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Samstag, 25. Februar 2023

Erinnerungen 014 - Eheende, Umzug BaWü

 Nach zwanzig Jahren Ehe, mit dauerndem Auf und Ab der Aggressionen, habe ich dann unsere Trennung beschlossen und die Scheidung beantragt. Bis zum Zeitpunkt der rechtskräftigen Scheidung waren wir dreiundzwanzig Jahre verheiratet.


Zunächst bin ich drin geblieben, weil ich nicht wusste, wie es danach weitergehen könnte…. als alleinerziehende Mutter. Als meine Kinder älter wurden, fragte ich sie in solchen Fällen, wenn wieder einmal Ausraster eskaliert sind, wo sie wohnen wollten, wenn ich ausziehen würde. Eine längere Zeit sagten zumindest die Jungs, dass sie gerne da wohnen bleiben würden. Darum blieb ich dann auch erst einmal da. Zwischendurch, als ich mal wieder mit Trennungsgedanken spielte, bekam ich einen Hinweis, den ich als Botschaft von Gott verstand, dass es noch nicht so weit wäre … ich also noch aushalten solle. Und dann, als unser Jüngster dreizehn Jahre alt war, schien es mir, dass jetzt der Moment sei, dass ich gehen könne. Dazu gehörte auch wieder ein Gespräch mit meinen Kindern, wobei meine Tochter sagte: „dann tue es doch endlich auch mal“.


Es war für mich eine abenteuerliche Zeit, in der ich manchmal dachte, die Anforderungen wachsen mir über den Kopf. Aber gerade in diesen Zeiten habe ich so stark Gottes Unterstützung gespürt, wie nie zuvor. Tausend kleine und größere Zeichen und für mich auch Wunder könnte ich aus dieser Zeit erzählen. Vielleicht erzähle ich darüber später auch noch hier, aber erst einmal weiter mit dem groben Überblick. Jedenfalls war es, kurz nach der offiziellen Scheidung, dann plötzlich so weit, dass ich mich entschied, jetzt meinen Traum, wieder einmal in den Schwarzwald umzuziehen, umzusetzen. Ich beschloss, nach einem Angebot von Internetbekanntschaft mit einem Ehepaar, eine Zeitlang bei ihnen zu Gast zu sein – in der Nähe von Ulm – um eine Wohnung und vielleicht sogar einen Job zu suchen und finden.


Kurz davor traf in in der Freien Ev. Gemeinde (FEG), bei der ich noch Mitglied war und wo ich gerade einen „ein-Euro-Job“ machte, beim „Kirchenkaffee“ auf eine junge Frau, die vorher auch im Schwarzwald gewohnt hat. Während ich an dem Stehtisch einigen Leuten erzählte, dass ich demnächst mal meine Fühler in Richtung Schwarzwald ausstrecken wollte, sprach mich diese Frau an. Sie sagte, sie hätte noch immer Kontakt zu ihrer früheren Vermieterin dort. Und soviel ihr bekannt wäre, sein die Wohnung, welche sie dort bewohnt hatte, immer noch frei. Sie bot mir an, dort mal nachzufragen, ob ich vielleicht diese Wohnung bekommen könne. Und so passierte es, dass ich diese Wohnung schon klar machen konnte, bevor ich überhaupt dort gesucht hatte. Es war eine kleine Dachgeschosswohnung, etwa 40 qm groß, mit einer Küche, einem Wohnzimmer, einem Schlafzimmer und einen Abstellraum. Alle Räume hatten ein Fenster nach draußen. Die Wohnung war in Schömberg bei Neuenbürg, auf ca. 800 m Höhe, direkt neben dem Wald.


Meine Tochter wohnte zu dem Zeitpunkt nicht mehr zu Hause. Sie hatte eine schulische Ausbildung in Schleswig begonnen. Meine Söhne wollten weiter in dem Haus wohnen, das ihrem Vater gehörte. Und nach einer Erfahrung, wo ich den jüngeren Sohn davon abhalten wollte, mit seinem Bruder und einigen Cousin‘s auf dem Jahrmarkt Alkohol zu konsumieren – die dann von der „Clique“ vereitelt wurde, indem sie ihn zurückhielten und versprachen auf ihn aufzupassen, hatte ich den Eindruck, dass ich ohnehin keinen Einfluss mehr auf sie hatte. Und so zog ich zunächst alleine in den Schwarzwald um. War sicher nicht die beste Entscheidung meines Lebens. Aber auch hier hat Gott Gutes daraus entstehen lassen.


