Im Sprachgebrauch innerhalb des christlichen Glaubens gibt es oft Redewendungen, die sich um den "Willen Gottes" drehen. Dabei wird idR dieser gerne in den eigenen menschlichen Willen integriert. Manche wolle auch einfach sicher gehen, dass das, was sie tun, "richtig" sei und versuchen herauszufinden, was der Wille Gottes für ihr Leben sei. Ich denke aber, dass es Gott viel weniger darum geht, dass Menschen einen genau vorgeschriebenen Weg in ihrem Leben gehen. Es gibt sogar Geschichten in der Bibel, in denen Gott dem Willen von Menschen nachgibt und seine Anweisungen diesen angleicht.
Eine solche Geschichte ist die, wo das Volk Israel nach einem König verlangt. (1. Samuel, Kapitel 8+9). Das Volk verlangte einen König obwohl Gott ihr einziger König sein wollte. Gott zeigte ihnen die Folgen einer solchen Königsherrschaft von Menschen. Aber das Volk ließ nicht locker. Und Gott gab ihnen einen König.
Der König war in diesem Fall von Gott erwählt. Aber es war nicht Gottes Wille, dass es einen menschlichen König im Volk Israel gäbe. Trotzdem hat Gott ihnen nachgegeben und sie dabei unterstützt.
Eine andere Geschichte, wo Gott es zwar nicht so deutlich sagt, die Botschaft aber leicht als eine solche erkannt werden könnte, ist bei dem Propheten Elia. (1.Könige Kapitel 18+19). Kurz nachdem er auf dem Höhepunkt seines Wirkens auf überdeutliche Weise Gottes Bestätigung erfahren hatte und dabei 450 Baalspriester hinrichten ließ, begegnet Gott ihm auf dem Berge Horeb.
Gott demonstrierte vor Elia durch einen zerstörenden Sturm, in einem Erdbeben und in einem Feuer, dass er selbst, Gott in diesen Naturgewalten nicht zu finden sei. Als aber danach ein stilles sanftes Säuseln kam, begegnete gerade darin Gott in seiner Kraft, der den Elia erzittern ließ.
Diese Gottesbegegnung zeigt ziemlich deutlich, dass Gott nicht in der sichtbaren Gewaltbereitschaft liegt, sondern viel mehr in der sanften Güte und Liebe, in welcher eine unvorstellbare Kraft liegt.
Trotzdem hat Gott den Elia in seinen Aktionen unterstützt. Weil er das Herz des Elias kannte und wusste, dass es auf Gott gerichtet war.
Ein Pfarrer hat mal in einer Bibelstunde gesagt, dass auch bei den Opfergesetzen man Gottes Anweisungen mit der Einleitung so übersetzen kann: "Wollt ihr opfern, dann tut es so ....". Ich selbst kann dazu nicht viel sagen. Aber so könnte ich mir die Opfergesetze erklären in dem Zusammenhang, dass Gott dem Menschen mit seinen Erkenntnissen entgegenkommt und ihn nach seiner Herzenshaltung beurteilt. Bestätigen würde das auch manche Stellen in der Bibel, wo Gott sagt, dass ihm die Opfer seines Volkes zuwider sind, weil sie der Heuchelei entsprechen.
Wenn man die biblischen Geschichten unter diesem Blickwinkel betrachtet, dann kann man manche Grausamkeit, welche dort Gott zugeschrieben wird, sehr gut als menschliche Handlung erkennen, welche Gott zwar unterstützt, weil die Menschen ein gutes Ziel haben und ihren Blick auf Gott gerichtet haben, aber die dennoch nicht den Willen Gottes darstellt. Sondern eher den Aktionen von Menschen, die zwar ein gutes Ziel haben, aber eine begrenzte Erkenntnis von der Kraft Gottes, welche in der Liebe liegt.
