Copyright

© Copyright von allen Texten und Grafiken liegt bei mir!
Verantwortung für externe Links liegt bei dem Betreiber der verlinkten Seite!
Kontaktaufnahme über PN-Fenster - s.u.

Dienstag, 4. Februar 2014

Sechs Wochen Kinderkur ca. 1956

Diese Geschichte habe ich schon einmal in meinem ersten Blog veröffentlicht (welcher inzwischen mit der Website "myblog" verschollen ist). Gerade, im Zuge der Erinnerungen, kopiere ich sie hier nochmal rein:

Als ich 5 Jahre alt war, wurde ich mal für 6 Wochen zur Kur geschickt, in ein Kinderheim.  Es ist komisch, an wie viele Dinge man sich erinnert - und solche, die man vergißt. Das woran ich mich noch erinnere, schildere ich hier mal.

Ich wurde nicht darauf vorbereitet, dass ich dort hin muss. Meine Mutter hielt es für besser, wenn es überraschend kommt. (ein Punkt, den sie später als "falsch" bekannt hat). So wurde ich zum Bahnhof gebracht, zu einer kleinen Gruppe von Kindern mit Betreuer in den Zug gesetzt, und ab ging's.

Die Zeit dort war schlimm. Es ging dort zu, wie beim Militär. Schläge gab es auch, aber das war ich von zu Hause gewohnt. Mittagsschlaf war Pflicht. Dann wurden wir ins Bett gepackt und hatten mucksmäuschenstill zu sein. Die Türen der Zimmer standen offen, und Betreuer waren auf den Fluren. Wenn nur ein Bett knarrte, wurde schon gemeckert. Am Besten war es, sich garnicht zu bewegen. - Die Krankenstation dort war auch immer besetzt. Komischerweise hatten ganz viele Kinder zwischendurch einen Furunkel im Gesicht - ich auch. Dann wurde ich ins Bett gepackt, und hatte dort zu ruhen - mehrere Tage. Da der Furunkel am Mund saß, bekam man das "Essen" in einer Schnabeltasse gereicht. - Irgendeine Grippe hatte ich auch zwischendurch, daran erinnere ich mich noch, dass ein großer Junge auch im Zimmer war und lauter Unsinn redete. Schwitzpackungen bekam man dann - das war früher schon üblich, kannte ich von zu Hause. - Ein ganz einschneidender Punkt war das "Klogehen" - das war nämlich auch "eingeteilt. Klar, man konnte auch mal zwischendurch müssen - aber das habe ich irgendwie nicht so auf die Reihe gekriegt, weil ich gewohnt war, mich Ordnungen zu unterwerfen. So war nach jedem Essen offiziell Klogang angesagt. Wir standen in Reihen vor dem Klo, und wer wusste, dass er auch "was Größeres" musste, der bekam ein Stück Klopapier in die Hand. Mein Problem war, dass ich vorher nicht sagen konnte, ob ich es brauchte. Also konnte ich mich ja auch nicht melden. Wenn ich dann merkte, dass es trotzdem "kam", unterdrückte ich es. Und weil ich mich nicht traute, es zwischendurch zu melden, passierte es dann, dass "es" in der Hose landete. - Aber damit war die Geschichte nicht zu Ende. Denn ich traute mich ja auch nicht, das zu melden. Also versuchte ich immer, beim An- und Ausziehen, hilflos zu tun, damit man mir half, und "es" entdeckt wurde. So habe ich "es" manchmal längere Zeit mit mir herumgetragen. - Einmal, als wir uns alle für ein "Solebad" fertig machen sollten, hatte ich solch ein beschmutzes Hemd an. Als ich es wieder anzog, sagte ein Mädel "einmal tut sie die Kacke nach vorne und einmal nach hinten" - Ich weiß nicht mehr, ob es dann, oder erst später entdeckt wurde. - Das Essen war auch ein Punkt, der in meiner Erinnerung ist. Aber nur das eine, was es komischerweise öfter gab. Das war Makaroni in roter Soße - mit Backobst. Das war so eklig für mich, und viele Kinder mochten das nicht. Aber wir wurden gezwungen, wenigstens einen Teller voll zu essen. Ich habe mir dann eine "Lösung" ausgedacht. Dabei habe ich die Makaronis einfach unzerkaut runtergeschlungen, um den Geschmack nicht zu spüren. Der Erfolg war, dass alles wieder retour kam. Und dann durfte ich vom Tisch aufstehen. Doch, etwas habe ich auch in positiver Erinnerung: das Käsebrot, das es manchmal zum Frühstück gab. Der Käse hatte einen ganz besonderen Geschmack, der mir in Erinnerung blieb. Ich habe später nach diesem Geschmack gesucht und ihn im Cheddar-Käse gefunden. Den mag ich noch heute sehr gerne und wenn ich ihn esse, dann erinnere ich mich ...

