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Sonntag, 4. Dezember 2011

Advent: Zeit des Wartens - oder: worauf warte ich?

Seit einiger Zeit gehen meine Gedanken in die Richtung mit der Frage: Wer war/ist Jesus wirklich?
Dabei richte ich mein Augenmerk bewußt auf die Informationen der Bibel, welche direkt über das Leben von Jesus auf der Erde und seine Reden berichten.

So kam heute im Predigttext einiges vor, was ich schon durch die Veränderung meiner Gedanken über den Glauben in Frage gestellt hatte. Es ging um das Ende der Welt oder die "letzten Tage", wie Jesus diese nennt.

Mir wurde dabei bewußt, dass es mir immer unmöglich sein wird, Gottes Botschaften vollends zu begreifen. Wenn ich meine, etwas begriffen zu haben, wirft es immer nur neue Fragen auf.

Da es zur Zeit ja um "Warten" geht, was der "Advent" ja demonstriert, stelle ich mir nun die Frage: Worauf warte ich? Wie erlebe ich mein persönliches Warten? Womit fülle ich die Zeit des Wartens aus? Bin ich aktiver oder passiver Wartender?

Ich denke, diese Fragen brauchen wieder einige Zeit, bis ich Antworten darauf finde.

Anstoß zum Nachdenken war heute aus der Predigt im Gottesdienst auch ein Gedicht von Loriot. Das heißt, nur die letzten beiden Zeilen davon. Zwei Zeilen, die von einem friedlichen Advent sprechen. Wobei die Worte davor genau das Gegenteil aussagen: das ist die Wirklichkeit, die es dem Menschen schwer macht, den Frieden und die heile Welt zu finden, nach der man sich sehnt.

Hilfe finden wir bei Gott, vor dem wir auch unsere Unzulänglichkeit beklagen dürfen. Und im aktiven Warten auf ihn.

Freitag, 2. Dezember 2011

Schuldfrage und die Erlösung daraus

In Facebook laufen ja manchmal kleine Plänkeleien oder Diskussionen auf den Pinnwänden.
Dort plänkele ich gerne manchmal mit und dabei kam bei mir zu der Frage nach der Schuld und die Erlösung daraus, ein wenig mehr Licht, da wo es bisher noch etwas nebulös war.

Jemand, der vor Kurzem einige OP's hatte, und nun in der Reha-Phase ist, schrieb dass er dafür stimmt, dass die Schokolade für ihn als Versuchung aus dem Umfeld (z.B.Adventskalender) verschwindet. Er sagte dazu, dass es im Garten Eden wahrscheinlich kein Apfel war, der die Versuchung herbei geführt hatte, sondern Schokolade.

Ich antwortete auch scherzhaft: "Ja, machen wir aus dem Apfelbaum einen Schokoladenbaum. Dann können wir die Schuld auf andere schieben und können so lustig weiteressen."

Im Nachhinein wurde mir klar, dass das Forschen nach der Schuldfrage in der Realität oft tatsächlich so ähnlich abläuft, und damit die Erlösung von Jesus eine ganz andere Perspektive bekommt.

In dem aktuellen Fall ist es so, dass Schokolade die Verdauung stören würde, die noch nicht richtig in Gang ist nach der OP, und damit die Gesundheit auf's Spiel setzen würde. Also wäre eine Umgehung der Regel, jetzt keine Schokolade zu essen, eine Gefahr für seine Gesundheit.

Eigentlich geht es bei allen Fehlern so. Sie sind Fehler, weil sie etwas an den Regeln zum Leben gefährden. Die richtige Reaktion darauf wäre, den Ausgang des Fehltrittes zu bearbeiten oder gar entfernen - um dann im Blick FÜR das Leben weiterzugehen.