So denke ich auch, dass es nicht Gottes Willen ist, dass Menschen ihn um jeden Schritt ihres Weges fragen, um sicher zu gehen, dass sie richtig seien. Viel mehr ist Gottes Wille der, dass man den Blick und das Herz auf ihn gerichtet hält, um seine Liebe zu empfangen, so viel man selbst braucht - um dann auch in dieser kraftvollen Essenz der Liebe zu handeln, so wie es aus dem Herzen kommt.
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Montag, 19. Mai 2014
Freitag, 16. Mai 2014
Vollkommenheit Gottes in der Schöpfung erkennen und das Leben wählen.
Es hat mich mal wieder überrollt ... und ich habe (im Forum) geschrieben, aus dem Bauch heraus. Was dabei herausgekommen ist, hat mich mal wieder selbst überrascht und aufgebaut. Darum möchte ich das hier auch noch festhalten.
Es ging um die Vollkommenheit der Schöpfung, aus der Vollkommenheit Gottes entstanden, welche viele Fragen aufwirft. Meine Gedanken dazu:
Die Fragen sind menschlich und deshalb sehr verständlich.
Es ging um die Vollkommenheit der Schöpfung, aus der Vollkommenheit Gottes entstanden, welche viele Fragen aufwirft. Meine Gedanken dazu:
Die Fragen sind menschlich und deshalb sehr verständlich.
Denn selbst, wenn man das ganze Paket der christlichen Glaubenslehre als richtig erkennt, bleiben viele Fragen offen. Ein Grund, warum man auch oft andere Menschen nicht davon überzeugen kann.
Mir ist beim Nachdenken darüber folgender Vers eingefallen:
Das hört sich für mich so an, dass Gott die Menschen bewusst in diese Zwickmühle gebracht hat. Mit dem Ziel, dass der Mensch "das Leben erwählt".
Manchmal, wenn ich so ganz alleine mit Gott bin und darüber nachdenke, dann habe ich den Eindruck, dass alles so klar und nachvollziehbar ist. Aber wenn ich mitten im Leben stehe, dann merke ich, dass es hinten und vorne nicht passt.
Weil Menschen und alles was da auf der Erde lebt, der Endlichkeit und damit der ganz persönlichen Begrenzung unterworfen ist.
Wenn es mir gut geht, dann kann ich gut Gott loben, alles von ihm annehmen. Wenn es aber immer nur gut geht, gewöhne ich mich daran und strebe nach mehr. Es scheint dann so, dass alles, was ich nicht habe, besser wäre, als das was ich habe.
Wenn es mir körperlich und seelisch nicht gut geht, dann kann ich ebenfalls das Gute oft nicht oder nur sehr verschwommen wahrnehmen.
Wie kann dann Gott von mir fordern, dass ich "das Leben", welches ich wählen soll, aus dem ganzen Kuddelmuddel noch heraus erkennen kann? Ich erkenne es doch oft nur in Vergleichen mit anderen oder wenn ich die guten Zeiten von den schlechten Zeiten unterscheide und nach den erfühlten guten Zeiten zu streben.
Ich finde da auch nur Antworten darin, dass ich LEBE - so wie ich bin, wie Gott mich geschaffen hat und in den Bereichen, aus denen ich wählen KANN.
Das Lebenselixier zum Leben, das ich wählen kann, das finde ich aber nur in der direkten Verbindung zu Gott.
Das geschieht bei mir auf ganz einfache Art. Ich rechne einfach damit, dass Gott ununterbrochen bei mir ist. Dass er mich besser kennt, als ich mich selbst. Und aus diesem Wissen heraus LEBE ich.
Wenn ich damit rechne, dass Gott da ist, dann rede ich mit ihm über alles, was mir begegnet und lausche in mich (weil Gott dort zu mir spricht, wo ich bin) um herauszufinden, was "das Leben" für diesen Moment ausmacht, damit ich wählen kann.
