Irgendwie habe ich den Eindruck, die Vögel in meiner Umgebung singen dieses Jahr lauter, fröhlicher und häufiger, als im letzten Jahr. Die Frau, welche mir manchmal beim Putzen in den Stoßzeiten geholfen hat, meinte dazu, dass die großen Vögel dieses Jahr weniger hier wären, welche die kleinen oft vertreiben. Die hätten wohl ein neues Reich gefunden.
Auf meinem Balkon habe ich ein Vogelhäuschen. Ich habe es ganz in eine Ecke gestellt, damit noch Platz für andere Sachen auf dem Balkon sind. Aber die Vögel kennen es jetzt schon. Und seit Kurzem kommen sie auch mehr zu mir, als im Winter. Ich nehme an, dass andere Vogelhausbesitzer in diesem Mehrfamilienhaus das Füttern im Sommer einstellen. Ich hatte aber mal gelesen, dass man auch im Sommer füttern sollte, da die Vögel nicht mehr ausreichend Nahrung finden. So genieße ich, wenn die kleinen Besucher auf meinem Balkon herumhüpfen und dort ihr Fressen suchen.
Seit ein paar Tagen kommt es nun auch vor, dass zwischendurch mal ein großer Rabenvogel auf dem Geländer Platz nimmt. Diese großen Vögel sind in unserem Ort schon eher eine Plage. Weil sie überall rangehen, was nicht niet- und nagelfest ist. Sie reißen Gelbe Säcke auf und versuchen an Biomüll ranzukommen. Und wenn sie es schaffen, verursachen sie ein unschönes Chaos. Natürlich weiß ich, dass sie auch Futter brauchen zum Leben. Aber da ziehe ich doch die kleinen Vögel vor. Sie sind schwächer, niedlicher und brauchen eher Hilfe. Darum bin ich jetzt jedes Mal, sobald ich solch einen Raben sehe, sofort zum Balkon gelaufen und habe ihn verscheucht. Ich kann natürlich nicht immer auf der Matte stehen und schauen. Manchmal bin ich ja auch nicht zu Hause. Aber ich hoffe nicht, dass diese Raben meinen Balkon erobern.
Kürzlich, als ich den großen gerade mal wieder verscheucht habe, ließ ich meine Gedanken spielen. Ich stellte mir vor, der Rabe könne denken und handeln wie wir Menschen. Und ich wäre da eine übergeordnete Person, die Futter verteilt, und dieses ihm verweigere. Wenn er zu mir reden könnte, würde er vielleicht murren: "Wieso ziehst du die anderen Vögel vor? Nur weil ich nicht so niedlich und hübsch bin wie diese, werde ich weggejagt und muss mein Futter mühsam selbst suchen". Ich würde dann zu ihm sagen: "Du hast die Kraft und Größe, dass du dich allein versorgen kannst. Es gibt in den bewohnten Gegenden genug Abfall der Menschen, von denen du leben kannst. Wenn ich dich auch durchfüttern würde, wie die kleinen, würdest du nur fett und träge und letztendlich würde dir die Freude am Leben fehlen und du würdest vielleicht daran untergehen".
Ist es nicht bei uns Menschen oft so, dass wir uns immer vergleichen mit anderen Menschen? Und ganz unabhängig, wie die Lebensumstände und die Ressourcen der Einzelnen sind, fangen wir oft an zu murren, wenn wir meinen, jemand hätte von irgendetwas, das wir auch glauben zu brauchen, und nicht bekommen. Dass wir dann aber vielleicht aber Gaben haben, die der andere nicht hat, der reicher zu sein scheint, als wir, das sehen wir oft schon garnicht mehr, im Vergleich an dem, was der andere scheinbar an Mehr hat. Wir werden dann oft unzufrieden mit dem, was wir haben und verlieren Lebensfreude. Weil wir uns vergleichen mit anderen, die ganz andere Voraussetzungen haben als wir.
