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Donnerstag, 8. Dezember 2011

Widersprüchlichkeiten

Lange habe ich an der Frage herumgedacht, wie es sein kann, dass der Glaube, gerade auch im Christentum so unterschiedlich erlebt wird – oft auch schon widersprüchlich.
Schon in meinem eigenen Glaubensleben gab es viele „Kreuzungen“ auf dem Weg, an denen meine Richtung sich geändert hat. Trotzdem weiß ich im  Rückblick sicher, dass zu allen Zeiten, in meinem Leben mit Gott, Gott selbst am Werk war, und sich an und in meinem Leben „bewiesen“ hat.

Oft habe ich den Spruch angewandt, dass Gott dem Menschen auf dessen Weg entgegenkommt.  Trotzdem galt da immer noch eine Frage Gott, wie es denn sein kann, dass er oft so widersprüchlich handelt.

Menschen in unseren Breitengraden beurteilen Glaubenserfahrungen eigentlich immer nach dem Ergebnis. Das würde bedeuten, dass da wo Gott seine Wirkung sichtbar macht,  die Handlungen drumherum bestätigt werden – gleichbedeutend mit dem Urteil: das ist Gottes Wille.
Ebenso da, wo manches scheinbar schief läuft und für den Betrachter zum „falschen Ergebnis“ führt, wird es als Gegenteil von Gottes Willen beurteilt.

Nachdem ich in der letzten Zeit gerade wieder mit krassesten Beurteilungen, wie ich sie aus meiner schlimmsten Zeit in einer strengen Gemeinde kenne, konfrontiert wurde, wurde die Frage für mich wieder sehr aktuell. Denn ich ordnete diese Aussagen als „falsch“ ein, und versuchte, dem Menschen, der dieses auf diese Weise erklärte, zu zeigen, wo der Fehler liegt. Mit dem Ergebnis, dass dieser Mensch nur noch krasser auf seinen Grundsätzen herumreitet.

Heute wurde mir dann plötzlich bewusst, dass die Widersprüchlichkeiten im Glauben nicht bei Gott liegen, sondern bei den Menschen. Und der Kern der Antwort zu meiner Frage tatsächlich in meinem vielbenutzten Spruch liegt: Gott kommt dem Menschen auf dessen Weg entgegen.

Den Spruch würde ich jetzt noch ergänzen, dass  ein Mensch es nicht schafft, DIE WAHRHEIT insgesamt zu erfassen. Denn jeder Mensch hat seine eigenen Lebens-Hintergründe und Prägungen, die das Verständnis beeinflussen. Und das kann schon oft ganz krass gegensätzlich sein.

Wenn man es genau nimmt, so schafft sich jeder Mensch praktisch „seine eigene Welt“. 

Jesus hat ganz klar die Liebe an die Spitze der Gebote gesetzt. Die Gebote wurden so ausgerichtet von Gott, dass sie den Menschen, die die Gebote erhielten, die allgemein besten Ergebnisse erzielen könnten. Nur hat Jesus darauf hingewiesen, dass die Gebote nur als Hinweise gelten können. Der Kern der Gebote ist die Liebe. Und wenn die Liebe einmal ein anderes Ergebnis zeigt, als man es allgemein gewohnt ist, dann ist es dennoch „richtig“. Denn wichtig sei alleine die Liebe als Triebkraft.

Wo Menschen sehr fromm waren und nach den Geboten lebten, haperte es oft an der Liebe, weil  es nur noch darum ging, sich selbst als „gut“ darzustellen. Notfalls auch auf Kosten der „armen Sünder“.  Darum hat Jesus diese Frömmigkeit enttarnt als „Heuchelei“.
Da wo Menschen sich der Schwächen und Fehler bewusst waren, so dass sie meinten, keine Chance mehr zu haben – da zeigte Jesus ihnen durch Vergebung und Heilung, dass die Liebe die beste Antriebskraft ist. Und Liebe vermehrt sich, indem man sie weitergibt. Sichtbar wurde dies dort, wo ein Zöllner den Armen zurückgab, was er ihnen abgenommen hatte und eine Frau, die zum Tode verurteilt wurde, von Jesus befreit wurde – nur dadurch, dass Jesus gezeigt hat, dass das Einschneidende fehlt in dem Urteil: die Liebe.
Viele Christen pochen auf den Rat Jesu an manchen Stellen: „Gehe hin und sündige nicht mehr“. Auch das ist nur Jesu Liebe zuzuweisen. Es ist ein Rat, um nicht wieder in diese Lage zu kommen, wo man den Menschen ausgeliefert wird. Jesus hat kein einziges Mal gesagt: „Wenn du es doch tust, dann wird Gott dich bestrafen“– oder ähnliches.