Wenn man auf die Schöpfung und das was daraus geworden ist, schaut, dann entstehen nur Fragen, die menschlich nicht beantwortbar sind. Wenn man nur verbissen auf geschriebene Gebote schaut, um es richtig zu machen, dann kann da nur lebloses Handeln heraus entstehen, das mehr Grenzen zeigt, als das Leben, was von Gott kommt. Weil das Lebenselexier fehlt.
Aber wenn man mit Gott im Bunde lebt, täglich, stündlich, immer - dann können einem die Augen geöffnet werden, für das Schöne und Vollkommene. Mitten drin in der ganzen Begrenztheit und den Folgen aus der falschen Wahl der Menschheit. Dann kann man "satt" werden, selbst wenn man nicht isst. Und dann kann man Liebe Gottes erleben, der über alle Begrenztheit erhebt, selbst dann, wenn sie nach außen noch sichtbar ist.
Mir ist beim Nachdenken darüber folgender Vers eingefallen:
"Gott spricht in 5.Mose 30,19"Ich nehme Himmel und Erde heute über euch zu Zeugen: Ich habe euch Leben und Tod, Segen und Fluch vorgelegt, damit du das Leben erwählst und am Leben bleibst, du und deine Nachkommen.
Das hört sich für mich so an, dass Gott die Menschen bewusst in diese Zwickmühle gebracht hat. Mit dem Ziel, dass der Mensch "das Leben erwählt".
Manchmal, wenn ich so ganz alleine mit Gott bin und darüber nachdenke, dann habe ich den Eindruck, dass alles so klar und nachvollziehbar ist. Aber wenn ich mitten im Leben stehe, dann merke ich, dass es hinten und vorne nicht passt.
Weil Menschen und alles was da auf der Erde lebt, der Endlichkeit und damit der ganz persönlichen Begrenzung unterworfen ist.
Wenn es mir gut geht, dann kann ich gut Gott loben, alles von ihm annehmen. Wenn es aber immer nur gut geht, gewöhne ich mich daran und strebe nach mehr. Es scheint dann so, dass alles, was ich nicht habe, besser wäre, als das was ich habe.
Wenn es mir körperlich und seelisch nicht gut geht, dann kann ich ebenfalls das Gute oft nicht oder nur sehr verschwommen wahrnehmen.
Wie kann dann Gott von mir fordern, dass ich "das Leben", welches ich wählen soll, aus dem ganzen Kuddelmuddel noch heraus erkennen kann? Ich erkenne es doch oft nur in Vergleichen mit anderen oder wenn ich die guten Zeiten von den schlechten Zeiten unterscheide und nach den erfühlten guten Zeiten zu streben.
Ich finde da auch nur Antworten darin, dass ich LEBE - so wie ich bin, wie Gott mich geschaffen hat und in den Bereichen, aus denen ich wählen KANN.
Das Lebenselixier zum Leben, das ich wählen kann, das finde ich aber nur in der direkten Verbindung zu Gott.
Das geschieht bei mir auf ganz einfache Art. Ich rechne einfach damit, dass Gott ununterbrochen bei mir ist. Dass er mich besser kennt, als ich mich selbst. Und aus diesem Wissen heraus LEBE ich.
Wenn ich damit rechne, dass Gott da ist, dann rede ich mit ihm über alles, was mir begegnet und lausche in mich (weil Gott dort zu mir spricht, wo ich bin) um herauszufinden, was "das Leben" für diesen Moment ausmacht, damit ich wählen kann.
Wenn man auf die Schöpfung und das was daraus geworden ist, schaut, dann entstehen nur Fragen, die menschlich nicht beantwortbar sind. Wenn man nur verbissen auf geschriebene Gebote schaut, um es richtig zu machen, dann kann da nur lebloses Handeln heraus entstehen, das mehr Grenzen zeigt, als das Leben, was von Gott kommt. Weil das Lebenselexier fehlt.