Der Rabe ist mir darum ein gutes Bild dafür, wie es wäre, wenn ich nur noch im Vergleich mit anderen meine Gaben beurteile. Auch mit den Anforderungen an das Leben kann man nicht vergleichen. Ebenso wenig mit Glaubensdingen. Denn jeder hat seine eigenen Erfahrungen und damit das ganz persönliche Vorgaben, um zu leben. Leben bedeutet, im Heute zu leben mit den Gaben, die ich habe. Wenn man diese erst einmal anschaut, ohne auf die Gaben des Nächsten zu schielen, kann man oft erkennen, dass die eigenen "Güter" zum Leben sehr reichhaltig sind und sich meistens auch vermehren, indem man sie aktiv gebraucht.
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Freitag, 2. Mai 2014
Dienstag, 29. April 2014
Weggefährten und große Kleinigkeiten
Am Sonntag sah ich sie direkt vor der Kirche ...
...und habe über sie nachgedacht.
Die Schnecke hat alles, was sie besitzt bei sich.
Ihr Haus trägt sie selbstverständlich überall hin und kann es somit auch überall gebrauchen, als Schutz, als Ruheort.
Es siehst vielleicht so aus, als wenn sie mit ihrem Haus eine schwere Last tragen muss.
Anderseits ist die Behausung unscheinbar. Keine besonderen Einrichtungsgegenstände befinden sich darin. Nichts, was das eigene Haus hervorhebt, wenn man sich mit anderen vergleicht.
Die Schnecke trägt ihre Last, als sei sie keine und sie schätzt ihr Haus, als wenn es das beste auf der Erde sei.
Die Schnecke ist bei uns ein Sinnbild von Langsamkeit.
Und trotzdem kriecht sie unermüdlich von einem Ort zum anderen.
Sie nutzt die Kraft, welche sie hat. Mehr braucht sie offenbar nicht.
Mir fällt dazu eine Geschichte ein, die ich vor langer Zeit mal irgendwo gelesen habe. Ich gebe sie mal aus meiner Erinnerung weiter:
Die Schnecke ist auf dem Weg über eine breite Straße.
Sie kriecht unermüdlich vorwärts ...
... Lkw's, Pkw's, Krafträder rollen über diese Straße.
Die Schnecke kriecht weiter ...
20 Pkw's, 12 Lkw's in einer Stunde ...
...die Schnecke kriecht und kriecht vorwärts, den Blick nach vorne gerichtet.
2 Krafträder brausen vorbei, mindestens 20 weitere Pkw's fahren vorbei ...
... die Schnecke kriecht und kriecht .... den Blick nach vorne.
Am Bordstein auf der anderen Seite kriecht sie aufwärts ... und weiter ...
Am Bordstein auf der anderen Seite kriecht sie aufwärts ... und weiter ...
Fußgänger, Kinderwagen, Kinder laufen in die andere Richtung, an der Schnecke vorbei.
Ein kleines Kind betrachtet die Schnecke und läuft dann weiter ...
.... die Schnecke kriecht und kriecht ....
...bis sie an den feuchten Boden kommt, der Nahrung und Lebensraum hat.
Für diesen Moment ist die Schnecke am Ziel.
Irgendwann wird sie weiter kriechen. Über Steine über Steigungen und mit dem Risiko des Lebens.
Immer nur Millimeter um Millimeter, zum Ziel, das vor ihr liegt.
Sie ist zufrieden mit dem was sie hat und nutzt das, was in ihrem Weg liegt.
Und kommt an ...
Heute sah ich wieder solch eine Schnecke in einer Mauerritze, über Kopf und sehr aktiv.
Sie nutzt alles, was sie hat für alles, was sie kann.
Und kommt zum Ziel ... ihres Lebens.
So ist sie ein Vorbild für mich, da wo ich denke, ich brauche mehr, als ich habe. Oder da, wo ich stöhne über meine Lasten des Lebens, sie wären zu schwer.
Da, wo ich langsamer vorankomme, als ich es mir wünsche.
