - mit allen zugehörigen Begrenzungen und damit auch den Chancen, Grenzen erweitern zu lassen von Gott selbst und "Kraft aus der Höhe" zu empfangen. Und dann, als Menschen sich "spezialisierten" auf bestimmte Muster, diese Gemeinschaften ihre Lebendigkeit verloren haben. -

Und so ist heute Morgen bei mir der Wunsch entstanden, wenn ich dann nächstes Jahr wieder in einen Ort umziehe, den ich zwar mal kannte, aber der mir inzwischen auch wieder fremd geworden ist,  nach dieser Quelle dort in dem Ort zu suchen. Und wenn ich sie gefunden habe, Menschen zu suchen, die auch aus der Quelle leben wollen - unbegrenzt. Vielleicht kann ich auch dann wieder in einer Gemeinschaft den Dreh- und Angelpunkt erkennen und ein Stück weit den blauen Himmel hinter den Wolken erkennen - der mir "Heimat" geben kann. Die Quelle, die unaufhörlich läuft - mal leise, mal lauter. Aber immer mit Kraft versehen.

Mir ist schon bewusst, dass auf diese Art zu leben und zu glauben nicht jedermanns Sache ist. Aber inzwischen weiß ich, dass ich mit diesem Wunsch nicht alleine bin. Und genau solche "Mitstreiter" suche ich. Alle, denen es zu chaotisch ist, dürfen gerne ihren eigenen Weg gehen. Ich halte es sogar für möglich, dass dort, wo alles in geordneten und organisierten Bahnen läuft, es manche Menschen sogar als "lebendig" und damit auch als "Heimat" empfinden können. Ich bin da anders. Und ich weiß, dass ich damit nicht alleine bin.

Irgendwie passt das ja auch zum heutigen Tag. Jesus hatte zu seinen Anhängern gesagt, dass er gehen müsse, damit sie die "Kraft aus der Höhe" erfahren könnten. Nicht nach menschlichen Mustern gestrickt, sondern angeschlossen an die Quelle, die von Gott selbst gespeist wird. Unbegrenzt und unversiegbar. Genau auf diese Weise versprach er, immer bei ihnen zu sein.
aus Matthäus 28,20 -  "Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende."