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Freitag, 21. September 2012

Aus der Dunkelheit ins Licht.

Aus der Ferne sah ich kürzlich eine junge Frau auf einem unwegsamen Gelände in einer dunklen Ecke weinen. Ich glaubte, ich kannte diese Frau, konnte aber nicht zu ihr kommen. Ich hörte, wie sie eine wundervolle Zeit beweinte, die sie verloren hat. Ihr Herz war gebrochen, weil sie erkannte, dass sie die Zeit, in der sie mit einem geliebten Menschen zusammen war, kaum wirklich wahrgenommen hatte und deshalb nicht ausgekostet hat. Sie weinte um ihre Fehler, die diese wundervolle Zeit abgebrochen hätte und erkannte gerade jetzt, dass sie unwiederbringlich vorbei ist. Aus der Traum...

Mein Herz weinte mit ihr und ich wäre sehr gerne zu ihr geeilt, hätte sie in meine Arme genommen und mit ihr so lange geweint, bis sie in ihrer dunklen Ecke einen Lichtstrahl sehen könnte. Aber es  war ein Graben zwischen uns, der nicht überbrückbar war. So tat ich das, was mir in dem Moment als einzige Möglichkeit zur Verfügung stand. Ich nahm sie auf mit meinem Herzen und legte sie behutsam vor Gott hin, in dem Bewusstsein, dass es für Gott keine Grenzen gibt, die er nicht überwinden könnte. Und dass Gott in Herzen schauen kann und mehr Licht zur Verfügung hat, als ich je selbst erfassen könnte.

Ja, ich kenne dieses Weinen um verpasste oder verpatzte Gelegenheiten sehr gut. Gerade die Unwiederbringlichkeit und die Erkenntnis der eigenen Fehler in diesem Spiel lassen die Trauer oft unermesslich groß erscheinen. Ein kleines Licht, das mir in solche Situationen immer wieder leuchtet ist die Erinnerung und die Erkenntnis an die Zeiten, die "gut" waren. Manchmal kann ich solche Zeiten erst im Nachhinein wirklich genießen, weil ich sie mitten drin nicht wirklich erkannt habe. Ja, manchmal erkenne ich sogar, dass erst in den Momenten, wo ich diese Zeiten als unwiederbringliche Vergangenheit mir bewusst wurde, dass es gute Zeiten waren. Ist es nicht oft so, dass im Rückblick die schönen Zeiten erst in ihrer ganzen Pracht glänzen - viel heller, als in den Zeiten darin?

Ich dachte da heute Morgen wieder an Hiob. An seine Aussage, dass er das Böse genauso wie das Gute annehmen will. Ich könnte mir vorstellen, dass Hiob das garnicht so frustriert ergeben gemeint hat, wie es manchmal verstanden wird. Ich halte es für möglich, dass Hiob erst in dem Moment, in dem er das verlor, was er hatte, erkannte, welchen Reichtum er besessen hat. Und dass gerade die Erinnerung daran ihn aufrecht erhalten hat - in aller Trauer um die scheinbar verloren gegangene Zeit.

Trauer braucht der Mensch oft, um Zeiten gebührend zu beweinen, die man im alltäglichen Allerlei kaum wahrgenommen hat. Die Freunde Hiobs taten zunächst das Beste, was sie tun konnten: sie weinten mit ihm. Aber dann waren sie unfähig, in dieser Haltung zu verweilen, weil sie die ganze Trauer nicht ermessen konnten. Und sie meinten, Probleme lösen zu müssen mit Worten. Dass sie damit aber nur zerstörten, bemerkten sie überhaupt nicht.

Den Lichtstrahl, der Hiob in der Dunkelheit erreichte, kam von Gott selbst. Und genau dieser Lichtstrahl gab dem Hiob die Sicht, das Gute wie auch das Böse in seinem Leben so zu erkennen, dass es "gut" wurde. Und das nicht erst an der Stelle, wo er neuen Reichtum von Gott bekam. Nicht der Reichtum war es, der Hiob aus der Dunkelheit ins Licht verhalf und alles "gut" macht, sondern die Begegnung mit Gott. Gerade die Erkenntnis, dass Gott unermeßlich ist und alle Grenzen der Welt gesetzt hat, sowie er auch diese Grenzen überwinden kann, hat Hiob den Frieden ins Herz gegeben, der ihm die Möglichkeiten zeigte, neue wundervolle Zeiten zu erleben, und diese dann wirklich in der Gegenwart wahrzunehmen und genießen.

Das Geheimnis des Hiob und ich denke auch das Geheimnis des Leidens liegt darin, es anzunehmen, in der Gegenwart Gottes. Nicht frustriert, sondern staunend über das Wundervolle, das uns oft verborgen ist und gerade im Leiden erst erkannt wird. Das Licht von Gott ausgehend kann Dunkelheit verdrängen und wundervolle Zeiten erstrahlen lassen, die die Dunkelheit und die eigenen Fehler verdrängt. Licht zeigt Chancen auf die im Dunkeln verborgen sind, die wir nutzen dürfen - egal, in welches Schlamassel wir uns möglicherweise selbst gebracht haben.

Oft bin ich genauso sprachlos wie die Freunde Hiobs am Anfang. Ich möchte lernen, das nicht überspielen zu wollen mit Worten, sondern einfach mittragen, mit sehendem Herzen, was der Mensch braucht. Das Beste, was ich tun kann, ist den Leidenden Gott vor die Füße zu legen. Da liegen die Chancen und da ist das Licht, in dem sie erkannt werden können. Und dort kann die Erinnerung wieder leuchten, dass man sie im Herzen tragen kann, als einen Schatz, den niemand wegnehmen kann.

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