Mir ist schon oft aufgefallen, dass solche Taten, die ich bei anderen kritisiert habe, irgendwann in anderer Form bei mir selbst auch auftauchte.  Das sehe ich nicht (mehr) als Strafe, sondern gerade zur Heilung. Damit ich lieben kann, weil ich selbst geliebt bin von Gott, so wie ich bin, mit allen Schwächen und Stärken.

Wenn Gott also jedem Menschen in „seiner Welt“ entgegen kommt, dann braucht es auch unterschiedliche Botschaften für diesen Menschen, damit es das Herz des Menschen erreichen kann.
Und wenn diese ganz persönliche Welt sich verändert in den verschiedenen Lebenssituationen, dann kann es vorkommen, dass im Rückblick Gottes Wirken und Reden auch widersprüchlich empfunden wird. Was aber nur widersprüchlich ist, das ist der Mensch in seiner jeweiligen ganz individuellen Welt. Gott ist Liebe. Und diese Liebe soll sichtbar werden in den Menschen und durch die Menschen. Das ist das Ziel und der Sinn, welchen Gott seinen Menschen mitgegeben hat. 

Und von daher gesehen braucht man auch die Bibel nicht mehr in einem „Kontext“ passend machen, damit man damit Menschen unter Kontrolle  behalten  kann. Sondern man kann forschen, in welcher „Welt“ das sich abgespielt haben mag,  damit die Liebe  Gottes an dem Ergebnis  sichtbar wird.

EINE Botschaft – viele Ereignisse, die diese weitertragen
Mir hilft diese Erkenntnis manche krasse Glaubensmuster einzuordnen. Wo Gott mir  solche verändernden Wege gezeigt hat, die mir das vermitteln, was ich jetzt weiß, da schafft er es auch bei anderen Menschen.  Da muss ich nicht auf Biegen und Brechen versuchen, meine Botschaft zu erklären, wo sie nicht verstanden wird. Da wo ein Mensch eine andere Sicht braucht und Gott selbst fragt, ist Gott selbst auch fähig, es seinen Menschen mitzuteilen.  Wenn ich getan habe, was in meiner Macht war (meine Gaben eingesetzt) dann darf ich meinen weiteren Weg gehen, ohne die Sorge, irgendetwas nicht richtig angebracht zu haben, und deshalb Irrwege verschuldet zu haben. Letztendlich hat Gott seinen Plan, den kein Mensch jemals wirklich begreifen kann – dem aber Menschen lernen können zu vertrauen, in jeder Lebenslage, weil es Gott immer darum geht, die Liebe sichtbar zu machen. 

Sonntag, 4. Dezember 2011

Advent: Zeit des Wartens - oder: worauf warte ich?

Seit einiger Zeit gehen meine Gedanken in die Richtung mit der Frage: Wer war/ist Jesus wirklich?
Dabei richte ich mein Augenmerk bewußt auf die Informationen der Bibel, welche direkt über das Leben von Jesus auf der Erde und seine Reden berichten.

So kam heute im Predigttext einiges vor, was ich schon durch die Veränderung meiner Gedanken über den Glauben in Frage gestellt hatte. Es ging um das Ende der Welt oder die "letzten Tage", wie Jesus diese nennt.

Mir wurde dabei bewußt, dass es mir immer unmöglich sein wird, Gottes Botschaften vollends zu begreifen. Wenn ich meine, etwas begriffen zu haben, wirft es immer nur neue Fragen auf.

Da es zur Zeit ja um "Warten" geht, was der "Advent" ja demonstriert, stelle ich mir nun die Frage: Worauf warte ich? Wie erlebe ich mein persönliches Warten? Womit fülle ich die Zeit des Wartens aus? Bin ich aktiver oder passiver Wartender?

Ich denke, diese Fragen brauchen wieder einige Zeit, bis ich Antworten darauf finde.