Ich habe mir später oft Gedanken gemacht, wieso ich so unfähig war, mitzuteilen, was ich brauchte. Oder warum ich nicht z.B. so schlau war, immer das Klopapier zu nehmen. Ich war eben "Ordnung" gewöhnt, wozu der "Kadavergehorsam" gehörte. Aber als Kind denkt man eben einfach. -

 Ich weiß auch noch, wie ich meiner Mutter entgegen "geflogen" bin, als sie mich vom Zug abholte. Ich durfte im Bus auf ihrem Schoß sitzen und bekam getrocknete Bananen zu essen. Getrocknete Bananen gehören auch zu meinen bevorzugten Speisen, bei denen ich mich erinnere.

Irgendwie war mir in dem Moment, wo ich meine Mutter wiedersah,  erst bewusst geworden, dass ich weggewesen war. Es war so ähnlich, als wenn in der Zwischenzeit ein Film gelaufen wäre, in dem ich Zuschauer war. Oder so, als wenn ich etwas ausgeblendet hätte und auf einmal das Licht wieder anging.

Hier habe ich noch ein Foto von der Zeit:



Sonntag, 2. Februar 2014

Eine Zeit im Norden ca. 1964

Meine Mutter ist in Kiel geboren, mein Vater in Memel. Ich bin in NRW geboren, meine Kinder haben in Niedersachsen ihre Heimat. Also, mein familiärer Hintergrund ist reichlich bunt gemischt.
Als ich Kind war, hatten wir, falls wir mal in Urlaub fuhren, immer ein einziges Ziel: Kiel. Dort wohnten beide Großeltern und bei der Mutter meiner Mutter konnten wir auch immer eine Zeitlang Unterschlupf finden.
Im Nachhinein staune ich immer noch, auf welch engem Raum wir fröhlich miteinander ausgehalten haben. Als mein Großvater schon gestorben war, hatte meine Oma nur einen Raum als Wohn- und Schlafzimmer. Ein anderer Raum wurde von der jüngsten Tochter bewohnt, meiner Tante - die einzige, die von der Familie noch heute lebt.

Meine Oma wohnte an einer sehr verkehrsreichen Straße, der "Holtenauer Straße" in Höhe der Bus- und Bahn-Haltestelle "Belvedere". Auf der gegenüberliegenden Straßenseite fuhr ein Bus bis zum Strand an der Ostsee. Oder besser gesagt, der Kieler Förde. Meine Eltern und Großeltern hatten nie ein Auto. Erst ihre Kinder hatten welche. Darum war es für uns ganz normal, mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren.

Als ich 13 Jahre alt war, wurde ich für ein paar Wochen (von Ostern bis zu den Sommerferien) zu meiner Oma geschickt, weil ich dort schwimmen lernen sollte, für meine Rückenprobleme. An diese Zeit habe ich mich kürzlich wieder ganz intensiv erinnert.

In der Zeit ging ich auch dort in die Schule, die "Hardenbergschule". Schwimmen lernen konnte ich ganz einfach in der Schule, weil das Fach dort regelmäßig auf dem Stundenplan stand. Dieses Fach gab es in meiner Schule zu Hause überhaupt nicht.