Sechs Wochen, nachdem ich im Schwarzwald wohnte, waren meine beiden Söhne gezwungen, zu mir umzuziehen. Weil der Vater sich nicht um sie kümmerte und seine Konten gesperrt waren, weil er die drei Jahre nach der Trennung keine Steuerklärung mehr gemacht hatte … und beide Söhne keinen Job hatten. Sie hatten geplant, sich beim Arbeitsamt zu melden, um HartzIV zu bekommen. Aber kurz zuvor wurde ein neues Gesetz gültig, wobei Kinder, wenn sie kein eigenes Einkommen haben, bis zum 27. Lebensjahr bei ihren Eltern leben mussten – zumindest von ihnen unterstützt würden. Nun war es von Vorteil, dass in meiner kleinen Wohnung tatsächlich für jeden von uns ein Zimmer vohanden war. Die Vermieterin hatte nichts dagegen, dass meine Söhne dazu ziehen. 

Meine Tochter kam dann ein Jahr später auch in den Schwarzwald, weil wir ihr zu weit weg wohnten und sie gerne einen anderen Job haben wollte. Sie zog dann in einen Nachbarort, der 10 km von unserem entfernt war… und so waren wir als (fast vollständige) Familie wieder vereint.

Einer meiner Söhne sagte nach dieser Zeit, dass er dies mehr als Familie empfunden habe, als die Zeit zuvor.


Donnerstag, 23. Februar 2023

Erinnerungen 013 - Kinder

 

16 Monate nach der Geburt meines ersten Kindes wurde unser zweites Kind geboren – ein Sohn. Dieses Baby war total pflegeleicht – im Gegensatz zu dem ersten. Ich wusste jetzt, wie es geht und war nicht mehr unsicher, ob er denn genug zu essen bekam. Ihn habe ich voll gestillt bis er ein viertel Jahr alt war. Wenn er weinte, kam er an die Quelle. Auch nachts lag er einfach neben mir und wenn er unruhig wurde, kam er an die Brust … wir schliefen beide wieder ein. Und wenn er wieder aufwachte, wurde einfach die Seite gewechselt und weitergeschlafen. Bald fand ich dann auch heraus, dass ich ihn auch unterwegs stillen konnte, wenn ich ihn in einer Bauchtrage trug. Ich hatte immer weite lange Oberteile an, so dass ich nun ganz entspannt auch längere Zeit mit ihm unterwegs sein konnte. Wenn er unruhig wurde, kam er an die Milchquelle, verdeckt von der Jacke, die ich trug – und das war alles, was er brauchte. Später bekam er natürlich noch richtiges Essen dazu. Aber er durfte immer, wenn er wollte, bis er anderthalb Jahre alt war, an der Brust trinken. Bessere Beruhigung gab es nicht. Als ich ihn dann entwöhnen wollte, konnte er sich schlecht davon trennen. Aber irgendwann hat es geklappt … mit Geduld und ein bisschen List.

Einmal, als er zwei Jahre alt war, hatte er starken Durchfall und Erbrechen. Er behielt nichts bei sich und wurde einen Tag nach Beginn immer schwächer, fast schon apathisch. Ich rief die Kinderärztin an, die uns aufforderte, sofort zu ihr zu kommen. Das waren die Zeiten, wo ich froh war, dass mein Mann ein Auto hatte und uns hinfahren konnte. Die Ärztin stellte fest, dass mein Sohn schon dehydriert war und bestellte einen Krankenwagen, der uns mit Blaulicht in das Krankenhaus im Nachbarort fuhr. ER war dann 10 Tage dort … ich blieb die ganze Zeit bei ihm und war froh, dass er hier gut versorgt wurde.


