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Freitag, 3. März 2023

Erinnerungen 016 - BaLi, ME, bis 3J Bh

 Mein Job in der Kirche war für mich ein guter Abschluss meines Arbeitslebens. Ich war in diesem (kleinen) Ort zu Hause. Zweimal am Tag – Morgens und Abends musste ich die Kirche auf-und wieder zuschließen. Das bedeutete, dass ich jeweils einen zehnminütigen Fußweg hin und zurück gehen musste. War also gezwungenermaßen mindestens 40 Minuten täglich unterwegs und in Bewegung. Da mich viele Leute aus der Kirche kannten, gab es auch kaum einen Tag, an dem ich nicht irgendeinen Bekannten traf und oft auch einen kleinen Plausch gehalten habe.


Für meine Zeit als Rentnerin überlegte ich dann, wo ich letztendlich wohnen wollte. Meine Söhne waren wieder zurück im Norden. Meine Tochter hatte auch nicht vor, immer in diesem Ort im Schwarzwald zu bleiben. Ich würde aber schon gerne als Rentnerin in der Nähe von Menschen wohnen, die mir nahe stehen. Nach reiflicher Überlegung dachte ich, dass dies in meinem Geburtsort, in NRW am ehesten der Fall wäre. Dort wohnen vier meiner Geschwister mit ihren (großen) Familien. Da würde wahrscheinlich immer jemand übrig bleiben, wenn manche davon weg ziehen würden.


Also suchte ich über das Internet eine Wohnung in meinem Geburtsort, und bat eine meiner Schwestern, mögliche Wohnungen zu besichtigen, wenn ich dort Kontakt aufgenommen hätte. Auch das lief wieder einmal traumhaft schnell ab. Ich fand eine Wohnung mitten in der Stadt, im 5. Stockwerk, direkt über einem Discounter, an einem Platz, der sozusagen Mittelpunkt der Stadt ist.

Meine Kinder und meine jüngere Schwester sorgten dafür, dass der Umzug gut klappte. Und so hatte ich eine sehr schöne helle Wohnung, über einigen Dächern der Stadt.


Trotzdem haben dann verschiedene Umstände dazu geführt, dass ich nach genau vier Jahren dort noch einmal umgezogen bin – in den Ort, wo meine Söhne wohnten und in dem ich selbst zuvor 23 Jahre gewohnt habe. Dieses Mal bekam ich aber eine nette, winzig kleine Wohnung, im Erdgeschoss eines alten Bauernhauses, welches am anderen Ende der Stadt steht, zu dem wo ich früher gewohnt habe.


Mein Umzug dahin war genau einen Tag, bevor der erste Lockdown wegen Corona begann. Da meine neue Wohnung möbliert war (eigentlich für Studenten gedacht), brauchte ich für den Umzug nur einen größeren Pkw. So hat meine ältere Schwester (zusammen mit einem ihrer Söhne) mich an dem Sonntag im März 2020 von NRW in den Norden, nahe Hamburg, gefahren. Das war eine unvergessliche Fahrt, die wahrscheinlich nur dieses eine Mal so erlebbar war. Wir fuhren knapp 400 km über fast leere Autobahnen, ohne Stopp. Meine Schwester fuhr noch am selben Tag zurück, weil ja am nächsten Tag der Lockdown beginnen sollte.


Ja, und hier wohne ich nun – in diesem Moment – auch schon wieder genau drei Jahre…. Und fühle mich am richtigen Platz. So, wie es im Moment aussieht für mich, denke ich, dass dies meine letzte Wohnung ist. Aber wer weiß das schon … das dachte ich zuerst in NRW auch. Ich bleibe jedenfalls weiterhin offen für Veränderungen … wenn auch nicht mehr ganz so beweglich, wie ich es mal war. Ich werde älter … aber noch lebe ich, und es gefällt mir so, wie es ist.

