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Montag, 6. Januar 2014

Alles hat seine Zeit

Der Slogan dieses Blogs ist die Aussage eines weisen Mannes im AT der Bibel, dem Buch des "Prediger". Lange Zeit klangen die immer wiederkehrenden Aussagen dort für mich resigniert und deprimiert. So kommt auch mehrmals der Satz vor: "alles ist eitel und ein haschen nach Wind". Es klingt so, als würde man lahmgelegt, weil doch alles keinen Sinn  macht.

Und doch entdecke ich nach und nach jetzt, dass die Erkenntnis, dass alles seine Zeit hat, sehr entspannend sein kann. Denn Vieles, was zunächst erstrebsam erscheint, kann davon abhalten, wirklich Sinnvolles zu tun und sich festzusetzen ohne dass sich noch etwas ändert.

Da mein Leben schon so einige Jahrzehnte geht, in denen sich immer mal wieder etwas verändert hat, kann ich auf verschiedene Lebensphasen zurückblicken. Im Vergleich erscheint da manchmal eine Phase sinnlos, weil sie scheinbar nicht wirklich zu einem Ziel geführt hat. Und doch weiß ich, wenn ich mich ein stückweit zurückversetze in die verschiedenen Lebensabschnitte, dass auch die Phasen, die in der Erfahrung gegensätzlich zu den heutigen Erfahrungen stehen, damals genau richtig waren. Weil sie mich, mit vielen anderen kleinen Schritten genau dahin gebracht haben, wo ich jetzt stehe.

Besonders kann ich das auch in Glaubensdingen erkennen. Und gerade da ist es oft schwierig, den Bogen zu ziehen zu dem Heute, weil das was früher war, meine heutige Erfahrung aus dem Glaubensrahmen ausschließen würden. Man würde mich in meiner ersten christlichen Gemeinschaft, zu der ich in meinem Leben gehörte, in meiner heutigen Phase als "vom Weg abgekommen" verstehen.

Das Problem der Menschen ist im Verständnis untereinander oft, dass man meint, man müsse etwas Vergangenes erst als "falsch" erklären und ablegen, um etwas Neues anfangen zu können, Dass das eine aus dem anderen entstehen kann, ist oft schwer nachzuvollziehen.

Und doch denke ich, dass es genau das Thema ist, was auch Jesus angesprochen hat. Er hat die ganzen alten Muster stehen gelassen und Wege aufgezeigt, mit den Erfahrungen der Vergangenheit neue Wege zu beschreiten und neue Erfahrungen zu machen. Weil Gott mehr auf Lager hat als nur ein paar niedergeschriebene Glaubensregeln. Jesus hat auf die Regeln hingewiesen und gleichzeitig davon gelöst, indem der sie zusammengefasst hat mit dem einzigen Anspruch der "Liebe".

Auch wenn vielleicht der Autor des Buches "Prediger" in der Bibel zunächst resigniert hat bei seiner Feststellung, denke ich, dass gerade die Feststellungen, dass irgendetwas nicht das ist, was man darin vermutet hat, eine Chance sein kann, um neue Wege zu finden, die weitere neue Wege auftun, die letztendlich zu einem guten Ziel führen. So verstehe ich auch die vielen Geschichten aus dem AT der Bibel. Dass manches menschlich gesteuerte zunächst sinnlos aussah. Aber dass Gott gerade aus den scheinbar aussichtslosen Fällen wundervolle Ziele entwickeln konnte, das scheint ein Prinzip Gottes zu sein. Gott bevorzugt liebend gerne Menschen, die in der Gesellschaft nicht viel zu melden haben. Denn diese Menschen sind offen dafür, gute neue Ziele zu finden. Auch Unzufriedenheit kann positiv sein, wenn sie in Bewegung setzt - neue Ziele zu finden. Und dann kann man in der Rückschau erkennen, dass auch die scheinbar sinnlosen Phasen des Lebens wichtig waren um neue Ziele zu finden.


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