Heute Abend kommen meine Söhne für ein paar Tage hierher zu Besuch. Meine Tochter holt sie dann am Bahnhof ab. Sie haben gerade ein paar Tage zusammen Urlaub bekommen. Und nun wollen sie wohl auf Erinnerungs-Pirsch gehen, da wo sie sechs Jahre ihres Lebens verbracht haben. Vier Jahre davon in dem Ort, wo meine Tochter und ich immer noch wohnen. Sie übernachten bei ihrer Schwester in der Zwei-Zimmer-Wohnung, da es bei mir schon ein wenig eng würde, mit meiner Ein-Zimmer-Wohnung. Obwohl, wenn es garnicht anders ginge, wäre das auch möglich. Wir sind ja schließlich eine Familie, die auch mal zusammenrücken kann, wenn es nötig wird.
Sie haben meine jetzige Wohnung nur mal kurz im Vorfeld gesehen, bevor ich eingezogen bin. Ich bin gespannt, was sie von der tollen Aussicht sagen und der guten Aufteilung des Stauraumes.
Und in drei Wochen, also über Ostern kommt meine ältere Schwester zu mir zu Besuch. Zuerst habe ich zwar versucht, das abzuwehren, weil über Ostern immer so viel Arbeit ist und ich eine enge Wohnung dann nochmal mehr als Stress empfinden würde. Aber weil sie nur in den Ferien kann, habe ich zugestimmt. Wir sind von uns Geschwistern (wir sind insgesamt sechs) diejenigen, welche die meiste Zeit in der Familie miteinander verbracht haben. Weil wir nur anderthalb Jahre auseinander sind.
Seitdem ich hier im Süden wohne, habe ich meine Schwester nicht mehr getroffen. Da sie insgesamt zehn Kinder hat und inzwischen auch mehrere Enkelkinder, haben wir uns die letzten dreißig Jahre, wenn überhaupt, auch nur noch mit Familienanhang getroffen. In der Form, wie wir uns jetzt treffen werden, trafen wir uns ungefähr vor vierzig Jahren das letzte Mal. Darum habe ich auch meine ganzen Vorbehalte unter den Tisch gefegt und zugesagt. Weil das irgendwie auch eine Erinnerung hervorruft, die ich gerne genießen möchte. Wobei mir natürlich bewusst ist, dass es anders sein wird als früher. Aber ein bisschen Nostalgie bleibt uns bestimmt. Wobei ich immer die sensiblere von uns Beiden war. Meine Schwester hat früher auch oft über meine Art, das Leben halb träumend zu erleben, gespottet. Aber wir haben uns sicher beide verändert. Bin gespannt auf die Zeit. Jeden falls ist in der Zeit bis dahin verborgen ein ganz großer Anteil an Vorfreude und Spannung.
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