Donnerstag, 2. März 2023

Erinnerungen 015 - Schwarzwald bis Rente

 An meinem neuen Wohnort im Schwarzwald suchte ich mir zuerst mal einen neuen 1€-Job. Zuvor hatte ich schon einen 1€Job gemacht, in der freikirchlichen Gemeinde, in der ich Mitglied war. Da ein neues Bundesland war, wurde es mir vom Jobcenter erlaubt, noch einen zweiten zu machen. Ich fragte dazu bei der Evangelischen Kirchengemeinde an, mit einer Empfehlung von meiner vorigen Gemeinde. Der Pfarrer hat diesen dann für mich beantragt, mit der Aufgabe, die Mitgliederlisten abzugleichen mit denen vom Einwohnermeldeamt. Zusätzlich gab er mir Aufgaben im Gemeindebüro. So habe ich unendlich Kindergottesdienstmaterial eingescannt und zum Teil neues Material erstellt für die Kinderkirche dieser Kirchengemeinde. Und auch hier konnte ich Kindergottesdienst organisieren und abhalten. Außerdem den Gemeindebrief mitgestalten … und einfach Dinge tun, die ich gerne tat.

Nach einem Jahr war der 1€Job aber abgelaufen und ich musste aktiv wieder Bewerbungen schreiben. Da auch mein Pfarrer einen guten Draht zu der Mitarbeiterin im Jobcenter hatte, der ich zugeordnet wurde, hat die dann aktiv auch mitgesucht nach einem Job im kirchlichen Bereich. So passierte es, dass ich, mit Empfehlung des Pfarrers, den Job als „Mesnerin“ (Küsterin) in einem, 10 km entfernten Nachbarort bekam. Dafür musste ich aber in diesen Ort umziehen…. und meine Söhne mit mir. Es war dann sogar der gleiche Ort, in dem meine Tochter bereits wohnte und arbeitete. 


Und das war eigentlich der beste Job, den ich in meinem ganzen Arbeitsleben hatte. Ich hatte den Schlüssel zur Kirche und war sozusagen die „Hausfrau“ dieses Gebäudes. Jede Veranstaltung (Gottesdienste, Konzerte, Beerdigungen etc) musste „an mir vorbei“. Freigegeben wurde das zeitlich natürlich vom Pfarrer, aber für die äußere Gestaltung (Deko, Einrichtung, Pflege usw) war ich verantwortlich. Die Kirche war in dieser Zeit wie mein zweites Zuhause. Acht Jahre lang habe ich diesen Job gemacht, bis ich in Rente ging.


Meine Söhne hatten am Anfang im Schwarzwald beide noch keine Arbeitsstelle. Der Jüngere hatte gerade die Realschule beendet, und der Ältere war ohnehin arbeitslos. Beide waren nicht sehr interessiert daran, sofort Arbeit zu finden. Aber da der Jüngere erst 17 Jahre alt war, unterlag er in BaWü noch der Schulpflicht (Berufsschule). Ihr Umzug fiel gerade ins Ende der Sommerferien. Und durch die Zeitung erfuhren wir den Zeitpunkt, an dem die Anmeldungen in der Berufsschule im Nachbarort, der Kreisstadt, stattfinden sollten.


Das geschah noch, bevor ich den Job in der Kirche beginnen sollte. Und so machten wir uns an dem Stichtag auf den Weg in den Nachbarort, um unseren Jüngsten anzumelden. Dazu haben wir dann noch einen ganz romantischen Weg durch einen Park und dem Wald gewählt. In der Schule angekommen wurde dann auch ein Platz für meinen Sohn gefunden, mit Berufsrichtung „Stahlbau“ (weil dort noch Plätze frei waren). Und als die Formalitäten beendet waren, wandte sich der Lehrer dem älteren Sohn zu und fragte: „und was ist mit diesem jungen Mann? Braucht er auch einen Platz?“. Wir waren ziemlich überrascht, sagten dann, dass er aber schon 21 Jahre alt wäre...aber wenn es für ihn einen Platz gäbe, wäre das nicht schlecht. Und so bekam dieser Sohn auch einen Schulplatz, in Berufsrichtung „Elektroniker“.