Stattdessen ist es sehr menschlich, dass meistens erstmal wahrgenommen wird, was einem weggenommen werden soll. Das was wir ablegen müssten (z.B. Schokolade), um auf einen guten Weg zu gelangen, erscheint uns oft zu "schön". Meistens wird das von den jeweiligen Gefühlen abhängig gemacht. Und von daher kann ich (endlich) auch verstehen, wieso einem seine eigenen Gefühle auch eine Gefahr darstellen können.

Wenn wir also nur darauf schauen, die Schuldfrage zu klären, dann ist der einfachste Weg, die Schuld abzuschieben. Diesen Trend kann man in der Geschichte des Garten Edens und in vielen anderen Geschichten der Vergangenheit erkennen. Wenn das abschieben gelingt, leben wir weiter in Gefahr, ja wir erhöhen die Gefahr sogar, und wiegen uns in Sicherheit auf dem Weg, der ins Verderben führt (die Folge der Fehlhandlung)

Wenn Gott diesem krankhaften Trend des Menschen mit "Opfern" entgegentritt, auf die Menschen ihre Schuld abschieben können, dann ist nicht mehr Gott der Fordernde, sondern der Mensch. Das tat Gott, um dem Menschen auf seiner Ebene entgegen zu kommen, und dessen Blick auf Gott zu wenden, der Hilfe auf dem Weg des Lebens sein will und kann. Damit der Mensch aus dem Kreislauf, der sich nur um sich selbst dreht, herauskommt (weil der ungesund ist) hat Gott letztendlich ein vollkommenes Opfer gestellt in Jesus FÜR DIE MENSCHEN. Damit können die Menschen, wenn sie Jesus "anschauen" ihre Schuldfrage dort lösen lassen und sich endlich dem wirklichen Problem zuwenden.

Wenn man mal die Geschichten des AT von dieser Sicht her liest, dann sieht manches ganz anders aus, als es im Christentum oft verkündigt wird. Aber ich finde, es passt viel besser als die Forderung eines Opfers von Gott. Denn Gott hat im AT der Bibel immer nur dazu aufgefordert,: Kehrt um und wendet euch mir zu! An keiner Stelle fordert Gott Opfer, wenn Menschen schuldig werden. Wenn Menschen (gefühlt) "gestraft" werden, dann nur darum, weil der Mensch den Blick auf Gott aus den Augen verloren hat, und andere Menschen mitzieht in die falsche Richtung.

Gott ist barmherzig und fordert von den Menschen nicht mehr, als diese bringen KÖNNEN. Gott fordert nur, dass Menschen auf ihn schauen ("Ich will dich mit meinen Augen leiten" aus Ps.32). Wenn das die Ausrichtung unserer Augen ist, dann sind wir auf einem guten Weg, und werden fähig gemacht, Fehler ins Licht Gottes zu stellen und verändern zu lassen auf einen guten Weg.

Montag, 28. November 2011

Biblischer Garten Eden einmal anders verstanden

Es gibt ja verschiedene Verständnismöglichkeiten für diese Geschichte vom Garten Eden.  Zunächst gibt es zwei sehr unterschiedliche Möglichkeiten: 1. Es ist genau so in der Realität passiert. 2. Es ist eine erdachte Geschichte, welche eine Botschaft enthält, quasi als Anschauung.

Ich gehe mal von der zweiten Möglichkeit aus. Und da gibt es natürlich auch noch mehrere verschiedene Variationen, welche Botschaft diese Geschichte enthält.
Ich habe beim Nachdenken gerade eine ganz eigene Version gefunden. Dabei schließe ich die Möglichkeit nicht aus, dass diese Version schon jemand anders entdeckt hat. Ich persönlich bin mit eigenen Gedanken darauf gekommen. Und für mich sind diese sehr schlüssig und passend zu den Reden und dem Leben Jesu.

Wenn  man davon ausgeht, dass Adam und Eva, egal, wie sie bei ihrer "Geburt" gestaltet waren, die Unmündigkeit und das Vertrauen eines Kindes hatten, dann kann man darin die Zeit sehen, welche vor dem sogenannten "Sündenfall" passierte.