Es kommt auf das Ziel an - welches erreicht wird, indem ich das nutze, was ich habe und das tue, was ich kann. Und mich über die Dinge freue, die meinen Weg kreuzen.
So sah ich auch heute auf meinem Weg noch ein kleines fast unscheinbares Geschöpf:
Seine rote Farbe hat mich aufmerksam gemacht und ich konnte sein Kleid bewundern.
Dazu fiel mir ein Postkartenspruch ein, den ich auch vor langer zeit mal irgendwo gelesen hatte und von da an in meinem Gedächtnis bewahrt habe:
"Gott ist so groß, dass ihm das Kleinste nicht zu klein ist"
Und zum guten Schluss fand ich noch eine Erdbeerpflanze in einer Mauerritze
Ein Pflänzchen, dass an einem steinigen Ort entstanden ist und diesen Platz nutzt, als wäre es der beste Platz auf der Welt. Weil es SEIN Platz ist.
Donnerstag, 17. April 2014
Alles hat seine Zeit ... zum xten Mal :-)
Im Moment ist meine Schwester bei mir zu Besuch. Und außerdem habe ich die nächsten Tage viel Arbeit in der Kirche. Darum habe ich im Moment nicht viel Zeit übrig, wo ich schreiben kann. Und wo ich die Zeit hätte, sind meine Gedanken mit anderen Dingen beschäftigt. Denn mit meiner Schwester, die ich ganz lange nicht getroffen hatte, rede ich über so viele verschiedenen Themen und Dinge aus unserer Vergangenheit, dass kein Platz für Neues ist.
Meine Schwester bleibt bis zum Ende nächster Woche. So wünsche ich euch Allen an dieser Stelle ein schönes und erbauliches Osterfest, an dem ihr Zeit zum Nachdenken habt und eine besinnliche Zeit erlebt, mit dem Ergebnis, dass ihr neu zu euch selbst findet, neue Lebensfreude erfahrt und Liebe empfangt und weitergeben könnt.
Meine Schwester bleibt bis zum Ende nächster Woche. So wünsche ich euch Allen an dieser Stelle ein schönes und erbauliches Osterfest, an dem ihr Zeit zum Nachdenken habt und eine besinnliche Zeit erlebt, mit dem Ergebnis, dass ihr neu zu euch selbst findet, neue Lebensfreude erfahrt und Liebe empfangt und weitergeben könnt.
Frohe Ostern !
Samstag, 12. April 2014
Die Geschichte des Tulpenbaums (Magnolie)
Am Morgen des 2. April stand der Baum auf dem Friedhof, vor "meiner" Kirche kurz vor der Blüte
Abends waren die Blüten schon in voller Schönheit zu bewundern
Einige Tage konnte man seine Pracht bewundern. Am Sonntag schickte ich noch einmal ein Foto nach FB mit schönen Sonntagsgrüßen
Einen Tag später lagen schon ein paar Blütenblätter am Boden. Trotzdem zeigte der Baum sich noch in voller Schönheit
Fotos habe ich zwar an jedem Tag gemacht. Aber alle will ich hier nicht einfügen.
Jedenfalls verlor er immer mehr Blätter. Sah aber die ganze Zeit immer noch schön aus.
Aber heute wirkte er schon etwas gerupft
Die Schönheit der Blüten ist dahin. Dafür folgt nun die Reife der Früchte. Eine ganz andere Schönheit, die Substanz hat, zur Nahrung für Lebewesen (Vögel?) und Samen für neue Bäumchen.
Die vergängliche Schönheit des Tulpenbaums hat mir ein Prinzip der Natur gezeigt. Geboren um zu leben, dann zu sterben, und wieder auferstehen zu neuem Leben.
So hat es Jesus auch gesagt, in Johannes 12, 24 (Luth)
Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein; wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht.