Aber wenn man mit Gott im Bunde lebt, täglich, stündlich, immer - dann können einem die Augen geöffnet werden, für das Schöne und Vollkommene. Mitten drin in der ganzen Begrenztheit und den Folgen aus der falschen Wahl der Menschheit. Dann kann man "satt" werden, selbst wenn man nicht isst. Und dann kann man Liebe Gottes erleben, der über alle Begrenztheit erhebt, selbst dann, wenn sie nach außen noch sichtbar ist.
Dienstag, 13. Mai 2014
Frühling
Es ist Frühling!
Die Kastanienblüten verlieren schon wieder ihre Blütenblätter, bei dem starken Wind zur Zeit.
Darum habe ich die Pracht noch schnell festgehalten.
Es ist Mai!
Maiglöckchen vor dem Wohnhaus, in dem ich wohne.
Es ist kühl!
Auch wenn wir schon schöne warme Tage hatten, passt es zum Mai, dass er während der sogenannten "Eisheiligen" noch ziemlich kühl werden kann.
Gestern war es so ungemütlich, kühl, stürmisch und regnerisch, dass ich für die nächsten zwei Tage meine beiden Balkonpflanzen erst einmal reingeholt habe.
Die drei Erdbeerpflanzen hat mir meine Tochter kürzlich gebracht. Sie hat für sich selbst drei Balkonkästen voll gepflanzt und hatte diese übrig.
Die Tomaten habe ich vor ein paar Tagen beim Blumenladen gefunden und konnte nicht widerstehen, diese meinem Balkonpflanzenbestand zuzufügen.
Aber ich will ja garnichts sagen. Heute ist es schon garnicht mehr so ungemütlich, trotz der Kühle. Ab und zu schaut hier schon wieder die Sonne heraus, wenn sie hinter den Wolken einen Weg dran vorbei findet.
Liebe Frühlingsgrüße an Euch Alle!
Samstag, 10. Mai 2014
Wochenende
Diesmal habe ich auch mal wieder ein richtiges Wochenende. Wollte mich heute eigentlich zeitlos treiben lassen durch den Tag. Dabei bin ich doch tatsächlich wieder in dem alten Forum hängen geblieben - beim Thema "Hölle". Echt ein heißes Thema!
Sonst habe ich noch eine Weile auf meinem Balkon gesessen und genossen, dass ich eine schöne Kulisse habe, die ich jeden Tag neu bestaunen kann.
Morgen habe ich auch frei und ich werde meinen Tag nicht planen. Das ist etwas, was ich an den freien Tagen besonders mag: keine Termine, keine Planung - einfach leben.
Ich wünsche euch allen auch ein schönes Wochenende!
Sonst habe ich noch eine Weile auf meinem Balkon gesessen und genossen, dass ich eine schöne Kulisse habe, die ich jeden Tag neu bestaunen kann.
Morgen habe ich auch frei und ich werde meinen Tag nicht planen. Das ist etwas, was ich an den freien Tagen besonders mag: keine Termine, keine Planung - einfach leben.
Ich wünsche euch allen auch ein schönes Wochenende!
Freitag, 2. Mai 2014
Vogelgeschichten
Irgendwie habe ich den Eindruck, die Vögel in meiner Umgebung singen dieses Jahr lauter, fröhlicher und häufiger, als im letzten Jahr. Die Frau, welche mir manchmal beim Putzen in den Stoßzeiten geholfen hat, meinte dazu, dass die großen Vögel dieses Jahr weniger hier wären, welche die kleinen oft vertreiben. Die hätten wohl ein neues Reich gefunden.
Auf meinem Balkon habe ich ein Vogelhäuschen. Ich habe es ganz in eine Ecke gestellt, damit noch Platz für andere Sachen auf dem Balkon sind. Aber die Vögel kennen es jetzt schon. Und seit Kurzem kommen sie auch mehr zu mir, als im Winter. Ich nehme an, dass andere Vogelhausbesitzer in diesem Mehrfamilienhaus das Füttern im Sommer einstellen. Ich hatte aber mal gelesen, dass man auch im Sommer füttern sollte, da die Vögel nicht mehr ausreichend Nahrung finden. So genieße ich, wenn die kleinen Besucher auf meinem Balkon herumhüpfen und dort ihr Fressen suchen.