Anstoß zum Nachdenken war heute aus der Predigt im Gottesdienst auch ein Gedicht von Loriot. Das heißt, nur die letzten beiden Zeilen davon. Zwei Zeilen, die von einem friedlichen Advent sprechen. Wobei die Worte davor genau das Gegenteil aussagen: das ist die Wirklichkeit, die es dem Menschen schwer macht, den Frieden und die heile Welt zu finden, nach der man sich sehnt.

Hilfe finden wir bei Gott, vor dem wir auch unsere Unzulänglichkeit beklagen dürfen. Und im aktiven Warten auf ihn.

Freitag, 2. Dezember 2011

Schuldfrage und die Erlösung daraus

In Facebook laufen ja manchmal kleine Plänkeleien oder Diskussionen auf den Pinnwänden.
Dort plänkele ich gerne manchmal mit und dabei kam bei mir zu der Frage nach der Schuld und die Erlösung daraus, ein wenig mehr Licht, da wo es bisher noch etwas nebulös war.

Jemand, der vor Kurzem einige OP's hatte, und nun in der Reha-Phase ist, schrieb dass er dafür stimmt, dass die Schokolade für ihn als Versuchung aus dem Umfeld (z.B.Adventskalender) verschwindet. Er sagte dazu, dass es im Garten Eden wahrscheinlich kein Apfel war, der die Versuchung herbei geführt hatte, sondern Schokolade.

Ich antwortete auch scherzhaft: "Ja, machen wir aus dem Apfelbaum einen Schokoladenbaum. Dann können wir die Schuld auf andere schieben und können so lustig weiteressen."

Im Nachhinein wurde mir klar, dass das Forschen nach der Schuldfrage in der Realität oft tatsächlich so ähnlich abläuft, und damit die Erlösung von Jesus eine ganz andere Perspektive bekommt.

In dem aktuellen Fall ist es so, dass Schokolade die Verdauung stören würde, die noch nicht richtig in Gang ist nach der OP, und damit die Gesundheit auf's Spiel setzen würde. Also wäre eine Umgehung der Regel, jetzt keine Schokolade zu essen, eine Gefahr für seine Gesundheit.

Eigentlich geht es bei allen Fehlern so. Sie sind Fehler, weil sie etwas an den Regeln zum Leben gefährden. Die richtige Reaktion darauf wäre, den Ausgang des Fehltrittes zu bearbeiten oder gar entfernen - um dann im Blick FÜR das Leben weiterzugehen.

Stattdessen ist es sehr menschlich, dass meistens erstmal wahrgenommen wird, was einem weggenommen werden soll. Das was wir ablegen müssten (z.B. Schokolade), um auf einen guten Weg zu gelangen, erscheint uns oft zu "schön". Meistens wird das von den jeweiligen Gefühlen abhängig gemacht. Und von daher kann ich (endlich) auch verstehen, wieso einem seine eigenen Gefühle auch eine Gefahr darstellen können.

Wenn wir also nur darauf schauen, die Schuldfrage zu klären, dann ist der einfachste Weg, die Schuld abzuschieben. Diesen Trend kann man in der Geschichte des Garten Edens und in vielen anderen Geschichten der Vergangenheit erkennen. Wenn das abschieben gelingt, leben wir weiter in Gefahr, ja wir erhöhen die Gefahr sogar, und wiegen uns in Sicherheit auf dem Weg, der ins Verderben führt (die Folge der Fehlhandlung)

Wenn Gott diesem krankhaften Trend des Menschen mit "Opfern" entgegentritt, auf die Menschen ihre Schuld abschieben können, dann ist nicht mehr Gott der Fordernde, sondern der Mensch. Das tat Gott, um dem Menschen auf seiner Ebene entgegen zu kommen, und dessen Blick auf Gott zu wenden, der Hilfe auf dem Weg des Lebens sein will und kann. Damit der Mensch aus dem Kreislauf, der sich nur um sich selbst dreht, herauskommt (weil der ungesund ist) hat Gott letztendlich ein vollkommenes Opfer gestellt in Jesus FÜR DIE MENSCHEN. Damit können die Menschen, wenn sie Jesus "anschauen" ihre Schuldfrage dort lösen lassen und sich endlich dem wirklichen Problem zuwenden.