Nach der Beendigung des ersten Schuljahres beschlossen beide Söhne, umzuschulen auf „Wirtschaftsabitur“. Sie bekamen dann sogar (mit ein bisschen tricksen) beide in einer Klasse einen Platz, und machten so zwei Jahre später ihr Abitur im Bereich „Wirtschaft“. Da wir ja immer noch von HartzIV abhängig waren (mein Verdienst war für uns alle zu niedrig) , mussten sie dann auch direkt anschließend einen Ausbildungsplatz suchen. Beide fanden einen im kaufmännischen Bereich. Die Zeit der Ausbildung war, besonders für den Älteren, zeitweise ziemlich schwierig. Aber Beide haben durchgehalten bis zum Ende … und einen guten Abschluss gemacht.


Danach beschlossen alle beide, wieder zurück in ihren Heimatort umzuziehen, und erst dort einen festen Job zu suchen. Ein Cousin sorgte dafür, dass sie am Anfang bei ihm zu Hause (seinen Eltern) wohnen durften, bis sie eine eigene Wohnung gefunden haben. Und kaum eine Woche danach hatte der jüngste Sohn schon einen festen Job. Sie fanden eine gemeinsame Wohnung und ein halbes Jahr später fand auch der Ältere Sohn eine Arbeitsstelle. Inzwischen haben beide ihre Stelle nochmal gewechselt, und bis heute sind beide fest angestellt und haben ein gutes Einkommen.


Es waren abenteuerliche Zeiten, die 10 Jahre im Schwarzwald. Manchmal sah unser Leben ganz schön chaotisch aus. Aber im Rückblick kann ich nur staunen. Es scheint, als wenn alles schon so geplant gewesen war, und ich danke Gott, für Alles, was daraus geworden ist.


Samstag, 25. Februar 2023

Erinnerungen 014 - Eheende, Umzug BaWü

 Nach zwanzig Jahren Ehe, mit dauerndem Auf und Ab der Aggressionen, habe ich dann unsere Trennung beschlossen und die Scheidung beantragt. Bis zum Zeitpunkt der rechtskräftigen Scheidung waren wir dreiundzwanzig Jahre verheiratet.


Zunächst bin ich drin geblieben, weil ich nicht wusste, wie es danach weitergehen könnte…. als alleinerziehende Mutter. Als meine Kinder älter wurden, fragte ich sie in solchen Fällen, wenn wieder einmal Ausraster eskaliert sind, wo sie wohnen wollten, wenn ich ausziehen würde. Eine längere Zeit sagten zumindest die Jungs, dass sie gerne da wohnen bleiben würden. Darum blieb ich dann auch erst einmal da. Zwischendurch, als ich mal wieder mit Trennungsgedanken spielte, bekam ich einen Hinweis, den ich als Botschaft von Gott verstand, dass es noch nicht so weit wäre … ich also noch aushalten solle. Und dann, als unser Jüngster dreizehn Jahre alt war, schien es mir, dass jetzt der Moment sei, dass ich gehen könne. Dazu gehörte auch wieder ein Gespräch mit meinen Kindern, wobei meine Tochter sagte: „dann tue es doch endlich auch mal“.


Es war für mich eine abenteuerliche Zeit, in der ich manchmal dachte, die Anforderungen wachsen mir über den Kopf. Aber gerade in diesen Zeiten habe ich so stark Gottes Unterstützung gespürt, wie nie zuvor. Tausend kleine und größere Zeichen und für mich auch Wunder könnte ich aus dieser Zeit erzählen. Vielleicht erzähle ich darüber später auch noch hier, aber erst einmal weiter mit dem groben Überblick. Jedenfalls war es, kurz nach der offiziellen Scheidung, dann plötzlich so weit, dass ich mich entschied, jetzt meinen Traum, wieder einmal in den Schwarzwald umzuziehen, umzusetzen. Ich beschloss, nach einem Angebot von Internetbekanntschaft mit einem Ehepaar, eine Zeitlang bei ihnen zu Gast zu sein – in der Nähe von Ulm – um eine Wohnung und vielleicht sogar einen Job zu suchen und finden.