Ich gehe nun weiterhin davon aus, dass Gott Menschen zur Mündigkeit erziehen wollte - genauso, wie es Eltern mit ihren Kindern tun (sollten).
Gott will Menschen, die bereit sind, die Verantwortung für ihr eigenes Tun zu tragen. Und das bedeutet, dass sie aus ihren Fehlern lernen. Wobei Gott ihnen weiterhin zur Seite stehen will.

Also ließ er es zu, dass die Menschen vor eine Entscheidung gestellt wurden. Die Entscheidung der Menschen bewirkte, dass sie erkannten, dass es nicht so leicht ist, die richtige Entscheidung zu treffen. Sie haben sich offensichtlich für die falsche Seite entschieden: gegen das, was Gott angeordnet hatte.
Der beste Weg, dieses wieder ins Lot zu bringen, wäre gewesen, wenn sie zugegeben hätten, einen Fehler gemacht zu haben - um damit den anderen Weg einzuschlagen.

Aber die Menschen erkannten plötzlich nur ihre Unfähigkeit, und beklagten ihre Nacktheit, was bedeuten könnte, dass ihnen irgendetwas fehlt. Und sie versteckten sich vor Gott, was genau auch wieder der falsche Weg war.
Gott hat trotzdem ihre Schwachheit akzeptiert und ihnen das gegeben, was sie meinten zu brauchen: er gab ihnen Kleider, um ihre Nackheit zu bedecken. Außerdem hielten sie sich nur an der Schuldfrage fest, anstatt Wege zu suchen, aus dem Dilemma heraus zu kommen. Und damit sie diese nicht selbst tragen mußten, weil die Last zu schwer schien, schoben sie die Schuld auf den "anderen".

Gerne wären die Menschen wieder in die Kindheit zurückgegangen. Aber das war nicht mehr möglich. Die bewußte Entscheidung hat ihnen den Rückweg abgeschnitten. Sie mußten ab da lernen, erwachsen zu sein, eigene Entscheidungen zu treffen und aus den Fehlern zu lernen.

Der Schlüssel zum Gelingen des Lebens und Hilfe bei den richtigen Entscheidungen lag und liegt noch heute in der Beziehung zu Gott.

Immer wieder hat Gott auch in der Folgezeit die Menschen dazu aufgerufen, umzukehren zu ihm. Wer es tat, dessen Leben gelang, durch alle Täler und über alle Berge hinweg. Gott hat nicht die Berge und Täler weggeschafft, sondern dem Menschen einfach die Hilfe zugesagt, diese zu überwinden.

Noch heute haben Menschen Schwierigkeiten, erwachsen zu werden. Man schiebt am Besten alle Verantwortung auf andere. Und wenn man Gott begegnet, dann sieht man nur, dass man an ihn niemals heranreicht. Dabei übersieht man, dass Gott sich zum Menschen hinabbeugt und ihnen entgegen kommt.

Das, was schief läuft auf der Welt sind Werke der Menschen. Trotzdem bietet Gott immer wieder und Jedem seine Hilfe an. ER fordert keine perfekten Taten, sondern nur den Einsatz der Talente, die jeder Mensch bekommt. Und da wo ein Mensch Lücken empfindet, darf er dieses Gott sagen, der dann eine Lösung schafft.

Nun kommt natürlich immer noch die Frage auf, wozu dann die "Erlösung" nötig sei, die Jesus geschaffen hat.

Ich sehe darin die Lösung von der Frage nach der Schuld, welche die Menschen sich gegenseitig selbst anlasten. Dieses bohren nach der Schuldfrage hat den Menschen immer wieder animiert, sie von Gott abzuwenden und damit eine Kluft selbst geschaffen zwischen Gott und Mensch. Denn man stellt dabei nur fest, dass man Fehler macht. Dabei sind Fehler notwendig, damit wir daraus lernen, umzukehren und den richtigen Weg einzuschlagen. Den Weg, auf dem Gott dem Menschen entgegenkommt.