Seit ein paar Tagen kommt es nun auch vor, dass zwischendurch mal ein großer Rabenvogel auf dem Geländer Platz nimmt. Diese großen Vögel sind in unserem Ort schon eher eine Plage. Weil sie überall rangehen, was nicht niet- und nagelfest ist. Sie reißen Gelbe Säcke auf und versuchen an Biomüll ranzukommen. Und wenn sie es schaffen, verursachen sie ein unschönes Chaos. Natürlich weiß ich, dass sie auch Futter brauchen zum Leben. Aber da ziehe ich doch die kleinen Vögel vor. Sie sind schwächer, niedlicher und brauchen eher Hilfe. Darum bin ich jetzt jedes Mal, sobald ich solch einen Raben sehe, sofort zum Balkon gelaufen und habe ihn verscheucht. Ich kann natürlich nicht immer auf der Matte stehen und schauen. Manchmal bin ich ja auch nicht zu Hause. Aber ich hoffe nicht, dass diese Raben meinen Balkon erobern.
Kürzlich, als ich den großen gerade mal wieder verscheucht habe, ließ ich meine Gedanken spielen. Ich stellte mir vor, der Rabe könne denken und handeln wie wir Menschen. Und ich wäre da eine übergeordnete Person, die Futter verteilt, und dieses ihm verweigere. Wenn er zu mir reden könnte, würde er vielleicht murren: "Wieso ziehst du die anderen Vögel vor? Nur weil ich nicht so niedlich und hübsch bin wie diese, werde ich weggejagt und muss mein Futter mühsam selbst suchen". Ich würde dann zu ihm sagen: "Du hast die Kraft und Größe, dass du dich allein versorgen kannst. Es gibt in den bewohnten Gegenden genug Abfall der Menschen, von denen du leben kannst. Wenn ich dich auch durchfüttern würde, wie die kleinen, würdest du nur fett und träge und letztendlich würde dir die Freude am Leben fehlen und du würdest vielleicht daran untergehen".
Ist es nicht bei uns Menschen oft so, dass wir uns immer vergleichen mit anderen Menschen? Und ganz unabhängig, wie die Lebensumstände und die Ressourcen der Einzelnen sind, fangen wir oft an zu murren, wenn wir meinen, jemand hätte von irgendetwas, das wir auch glauben zu brauchen, und nicht bekommen. Dass wir dann aber vielleicht aber Gaben haben, die der andere nicht hat, der reicher zu sein scheint, als wir, das sehen wir oft schon garnicht mehr, im Vergleich an dem, was der andere scheinbar an Mehr hat. Wir werden dann oft unzufrieden mit dem, was wir haben und verlieren Lebensfreude. Weil wir uns vergleichen mit anderen, die ganz andere Voraussetzungen haben als wir.
Der Rabe ist mir darum ein gutes Bild dafür, wie es wäre, wenn ich nur noch im Vergleich mit anderen meine Gaben beurteile. Auch mit den Anforderungen an das Leben kann man nicht vergleichen. Ebenso wenig mit Glaubensdingen. Denn jeder hat seine eigenen Erfahrungen und damit das ganz persönliche Vorgaben, um zu leben. Leben bedeutet, im Heute zu leben mit den Gaben, die ich habe. Wenn man diese erst einmal anschaut, ohne auf die Gaben des Nächsten zu schielen, kann man oft erkennen, dass die eigenen "Güter" zum Leben sehr reichhaltig sind und sich meistens auch vermehren, indem man sie aktiv gebraucht.
