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Freitag, 2. Mai 2014

Vogelgeschichten

Irgendwie habe ich den Eindruck, die Vögel in meiner Umgebung singen dieses Jahr lauter, fröhlicher und häufiger, als im letzten Jahr. Die Frau, welche mir manchmal beim Putzen in den Stoßzeiten geholfen hat, meinte dazu, dass die großen Vögel dieses Jahr weniger hier wären, welche die kleinen oft vertreiben. Die hätten wohl ein neues Reich gefunden.

Auf meinem Balkon habe ich ein Vogelhäuschen. Ich habe es ganz in eine Ecke gestellt, damit noch Platz für andere Sachen auf dem Balkon sind. Aber die Vögel kennen es jetzt schon. Und seit Kurzem kommen sie auch mehr zu mir, als im Winter. Ich nehme an, dass andere Vogelhausbesitzer in diesem Mehrfamilienhaus das Füttern im Sommer einstellen. Ich hatte aber mal gelesen, dass man auch im Sommer füttern sollte, da die Vögel nicht mehr ausreichend Nahrung finden. So genieße ich, wenn die kleinen Besucher auf meinem Balkon herumhüpfen und dort ihr Fressen suchen.

Seit ein paar Tagen kommt es nun  auch vor, dass zwischendurch mal ein großer Rabenvogel auf dem Geländer Platz nimmt. Diese großen Vögel sind in unserem Ort schon eher eine Plage. Weil sie überall rangehen, was nicht niet- und nagelfest ist. Sie reißen Gelbe Säcke auf und versuchen an Biomüll ranzukommen. Und wenn sie es schaffen, verursachen sie ein unschönes Chaos. Natürlich weiß ich, dass sie auch Futter brauchen zum Leben. Aber da ziehe ich doch die kleinen Vögel vor. Sie sind schwächer, niedlicher und brauchen eher Hilfe. Darum bin ich jetzt jedes Mal, sobald ich solch einen Raben sehe, sofort zum Balkon gelaufen und habe ihn verscheucht. Ich kann natürlich nicht immer auf der Matte stehen und schauen. Manchmal bin ich ja auch nicht zu Hause. Aber ich hoffe nicht, dass diese Raben meinen Balkon erobern.

Kürzlich, als ich den großen gerade mal wieder verscheucht habe, ließ ich meine Gedanken spielen. Ich stellte mir vor, der Rabe könne denken und handeln wie wir Menschen. Und ich wäre da eine übergeordnete Person, die Futter verteilt, und dieses ihm verweigere. Wenn er zu mir reden könnte, würde er vielleicht murren: "Wieso ziehst du die anderen Vögel vor? Nur weil ich nicht so niedlich und hübsch bin wie diese, werde ich weggejagt und muss mein Futter mühsam selbst suchen". Ich würde dann zu ihm sagen: "Du hast die Kraft und Größe, dass du dich allein versorgen kannst. Es gibt in den bewohnten Gegenden genug Abfall der Menschen, von denen du leben kannst. Wenn ich dich auch durchfüttern würde, wie die kleinen, würdest du nur fett und träge und letztendlich würde dir die Freude am Leben fehlen und du würdest vielleicht daran untergehen".

Ist es nicht bei uns Menschen oft so, dass wir uns immer vergleichen mit anderen Menschen? Und ganz unabhängig, wie die Lebensumstände und die Ressourcen der Einzelnen sind, fangen wir oft an zu murren, wenn wir meinen, jemand hätte von irgendetwas, das wir auch glauben zu brauchen, und nicht bekommen.  Dass wir dann aber vielleicht aber Gaben haben, die der andere nicht hat, der reicher zu sein scheint, als wir,  das sehen wir oft schon garnicht mehr, im Vergleich an dem, was der andere scheinbar an Mehr hat.  Wir werden dann oft unzufrieden mit dem, was wir haben und verlieren Lebensfreude. Weil wir uns vergleichen mit anderen, die ganz andere Voraussetzungen haben als wir.

Der Rabe ist mir darum ein gutes Bild dafür, wie es wäre, wenn ich nur noch im Vergleich mit anderen meine Gaben beurteile. Auch mit den Anforderungen an das Leben kann man nicht vergleichen. Ebenso wenig mit Glaubensdingen. Denn jeder hat seine eigenen Erfahrungen und damit das ganz persönliche Vorgaben, um zu leben. Leben bedeutet, im Heute zu leben mit den Gaben, die ich habe. Wenn man diese erst einmal anschaut, ohne auf die Gaben des Nächsten zu schielen, kann man oft erkennen, dass die eigenen "Güter" zum Leben sehr reichhaltig sind und sich meistens auch vermehren, indem man sie aktiv gebraucht.


2 Kommentare:

  1. liebe Ehra, dein eintrag hier war sehr interessant und hat zum nachdenken angeregt. wenn mein mann manchesmal mault weil er dieses oder jenes nicht hat bzw. haben kann, dann sage ich ihm immer schau was du alles hast das andere nicht haben. sei dankbar fuer das das du hast, wenn es von einem tag auf den anderen weg waere, dann wuesstest du erst mal was du gehabt hast. man sollte fuer alles dankbar sein und sich nie mit anderen vergleichen.

    ich fuettere die voegel auch das ganze jahr ueber. ich finde deine gedanken zum thema voegel richtig toll, so wie du dem raben das klar gemacht haettest wenn er denken koennte....
    ein sehr schoener eintrag von dir.

    lg
    Sammy

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    1. Liebe Sammy, danke für deinen Besuch bei mir im Blog und dein Feedback dazu.
      Der Rabe hat nun doch mal über Nacht zugeschlagen. Ich hatte unvorsichtigerweise einen offenen Beutel mit Bioabfall auf den Balkon gestellt. Den hat er auseinandergenommen. Aber ich glaube, da hat er nicht viel gefunden, weil ich den Bioabfall gestern noch im Mülleimer entsorgt hatte. Nun versuche ich, alles mit Decken zu tarnen, was interessant für ihn wäre. Vorhin habe ich ihn wieder einmal verjagt. Ich hoffe mal, er merkt es irgendwann, dass er hier nicht willkommen ist.

      So sende ich dir auch liebe Grüße über den Teich ☺

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