Kurz vor seinem vierten Geburtstag passierte es, dass er plötzlich schwach und hinfällig wurde. Da es schon in der Familie Fälle von Diabetes im Kindesalter gab, machten wir einen Test, den wir aus der Apotheke holten. Der zeigte dann an, dass es hier wohl tatsächlich auch um Diabetes ging. Den Test machten wir am späten Nachmittag. Darum dachte ich dann, dass wir am nächsten Morgen zur Ärztin gehen sollten. Aber mein Mann erzählte es seiner Schwester, die auch ein Kind mit Diabetes hat. Diese erzählte es der Ärztin, weil sie gerade ohnehin mit ihr telefonieren musste. Diese gab dann Anweisung, sofort zu ihr zu kommen. … und kamen so noch am späten Abend in die Arztpraxis. Und wieder war der Test bei der Ärztin an der Grenze, so dass sie uns aufforderte, mit ihm sofort ins Krankenhaus zu fahren. Zuvor brachten wir unsere Tochter zur Schwägerin, und fuhren dann ins Krankenhaus … wo wir (mein Sohn und ich) dann zwei Wochen blieben, damit ich die Spritztechniken lerne und anwenden konnte.


Zu diesem Zeitpunkt war ich erneut schwanger – im vierten Monat. Fünf Monate später kam dann unser drittes Kind auf die Welt – unser zweiter Sohn.

Dieses Kind wurde dann von Anfang an in die Familie integriert. Er wurde auch gestillt. Bekam aber auch ab und zu Flaschennahrung gefüttert. So war er und ich nicht mehr so abhängig voneinander. Die Art zu stillen habe ich aber genauso gehandhabt, wie bei dem vorigen Kind. Wenn wir miteinander unterwegs waren, kam er in die Bauchtrage und konnte trinken, wenn ihm danach war. So auch Nachts, wenn er neben mir im Bett war. Wir hatten eine längere Zeit ein riesiges Familienbett (mit Anbau), in dem letztendlich oft die ganze Familie miteinander übernachtet hat. Auch wenn so etwas oft verurteilt wird von anderen Müttern, mit unendlichen düsteren Vorhersagen, habe ich den Eindruck gewonnen, dass diese Art, miteinander als Familie zu leben, den Kindern gut getan hat…. oder ihnen wenigstens nicht geschadet hat.

Die beiden Brüder hingen, von Anfang an, sehr aneinander. Schon als Baby himmelte der Kleine den Großen an, wenn dieser redete. Das hat sich durch die ganzen Phasen ihres bisherigen Lebens nicht geändert. Sie wohnen wieder zusammen. Jeder hat seinen eigenen Beruf und eigene Freizeitaktivitäten. Aber sie machen auch vieles gemeinsam. 

Meine Kinder verstehe ich als das Beste, was mir geschehen konnte in meinem Leben,. Und ich bin dankbar, dass alle Drei erwachsen wurden und jeder seinen eigenen Weg gefunden hat. 


Dienstag, 21. Februar 2023

Erinnerungen 012 - Anfang Ehe bis Geburt des 1. Kindes

 Am Anfang meiner Zeit in diesem neuen Ort fühlte ich mich oft alleine. Vieles hatte sich, quasi über Nacht, geändert. Meine Freunde und meine Verwandtschaft wohnten weit weg. Und die Gruppe für junge Erwachsene war von da an auch tabu – denn jetzt waren wir ein Ehepaar. Es gab eine ganze Menge Verwandtschaft meines Mannes dort. Davon kamen einige auch am Anfang mal rein um zu schauen, wie wir denn so wohnten. In der Gemeinde kam es mir so vor, je größer die Gemeinschaft gerade war, desto mehr alleine war ich. Ich erinnere mich noch an einen Sonntag, wo nach dem Gottesdienst noch ein Treffen aller Gemeindemitglieder in einem Raum war. Ich stand mit einer Kaffeetasse in der Hand, mitten drin im Gedränge. Links und rechts redeten die Leute miteinander … und ich stand mittendrin alleine da. Man sagte mir hinterher, dass ich einfach die Leute ansprechen müsste, wenn ich beachtet werden will. Das war aber nicht so mein Ding … zumindest damals noch nicht.


Nach etwa einem Jahr, als wir beide gerade auf einem Wochenend-Trip in Braunschweig waren, machte ich meinen ersten Schwangerschaftstest … der war positiv. In dem Moment änderte sich alles für mich. Ich träumte von der Zeit, wann das Baby da ist, und das war schön.


