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Sonntag, 6. Januar 2013

Die andere Seite ...

... der Medaille sieht oft ganz anders aus, als die, welche man dazu benutzt hat, um ihr einen Namen zu geben.

Es geht um Auftritte im Internet. Ich habe festgestellt, dass ich mich dieses Jahr ungefähr 10 Jahre lang im Internet herumtreibe und damit einige Seiten von mir präsentiert habe. Da ich genau seit dieser Zeit auch wieder als Single lebe, habe ich manche Internetseiten als sehr hilfreich empfunden, um wieder zu mir selbst zu finden und auch um Menschen zu treffen, mit denen ich Dinge austauschen kann, die im realen Leben auf diese Weise schwer vorstellbar sind.

Gerade bin ich aber an einem Punkt, wo ich die andere Seite der Medaille mehr und mehr erfahre. Fast empfinde ich diese inzwischen als einen Fluch, im Gegensatz zu der anderen Seite der guten Begegnungen mit Menschen. Und das liegt überhaupt nicht daran, dass die Seiten, auf denen ich mich herumtreibe, schlecht wären. Sondern es liegt daran, dass das, was ich von mir preisgebe nur ein kleiner Teil meiner realen Person darstellt und in Verbindung mit den Bildern, die sich Leser darüber machen, eine ganz falsche Sicht ergeben.

Je länger man in Internet auftritt, desto mehr Menschen kennen einen. Oder zumindest glauben sie, den Menschen zu kennen. Ich selbst habe ja auch so manche Menschen, die ich kennen gelernt habe, hier auf den verschiedenen Seiten "verfolgt" und mir ein Bild gemacht - das natürlich sehr viel von meinen eigenen Hintergründen enthält, weil ich von den einzelnen Menschen nur das kenne, was sie präsentiert haben. Ungut für Beziehungen ist allerdings, wenn man diese Bilder, die man sich selbst gemacht hat, auf die Beziehung überträgt, ohne diese wirklich zu hinterfragen.

Ich bin ein Mensch, deren Gedankenwelt sehr lebendig ist. Ich kann ohne Weiteres schriftlich eine Landschaft herstellen, die es nicht wirklich gibt, und mich darin aufhalten. Durch Worte entstehen in mir Bilder, die Hintergründe mit den Botschaften verbinden. Genauso präsentiere ich mich aber auch: mit Bildern, die im Grunde mehr Verpackung für die Botschaft darstellen, als dass sie Teile meines realen Lebens sind.

Interessant war für mich in der Vergangenheit, in Berichten anderer Menschen auch ungute Verhaltensmuster meiner Vergangenheit einzuordnen und die Wege zu erkennen, die mir geholfen haben, aus diesen Mustern auszusteigen. Positiv empfand ich, dass ich meine eigenen Erfahrungen als Hilfe in Botschaften an andere weitergeben konnte, indem ich mich selbst als Beispiel darstellte.

Ich habe, z.B. in Foren, dabei auch immer meine Art so eingebracht, dass ich meine Botschaften dem Problem des Fragestellers angepasst habe und so eher unbewusst in Bilder gepackt habe, die in der Realität ganz anders, oft sogar gegensätzlich, aufgetreten sind. Ich hatte dabei oft nur die Hilfe für den Gesprächspartner im Blick und weniger daran gedacht, was für ein Bild ich dabei an die Menschen abgebe, mit denen ich schon eine freundschaftliche Beziehung habe. So habe ich langsam den Eindruck, dass das, was ich als Hilfe für andere gedacht hatte, auf der anderen Seite Freundschaften zerbrechen lässt.

Ja, ich weiß, man kann über alles reden. Dachte ich früher auch. Aber schon in meiner Ehe habe ich gemerkt, dass es nicht immer funktioniert, wenn man das praktiziert. Nämlich da, wo man auf unterschiedlicher Schiene denkt, kann man oft sogar stundenlang aneinander vorbei reden und das erst am Ende des Gesprächs erkennen, wenn dann nur noch Scherben übrig bleiben. Oder da, wo ein Bild schon zu festgelegt erscheint, weil der Gesprächspartner von ganz anderen Perspektiven schaut.

Ich weiß noch nicht, wie ich mit dieser Erkenntnis umgehen soll. Wie gesagt, sind für mich Freundschaften und Gespräche im Internet am Anfang hilfreich gewesen und haben mir weitgehend das Gefühl gegeben, nie alleine zu sein. Wenn ich jetzt immer über das, was ich schreibe, die Zensur laufen lasse, dann kann ich das gleich ganz lassen. Dann ist die ganze Schreiberei für mich sinnlos. Anderseits macht es mich sehr traurig, dass auf diese Weise oft Berichte und Beispiele falsch interpretiert werden und dabei auch Beziehungen zerstören. Auch solche, die ich schon im realen Leben kennen gelernt habe.

Durch Schreiben habe ich bisher vieles in meinem eigenen Leben verarbeitet und unter die Füße bekommen. Gerade auch deshalb, weil es auch gelesen und kommentiert wurde - auf den verschiedensten Seiten.  So konnte man reflektieren und die Gedanken weiter entwickeln. Wenn ich das nicht mehr habe, würde mir sehr viel fehlen, was erst einmal ersetzt werden müsste. Aber ich befürchte, ich muss mir darüber Gedanken machen und manches in meinen Schreibpraktiken verändern, wenn ich mich nicht auf diese Weise im Gegenzug wieder selbst zerstören will.


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