In der Klasse war ich natürlich in gewisser Weise ein Exot. Der eine Lehrer nannte mich manchmal "Fräulein Mettmann" ("Mettmann ist mein Heimatort). Die Kinder (gerade in die Pubertät schliddernd) schauten mich auch etwas schräg an, weil ich es doof fand, in den Pausen langweilig nur rumzustehen und zu labern über unwichtige Sachen. Ich fand, dass ich noch spielen darf in dem Alter. Eine einzige Schülerin aus meiner Klasse schloss sich mir dabei an - oder vielleicht auch ich ihr. Dieses Mädel (sie hieß "Erika") gehörte auch eher zu den Ausgeschlossenen dieser Klasse. Ansonsten hatte ich eine Freundin, die in dem gleichen Haus wie meine Oma wohnte, die sich uns anschloss. Die war zwar noch zwei Jahre jünger als wir, aber sie gehörte zu einer "Bande", die alle ungefähr in dem Alter waren. Mit ihnen bin ich  am Nachmittag gerne zwischen den Häuserblocks herumgelaufen und wir haben Spiele wie "Räuber und Gendarm" gespielt. Neben dem Wohnhaus meiner Oma gab es noch eine Ruine vom Weltkrieg. Solche gab es zu der Zeit vereinzelt noch in vielen Städten, auch in meiner Heimatstadt. Natürlich war es verboten, darin zu spielen. Aber es hat uns gereizt und manchmal war es ein gutes Versteck. Als Bande fanden wir irgendwann mal, dass wir alle einen Spitznamen haben sollten.  Jeder sollte sich einen ausdenken für sich selbst. Und weil ich Spitznamen überhaupt nicht gewohnt war, habe ich mir einfach "Brötchen" ausgesucht. (wäre ja mal ein guter Nick, wenn ich mich mal wieder irgendwo neu anmelde) ;-) Warum ich den wählte, weiß ich nicht mehr. Ich glaube, der war einfach sinnfrei.

In meiner Klasse war es also Erika, mit der ich mich zusammentun konnte. Und irgendwie gefiel mir dort in der Klasse der Status als Exot auch. Ich war dort viel mutiger, als ich zu Hause jemals war. Dabei erinnere ich mich an einen Tag, wo wir uns mit meiner Klasse zum Schwimmen mal wieder in der Schwimmhalle trafen. Das waren auch noch die Zeiten, wo "Perlonstrümpfe" nur für erwachsene Frauen vorgesehen waren. Aber in dem Alter gab es eben auch schon einige Mädels, die welche trugen. Bei uns zu Hause gab es so etwas überhaupt nicht. Da war meine Mutter sehr streng. Meine Oma war da ein wenig freigiebiger und hat mir oft ein paar abgelegte Perlonstrümpfe von sich gegeben. Wobei die von ihr noch ein bißchen dicker waren, als die feinen Dinger, welche von den jungen Mädels getragen wurden. Es war also nur ein Kompromiss, aber für mich schon ein ziemlich großer. Die meiste zeit, vor allem im Sommer, trug ich aber noch Söckchen. So weit ging meine Liebe zur Mode nicht, dass ich dabei schwitzen wollte.

So trafen Erika und ich also in der Schwimmhalle ein und die meisten Schüler waren schon da. Ich sehe es noch vor mir, wie sie auf einer Treppe zu einem Eingang hintereinander standen und warteten, dass die Lehrer kamen zum Einlass. Weil es ihnen wohl langweilig war, fingen ein paar von den Mädels an zu spotten über die Söckchen, welche Erika trug. Und wie es dabei oft geht, fielen gleich eine ganze Reihe Schüler mit ein. So dass wir den Eindruck hatten, alle lachen Erika aus. In dem Moment kam es (was, weiß ich nicht) über mich und ich stellte mich direkt vor die spottende Gruppe und sagte: "So, und jetzt lacht auch mal über mich. Ich habe nämlich auch Söckchen an". In dem Moment war alles still und keiner mehr hat gelacht. Und ich war stolz auf mich.