Wenn man mal die Geschichten des AT von dieser Sicht her liest, dann sieht manches ganz anders aus, als es im Christentum oft verkündigt wird. Aber ich finde, es passt viel besser als die Forderung eines Opfers von Gott. Denn Gott hat im AT der Bibel immer nur dazu aufgefordert,: Kehrt um und wendet euch mir zu! An keiner Stelle fordert Gott Opfer, wenn Menschen schuldig werden. Wenn Menschen (gefühlt) "gestraft" werden, dann nur darum, weil der Mensch den Blick auf Gott aus den Augen verloren hat, und andere Menschen mitzieht in die falsche Richtung.

Gott ist barmherzig und fordert von den Menschen nicht mehr, als diese bringen KÖNNEN. Gott fordert nur, dass Menschen auf ihn schauen ("Ich will dich mit meinen Augen leiten" aus Ps.32). Wenn das die Ausrichtung unserer Augen ist, dann sind wir auf einem guten Weg, und werden fähig gemacht, Fehler ins Licht Gottes zu stellen und verändern zu lassen auf einen guten Weg.

Montag, 28. November 2011

Biblischer Garten Eden einmal anders verstanden

Es gibt ja verschiedene Verständnismöglichkeiten für diese Geschichte vom Garten Eden.  Zunächst gibt es zwei sehr unterschiedliche Möglichkeiten: 1. Es ist genau so in der Realität passiert. 2. Es ist eine erdachte Geschichte, welche eine Botschaft enthält, quasi als Anschauung.

Ich gehe mal von der zweiten Möglichkeit aus. Und da gibt es natürlich auch noch mehrere verschiedene Variationen, welche Botschaft diese Geschichte enthält.
Ich habe beim Nachdenken gerade eine ganz eigene Version gefunden. Dabei schließe ich die Möglichkeit nicht aus, dass diese Version schon jemand anders entdeckt hat. Ich persönlich bin mit eigenen Gedanken darauf gekommen. Und für mich sind diese sehr schlüssig und passend zu den Reden und dem Leben Jesu.

Wenn  man davon ausgeht, dass Adam und Eva, egal, wie sie bei ihrer "Geburt" gestaltet waren, die Unmündigkeit und das Vertrauen eines Kindes hatten, dann kann man darin die Zeit sehen, welche vor dem sogenannten "Sündenfall" passierte.

Ich gehe nun weiterhin davon aus, dass Gott Menschen zur Mündigkeit erziehen wollte - genauso, wie es Eltern mit ihren Kindern tun (sollten).
Gott will Menschen, die bereit sind, die Verantwortung für ihr eigenes Tun zu tragen. Und das bedeutet, dass sie aus ihren Fehlern lernen. Wobei Gott ihnen weiterhin zur Seite stehen will.

Also ließ er es zu, dass die Menschen vor eine Entscheidung gestellt wurden. Die Entscheidung der Menschen bewirkte, dass sie erkannten, dass es nicht so leicht ist, die richtige Entscheidung zu treffen. Sie haben sich offensichtlich für die falsche Seite entschieden: gegen das, was Gott angeordnet hatte.
Der beste Weg, dieses wieder ins Lot zu bringen, wäre gewesen, wenn sie zugegeben hätten, einen Fehler gemacht zu haben - um damit den anderen Weg einzuschlagen.

Aber die Menschen erkannten plötzlich nur ihre Unfähigkeit, und beklagten ihre Nacktheit, was bedeuten könnte, dass ihnen irgendetwas fehlt. Und sie versteckten sich vor Gott, was genau auch wieder der falsche Weg war.
Gott hat trotzdem ihre Schwachheit akzeptiert und ihnen das gegeben, was sie meinten zu brauchen: er gab ihnen Kleider, um ihre Nackheit zu bedecken. Außerdem hielten sie sich nur an der Schuldfrage fest, anstatt Wege zu suchen, aus dem Dilemma heraus zu kommen. Und damit sie diese nicht selbst tragen mußten, weil die Last zu schwer schien, schoben sie die Schuld auf den "anderen".

Gerne wären die Menschen wieder in die Kindheit zurückgegangen. Aber das war nicht mehr möglich. Die bewußte Entscheidung hat ihnen den Rückweg abgeschnitten. Sie mußten ab da lernen, erwachsen zu sein, eigene Entscheidungen zu treffen und aus den Fehlern zu lernen.

Der Schlüssel zum Gelingen des Lebens und Hilfe bei den richtigen Entscheidungen lag und liegt noch heute in der Beziehung zu Gott.