Partnerschaftsmäßig war es oft weniger schön. Meine rosa Brille ist ziemlich schnell verloren gegangen. Höhepunkt war ein Morgen, wo ich mit meiner Schwägerin telefonierte, und darüber aufgeklärt wurde, dass mein Mann mir über ganz viele wichtige Einzelheiten seines Lebens einfach Dinge vorgelogen hatte. Schon zuvor hatte ich erkannt, dass er es mit der Wahrheit nicht so genau nahm. Aber an dem Morgen stürzte mein gesamtes Kartenhaus zusammen. Ich habe mich echt gefragt, wen ich da geheiratet habe. Und natürlich kamen auch Gedanken über Trennung bei mir auf. Aber ich dachte, ich müsse da jetzt durch, weil man sich als Christ nicht scheiden lassen darf. Und außerdem wusste ich nicht wirklich, was ich denn machen sollte, wenn ich wieder alleine wäre. Ich müsste wieder etwas ganz Neues anfangen. Bei christlichen Missionsgesellschaften würde ich als Geschiedene sicher auch nicht mehr angestellt. Also – alles, was ich zuvor gehabt habe, habe ich mit der Eheschließung aufgegeben.


Also blieb ich dabei. Stellte ihn zwar zur Rede. Aber inzwischen hatte ich ohnehin schon die Erfahrung gemacht, dass ich mit ihm nicht wirklich reden konnte. Entweder redeten wir aneinander vorbei. Oder er nahm ein Stichwort auf, und gab damit dem Gespräch eine ganz andere Richtung. Ich habe sehr sehr lange gebraucht, bis ich in Etwa herausgefunden hatte, wie es dazu kam, dass am Ende ich immer die Böse war, die etwas von ihm fordert … obwohl es meistens umgekehrt war. Außerdem konnte er ganz unauffällig von null auf hundert ausrasten – ohne dass ich merkte, wie es dazu gekommen war.


Eine sehr eindrückliche Erinnerung gilt einem ganz normalen Abend. Er saß im Wohnzimmer vor dem Fernseher, und ich war in der Küche und räumte alles wieder auf, nach dem Abendessen. Ich hatte dazu eine CD in den Player eingelegt, mit christlichen Liedern. Zwischendurch ging ich dann mal zu ihm ins Wohnzimmer, weil ich etwas fragen oder sagen wollte … und ganz unerwartet kam sofort ein aggressiver Ausraster von ihm. Er brüllte mal wieder los, ohne dass ich wusste, warum. 

Weinend ging ich dann wieder in die Küche und betete: Herr, ich weiß nicht, wie lange ich das noch so aushalte. Hilf mir doch bitte und zeige mir, was ich tun soll.


In der Küche hörte ich dann, dass der CD_Player gerade ein neues Lied abspielte.
Der Text (von Peter Strauch) lautete: (1.Strophe)

„Ich lasse dich nicht fallen, ich verlasse dich nicht,
sei mutig, sei mutig und stark.
Bläst dir der Wind entgegen, und schlägt dir ins Gesicht,
sei mutig, sei mutig und stark.
Der Gott der dich geschaffen hat und dir das Leben gab 
der kennt dich gut und gibt dir Mut, an jedem neuen Tag.
Er fängt dich auf, wenn du versagst, du fällst in seine Hand.
Sei mutig, sei mutig und stark.“


Wie eine Verdurstende, hörte ich mir die weiteren Strophen des Liedes andächtig an, meine Tränen liefen nur so …. und ich fühlte mich plötzlich eingehüllt und umarmt…. Und gestärkt.


Ich war 33 Jahre alt, als mein erstes Kind, eine Tochter geboren wurde – und fühlte mich reich beschenkt.

An die erste halbe Stunde nach der Geburt erinnere ich mich noch sehr gut. Man hatte mir meine Tochter in die Arme gelegt und mich für eine Weile alleine mit ihr gelassen, weil es noch irgendwo anders einen Notfall gab. Ich schaute staunend auf das winzige Lebewesen in meinem Arm. Sie hatte die Augen auf, war ganz still, und schaute mich ganz lange einfach nur an. So als wenn sie genauso staunen würde wie ich.