Ich hatte zu dem Zeitpunkt noch ziemlich neu ein Stützkorsett für den Rücken bekommen. Ich fand es lästig. Aber meine Tante achtete sehr darauf, dass ich es auch trug. Wenn meine Oma nachgeben wollte, dass ich es mal nicht tragen bräuchte, dann hat meine Tante ihr immer vorgehalten, dass sie bei ihr auch nicht darauf geachtet hätte und nun hatte sie eine verbogene Wirbelsäule. Mir tat meine Oma dann immer leid, dass sie diese Vorwürfe ertragen musste, wo sie doch eigentlich mir nur gerne die Lage erleichtern wollte.

Wenn Schwimmen auf dem Stundenplan stand, musste ich das Korsett natürlich nicht tragen. Weil es meinen ganzen Körper einschloss, fand ich es doch etwas peinlich, wenn die Mitschüler es sehen würden, wie ich damit aussehe. Aber einmal hatte ich es vergessen, zu Hause zu lassen. Es fiel mir erst auf, als ich mich in der Schwimmhalle umziehen wollte. So sagte ich der Lehrerin, ich könne nicht mitschwimmen deswegen. Die ermunterte mich aber, das Ding einfach dort auszuziehen. Und so zog ich mich um, unter den staunenden Blicken meiner Mitschülerinnen und der Lehrerin, die dafür sorgte, dass dies richtig beurteilt wurde. Danach fand ich es nicht mehr so peinlich, dass ich das Ding tragen musste.

In der Klasse saßen wir zu viert um quadratische Tische herum. Jeder an einer Längsseite. Und ich erinnere mich, dass immer mal dafür gesorgt wurde, dass wir Plätze austauschten, nach Anweisung der Lehrer. Da hatte ich einmal dann einen Tisch, an dem außer mir nur noch drei Jungs saßen. Ich selbst hätte das mir so nie ausgesucht. Aber in dieser Konstellation habe ich zum ersten Mal entdeckt, dass ich als Mädel besondere Waffen gegen Jungs zur Verfügung hatte. Wenn mir irgendwas nicht gefiel, wie ich behandelt wurde, dann habe ich gezickt und die Jungs haben nachgegeben. Das war eine interessante Erfahrung für mich. Ich erinnere mich da noch an ein Mal, wo ich mit dem Rücken zum Lehrer saß. Dass ein Junge irgendetwas mir wegnahm. Ich glaube, ich hatte ihm vorher was weggenommen. Es war eigentlich eher ein Spiel, wo wir uns gefoppt haben. Aber der Junge wollte mir das Teil nicht wiedergeben (ich glaube, es war ein Radiergummi) und ich habe dann mal eben ein paar Tränen herausgedrückt. Worauf der sofort reagiert hat und sich entschuldigt hat, damit ich aufhöre, bevor der Lehrer etwas merkt.

Der Klassenlehrer war toll. Er hieß "Herr Rassmus". Das tolle an ihm war, dass er Klavier spielte. und zwar zu allen passenden und unpassenden Gelegenheiten. Manchmal setzte der sich einfach, während wir gerade bei irgendwelchen Aufgaben saßen,  ans Klavier und spielte ein flottes Lied. Eines davon war: "Die Gedanken sind frei". Das Lied sollte ich auch allein vorsingen, als in der offiziellen Musikstunde mal Stimmprüfung war. Mein Lehrer fand meine Stimme toll. Er sprach fast bewundernd davon, dass man das fördern sollte. Es hat mich stolz gemacht. Gefördert haben wir das ja zu Hause oft, indem wir als Familie viel zusammen gesungen haben.