Auf meinem Balkon habe ich ein Vogelhäuschen. Ich habe es ganz in eine Ecke gestellt, damit noch Platz für andere Sachen auf dem Balkon sind. Aber die Vögel kennen es jetzt schon. Und seit Kurzem kommen sie auch mehr zu mir, als im Winter. Ich nehme an, dass andere Vogelhausbesitzer in diesem Mehrfamilienhaus das Füttern im Sommer einstellen. Ich hatte aber mal gelesen, dass man auch im Sommer füttern sollte, da die Vögel nicht mehr ausreichend Nahrung finden. So genieße ich, wenn die kleinen Besucher auf meinem Balkon herumhüpfen und dort ihr Fressen suchen.
Seit ein paar Tagen kommt es nun auch vor, dass zwischendurch mal ein großer Rabenvogel auf dem Geländer Platz nimmt. Diese großen Vögel sind in unserem Ort schon eher eine Plage. Weil sie überall rangehen, was nicht niet- und nagelfest ist. Sie reißen Gelbe Säcke auf und versuchen an Biomüll ranzukommen. Und wenn sie es schaffen, verursachen sie ein unschönes Chaos. Natürlich weiß ich, dass sie auch Futter brauchen zum Leben. Aber da ziehe ich doch die kleinen Vögel vor. Sie sind schwächer, niedlicher und brauchen eher Hilfe. Darum bin ich jetzt jedes Mal, sobald ich solch einen Raben sehe, sofort zum Balkon gelaufen und habe ihn verscheucht. Ich kann natürlich nicht immer auf der Matte stehen und schauen. Manchmal bin ich ja auch nicht zu Hause. Aber ich hoffe nicht, dass diese Raben meinen Balkon erobern.
Kürzlich, als ich den großen gerade mal wieder verscheucht habe, ließ ich meine Gedanken spielen. Ich stellte mir vor, der Rabe könne denken und handeln wie wir Menschen. Und ich wäre da eine übergeordnete Person, die Futter verteilt, und dieses ihm verweigere. Wenn er zu mir reden könnte, würde er vielleicht murren: "Wieso ziehst du die anderen Vögel vor? Nur weil ich nicht so niedlich und hübsch bin wie diese, werde ich weggejagt und muss mein Futter mühsam selbst suchen". Ich würde dann zu ihm sagen: "Du hast die Kraft und Größe, dass du dich allein versorgen kannst. Es gibt in den bewohnten Gegenden genug Abfall der Menschen, von denen du leben kannst. Wenn ich dich auch durchfüttern würde, wie die kleinen, würdest du nur fett und träge und letztendlich würde dir die Freude am Leben fehlen und du würdest vielleicht daran untergehen".
Ist es nicht bei uns Menschen oft so, dass wir uns immer vergleichen mit anderen Menschen? Und ganz unabhängig, wie die Lebensumstände und die Ressourcen der Einzelnen sind, fangen wir oft an zu murren, wenn wir meinen, jemand hätte von irgendetwas, das wir auch glauben zu brauchen, und nicht bekommen. Dass wir dann aber vielleicht aber Gaben haben, die der andere nicht hat, der reicher zu sein scheint, als wir, das sehen wir oft schon garnicht mehr, im Vergleich an dem, was der andere scheinbar an Mehr hat. Wir werden dann oft unzufrieden mit dem, was wir haben und verlieren Lebensfreude. Weil wir uns vergleichen mit anderen, die ganz andere Voraussetzungen haben als wir.
Der Rabe ist mir darum ein gutes Bild dafür, wie es wäre, wenn ich nur noch im Vergleich mit anderen meine Gaben beurteile. Auch mit den Anforderungen an das Leben kann man nicht vergleichen. Ebenso wenig mit Glaubensdingen. Denn jeder hat seine eigenen Erfahrungen und damit das ganz persönliche Vorgaben, um zu leben. Leben bedeutet, im Heute zu leben mit den Gaben, die ich habe. Wenn man diese erst einmal anschaut, ohne auf die Gaben des Nächsten zu schielen, kann man oft erkennen, dass die eigenen "Güter" zum Leben sehr reichhaltig sind und sich meistens auch vermehren, indem man sie aktiv gebraucht.
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