Kurz davor traf in in der Freien Ev. Gemeinde (FEG), bei der ich noch Mitglied war und wo ich gerade einen „ein-Euro-Job“ machte, beim „Kirchenkaffee“ auf eine junge Frau, die vorher auch im Schwarzwald gewohnt hat. Während ich an dem Stehtisch einigen Leuten erzählte, dass ich demnächst mal meine Fühler in Richtung Schwarzwald ausstrecken wollte, sprach mich diese Frau an. Sie sagte, sie hätte noch immer Kontakt zu ihrer früheren Vermieterin dort. Und soviel ihr bekannt wäre, sein die Wohnung, welche sie dort bewohnt hatte, immer noch frei. Sie bot mir an, dort mal nachzufragen, ob ich vielleicht diese Wohnung bekommen könne. Und so passierte es, dass ich diese Wohnung schon klar machen konnte, bevor ich überhaupt dort gesucht hatte. Es war eine kleine Dachgeschosswohnung, etwa 40 qm groß, mit einer Küche, einem Wohnzimmer, einem Schlafzimmer und einen Abstellraum. Alle Räume hatten ein Fenster nach draußen. Die Wohnung war in Schömberg bei Neuenbürg, auf ca. 800 m Höhe, direkt neben dem Wald.


Meine Tochter wohnte zu dem Zeitpunkt nicht mehr zu Hause. Sie hatte eine schulische Ausbildung in Schleswig begonnen. Meine Söhne wollten weiter in dem Haus wohnen, das ihrem Vater gehörte. Und nach einer Erfahrung, wo ich den jüngeren Sohn davon abhalten wollte, mit seinem Bruder und einigen Cousin‘s auf dem Jahrmarkt Alkohol zu konsumieren – die dann von der „Clique“ vereitelt wurde, indem sie ihn zurückhielten und versprachen auf ihn aufzupassen, hatte ich den Eindruck, dass ich ohnehin keinen Einfluss mehr auf sie hatte. Und so zog ich zunächst alleine in den Schwarzwald um. War sicher nicht die beste Entscheidung meines Lebens. Aber auch hier hat Gott Gutes daraus entstehen lassen.


Sechs Wochen, nachdem ich im Schwarzwald wohnte, waren meine beiden Söhne gezwungen, zu mir umzuziehen. Weil der Vater sich nicht um sie kümmerte und seine Konten gesperrt waren, weil er die drei Jahre nach der Trennung keine Steuerklärung mehr gemacht hatte … und beide Söhne keinen Job hatten. Sie hatten geplant, sich beim Arbeitsamt zu melden, um HartzIV zu bekommen. Aber kurz zuvor wurde ein neues Gesetz gültig, wobei Kinder, wenn sie kein eigenes Einkommen haben, bis zum 27. Lebensjahr bei ihren Eltern leben mussten – zumindest von ihnen unterstützt würden. Nun war es von Vorteil, dass in meiner kleinen Wohnung tatsächlich für jeden von uns ein Zimmer vohanden war. Die Vermieterin hatte nichts dagegen, dass meine Söhne dazu ziehen. 

Meine Tochter kam dann ein Jahr später auch in den Schwarzwald, weil wir ihr zu weit weg wohnten und sie gerne einen anderen Job haben wollte. Sie zog dann in einen Nachbarort, der 10 km von unserem entfernt war… und so waren wir als (fast vollständige) Familie wieder vereint.

Einer meiner Söhne sagte nach dieser Zeit, dass er dies mehr als Familie empfunden habe, als die Zeit zuvor.


