Heute beschäftigte ich mich mit den Gedanken, wie
oft wir Menschen dazu neigen,
jemandem der uns unsympatisch ist oder
sich nicht so verhält, wie wir es für richtig halten, abfällig zu behandeln und
ihm vermitteln er sei nicht wert, (von uns) geliebt zu werden.
Dazu fiel mir eine Geschichte ein, die ich vor Jahrzehnten
mal gehört habe, als ich noch im Jugendalter war. Ich weiß nicht mehr, von wem
diese Geschichte war und kann sie auch nur aus der Erinnerung heraus erzählen
und sie ist deshalb wahrscheinlich nicht halb so beeindruckend, wie die
Originalgeschichte. Aber ich versuch es mal …
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Als eine Mutter merkte, dass sie sterben würde, rief sie
ihre drei Söhne einzeln an ihr Sterbebett und gab ihnen einen Brief, mit der
Bitte, diesen erst nach ihrem Tod zu lesen.
Die Söhne taten es und jeder von den Dreien hütete seinen
Brief wie einen großen Schatz.
Der Brief an den Ältesten hatte folgenden Inhalt:
„Mein geliebter Sohn, mein Erstgeborener!
Ich erinnere mich noch, wie ich dich als Neugeborenen in den
Armen hielt. Du warst das schönste und größte Wunder meines Lebens. Du hast mir
viel Freude bereitet, in den Jahren deiner Kindheit und danach. Du warst als
Vorbild für deine Geschwister, als Ältester meiner Kinder.
Ich hoffe, du weißt es: Du warst mir der Liebste!
In Liebe, Deine Mutter“
Der Inhalt des Briefes an den zweiten Sohn war dieser:
„Mein geliebter Sohn, der Mittelpunkt meiner Kinder!
An dem Tag deiner Geburt war ich der glücklichste Mensch auf
der ganzen Welt. Du warst so vollkommen schön und ein Wunder, wie ich es kaum fassen
konnte. Du warst der Mittelpunkt der
Familie, weil du etwas Besonderes bist.
Es war eine Freude, zu sehen, wie du das verbindende Mitglied als der
Sonnenschein der Familie warst.
Du sollst wissen: Du warst mir der Liebste!
In Liebe, deine Mutter“
Im Brief des jüngsten Sohnes stand:
„Mein geliebter Sohn, die Freude meines Alters!
Als du geboren wurdest, waren deine Eltern nicht mehr ganz
so jung. Darum war ich überglücklich, dass ich das Wunder deiner Geburt erleben
durfte. Ich weiß noch, wie ich dich staunend anschaute, als ich dich das erste
Mal in den Armen hielt. Ich konnte mich
garnicht sattsehen daran. Dein Wachstum
und deine Kindheit habe ich ganz bewußt genossen. Du war das schönste Geschenk
meines Alters, als deine Brüder schon
ausgezogen waren.
Du weißt sicher – du warst
mir der Liebste!
In Liebe, deine Mutter“
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Vielleicht zeigt diese Geschichte so ungefähr, was mit „dem
Jünger, den Jesus liebhatte“ gemeint war. Ich glaube, dass Jesus seinen Jüngern und
allen Menschen genau das gezeigt hat: Du bist etwas Besonderes!
Ich habe mich beim Nachdenken über diese Geschichte gefragt,
wie es wohl auf unserer Welt oder einfach in unserem kleinen Umkreis aussehen
würde, wenn wir jedem Menschen, mit dem wir zusammentreffen mit Worten oder
einfach durch unser Verhalten vermitteln könnte: Du bist etwas Besonderes !
Hm.
AntwortenLöschenNur der Bericht im Johannes-Evangelium zeigt einen anderen, einen Privilegierten - und einen, der immer ne Spur besser ist als Petrus...
... der Theologe spricht ... *g*
LöschenIch bin kein Theologe und muß mich nicht nach irgendeinem Konzept richten. Und so erlaube ich mir, die Anmerkungen im Joh-Ev als Empfindung aus der Sicht des Jüngers selbst zu sehen.
Ich glaube nicht, dass Jesus geheime Botschaften ausgesandt hat. Aber dass er jedem, der sich danach sehnte, das Gefühl gegeben hat, etwas Besonderes zu sein.
Solches Empfinden kenne ich auch. Manchmal, wenn ich andere Gläubigen höre, wie schlecht es ihnen geht, denke ich auch, ich wäre bevorzugt. Ich werde beschenkt von Gottes Güte - in so reichem Maße, dass ich mich bevorzugt fühle.
Es steht im Joh-Ev, soweit ich weiß, kein Ausspruch von Jesus selbst, dass er von irgendeiner Bevorzugung spricht, oder? LG :-)
Na ja, "der, den Jesus liebhatte", unter 12 anderen, das ist schon eine Bevorzugung. Natürlich hat Jesus die nicht selbst ausgesprochen. Ausgehend von der Annahme, daß dieser Jünger, den die anderen Evangelisten nicht erwähnen, existiert hat, schreibt das Evangelium ihm schon eine gewisse Bevorzugung zu (oder er sich selbst, wenn er der Evangelist ist), und läßt Petrus schlechter wegkommen: zwei gehen zum Palast des Hohenpriesters, einer muß den anderen dort einführen, und der andere (Petrus) hält den Streß nicht aus und verleugnet. Einer nur ist unterm Kreuz, alle anderen haben Angst... Zwei rennen zum Grab, einer ist schneller, und bleibt vor dem Grab (glaubt, ohne zu sehen), während Petrus das leere Grab sieht und (dann erst) glaubt. Und dann die Szene am See...
AntwortenLöschenDa hat, und um das zu erkennen, braucht man nicht Theologe zu sein, da hat einer ein gehöriges Huhn mit Petrus zu rupfen, der wird nämlich konsequent niedergemacht.
War das in Jesu Sinn? Hat er einen bevorzugt? Ich glaube nicht - wenn, dann die drei, die bei der Verklärung mit auf dem Berg sind. Aber die müssen auch später viel Leid ertragen.
Und einer stellt sich als den Liebling Jesu hin, der aber nicht zu den dreien gehört. Hm.
... interessante Gedanken. Von der Sicht, dass der "liebe Jünger" mit einem anderen nicht so lieben Jünger ein Hühnchen zu rupfen haben könnte, habe ich das noch nicht gesehen.
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