Meine anderen Großeltern wohnten am anderen Ende von Kiel. Dorthin kam ich aber auch ganz gut mit der Straßenbahn, die direkt vor unserem Haus abfuhr. Das war die gleiche Linie, welche auch durch die Innenstadt fuhr. Vom Einkaufen in der Fußgängerzone aus sind wir auch mit der gleichen Bahn gefahren, nur in die andere Richtung. Einmal waren wir zusammen in der Einkaufszone und es wurde Mittag. Man forderte mich auf, schon mal voraus zu fahren und die Kartoffeln für das Mittagessen aufzusetzen. Ich bekam dazu einen Fahrausweis in die Hand gedrückt, Geld hatte ich keines. Ich nahm also die nächste Bahn und fuhr los. Merkte dummerweise aber erst ziemlich spät, dass ich in die Bahn in die falsche Richtung eingestiegen war. Da ich keinen Fahrschein für den Weg zurück hatte, fiel mir als Lösung nur der Weg zu meinen Großeltern dort an dem anderen Ende ein. Natürlich bekam ich meinen Fahrschein. Und mein Opa war da gerne auch mal ganz freigiebig und gab mir noch ein paar Pfennige extra dazu. Ich glaube, es waren 50 Pfennig. Das war viel für mich, weil ich zu Hause so gut wie nie Geld bekam. So hatte sich mein Umweg sogar gelohnt. Das Problem war allerdings, dass ich natürlich viel zu spät wieder dort ankam, wo ich die Kartoffeln aufgesetzt haben sollte. Meine Familie war schon da. Und meine Tante glaubte mir meine Geschichte einfach nicht, sondern behauptete, ich hätte das absichtlich so gemacht, um Geld vom Opa zu bekommen. Das hat mich ziemlich verletzt. Aber diese Geschichte hat mir auch das erste Mal ziemlich bewusst gemacht, dass ich keinen besonders guten Orientierungssinn habe. Wenn ich mich in fremden Orten orientieren will, dann muss ich mir ganz deutlich bestimmte Zeichen einprägen. Sonst kann es mir passieren, dass ich irgendwo in ein Gebäude reingehe. Und wenn ich rauskomme, dann gehe ich in die falsche Richtung weiter. Auch wenn ich im Geschäft oder im Zug mal aufs Klo muss, dann gehe ich erst rein, wenn ich mir genau eingeprägt habe: erst rechts, dann zweimal links und nochmal rechts .... o.ä.

Eigentlich sollte ich in Kiel ja bis zu den Herbstferien bleiben, wenn es Zwischenzeugnisse geben sollte. Aber zwischendurch, als es warm war dann mal meine Mutter mit zwei oder drei meiner kleineren Geschwister zu Besuch in Kiel. Und da hat mich das Heimweh gepackt und ich wollte nach Hause.

Ich erinnere mich aber noch gut an die nicht so große Stube meiner Oma. Darin standen zwei Sofas, die zu Betten umgearbeitet werden konnten oder es waren zwei Betten, die zu Sofas umgemodelt wurde, keine Ahnung. Das Bett, in dem ich immer geschlafen habe, war für mich gefühlsmäßig immer ein Platz, wo ich mich geborgen fühlte. Ich glaube fast, dass ich dort das erste Mal ganz bewusst Geborgenheit für mich wahrgenommen habe und genossen habe.  Lange Zeit war allein das Wort "Geborgenheit" für mich etwas, das Sehnsucht in mir hervorrief. Eine Sehnsucht nach etwas, das ich nicht wirklich haben könnte. Ich erinnere mich nur an wenige Orte, wo ich das Gefühl wieder hatte.


Samstag, 1. Februar 2014

Alles ist eitel und ein Haschen nach Wind ... und alles hat seine Zeit.

Mein Blog hat im Moment für mich hauptsächlich die Funktion, Erinnerungen festzuhalten, aus meinem Leben. Eine Zeitlang brauchte ich ihn hauptsächlich, um Glaubensfragen zu durchdenken und meine Gedanken dazu festzuhalten. Auch um das Feedback war es mir wichtig, damit mich nicht nur meine eigenen Gedanken prägen und ich einseitig dabei werde. Insgesamt ist mein Blog auf mich persönlich bezogen. Er zeigt etwas von mir. Dinge, die ich gerne anderen Menschen zeigen möchte. Immer auch hatte ich irgendwo auch Verbindungen zu wenigstens einem Forum. Die Foren, in denen ich schreibe, sind alle irgendwie religiös geprägt. In dem ersten (christlichen) Forum, in dem ich schrieb, habe ich mich sehr viel selbst eingebracht, meine Zeit, meine Kraft, mein Herz - mich. Es ging dort auch um schwerwiegende Probleme einzelner Menschen. Und weil ich die Menschen dort auch ansprechen wollte, quasi im Blick hatte, habe ich mich selbst auch als Mensch dort eingesetzt. Das ist zwar am Anfang auch anerkannt worden. So dass ich genug Antrieb hatte, mich weiter dort einzusetzen. Aber irgendwann ist es gescheitert. Nach meinem Ermessen an der altbekannten Frage der Macht, wer denn das Sagen hat. Das war zunächst für mich eine schwere Zeit, mich da selbst wiederzufinden. Ich musste mich quasi in Scherben wieder aufsammeln und Grund finden zum Leben. Aber ich habe ihn gefunden, den Grund. Und mit der Erfahrung auch den Beschluss gefasst, dass ich mich als Mensch nicht wieder so schnell so intensiv einsetze, dass die Macht anderer Menschen Einiges in mir zerstören könnte. Das war, soweit ich es bis jetzt beurteilen kann, eine gute Grundlage im Umgang mit anderen Menschen im Forum.