Donnerstag, 23. Februar 2023

Erinnerungen 013 - Kinder

 

16 Monate nach der Geburt meines ersten Kindes wurde unser zweites Kind geboren – ein Sohn. Dieses Baby war total pflegeleicht – im Gegensatz zu dem ersten. Ich wusste jetzt, wie es geht und war nicht mehr unsicher, ob er denn genug zu essen bekam. Ihn habe ich voll gestillt bis er ein viertel Jahr alt war. Wenn er weinte, kam er an die Quelle. Auch nachts lag er einfach neben mir und wenn er unruhig wurde, kam er an die Brust … wir schliefen beide wieder ein. Und wenn er wieder aufwachte, wurde einfach die Seite gewechselt und weitergeschlafen. Bald fand ich dann auch heraus, dass ich ihn auch unterwegs stillen konnte, wenn ich ihn in einer Bauchtrage trug. Ich hatte immer weite lange Oberteile an, so dass ich nun ganz entspannt auch längere Zeit mit ihm unterwegs sein konnte. Wenn er unruhig wurde, kam er an die Milchquelle, verdeckt von der Jacke, die ich trug – und das war alles, was er brauchte. Später bekam er natürlich noch richtiges Essen dazu. Aber er durfte immer, wenn er wollte, bis er anderthalb Jahre alt war, an der Brust trinken. Bessere Beruhigung gab es nicht. Als ich ihn dann entwöhnen wollte, konnte er sich schlecht davon trennen. Aber irgendwann hat es geklappt … mit Geduld und ein bisschen List.

Einmal, als er zwei Jahre alt war, hatte er starken Durchfall und Erbrechen. Er behielt nichts bei sich und wurde einen Tag nach Beginn immer schwächer, fast schon apathisch. Ich rief die Kinderärztin an, die uns aufforderte, sofort zu ihr zu kommen. Das waren die Zeiten, wo ich froh war, dass mein Mann ein Auto hatte und uns hinfahren konnte. Die Ärztin stellte fest, dass mein Sohn schon dehydriert war und bestellte einen Krankenwagen, der uns mit Blaulicht in das Krankenhaus im Nachbarort fuhr. ER war dann 10 Tage dort … ich blieb die ganze Zeit bei ihm und war froh, dass er hier gut versorgt wurde.


Kurz vor seinem vierten Geburtstag passierte es, dass er plötzlich schwach und hinfällig wurde. Da es schon in der Familie Fälle von Diabetes im Kindesalter gab, machten wir einen Test, den wir aus der Apotheke holten. Der zeigte dann an, dass es hier wohl tatsächlich auch um Diabetes ging. Den Test machten wir am späten Nachmittag. Darum dachte ich dann, dass wir am nächsten Morgen zur Ärztin gehen sollten. Aber mein Mann erzählte es seiner Schwester, die auch ein Kind mit Diabetes hat. Diese erzählte es der Ärztin, weil sie gerade ohnehin mit ihr telefonieren musste. Diese gab dann Anweisung, sofort zu ihr zu kommen. … und kamen so noch am späten Abend in die Arztpraxis. Und wieder war der Test bei der Ärztin an der Grenze, so dass sie uns aufforderte, mit ihm sofort ins Krankenhaus zu fahren. Zuvor brachten wir unsere Tochter zur Schwägerin, und fuhren dann ins Krankenhaus … wo wir (mein Sohn und ich) dann zwei Wochen blieben, damit ich die Spritztechniken lerne und anwenden konnte.


Zu diesem Zeitpunkt war ich erneut schwanger – im vierten Monat. Fünf Monate später kam dann unser drittes Kind auf die Welt – unser zweiter Sohn.

Dieses Kind wurde dann von Anfang an in die Familie integriert. Er wurde auch gestillt. Bekam aber auch ab und zu Flaschennahrung gefüttert. So war er und ich nicht mehr so abhängig voneinander. Die Art zu stillen habe ich aber genauso gehandhabt, wie bei dem vorigen Kind. Wenn wir miteinander unterwegs waren, kam er in die Bauchtrage und konnte trinken, wenn ihm danach war. So auch Nachts, wenn er neben mir im Bett war. Wir hatten eine längere Zeit ein riesiges Familienbett (mit Anbau), in dem letztendlich oft die ganze Familie miteinander übernachtet hat. Auch wenn so etwas oft verurteilt wird von anderen Müttern, mit unendlichen düsteren Vorhersagen, habe ich den Eindruck gewonnen, dass diese Art, miteinander als Familie zu leben, den Kindern gut getan hat…. oder ihnen wenigstens nicht geschadet hat.

