Am Sonntag sah ich sie direkt vor der Kirche ...
...und habe über sie nachgedacht.
Die Schnecke hat alles, was sie besitzt bei sich.
Ihr Haus trägt sie selbstverständlich überall hin und kann es somit auch überall gebrauchen, als Schutz, als Ruheort.
Es siehst vielleicht so aus, als wenn sie mit ihrem Haus eine schwere Last tragen muss.
Anderseits ist die Behausung unscheinbar. Keine besonderen Einrichtungsgegenstände befinden sich darin. Nichts, was das eigene Haus hervorhebt, wenn man sich mit anderen vergleicht.
Die Schnecke trägt ihre Last, als sei sie keine und sie schätzt ihr Haus, als wenn es das beste auf der Erde sei.
Die Schnecke ist bei uns ein Sinnbild von Langsamkeit.
Und trotzdem kriecht sie unermüdlich von einem Ort zum anderen.
Sie nutzt die Kraft, welche sie hat. Mehr braucht sie offenbar nicht.
Mir fällt dazu eine Geschichte ein, die ich vor langer Zeit mal irgendwo gelesen habe. Ich gebe sie mal aus meiner Erinnerung weiter:
Die Schnecke ist auf dem Weg über eine breite Straße.
Sie kriecht unermüdlich vorwärts ...
... Lkw's, Pkw's, Krafträder rollen über diese Straße.
Die Schnecke kriecht weiter ...
20 Pkw's, 12 Lkw's in einer Stunde ...
...die Schnecke kriecht und kriecht vorwärts, den Blick nach vorne gerichtet.
2 Krafträder brausen vorbei, mindestens 20 weitere Pkw's fahren vorbei ...
... die Schnecke kriecht und kriecht .... den Blick nach vorne.
Am Bordstein auf der anderen Seite kriecht sie aufwärts ... und weiter ...
Am Bordstein auf der anderen Seite kriecht sie aufwärts ... und weiter ...
Fußgänger, Kinderwagen, Kinder laufen in die andere Richtung, an der Schnecke vorbei.
Ein kleines Kind betrachtet die Schnecke und läuft dann weiter ...
.... die Schnecke kriecht und kriecht ....
...bis sie an den feuchten Boden kommt, der Nahrung und Lebensraum hat.
Für diesen Moment ist die Schnecke am Ziel.
Irgendwann wird sie weiter kriechen. Über Steine über Steigungen und mit dem Risiko des Lebens.
Immer nur Millimeter um Millimeter, zum Ziel, das vor ihr liegt.
Sie ist zufrieden mit dem was sie hat und nutzt das, was in ihrem Weg liegt.
Und kommt an ...
Heute sah ich wieder solch eine Schnecke in einer Mauerritze, über Kopf und sehr aktiv.
Sie nutzt alles, was sie hat für alles, was sie kann.
Und kommt zum Ziel ... ihres Lebens.
So ist sie ein Vorbild für mich, da wo ich denke, ich brauche mehr, als ich habe. Oder da, wo ich stöhne über meine Lasten des Lebens, sie wären zu schwer.
Da, wo ich langsamer vorankomme, als ich es mir wünsche.
Es kommt auf das Ziel an - welches erreicht wird, indem ich das nutze, was ich habe und das tue, was ich kann. Und mich über die Dinge freue, die meinen Weg kreuzen.
So sah ich auch heute auf meinem Weg noch ein kleines fast unscheinbares Geschöpf:
Seine rote Farbe hat mich aufmerksam gemacht und ich konnte sein Kleid bewundern.
Dazu fiel mir ein Postkartenspruch ein, den ich auch vor langer zeit mal irgendwo gelesen hatte und von da an in meinem Gedächtnis bewahrt habe:
"Gott ist so groß, dass ihm das Kleinste nicht zu klein ist"
Und zum guten Schluss fand ich noch eine Erdbeerpflanze in einer Mauerritze
Ein Pflänzchen, dass an einem steinigen Ort entstanden ist und diesen Platz nutzt, als wäre es der beste Platz auf der Welt. Weil es SEIN Platz ist.
Liebe Ehrentraut
AntwortenLöschenHat mir Freude gemacht zu lesen - Deine grossen Kleinigkeiten.
Herzlichen Dank und lieben Gruss von Maria
Liebe Maria,
LöschenSchön, dass du meinen Blog besuchst und danke für deinen Kommentar.
Liebe Grüsse auch Dir!