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Sonntag, 28. Oktober 2012

Vom Licht zu den Elefanten


Heute morgen, als ich in *meine* Kirche kam, stellte ich fest, dass die Blumen in dem Altargesteck zum Teil ihre Köpfe hängen ließen. Ich hatte sie am Freitag noch frisch gesteckt. Da haben aber einige von den Blumen schnell aufgegeben. Beim Überlegen woran das liegen könnte, kam ich z.B. auf das fehlende Licht. Gestern war es immerhin in der Kirche sehr dunkel. Ich machte also schon mal das Licht im Altarraum an, in der Hoffnung, dass ein paar Blüten sich noch erholen. Und dann mußte ich erst mal raus, um die Schneereste und die vielen nassen Blätter um die Kirche herum wegzufegen. Hat eine Weile gedauert und währenddessen ließ ich meine Gedanken wieder spazieren gehen …

Ich dachte über das Licht nach, das für alles was lebt so notwendig ist.  Nach dem Schöpfungsbericht in der Bibel sagte Gott ganz am Anfang: „Es werde Licht“.  Wir Menschen nehmen das Licht wahr, weil wir es sehen mit unseren Augen. Menschen haben im Laufe der Zeit unzählige Lichtquellen aufgetan und erzeugt. Die Einzelnen Lichtquellen sind aber immer nur begrenzt und reichen nicht an die wirklich lebensspendende Lichtquelle heran. Ob das künstliche Licht im Altarraum meine Blumen wohl beeindruckt ? – 
(Hat es nicht. Aber glücklicherweise hatte ich noch ein paar Blüten im Nebenraum auf Vorrat. Und die habe ich dann mit den köpfehängenden Blüten ausgetauscht.)

Meine Gedanken gehen weiter. Und ich stelle fest, dass alles das, was wir Menschen aus dem, was wir von Gott empfangen haben und mit Worten ausdrücken können, nur eine Facette des Ursprungs anzeigen kann. Worte sind sehr begrenzt und man kann oft feststellen, dass gleiche Worte von unterschiedlichen Menschen in mehrere unterschiedliche Facetten gesehen werden können. Menschen wünschen dann zwar, dass man sich versteht, aber dazu gehören manchmal unzählige Worte, um  zwei verschiedene Sichtweisen miteinander anzugleichen.

Und dann fiel mir ein Wort ein, dass ich als Kind lange Zeit falsch gesprochen habe. Ich sagte anstatt „Elefant“ immer „Elefan“ – wobei ich das „a“ immer ganz lang aussprach. Meine ältere Schwester hat sich immer aufgeregt darüber und mich verbessert. Aber ich habe eine ganze Weile auf meine Version dieses Wortes bestanden. Warum, das weiß ich nicht mehr so genau. Ich weiß nur noch, dass es damit zu tun hatte, dass es Worte gab, die ich mit „t“ oder „d“ am Ende ausgesprochen hatte und von denen mir vermittelt worden war, dass sie ohne dieses Ende ausgesprochen wurden. Irgendwie hat meine kindliche Logik das auch auf den Elefanten übertragen. Es ging lediglich um die Endung des Wortes. Das Tier, das ich meinte, war das Gleiche wie bei denen, die dieses Tier mit einem „t“ enden ließen. Man musste mir also nicht das Tier erklären, sondern ich musste nur meine Aussprache verbessern.

Irgendwie war diese Erinnerung für mich heute Morgen ein passender Vergleich für die Verständigung der Menschen untereinander und erst recht für die Verständigung der Menschen mit Gott. Und wenn es dann darum geht, dass Menschen einander ihre Gottesbeziehung erklären möchten, dann braucht es oft viel mehr als ein paar Worte. Denn Gott kennt die Sprache des einzelnen Menschen – aber die Menschen reden oft untereinander eine unterschiedliche Sprache, selbst wenn sie die gleiche Muttersprache sprechen. So entstehen oft von ähnlichen Erfahrungen ganz unterschiedliche Geschichten.  Und wenn man dann mit seinen Geschichten „Gott“ erklären will, dann wird es oft sehr schwierig, da einen gemeinsamen Punkt zu finden. Oft empfinden die Einzelnen untereinander ihre Erfahrungen sogar gegensätzlich. Und weil sie sich ihrer Wahrnehmung ganz sicher sind (sein wollen), bestreitet man die Richtigkeit der Erfahrungen des Anderen.  Und so werden oft Gotteserfahrungen zum Streitpunkt, wenn man es immer auf der menschlichen Ebene festmachen will.

Jesus hat gesagt, dass man seine Nachfolger an ihrer Einigkeit erkennt. Ich glaube nicht, dass mit der Einigkeit gemeint ist, dass man nur bestimmte Worte auf Gott beziehen kann oder dass Menschen immer die gleichen Erfahrungen mit Gott machen und die gleichen Schlüsse daraus ziehen. Einigkeit ist, nach meiner Erfahrung, viel mehr als das. Es zeigt sich da, wo man ganz unterschiedlich Gott erlebt – und trotzdem sich als Bruder oder Schwester erkennen kann.

Mittwoch, 24. Oktober 2012

Seht die Vögel unter dem Himmel an ...