Als meine Tochter drei Monate alt war, brauchte sie eine kleine OP, welche in einer Kinderklinik in Hamburg durchgeführt werden sollte. Dafür sollte sie ungefähr drei Tage dort bleiben. Wir fuhren mit dem Auto dorthin und natürlich blieb ich bei ihr. Am nächsten Tag wurde sie dann zur OP abgeholt, und ich gönnte mir erst einmal ein Frühstück. Danach ging ich wieder zur Station, aber sie war noch nicht fertig. Und mir wurde gesagt, ich könne noch ein bisschen spazieren gehen. 

Als ich dann wieder zur Station kam, war sie immer noch nicht da. Und das schien auch nicht so normal zu sein, wie ich der Reaktion der Krankenschwester entnahm. 

Ich fing an, mir Sorgen zu machen. Ging nochmal raus und betete ununterbrochen: „Bitte Herr, erhalte mir mein Kind … nimm es mir bitte nicht wieder weg“. Die OP sollte eigentlich nur eine viertel Stunde dauern, und danach noch einige Zeit im Aufwachraum. 

Es dauerte etwa zwei Stunden, bis sich endlich der Arzt meldete. Die Krankenschwester kam mit ihm zu mir und sagte zu dem Arzt: „das können sie der Mutter jetzt mal selbst sagen“. Er erklärte dann, dass die OP ganz normal gelaufen war, aber meine Tochter nicht mehr selbstständig geatmet hat danach. Sie mussten sie eine längere Zeit beatmen, bis alles wieder in Ordnung war. Aber jetzt sei alles wieder okay. Wahrscheinlich wäre sie gegen das Narkosemittel allergisch. 

Das war eine riesige Erleichterung, als ich meine Tochter endlich wieder in die Arme nehmen konnte.


Sonntag, 19. Februar 2023

Erinnerungen 011 - Beginn der Ehe

 

Mein neuer Briefkontakt wohnte im Hamburger Umland...also etwa 500 km entfernt von meinem Wohnort. Da er ein Auto hatte, kam er erst einmal ein Wochenende zu mir. Es schien so, dass wir uns verstehen, darum kam er noch ein paarmal zu mir, und wir beschlossen, es miteinander zu versuchen…

Als ich zwischendurch mal den Eindruck hatte, dass er es mit dem Glauben nicht so genau nahm, wollte ich mich von ihm wieder trennen. Dann rief aber seine Schwester bei mir an (ich kannte sie bis dahin noch nicht) und sagte, dass er weinend zu ihr gekommen wäre, um ihr von der Trennung zu erzählen. Nach einem Gespräch mit ihr, über eine halbe Stunde, beschloss ich dann aber, uns noch eine Chance zu geben.


Zunächst schien es, dass er nicht wollte, dass ich ihn besuche. Als wir uns dann aber an meinem 30. Geburtstag verloben wollten, feierten wir die Verlobung erst mit meiner Familie in NRW, und dann fuhren wir zu seiner Familie, um mich auch dort vorzustellen.


Von da an trafen wir uns in einem Rhythmus von zwei Wochen, immer an den Wochenenden. Ein Wochenende kam er zu mir, das nächste fuhr ich (mit dem Zug) zu ihm. Zwischendurch schrieben wir Briefe und telefonierten miteinander. Neun Monate später heirateten wir dann in meiner Heimatgemeinde in NRW.


Bei meinen Besuchen bei ihm merkte ich, dass das Verhältnis von Sohn und Mutter nicht besonders gut war. Sie schrien sich manchmal an, dass es mir Angst und bange wurde. Ich sagte ihm deshalb, dass ich auf keinen Fall bei ihr einziehen würde. Er wohnte bis dahin im Obergeschoss des Hauses, und zunächst war angedacht, dass wir erst einmal zusammen dort einziehen würden.

Fast hätte ich dann aber, etwa einen Monat vor der Hochzeit, doch wieder Schluss gemacht. Als er mir dann erzählte, dass er mit seiner Schwester und mit der Mutter Möbel eingekauft hätten für die ganze Wohnung, in einem anderen Haus, das der Familie gehörte, in die wir beziehen wollten. Eigentlich hatten wir vorher abgemacht, dass wir einfach klein anfangen … und uns unsere Möbel dann nach und nach anschaffen. Natürlich war ich enttäuscht, dass ich jetzt vor vollendete Tatsachen gestellt wurde. Klar, wir bekamen die Möbel von der Mutter geschenkt. Aber ich hätte schon auch gerne mit entschieden, womit unsere gemeinsame Wohnung möbliert wird. Aber da die Hochzeit schon fest gelegt war und auch die Einladungen schon raus waren, habe ich mich einfach den Gegebenheiten gefügt.