Der Traum der Menschen geht oft dahin, dass man leben kann auf Kosten anderer, um selbst den größten Profit dabei heraus zu schlagen. Viele träumen vom Schlaraffenland, wo man nur empfängt und nichts mehr geben muß. Wenn man dann aber mal eine winzige Version des Schlaraffenlandes erlebt, kann man schnell feststellen, dass man nie satt wird dabei. Man will immer mehr und wird immer hungriger, je mehr man hat.
Der Mensch wird geboren, um erwachsen zu werden. Leben lernen bedeutet Verantwortung übernehmen, und dabei erleben, wie Talente vermehrt werden und Liebe wächst indem man sie verschenkt.

Samstag, 19. November 2011

Was ist der Mensch ?

Im Kontext aus Psalm 8,4-7:
Wenn ich sehe die Himmel, deiner Finger Werk, den Mond und die Sterne, die du bereitet hast: was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst, und des Menschen Kind, dass du dich seiner annimmst? Du hast ihn wenig niedriger gemacht als Gott, mit Ehre und Herrlichkeit hast du ihn gekrönt.  Du hast ihn zum Herrn gemacht über deiner Hände Werk, alles hast du unter seine Füße getan.

Durch die Konfrontation mit Verständnissen aus alten Zeiten bemerke ich gerade, wie selbstverständlich für mich sich manche neuen Erkenntnisse mein Leben bestimmen. So sehr, dass ich kaum noch Verständnis für Menschen habe, die das, was für mich schon "überholt" ist, noch leidenschaftlich vertreten.

Die Frage des Psalmisten "was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst" wird dabei liebend gerne abwertend verstanden. Wenn man aber die Verse im Zusammenhang liest, ist da viel mehr ein Adel enthalten, den kein anderes Lebewesen hat.

Die ganze Schöpfung erzählt von Gott. Also ist in jedem Teil der Schöpfung etwas von Gott, von dem was Gott hinein gelegt hat. Gott zeigt sich in seiner Schöpfung, er macht sich sichtbar darin. Wobei, nach diesem Psalm, der Mensch der Höhepunkt der Schöpfung ist. Gott hat dem Menschen viele Merkmale von sich selbst mitgegeben, damit im Menschen Gott selbst sichtbar wird, und die Schöpfung insgesamt harmonisch zusammengefügt durch ihr Sein Gott ehren kann.

Wenn man denn das, was Gott geschaffen hat, abwertend behandelt, dann ist das eher verachtend für das, was Gott getan hat. Selbst wenn man mit dem, was man verachtet, den Menschen belastet. Denn der Mensch kann nur das benutzen, was der Schöpfer in ihn gelegt hat. Dass der Mensch es oft "falsch" nutzt, ist dabei unumstritten. Wobei die Beurteilung da auch besser Gott überlassen werden sollte. Denn der Mensch kann des Menschen Tun nur von seinen eigenen Ressourcen her beurteilen. Indem man behauptet, dass der Mensch verachtenswert ist, stellt man praktisch in Frage, dass die Schöpfung "gut" ist, wie es im Schöpfungsbericht beschrieben wird. Dort wird aber gesagt: "Gott schaute sein Werk an, und es war sehr gut" (frei zitiert)

Wenn ausgesagt wird, dass Gott Materie (Blut) braucht, um den Menschen passend zu machen, dann unterstellt man Gott, dass er Fehler gemacht hat. Oder zumindest, dass er nicht genug darüber nachgedacht hätte und die Folgen nicht eingeplant hätte.

Meine Theorie ist dazu ja, dass es der Mensch ist, der sich selbst im Wege steht. Denn der Mensch will es nicht wirklich wahrhaben, dass er "wenig niedriger gemacht ist als Gott". Der Mensch will Gott erfassen können. Und da, wo er merkt, dass da eine große Lücke in seinem Begreifen ist, da versucht der Mensch, die Lücke zu schließen. Und zwar in dem Maße, wie es Menschen untereinander klären: Auge um Auge ...