Immer wieder hat Gott auch in der Folgezeit die Menschen dazu aufgerufen, umzukehren zu ihm. Wer es tat, dessen Leben gelang, durch alle Täler und über alle Berge hinweg. Gott hat nicht die Berge und Täler weggeschafft, sondern dem Menschen einfach die Hilfe zugesagt, diese zu überwinden.

Noch heute haben Menschen Schwierigkeiten, erwachsen zu werden. Man schiebt am Besten alle Verantwortung auf andere. Und wenn man Gott begegnet, dann sieht man nur, dass man an ihn niemals heranreicht. Dabei übersieht man, dass Gott sich zum Menschen hinabbeugt und ihnen entgegen kommt.

Das, was schief läuft auf der Welt sind Werke der Menschen. Trotzdem bietet Gott immer wieder und Jedem seine Hilfe an. ER fordert keine perfekten Taten, sondern nur den Einsatz der Talente, die jeder Mensch bekommt. Und da wo ein Mensch Lücken empfindet, darf er dieses Gott sagen, der dann eine Lösung schafft.

Nun kommt natürlich immer noch die Frage auf, wozu dann die "Erlösung" nötig sei, die Jesus geschaffen hat.

Ich sehe darin die Lösung von der Frage nach der Schuld, welche die Menschen sich gegenseitig selbst anlasten. Dieses bohren nach der Schuldfrage hat den Menschen immer wieder animiert, sie von Gott abzuwenden und damit eine Kluft selbst geschaffen zwischen Gott und Mensch. Denn man stellt dabei nur fest, dass man Fehler macht. Dabei sind Fehler notwendig, damit wir daraus lernen, umzukehren und den richtigen Weg einzuschlagen. Den Weg, auf dem Gott dem Menschen entgegenkommt.

Der Traum der Menschen geht oft dahin, dass man leben kann auf Kosten anderer, um selbst den größten Profit dabei heraus zu schlagen. Viele träumen vom Schlaraffenland, wo man nur empfängt und nichts mehr geben muß. Wenn man dann aber mal eine winzige Version des Schlaraffenlandes erlebt, kann man schnell feststellen, dass man nie satt wird dabei. Man will immer mehr und wird immer hungriger, je mehr man hat.
Der Mensch wird geboren, um erwachsen zu werden. Leben lernen bedeutet Verantwortung übernehmen, und dabei erleben, wie Talente vermehrt werden und Liebe wächst indem man sie verschenkt.

Samstag, 19. November 2011

Was ist der Mensch ?

Im Kontext aus Psalm 8,4-7:
Wenn ich sehe die Himmel, deiner Finger Werk, den Mond und die Sterne, die du bereitet hast: was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst, und des Menschen Kind, dass du dich seiner annimmst? Du hast ihn wenig niedriger gemacht als Gott, mit Ehre und Herrlichkeit hast du ihn gekrönt.  Du hast ihn zum Herrn gemacht über deiner Hände Werk, alles hast du unter seine Füße getan.

Durch die Konfrontation mit Verständnissen aus alten Zeiten bemerke ich gerade, wie selbstverständlich für mich sich manche neuen Erkenntnisse mein Leben bestimmen. So sehr, dass ich kaum noch Verständnis für Menschen habe, die das, was für mich schon "überholt" ist, noch leidenschaftlich vertreten.

Die Frage des Psalmisten "was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst" wird dabei liebend gerne abwertend verstanden. Wenn man aber die Verse im Zusammenhang liest, ist da viel mehr ein Adel enthalten, den kein anderes Lebewesen hat.

Die ganze Schöpfung erzählt von Gott. Also ist in jedem Teil der Schöpfung etwas von Gott, von dem was Gott hinein gelegt hat. Gott zeigt sich in seiner Schöpfung, er macht sich sichtbar darin. Wobei, nach diesem Psalm, der Mensch der Höhepunkt der Schöpfung ist. Gott hat dem Menschen viele Merkmale von sich selbst mitgegeben, damit im Menschen Gott selbst sichtbar wird, und die Schöpfung insgesamt harmonisch zusammengefügt durch ihr Sein Gott ehren kann.