Die beiden Brüder hingen, von Anfang an, sehr aneinander. Schon als Baby himmelte der Kleine den Großen an, wenn dieser redete. Das hat sich durch die ganzen Phasen ihres bisherigen Lebens nicht geändert. Sie wohnen wieder zusammen. Jeder hat seinen eigenen Beruf und eigene Freizeitaktivitäten. Aber sie machen auch vieles gemeinsam. 

Meine Kinder verstehe ich als das Beste, was mir geschehen konnte in meinem Leben,. Und ich bin dankbar, dass alle Drei erwachsen wurden und jeder seinen eigenen Weg gefunden hat. 


Dienstag, 21. Februar 2023

Erinnerungen 012 - Anfang Ehe bis Geburt des 1. Kindes

 Am Anfang meiner Zeit in diesem neuen Ort fühlte ich mich oft alleine. Vieles hatte sich, quasi über Nacht, geändert. Meine Freunde und meine Verwandtschaft wohnten weit weg. Und die Gruppe für junge Erwachsene war von da an auch tabu – denn jetzt waren wir ein Ehepaar. Es gab eine ganze Menge Verwandtschaft meines Mannes dort. Davon kamen einige auch am Anfang mal rein um zu schauen, wie wir denn so wohnten. In der Gemeinde kam es mir so vor, je größer die Gemeinschaft gerade war, desto mehr alleine war ich. Ich erinnere mich noch an einen Sonntag, wo nach dem Gottesdienst noch ein Treffen aller Gemeindemitglieder in einem Raum war. Ich stand mit einer Kaffeetasse in der Hand, mitten drin im Gedränge. Links und rechts redeten die Leute miteinander … und ich stand mittendrin alleine da. Man sagte mir hinterher, dass ich einfach die Leute ansprechen müsste, wenn ich beachtet werden will. Das war aber nicht so mein Ding … zumindest damals noch nicht.


Nach etwa einem Jahr, als wir beide gerade auf einem Wochenend-Trip in Braunschweig waren, machte ich meinen ersten Schwangerschaftstest … der war positiv. In dem Moment änderte sich alles für mich. Ich träumte von der Zeit, wann das Baby da ist, und das war schön.


Partnerschaftsmäßig war es oft weniger schön. Meine rosa Brille ist ziemlich schnell verloren gegangen. Höhepunkt war ein Morgen, wo ich mit meiner Schwägerin telefonierte, und darüber aufgeklärt wurde, dass mein Mann mir über ganz viele wichtige Einzelheiten seines Lebens einfach Dinge vorgelogen hatte. Schon zuvor hatte ich erkannt, dass er es mit der Wahrheit nicht so genau nahm. Aber an dem Morgen stürzte mein gesamtes Kartenhaus zusammen. Ich habe mich echt gefragt, wen ich da geheiratet habe. Und natürlich kamen auch Gedanken über Trennung bei mir auf. Aber ich dachte, ich müsse da jetzt durch, weil man sich als Christ nicht scheiden lassen darf. Und außerdem wusste ich nicht wirklich, was ich denn machen sollte, wenn ich wieder alleine wäre. Ich müsste wieder etwas ganz Neues anfangen. Bei christlichen Missionsgesellschaften würde ich als Geschiedene sicher auch nicht mehr angestellt. Also – alles, was ich zuvor gehabt habe, habe ich mit der Eheschließung aufgegeben.


Also blieb ich dabei. Stellte ihn zwar zur Rede. Aber inzwischen hatte ich ohnehin schon die Erfahrung gemacht, dass ich mit ihm nicht wirklich reden konnte. Entweder redeten wir aneinander vorbei. Oder er nahm ein Stichwort auf, und gab damit dem Gespräch eine ganz andere Richtung. Ich habe sehr sehr lange gebraucht, bis ich in Etwa herausgefunden hatte, wie es dazu kam, dass am Ende ich immer die Böse war, die etwas von ihm fordert … obwohl es meistens umgekehrt war. Außerdem konnte er ganz unauffällig von null auf hundert ausrasten – ohne dass ich merkte, wie es dazu gekommen war.