Gott hat auch in den Geschichten des Alten Testamentes der Bibel vergeben. Gott ist Menschen dort begegnet und hat ihnen gegeben, nach dem, was ihr Herz aussagte. Nicht die Taten waren maßgebend sondern das Herz. So war es immer. Der Opfertod ist darum ein Hilfsmittel für die Menschen, damit sie etwas Sichtbares haben, das sie befreit von dem Empfinden, Gott nicht gerecht zu werden und deshalb getrennt von ihm zu sein. Der Opfertod Jesu sollte das Opfer vollkommen machen, damit nicht immer wieder Opfer gebracht werden mussten, und die Menschen  diese Opfer nur noch als Ritual ohne die passende Herzenshaltung zu Gott meinten, es sei alles in Ordnung. Und sich dann so von Gott entfernten - weil ihr Herz sich von Gott abgewendet hat.

Jesus hat (nach den biblischen Berichten) immer den Menschen als Mensch angesehen, und ihn von demher behandelt. So wurde manches Ritual umgekrempelt und die Frommen als Heuchler enttarnt, während er die Versager emporhob. Denn die Versager waren sich bewusst, dass sie Gott brauchten - die Frommen nicht.

Ich erlebe gerade einen Menschen, der seine Mitmenschen immer nur noch durch die Brille der Verdammnis ansieht. Dieser Mensch ist so fixiert auf die Sünde, die Menschen tun, dass er garnicht mehr fähig ist, den Menschen mit allem, was Gott ihm auf den Weg gegeben hat, zu erkennen. Wenn man es in Frage stellt, sucht er nur schnell Worte aus der Bibel, die seine Sicht bestätigen und fährt fort, Menschen zu verdammen - einschließlich sich selbst. Dieser Mensch hat zwar, nach eigenem Bekenntnis, Jesus Opfertod für sich gültig angenommen. Aber er ist unter dem immerwährenden Zwang, "heilig" werden zu müssen. Und weil es ja immer heißt, dass Gott Liebe ist, wird eben alles, was die Person für "richtig" empfindet und wozu sie einen Bibeltext findet, wo das scheinbar bestätigt wird, einfach das Etikett "Liebe" drangehängt. Dabei merkt sie nicht einmal, dass das was sie darstellt, eher das Gegenteil deklariert.

Und dabei wird mir erst bewusst, wozu es wichtig ist, dass Menschen, bei allen Unterschieden, in  Gemeinschaften leben, und zwar ganz real - nicht nur im Internet. Denn wenn man alles was man tut, nur an den Worten misst, welche man kennt, dann kann man ganz leicht in das genau gegenteilige Extrem rutschen, als man eigentlich wollte. In Gemeinschaft und mit offenem Herzen für die Mitmenschen wird man erst fähig, sich selbst zu hinterfragen, damit man alles prüfen kann und das Gute behalten kann.

Freitag, 18. November 2011

Gott kennen ist Leben

Als ich vor Kurzem mal eine meiner Schwestern traf, kamen wir auch ins Gespräch über unsere persönlichen Veränderungen. Ich erzählte ihr ein wenig von den Veränderungen in meinem Glauben an Gott. Und sie fragte mich "und was hast du nun davon?"

Diese Frage konnte ich nicht so spontan beantworten. Beim Nachdenken hinterher kamen mir so viele Gedanken dazu, dass ich merkte, wie viele kleine Fingerzeige notwendig waren, bis ich zu dem Punkt kam, wo ich jetzt stehe.

Da ich nun gerade wieder in krasse Konfrontation mit jemanden gekommen bin, welche extrem auf den Rachegott fixiert ist, bei dem der Mensch nichts mehr wert ist, reizt es mich gerade mal, solche gegenseitigen Extreme aufzuschreiben, die zu meinem "Früher" im Gegensatz zum "Heute" gehören.