Wenn man denn das, was Gott geschaffen hat, abwertend behandelt, dann ist das eher verachtend für das, was Gott getan hat. Selbst wenn man mit dem, was man verachtet, den Menschen belastet. Denn der Mensch kann nur das benutzen, was der Schöpfer in ihn gelegt hat. Dass der Mensch es oft "falsch" nutzt, ist dabei unumstritten. Wobei die Beurteilung da auch besser Gott überlassen werden sollte. Denn der Mensch kann des Menschen Tun nur von seinen eigenen Ressourcen her beurteilen. Indem man behauptet, dass der Mensch verachtenswert ist, stellt man praktisch in Frage, dass die Schöpfung "gut" ist, wie es im Schöpfungsbericht beschrieben wird. Dort wird aber gesagt: "Gott schaute sein Werk an, und es war sehr gut" (frei zitiert)

Wenn ausgesagt wird, dass Gott Materie (Blut) braucht, um den Menschen passend zu machen, dann unterstellt man Gott, dass er Fehler gemacht hat. Oder zumindest, dass er nicht genug darüber nachgedacht hätte und die Folgen nicht eingeplant hätte.

Meine Theorie ist dazu ja, dass es der Mensch ist, der sich selbst im Wege steht. Denn der Mensch will es nicht wirklich wahrhaben, dass er "wenig niedriger gemacht ist als Gott". Der Mensch will Gott erfassen können. Und da, wo er merkt, dass da eine große Lücke in seinem Begreifen ist, da versucht der Mensch, die Lücke zu schließen. Und zwar in dem Maße, wie es Menschen untereinander klären: Auge um Auge ...

Gott hat auch in den Geschichten des Alten Testamentes der Bibel vergeben. Gott ist Menschen dort begegnet und hat ihnen gegeben, nach dem, was ihr Herz aussagte. Nicht die Taten waren maßgebend sondern das Herz. So war es immer. Der Opfertod ist darum ein Hilfsmittel für die Menschen, damit sie etwas Sichtbares haben, das sie befreit von dem Empfinden, Gott nicht gerecht zu werden und deshalb getrennt von ihm zu sein. Der Opfertod Jesu sollte das Opfer vollkommen machen, damit nicht immer wieder Opfer gebracht werden mussten, und die Menschen  diese Opfer nur noch als Ritual ohne die passende Herzenshaltung zu Gott meinten, es sei alles in Ordnung. Und sich dann so von Gott entfernten - weil ihr Herz sich von Gott abgewendet hat.

Jesus hat (nach den biblischen Berichten) immer den Menschen als Mensch angesehen, und ihn von demher behandelt. So wurde manches Ritual umgekrempelt und die Frommen als Heuchler enttarnt, während er die Versager emporhob. Denn die Versager waren sich bewusst, dass sie Gott brauchten - die Frommen nicht.

Ich erlebe gerade einen Menschen, der seine Mitmenschen immer nur noch durch die Brille der Verdammnis ansieht. Dieser Mensch ist so fixiert auf die Sünde, die Menschen tun, dass er garnicht mehr fähig ist, den Menschen mit allem, was Gott ihm auf den Weg gegeben hat, zu erkennen. Wenn man es in Frage stellt, sucht er nur schnell Worte aus der Bibel, die seine Sicht bestätigen und fährt fort, Menschen zu verdammen - einschließlich sich selbst. Dieser Mensch hat zwar, nach eigenem Bekenntnis, Jesus Opfertod für sich gültig angenommen. Aber er ist unter dem immerwährenden Zwang, "heilig" werden zu müssen. Und weil es ja immer heißt, dass Gott Liebe ist, wird eben alles, was die Person für "richtig" empfindet und wozu sie einen Bibeltext findet, wo das scheinbar bestätigt wird, einfach das Etikett "Liebe" drangehängt. Dabei merkt sie nicht einmal, dass das was sie darstellt, eher das Gegenteil deklariert.

Und dabei wird mir erst bewusst, wozu es wichtig ist, dass Menschen, bei allen Unterschieden, in  Gemeinschaften leben, und zwar ganz real - nicht nur im Internet. Denn wenn man alles was man tut, nur an den Worten misst, welche man kennt, dann kann man ganz leicht in das genau gegenteilige Extrem rutschen, als man eigentlich wollte. In Gemeinschaft und mit offenem Herzen für die Mitmenschen wird man erst fähig, sich selbst zu hinterfragen, damit man alles prüfen kann und das Gute behalten kann.