Vor Kurzem habe ich nun ein Forum gefunden, in dem man tatsächlich über alles reden kann, was religiös ist. Ohne dass man ziemlich bald "bearbeitet" wird, seinen Glauben oder gar sein Verhalten zu verändern, weil das falsch sei. Gut, auch da kommt es vor, dass einem gesagt wird, dass man etwas als falsch ansieht. Aber dennoch wird akzeptiert, dass man eigene Erfahrungen macht.
Bis jetzt ist das so ...

Ich bin nun nicht mehr so blauäugig, dass ich glaube, das wird nun immer dort Friede, Freude, Eierkuchen sein. Aber im Moment genieße ich die Teilnahme an diesem Forum. Im Moment bleiben keine Fragen unbearbeitet. Und ich brauche diesen Blog nicht für Glaubensfragen. Darum ist er gerade ein Erinnerungsblog. Finde ich schön, dass ich darin etwas habe, was ich ganz nach meinem persönlichen Empfinden einstellen kann. Wenn darin zensiert wird, dann kommt das von mir.

Ich spüre, dass ich mit meinen Erfahrungen, gerade auch die negativen, freier werde von menschlichen Meinungen. Ich fühle mich nicht mehr so schnell angegriffen, selbst wenn es offensichtlich auch Angriffe gibt. Von daher ist mir natürlich auch bewusst, dass nicht nur das neu gefundene Forum anders ist als das Bekannte, sondern auch ich mich geändert habe. Und so geht das Leben weiter. Ich erinnere mich an früher, lebe das Heute und darf hoffen, dass es morgen auch noch funktioniert.

Schönes Wochenende wünsche ich!

Mittwoch, 22. Januar 2014

Geburtstagsmelancholie

Wenn ich bedenke, dass ich früher immer sehr enttäuscht war, wenn jemand meinen Geburtstag vergessen hat, dann merke ich doch, dass ich älter geworden bin.
Ich habe bewusst geplant, heute alleine zu sein und  auf manchen Forenseiten mein Geburtsdatum bewußt weggelassen. Dafür hatte ich es aber bei "FB" drin. Und dort schon ganz viele guten Wünsche empfangen. Sogar Tante Google hat mich heute mit einer speziellen Geburtstagsdeko begrüßt und wenn ich darauf den Cursor setze, erscheint: "Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Ehra". Man könnte da glatt auf den Gedanken kommen, berühmt zu sein. ;-)

Auch haben mir zwei Liedermacher, die auf meiner Freundesliste stehen, ein Lied aus ihrer eigenen Feder verlinkt. Eines stelle ich euch mal hier vor:
Aber ich habe schon ein paar Stunden des Tages am Telefon verbracht. Drei Stunden mindestens allein mit zwei Personen. Manche Leute höre ich nur, wenn ich Geburtstag habe. Und dann haben wir uns natürlich viel zu erzählen. In der Frühe hat sogar mein jüngster Bruder auf meinem Handy angerufen. Von dem lese ich sonst bestenfalls etwas in FB.

Und dann tauchen natürlich viele viele Gedanken auf, durch Gespräche über "damals".
Ja - ich merke, dass ich älter werde. Ich teile mein Leben schon in verschiedene Lebensphasen ein. Und habe manchmal Mühe, die Verbindung zu mir selbst zu finden, bei dem, wie ich damals gehandelt habe und wie andere mich wahrgenommen haben.