Man hat mir als Kind auch beigebracht, dass der Mensch vor Gott nichts wert sei, weil er ein Sünder ist. Dass Gott dafür seinen Sohn opfern mußte, um Menschen überhaupt wieder nahe an sich ran kommen lassen zu können.  Gott wolle Blut sehen, das Sünden abwaschen kann.
Menschen könnten, durch "Bekehrung" dieses Blutes teilhaftig werden, so dass sie auf diese Weise  zu Gott kommen können. Das künftige Leben sei aber geprägt von dem "Kreuz", und habe nur den Wert, dass man andere Menschen missioniert. Das wirkliche Leben käme erst im Himmel, in den nur solche kämen, die eine echte "Wiedergeburt" erlebt haben.

Nach vielen kleinen Fingerzeigen(u.a.durch biblische Berichte)  ist mir nun die Erkenntnis gekommen, dass es nicht Gott ist, der das Opfer fordert und Blut sehen will (ich habe einige Artikel im Blog schon diesem Gedanken gewidmet) sondern der Mensch. Wofür Jesus sich geopfert hat, hat er nur für die Menschen getan, damit diese ihre Gedanken, nicht an Gott herankommen zu können, loslassen können - und wagen, den Weg zu gehen, den Gott schon immer für den Menschen vorgesehen hat: in die Gemeinschaft mit Gott.

Gott hat den Menschen geschaffen, mit der Option, "Gut" und "Böse" zu nutzen, indem Böses mit Gutem überwunden wird. Gott IST Liebe. Mit seiner Liebe, die Gott den Menschen reichlich anbietet, unterstützt Gott die Menschen, die sich darauf einlassen, bei ihrem "Kampf" um "Gut und Böse".

Zu der Frage meiner Schwester kann ich nun sagen, dass die Liebe Gottes mich frei macht von dem Druck, perfekt werden zu müssen. Gott weiß, dass wir nicht perfekt sind, und erwartet es nicht.

Das LEBEN spielt sich nicht erst in der Zukunft nach dem Tod ab, sondern schon hier auf dieser Erde. Das macht mich frei von der Sehnsucht nach dem Himmel, der nach den Worten Jesu "mitten unter uns ist". Denn die Sehnsucht nach dem Himmel hat mir sehr viel Fähigkeit genommen, an dem Leben, das Gott mir geschenkt hat, mit meinem ganzen Sein teilzunehmen. Arbeit ist nicht mehr Fluch sondern Chance. Und wenn Arbeit zum Stress wird, dann kann ich Gott bitten, dass er diesen Stress auflöst und mir Kraft und Fähigkeit gibt, das zu tun, was gerade "dran" ist.

Seinen Wert hat ein Mensch schon dadurch bekommen, dass er von Gott geschaffen, ihm Leben und Liebe "eingehaucht" wurde. Ich muß nicht mehr ständig nach dem dunklen Kern meiner Sünde schauen, damit ich sie "reinwaschen" lassen kann, um "sauber" später bei Gott zu landen. Ich bin wertvoll, genauso wie Gott mich geschaffen hat, und mit den Fähigkeiten, die Gott mir gegeben hat. Ich muß nicht neidisch sein um Fähigkeiten und Kraft, welche andere Menschen haben. Die Fähigkeiten, welche ich NICHT habe, brauche ich auch nicht. Die welche ich habe, darf und soll ich ausnutzen, mit meinem ganzen Sein.

Ich lebe zur Ehre Gottes - weil ich bewußt lebe.
Und bei alledem bin ich niemals alleine. Gott ist bei mir überall. Das hat er mir schon tausende Male bewiesen.  Und darum möchte ich niemals mehr von ihm weggehen. Ohne die Gemeinschaft mit Gott könnte ich nicht mehr leben. Ohne Gott hätte mein Leben tatsächlich keinen Wert mehr. Aber mit ihm habe ich ALLES.