Für unsere „Hochzeitsreise“ hatte ich mein Konto für „vermögenswirksame Leistungen“ aufgelöst. Mit dem Geld konnten wir dann zwei Wochen in den Schwarzwald (Bad Säckingen) fahren. Dort haben wir dann einige Städte besucht – auch den alten Erinnerungsort: Lörrach.


Weil in dem Wohnhaus, das damals noch meiner Schwiegermutter gehörte, noch etwas gearbeitet werden musste, wohnten wir dann noch zwei Wochen im Gästezimmer bei meiner Schwiegermutter. … bis wir dann offiziell in unsere Wohnung einzogen und von nun an dort wohnten...



Freitag, 17. Februar 2023

Erinnerungen 010 - EBM

 
Bevor ich nach Bad Homburg umgezogen bin, musste ich erst einmal eine kleine Wohnung dort finden. Mein neuer Arbeitgeber schlug vor, dass ich auf seine Kosten erst einmal in eine Pension ziehe, bis ich etwas Passendes gefunden habe. In der Pension war ich nur ein paar Tage. Ein Mitarbeiter hat eine Anzeige in der Zeitung geschaltet. Es kam ein Angebot von einem Zimmer im zweiten Stock, möbliert und mit Waschbecken. Toilette wäre in der Nachbarwohnung. Das war mein erstes eigenes Reich ohne Mitbewohner.



Zunächst war das Büro im Stadtzentrum. Aber ein halbes Jahr später zogen wir um, in ein ganz neues Bürohaus, am anderen Ende der Stadt. Von meiner Wohnung konnte ich mit dem Bus fahren, der etwa 300 m weiter abfuhr und ca. 500 m vom Büro entfernt Endstation hatte. Der Bus fuhr aber relativ lange, erst durch die Stadt. Darum bin ich manchmal auch den ganzen Weg zu Fuß gelaufen, wofür ich fast eine Stunde brauchte. Damals machte es mir nichts aus, weit zu laufen. Das war ich von zu Hause gewohnt, da wir kein Auto in der Familie hatten.


Etwa ein halbes Jahr später zog eine meiner jüngeren Schwestern auch nach Bad Homburg, weil sie eine Ausbildung in dem Krankenhaus begonnen hat, das direkt gegenüber von meiner Wohnung lag. Dort wohnte sie im Schwesternwohnheim und kam mich öfter auch besuchen. Das war zwar nicht immer einfach, weil sie schwierig war und oft auch aggressiv agiert und reagiert hat. Aber es war eben Familie, und ich war nicht wirklich alleine mehr dort.


In dem Zimmer habe ich fast zwei Jahre gewohnt. Dann bin ich umgezogen in eine kleine Dachgeschoss-Wohnung eines Hauses, in dem noch ein Stock tiefer Studenten wohnten. Die Wohnung lag auch wieder an einem ganz anderen Ende der Stadt – von der vorigen Wohnung aus gesehen, aber auch vom Büro aus. Zwischen dem Büro und der neuen Wohnung lag ein Wald, durch den ein Weg direkt zum Büro führte. Mit dem Fahrrad war ich dann nur eine halbe Stunde unterwegs. Mit dem Bus brauchte ich länger. Darum bin ich öfter mit dem Fahrrad gefahren. Dann kam ich zwar meistens verschwitzt im Büro an. Aber das hat mich nicht gestört.


Meine Schwester hatte inzwischen ihre Ausbildung wieder abgebrochen und hatte geheiratet und wohnte mit ihrem Mann in Frankfurt. Aber etwa ein halbes Jahr, nachdem ich in meine neue Wohnung gezogen war, zog die jüngste Schwester mit zu mir in diese Wohnung. Sie hatte ihre Ausbildung – auch als Krankenschwester – in Düsseldorf unterbrochen … und konnte diese nun in Frankfurt fortsetzen. Weil sie erst kurz zuvor einen Führerschein gemacht hat, und ein Auto besaß, konnten wir damit auch öfter mal zusammen irgendwo hin fahren. So hatten wir beide etwas davon… sie konnte bei mir wohnen und ich konnte mit ihrem Auto mitfahren wo ich ohne Auto nicht so leicht hin käme.


