Hier geht es gerade mal nicht speziell um das Vertrauen zu
Gott, sondern um das Vertrauen zu Menschen untereinander.
Ich persönlich habe lange Zeit das Vertrauen zu Menschen
besonders gepflegt und auch verteidigt.
Mein Standpunkt war: ohne
Vertrauen zu geben kann man kein Vertrauen ernten. Natürlich wurde auch mein Vertrauen oft
enttäuscht. Aber eine lange Zeit konnte ich das immer mit der Erkenntnis
aufwiegen, dass auch ich andere Menschen enttäusche – bewusst oder
unbewusst. Und dass man gerade damit,
dass man selbst trotz allem Vertrauen schenkt, auch eine vertrauenswürdige
Atmosphäre schaffen kann.
Im Laufe der Zeit geschah es aber, dass mein Vertrauen durch
härtere Brocken ins Wanken kamen, so
dass ich nicht mehr ganz so unvoreingenommen Vertrauen geben konnte. Diese Situationen steigerten sich und fanden
ihren Höhepunkt in einem Bibelvers, der mir ausgerechnet in einer kritischen Phase begegnete:
„… verflucht ist der Mann, der sich auf Menschen
verlässt …“ aus Jeremia 17,5
Für mich war das zunächst der Startschuß zum gänzlichen
verbarrikadieren, Menschen gegenüber. Man kann eben keinem Menschen vertrauen.
Noch nicht einmal für den Fall, wenn man meint, jemand habe mir Vertrauen
gegeben.
Aber das kann es auch nicht wirklich sein …
Ich habe darüber nachgedacht, wie Vertrauen zustande kommt.
Es kommt, nach meiner Erfahrung, aus dem Bedürfnis, nicht allein sein zu
wollen. Ich möchte selbst nicht ganz alleine sein (auch wenn ich das Alleinsein
allgemein genieße) und ich erkenne bei anderen Menschen, dass sie nicht alleine
sein möchten und mir deshalb Vertrauen schenken. Man macht sich verletzlich, weil man heil werden möchte.
Ich bin zur Zeit in der Phase, dass ich versuche, tiefer zu
sehen, als nur das, was ein Mensch mir oberflächlich präsentiert, indem ich
mein Gegenüber besser anschaue. Gerade dann, wenn dieser Mensch Potenzial zeigt, dass er mich enttäuschen
könnte. Und ich meine, das ist nicht der schlechteste Weg. Das erfordert oft zunächst, dass ich mich
selbst und mein Empfinden an die zweite Stelle setze. Die Erfahrungen daraus ermutigen mich, den
Weg weiter zu verfolgen.
Ich beobachte, dass es Menschen gibt, die das Vertrauen
anderer Menschen strapazieren – bis hin zum Missbrauch des Vertrauens. Oft aber
empfindet man es auch nur so, weil das Verhalten des betreffenden Menschen
Merkmale zeigt, die einem im Zusammenhang mit Missbrauch bekannt sind. Das ist
oft auch der Auslöser dafür, dass man sich verbarrikadiert bis dahin, dass man
niemanden mehr an sich heran lässt. Dabei merkt man erst, wenn die Mauer
unüberwindbar geworden ist, dass man sich damit selbst isoliert hat. Man kann
immer nur an einer Seite der Mauer sein. Entweder bin ich drinnen oder draußen. Aber man ist
allein. Vertrauen kann nicht mehr missbraucht werden – aber es gibt auch
niemanden mehr, dem ich Vertrauen geben kann. Man hat die Verletzlichkeit
verringert – aber dabei ist eine harte Narbe zurückgeblieben, die keine Gefühle
mehr durchlässt.
Vertrauen ist lebensnotwendig für Menschen untereinander,
glaube ich. Wir machen uns verletzlich und brauchen oft Heilung von Wunden, die
gepflegt werden müssen. Aber die Narben bleiben geschmeidig und damit
empfindsam für weitere lebensnotwenige Gemeinschaft. Das Übungsfeld, welches die meisten
Lebensimpulse gibt, ist nun mal die Extreme. Gerade dort, wo Vertrauen
strapaziert wird, wird Vertrauen lebendig und geschmeidig.
Und das beste Anschauungsmaterial ist dabei die Beziehung zu
Gott. Dass wir Gott vertrauen können, das bemerken wir bald, wenn wir in einer
Beziehung zu Gott sind. Aber das Vertrauen, das Gott uns selbst schenkt, indem
er uns die Entscheidungsfreiheit lässt, selbst wenn erkennbar ist, dass das
menschliche Vertrauen Mängel aufweist, das ist ein Auslöser, der das eigene
Vertrauen stark machen kann, bis hin zu dem „Dennoch“ ….
aus Psalm 73,23 „Dennoch bleibe ich stets an dir; denn du hältst mich bei meiner rechten
Hand“
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen