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Donnerstag, 16. Mai 2013

Vollkommenheit ist sichtbar an der Begrenztheit.


Es ist alles Stückwerk, was Menschen tun und sagen. Es ist gut, wenn man sich dessen immer wieder neu für sich selbst bewusst wird. Das haben wir Menschen alle gemeinsam. Darum kann sich eigentlich keiner rühmen, die Wahrheit wirklich erfasst zu haben. Die absolute Wahrheit liegt alleine in Gott.

Die Menschen denen Gott die Wahrheit zugänglich macht, sind sich bewußt, dass sie nur einen ganz kleinen Teil der ganzen Wahrheit begriffen haben, weil die ganze Wahrheit viel zu groß für sie ist.
Die Menschen, die das so wissen, sehen die Menschen, die ebenfalls ein Teil der Wahrheit verstehen, mit Wertschätzung an und sehen in dem Zusammenhalt verschiedener Glaubenden einen großen Teil, wie einen bunten Strauss ganz unterschiedlicher Farben.
Alle sind sich bewusst, dass sie nur ein Stück der Wahrheit erfassen können und das ist schon sehr viel.
Sie schauen sich gegenseitig in die Augen, nicht von oben herab und wissen, dass sie einander brauchen und sich gegenseitig stützen können, jeder mit dem Teil der Wahrheit, den er erfahren hat - ohne sich gegenseitig nieder zu machen mit der eigenen Erkenntnis die zur Wahrheit erhoben wird..
Die Wahrheit, die diese Menschen erfahren, ist getrieben von der Liebe und jedem ist bewusst, dass es Gnade ist, die sie diese Liebe in der Wahrheit erfahren lässt.


Ich glaube, dass sich gerade und hauptsächlich an der Begrenztheit der Menschen die Vollmacht Gottes besonders zeigt.

Es ist sehr menschlich, wenn wir glauben, dass wenn Gott sein vollkommenes Wort und seine vollkommenen Taten durch vergängliche Wesen oder Dinge zeigt, dann müssten diese Wesen und Dinge, die Werkzeug sind, auch vollkommen sein. So sprechen wir Dinge und Menschen "heilig", um zu signalisieren, dass dieser Bereich unantastbar sei.

Aber gerade da wird sichtbar, dass die Vergänglichkeit und die Grenzen der Menschen für Gott keine Grenzen sind. Gott benutzt geradezu vornehmlich begrenzte Werkzeuge, um seine Allmacht zu zeigen. Da, wo Worte fehlerhaft und unvollkommen ausgesprochen werden, kann Gott seine ganze Herrlichkeit und Größe gerade darin zeigen, dass vollkommen klar wird, dass das was ankommt im Herzen des Menschen und Wirkung zeigt, kein Ergebnis der begrenzten Worte sind, sondern durch sie die Allmacht Gottes hindurchscheint – gerade darum weil das Werkzeug aus sich heraus dieses nicht leisten kann.

Da wo wir Dinge vermurksen durch unsere Begrenztheit, und Wege zuschütten durch unsere Unvollkommenheit kann Gott etwas machen, was seine ganze Herrlichkeit zeigt.

Darum ist es bedeutungslos, wenn wir uns abstrampeln, um näher dran an die Vollkommenheit zu kommen – und dabei den Vollkommenen aus den Augen verlieren.
Gottes Herrlichkeit zeigt sich gerade darin, wo wir mit dem was wir haben losziehen in der engen Verbindung zu Gott und das Ergebnis von Gott allein erwarten, anstatt von oder an uns selbst.

Dazu ist mir ein Spruch im Laufe der Jahre sehr wertvoll geworden: „Gott ist so groß, dass ihm das Kleinste nicht zu klein ist“. Und ein Spruch, der bekannter ist: „Gott schreibt auf krummen Linien gerade“.

Ein Josef im AT hat nach einem langen leidvollen Weg, der im Guten endete, zu seinen Brüdern gesagt: „Ihr gedachtet es böse mit mir zu machen, aber Gott gedachte es gut zu machen ….“ (1.Mose 50,20)

Ich glaube, das ist ein Prinzip von Gott: das Unvollkommene einzusetzen um das Vollkommene sichtbar zu machen. Seine Herrlichkeit zeigt sich gerade dort, wo die Unvollkommenheit vorherrschend zu sein scheint.

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