Kürzlich habe ich mal einen lustigen Test gemacht über mein mentales Alter. Da kam ich auf ein Alter von 34 Jahren :-D - das war hier:
http://www.mbti123.com/mental/de/
Ist ja schön, wenn ich da so jung noch bin. Nur leider reden meine Knochen eine andere Sprache. Bin lange nicht mehr so flott wie vor 30 Jahren. Noch nicht mal mehr so wie vor 10 Jahren.

Nunja - ich glaube, ich beende hier meine Geburtstagsmelancholie.
Einen schönen Tag euch Allen.
Heute Abend kommt wahrscheinlich meine Tochter noch zu mir. Also bin ich nicht so ganz alleine. Und in zwei Tagen ist in der Kirche eine Mitarbeiter-Dankeschön-Feier, wo etwa 100 Leute miteinander beim Essen feiern. Da feiere ich einfach klammheimlich meinen Geburtstag auch. Muss ja keiner wissen. ;-)

Samstag, 11. Januar 2014

Schauspiele vor meinen Augen

Fast jeden Tag habe ich ein neues Schauspiel vor meinem Fenster. Zwar ist es immer der gleiche Hintergrund. Aber mir scheint es, als wenn jeden Tag eine neue Landschaft vor meinen Augen auftaucht. Vor Allem ist es aber wohl ein neuer Himmel.
gestern Morgen
 heute Morgen


Weihnachten ist vorbei. Auch in meiner Kirche. die letzten Tage habe ich das meiste verstaut oder auch verstauen lassen. Denn ich hatte Hilfe beim aufräumen und saubermachen.  Was ich sehr schön und entspannend fand. Es macht schon eine Menge aus, wenn man mit dem ganzen Kram und der Organisation desselben nicht alleine dasteht.  Da ich dieses Jahr stärker als die vergangenen Jahre merkte, dass ich stark an meine Grenzen komme, hatte ich gewagt, dies dem Chef zu sagen. Der hat für mich dann eine Hilfe gefunden und mir zur Seite gestellt. Außerdem haben noch etliche andere Leute mit angepackt, welche in den Veranstaltungen mit eingebunden waren, wenn danach einiges weggeräumt werden musste. So habe ich gelernt, dass ich nicht immer alles alleine schaffen muss. 

Das neue Jahr hat auch schon elf Tage hinter sich gebracht. Es ist nicht mehr ganz neu aber dennoch so neu, dass man immer noch einigen, die man länger nicht gesehen hat, zurufen kann.

Die Zeit läuft unaufhaltsam weiter. Wenn ich zurück schaue, kommt mir vieles noch so nah vor, worüber schon etliche Jahre vergangen sind. Anderes erscheint mir schon so ferne, als wenn es in einer anderen Welt mit anderen Personen stattgefunden hätte und ich nur zugesehen hätte. 
Zeiten vergehen. Ich war Kind und bin erwachsen geworden. Und wenn ich manche Orte meiner Kindheit besuche oder Menschen, welchen ich vor langer Zeit zuletzt begegnet bin, dann versuche ich mich dort wiederzufinden. Manche Gedanken an manchen Orten sind mir noch so stark in Erinnerung. Und doch erscheinen sie mir manchmal, als wenn ich das nicht gewesen sein kann. 

Die Jahreslosung gefällt mir gut: 
"Gott nahe zu sein, ist mein Glück"

oder wie es eine andere Übersetzung sagt:
"Das ist meine Freude, dass ich mich zu Gott halte"

Gott gehörte seit meiner Geburt zu meinem Leben dazu. Anfangs habe ich ihn kindlich wahrgenommen, so wie die Geschichten aus der Kinderbibel ihn darstellten.  Später wurde nach und nach die Beziehung intensiver. Ich lernte Gott kennen, nicht mehr nur vom Hörensagen, sondern als jemand, der mir nahe ist, der mich kennt und mich liebt.  Dazu fällt mir doch gerade ein schönes Lied ein:

Ja, Gott nahe zu sein, ist mein Glück. Ich kann mir nicht vorstellen, jemals ohne ihn zu leben!