Eine sehr eindrückliche Erinnerung gilt einem ganz normalen Abend. Er saß im Wohnzimmer vor dem Fernseher, und ich war in der Küche und räumte alles wieder auf, nach dem Abendessen. Ich hatte dazu eine CD in den Player eingelegt, mit christlichen Liedern. Zwischendurch ging ich dann mal zu ihm ins Wohnzimmer, weil ich etwas fragen oder sagen wollte … und ganz unerwartet kam sofort ein aggressiver Ausraster von ihm. Er brüllte mal wieder los, ohne dass ich wusste, warum. 

Weinend ging ich dann wieder in die Küche und betete: Herr, ich weiß nicht, wie lange ich das noch so aushalte. Hilf mir doch bitte und zeige mir, was ich tun soll.


In der Küche hörte ich dann, dass der CD_Player gerade ein neues Lied abspielte.
Der Text (von Peter Strauch) lautete: (1.Strophe)

„Ich lasse dich nicht fallen, ich verlasse dich nicht,
sei mutig, sei mutig und stark.
Bläst dir der Wind entgegen, und schlägt dir ins Gesicht,
sei mutig, sei mutig und stark.
Der Gott der dich geschaffen hat und dir das Leben gab 
der kennt dich gut und gibt dir Mut, an jedem neuen Tag.
Er fängt dich auf, wenn du versagst, du fällst in seine Hand.
Sei mutig, sei mutig und stark.“


Wie eine Verdurstende, hörte ich mir die weiteren Strophen des Liedes andächtig an, meine Tränen liefen nur so …. und ich fühlte mich plötzlich eingehüllt und umarmt…. Und gestärkt.


Ich war 33 Jahre alt, als mein erstes Kind, eine Tochter geboren wurde – und fühlte mich reich beschenkt.

An die erste halbe Stunde nach der Geburt erinnere ich mich noch sehr gut. Man hatte mir meine Tochter in die Arme gelegt und mich für eine Weile alleine mit ihr gelassen, weil es noch irgendwo anders einen Notfall gab. Ich schaute staunend auf das winzige Lebewesen in meinem Arm. Sie hatte die Augen auf, war ganz still, und schaute mich ganz lange einfach nur an. So als wenn sie genauso staunen würde wie ich.


Als meine Tochter drei Monate alt war, brauchte sie eine kleine OP, welche in einer Kinderklinik in Hamburg durchgeführt werden sollte. Dafür sollte sie ungefähr drei Tage dort bleiben. Wir fuhren mit dem Auto dorthin und natürlich blieb ich bei ihr. Am nächsten Tag wurde sie dann zur OP abgeholt, und ich gönnte mir erst einmal ein Frühstück. Danach ging ich wieder zur Station, aber sie war noch nicht fertig. Und mir wurde gesagt, ich könne noch ein bisschen spazieren gehen. 

Als ich dann wieder zur Station kam, war sie immer noch nicht da. Und das schien auch nicht so normal zu sein, wie ich der Reaktion der Krankenschwester entnahm. 

Ich fing an, mir Sorgen zu machen. Ging nochmal raus und betete ununterbrochen: „Bitte Herr, erhalte mir mein Kind … nimm es mir bitte nicht wieder weg“. Die OP sollte eigentlich nur eine viertel Stunde dauern, und danach noch einige Zeit im Aufwachraum. 

Es dauerte etwa zwei Stunden, bis sich endlich der Arzt meldete. Die Krankenschwester kam mit ihm zu mir und sagte zu dem Arzt: „das können sie der Mutter jetzt mal selbst sagen“. Er erklärte dann, dass die OP ganz normal gelaufen war, aber meine Tochter nicht mehr selbstständig geatmet hat danach. Sie mussten sie eine längere Zeit beatmen, bis alles wieder in Ordnung war. Aber jetzt sei alles wieder okay. Wahrscheinlich wäre sie gegen das Narkosemittel allergisch. 

Das war eine riesige Erleichterung, als ich meine Tochter endlich wieder in die Arme nehmen konnte.