Wir beweinen oft verlorene Schönheit oder ersterbende Kräfte. Dabei hatten wir Beides. Leben bedeutet, die volle Schönheit und Substanz zu nutzen, teilen und sich verwandeln lassen vom Schöpfer, damit wir Frucht bringen zum neuen Leben.
Ich wünsche euch allen einen schönen Sonntag!
Mittwoch, 26. März 2014
Überwinder
Ich mag sie besonders, diese kleinen Blümchen, die den Steinen, die ihnen im Weg stehen, trotzen. Solche Gewächse reizen mich immer, meine Kamera zu benutzen und das Bild festzuhalten. So wie dieses hier. Ich habe schon einige davon gespeichert in meiner Bildergalerie. Auch solche, welche der Kälte zum Trotz ihre Blüten zeigen. Dieses hier habe ich an der Kirchmauer heute gefunden.
Sie sind für mich ein Wahrzeichen für das Überwinden. Um zu überwinden muss man kämpfen. Und das habe ich eine lange Zeit für mich abgelehnt. Wenn ich vor Hindernissen stand, habe ich gesagt: ich bin nicht für das Kämpfen gemacht. Ich kann und mag nicht kämpfen. Und so türmten sich die Hindernisse weiter vor mir auf.
Aber irgendwann habe ich gemerkt, dass ich es doch kann. Zuerst da, wo ich für meine Kinder gekämpft habe. Da hatte ich dann oft ungeahnte Kräfte zum Kämpfen. So kam ich dahin, zu erleben, dass ich nur vorwärts komme, wenn ich auch vorwärts gehe. Und nicht vor jedem Hindernis stehen bleibe um zu warten, dass andere es hinwegräumen. Bis dahin befand ich sogar das als Glauben. Weil ich meinte, Gott kann mir die Hindernisse wegräumen und dann gehe ich - vorher nicht.
Bis ich dann merkte, dass Glauben ganz anders geht. Dass Glauben mit Überwinden funktioniert. Dazu fiel mir heute die Geschichte Josuas ein. Josua sollte das Volk Israel in das von Gott versprochene Land führen. Wahrscheinlich war er von sich aus nicht sehr kampfeslustig. Das vermute ich deshalb, weil in dem ersten Kapitel des Josua-Buches der Bibel gleich dreimal die Aufforderung von Gott an Josua ging: "Sei stark und mutig!" Und das mit dem Versprechen von Gott: "Denn ich bin mit dir!"
Ganz praktisch deutlich wird das an der Geschichte, wo das Volk über den Jordan gehen sollte. (Josua, Kapitel 3) Gott hat gesagt, dass sie rüber gehen sollten. Die Priester sollen voran gehen. Aber erst, wenn sie den ersten Schritt ins Wasser tun, wird das Wasser weichen. Und das, obwohl der Fluss gerade über die Ufer getreten war. Ein echtes und ernstzunehmendes Hindernis, das unüberwindbar erschien. Die Priester gingen voran. Und sie wagten den ersten Schritt in das reißende Gewässer. In dem Moment, wo die Füsse das Wasser berührten, wich das Wasser im Fluss zur Seite und bildete einen Durchgang.
Diese Geschichte hat mich gelehrt, dass Glaube bedeutet, zu überwinden. Nicht erst, wenn das Hindernis weg ist, sondern den Hindernissen zum Trotz.
Im Kampf selbst liegt die Kraft der Überwindung. Es bedeutet, im Glauben vorwärts zu gehen, mit der Kraft Gottes (also in der direkten Verbindung zu ihm), auch wenn scheinbar die Hindernisse auf dem Weg diesen Weg unmöglich zu machen scheinen.
So erlebe ich nun, dass ich mit Gott im Bunde Hindernisse überwinden kann. Ja, dass ich erst die Kraft Gottes erfahren kann, wenn ich mit ihr vorwärts gehe - allen Hindernissen zum Trotz.
So wie das kleine Blümchen an der Kirchmauer, welches den Weg durch die Steine fand, indem es einfach wächst - um irgendwann die Sonne sehen zu können und darin aufzublühen.
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