Heute morgen, als ich in *meine* Kirche kam, stellte ich
fest, dass die Blumen in dem Altargesteck zum Teil ihre Köpfe hängen ließen.
Ich hatte sie am Freitag noch frisch gesteckt. Da haben aber einige von den
Blumen schnell aufgegeben. Beim Überlegen woran das liegen könnte, kam ich z.B.
auf das fehlende Licht. Gestern war es immerhin in der Kirche sehr dunkel. Ich
machte also schon mal das Licht im Altarraum an, in der Hoffnung, dass ein paar
Blüten sich noch erholen. Und dann mußte ich erst mal raus, um die Schneereste und
die vielen nassen Blätter um die Kirche herum wegzufegen. Hat eine Weile
gedauert und währenddessen ließ ich meine Gedanken wieder spazieren gehen …
Ich dachte über das Licht nach, das für alles was lebt so
notwendig ist. Nach dem
Schöpfungsbericht in der Bibel sagte Gott ganz am Anfang: „Es werde Licht“. Wir Menschen nehmen das Licht wahr, weil wir
es sehen mit unseren Augen. Menschen haben im Laufe der Zeit unzählige
Lichtquellen aufgetan und erzeugt. Die Einzelnen Lichtquellen sind aber immer
nur begrenzt und reichen nicht an die wirklich lebensspendende Lichtquelle
heran. Ob das künstliche Licht im Altarraum meine Blumen wohl beeindruckt ? –
(Hat es nicht. Aber glücklicherweise hatte ich noch ein paar Blüten im Nebenraum
auf Vorrat. Und die habe ich dann mit den köpfehängenden Blüten ausgetauscht.)
Meine Gedanken gehen weiter. Und ich stelle fest, dass alles
das, was wir Menschen aus dem, was wir von Gott empfangen haben und mit Worten
ausdrücken können, nur eine Facette des Ursprungs anzeigen kann. Worte sind
sehr begrenzt und man kann oft feststellen, dass gleiche Worte von unterschiedlichen
Menschen in mehrere unterschiedliche Facetten gesehen werden können. Menschen
wünschen dann zwar, dass man sich versteht, aber dazu gehören manchmal unzählige
Worte, um zwei verschiedene Sichtweisen
miteinander anzugleichen.
Und dann fiel mir ein Wort ein, dass ich als Kind lange Zeit
falsch gesprochen habe. Ich sagte anstatt „Elefant“ immer „Elefan“ – wobei ich
das „a“ immer ganz lang aussprach. Meine ältere Schwester hat sich immer
aufgeregt darüber und mich verbessert. Aber ich habe eine ganze Weile auf meine
Version dieses Wortes bestanden. Warum, das weiß ich nicht mehr so genau. Ich
weiß nur noch, dass es damit zu tun hatte, dass es Worte gab, die ich mit „t“
oder „d“ am Ende ausgesprochen hatte und von denen mir vermittelt worden war,
dass sie ohne dieses Ende ausgesprochen wurden. Irgendwie hat meine kindliche
Logik das auch auf den Elefanten übertragen. Es ging lediglich um die Endung
des Wortes. Das Tier, das ich meinte, war das Gleiche wie bei denen, die dieses
Tier mit einem „t“ enden ließen. Man musste mir also nicht das Tier erklären,
sondern ich musste nur meine Aussprache verbessern.
Irgendwie war diese Erinnerung für mich heute Morgen ein
passender Vergleich für die Verständigung der Menschen untereinander und erst recht für die Verständigung der Menschen mit Gott. Und wenn es dann darum geht,
dass Menschen einander ihre Gottesbeziehung erklären möchten, dann braucht es
oft viel mehr als ein paar Worte. Denn Gott kennt die Sprache des einzelnen
Menschen – aber die Menschen reden oft untereinander eine unterschiedliche
Sprache, selbst wenn sie die gleiche Muttersprache sprechen. So entstehen oft
von ähnlichen Erfahrungen ganz unterschiedliche Geschichten. Und wenn man dann mit seinen Geschichten „Gott“
erklären will, dann wird es oft sehr schwierig, da einen gemeinsamen Punkt zu
finden. Oft empfinden die Einzelnen untereinander ihre Erfahrungen sogar
gegensätzlich. Und weil sie sich ihrer Wahrnehmung ganz sicher sind (sein
wollen), bestreitet man die Richtigkeit der Erfahrungen des Anderen. Und so werden oft Gotteserfahrungen zum Streitpunkt,
wenn man es immer auf der menschlichen Ebene festmachen will.
Jesus hat gesagt, dass man seine Nachfolger an ihrer
Einigkeit erkennt. Ich glaube nicht, dass mit der Einigkeit gemeint ist, dass
man nur bestimmte Worte auf Gott beziehen kann oder dass Menschen immer die
gleichen Erfahrungen mit Gott machen und die gleichen Schlüsse daraus ziehen.
Einigkeit ist, nach meiner Erfahrung, viel mehr als das. Es zeigt sich da, wo
man ganz unterschiedlich Gott erlebt – und trotzdem sich als Bruder oder
Schwester erkennen kann.
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