Die neue Wohnung war auch nahe bei einer U-Bahn-Station, in Richtung Frankfurt. Bei einer Fahrt nach Frankfurt hatte ich dann entdeckt, dass auf der Strecke eine Haltestelle war, die sich direkt gegenüber einer Baptistengemeinde befand – in Frankfurt-Eschersheim. Ich beschloss, einfach mal dort reinzuschauen - und es gefiel mir auf Anhieb … viel besser, als die Gemeinde in Bad Homburg. So hatte ich dann ohnehin schon die Gemeinde gewechselt, und meine Schwester ist mit mir dorthin gekommen. Und weil sie eben ein Auto hatte, konnten wir auch die Jugend– und Jungen-Erwachsenen-Gruppe in Ffm-Höchst besuchen. Die beiden Gemeinden gehörten irgendwie zusammen.


Nicht viel später meldete dann unser Vermieter Eigenbedarf an, und wir mussten eine neue Wohnung suchen. Die fanden wir dann in Oberursel. Die Straße, in der wir wohnten, hieß: „Im Rosengärtchen“. Nicht weit davon war eine riesige amerikanische Militäranlage. Und nur ein paar hundert Meter in die andere Richtung lag ein unendlicher Wald .. der Taunus.


Ich hatte Glück – auch hier gab es, einen fünf Minuten Fußweg entfernt von der Wohnung, eine U-Bahn-Station. Damit konnte ich zum Bahnhof fahren, von dort aus nach Bad Homburg zum Bahnhof und dann mit dem Bus ins Büro…. ein Arbeitsweg von etwa einer Stunde. Alternativ konnte ich aber auch mit der Bahn eine Station weiterfahren, und eine halbe Stunde durch die Felder zum Büro laufen. Die Zeit war die gleiche. Ich habe öfter den Weg durch die Felder genommen, weil er mir besser gefiel, als die ganze Zeit im Bus oder Bahn zu sitzen.


Meine Schwester, die mit mir zusammenwohnte hat ab und zu angemerkt, dass sie nicht immer mit mir zusammen wohnen wolle. Im Blick auf das Ende ihrer Ausbildung kam die Frage auf, wie es danach weiter gehen sollte. Das hieße, dass ich vielleicht in absehbarer Zeit wieder alleine wäre.
Außerdem dachte ich daran, dass ich nun bald dreißig Jahre alt werde, und immer noch Single war. Zwischendurch hatte ich ab und zu schon mal auf Anzeigen in einem christlichen Magazin „Neues Leben“ geantwortet, unter der Rubrik: „Briefkontakte“. Aber irgendwie kam es nie zu viel mehr, als Briefe schreiben.
In einer Bibelstunde kam dann mal das Thema zu der Geschichte von Jakob, dessen Diener ihm seine Frau „Rebekka“ suchte. Jemand sagte: es ist egal, auf welche Weise man den Partner sucht. Wichtig ist nur, dass man ihn mit Gott zusammen sucht, nach seinem Willen fragt (so ähnlich). Und dann beschloss ich, einfach mal selbst eine Anzeige aufzugeben, so als letzten Versuch auf diese Weise. Ich bekam 21 Antworten darauf.


Manche Antworten habe ich gleich aussortiert. Aber ein paar habe ich dann doch auch beantwortet. Einer davon meldete sich am schnellsten. Seine Briefe klangen ganz gut, und ich schrieb ihm zurück – schickte ein Foto von mir und er schickte ein Foto von sich. Später kamen dann noch ein paar andere Antworten von Männern, die auch ganz passabel klangen, so dass ich zurück schrieb. Aber dann wurde es mir doch zu viel, da nach und nach die „Anwärter“ abzuklappern. Zwischen dem Ersten waren nun schon ein paar Briefe hin und her gereist. Und so beschloss ich, alle anderen abzusagen und mich auf diesen Einen zu konzentrieren.....