Vor etwa zwei Wochen habe ich das Vogelhaus auf meiner Terasse aufgestellt. Es gab noch Futter vom letzten Jahr hier und damit wollte ich erstmal  ausprobieren, ob dort überhaupt welche kommen. Ich wurde mächtig überrascht und erfreut.  Es ist den ganzen Tag ein lustiges Geflatter und Gehopse dort. Und inzwischen bleiben die Meisen schon in der Nähe, wenn ich raus komme, um neu aufzufüllen. Habe nun gemerkt, dass ich ganz viel Futter für den Winter brauche. Denn dann sind sie ja darauf angewiesen. Habe mir also schonmal einen Vorrat angelegt.

Heute Morgen, als ich rauskam, war das Vogelhaus umgekippt. Wahrscheinlich hat einer der Rabenvögel, die hier in der ganzen Gegend plündern, versucht, an das Futter heranzukommen und es dabei umgekippt. Das Gestell ist auch etwas wackelig. Das Dach war auch etwas kurz geraten. Das habe ich kürzlich mit etwas Dachpappe, die ich noch vorrätig hatte, verlängert. Und wenn demnächst die Stürme und der Schnee kommen, wäre das Häuschen sicher nicht so gut, an dem Platz, wo es bisher stand. Also schaute ich mich um, was ich mache, um den Standort zu verbessern. Nach kurzer Überlegung habe ich einfach die Schrauben zum Standbein des Häuschens gelöst und stattdessen einen Schraubhaken obendrauf geschraubt. Dazu fand ich noch einen größeren zweiseitigen Haken, an dem mal ein Leuchter hing. Und als Befestigung muss nun der Laternenhalter an der Terasse dran glauben. Der hängt auch noch oberhalb von meinem Küchenfenster und in einer Nische, die von zwei Seiten wettergeschützt ist und trotzdem offensichtlich vom Feld her. So haben die kleinen Piepmätze den neuen Standort auch sofort entdeckt und es flattert wieder munter den ganzen Tag über. Und ich kann es von meinem Küchenfenster alles betrachten, und da stehn, wo es warm ist und trocken.

Ich habe während meiner Aktionen um die Vögel und dem Häuschen manchmal gedacht, was sich die Vögel wohl denken würden, wenn sie so denken könnten wie die Menschen. Vielleicht würden sie in mir auch eine Art Gott sehen. Schließlich sorge ich für sie, für ihr Futter und den richtigen Platz in der Kälte. Sie müssen sich allerdings das Futter selbst holen. Und sich vor der Kälte schützen müssen sie auch selbst. Einmal habe ich eine Katze weggescheucht, die da gerade vorbeischleichen wollte. Aber die war sowieso schon vorsichtig, weil auf dem Nachbargrundstück der Rottweiler schon lauernd und geifernd halb über dem Zaun hing.

Mir fiel der Ausspruch Jesu ein: "Sehet die Vögel an, sie säen nicht und ernten nicht, aber Gott versorgt sie gut. (frei zitiert) Das heißt doch, dass die Vögel nichts wirklich tun müssen, außer das versorgen annehmen und in Anspruch nehmen. Die Vögel machen sich keine Sorgen, ob morgen vielleicht der Vorrat noch reicht, weil der Futternapf offensichtlich nur kurze Zeit ausreicht und weil die Feinde rundherum auch vorhanden sind. Sie nehmen einfach, da wo es etwas gibt. Und sie wirken fröhlich und unbeschwert dabei. Lassen sich nicht unterkriegen, wenn sie mal angegriffen werden und nehmen die Chancen in ihrem Leben in die Hand ... ähm, ich meine,  in die Schnäbel, Flügel oder Beine.  Vielleicht kann ich ja von den Vögeln noch so manches lernen.

Donnerstag, 18. Oktober 2012

Gefühle spiegeln das Leben ...

... aber sie sind nicht das Leben !

Meine Gefühle äußern sich manchmal etwas einsam. Aber sie lassen sich nicht verändern dadurch, dass ich andere Menschen um mich herum habe. Im Gegenteil - oft empfinde ich diese Einsamkeit gerade dann, wenn ich mit Menschen zusammen bin. Weil das Zusammensein nur äußerlich stattfindet - und innerlich sind wir weit voneinander entfernt.

Heute spürte ich gute Gefühle, als ich in einer Diskussion eine innere Verbundenheit empfand. Es ging bei der Diskussion nicht um mich. Ich war nur ein kleiner Teil dabei. Aber wir versuchten gemeinsam, jeder auf seine Art, etwas zu beschreiben, was nicht so einfach mit Worten zu beschreiben geht.

Zunächst überlegte ich, was ich noch zu dieser Diskussion beitragen könnte. Dann dachte ich an die Person, der wir versuchten etwas zu vermitteln, wonach diese Person wahrscheinlich suchte. Ich brachte die Person im Gebet zu Gott und dankte dabei auch dafür, dass ich gerade dieses Gefühl der "Gemeinsamkeit gegen die Einsamkeit" spüren durfte. Und dann war ich plötzlich bei mir selbst ...

Schon oft habe ich bemerkt, dass Dinge, die mir positiv erschienen, nicht immer gleich empfinden kann. Irgendwie bemerkte ich, dass weder die Umgebung noch die Dinge, welche mir begegneten wiederholt werden könnten, um das zu erfahren, was ich positiv empfunden habe - und meines Glaubens gemäß als Berührung  von Gott empfunden habe.

Mir fällt dazu wieder einmal die Geschichte der Verklärung Jesu auf dem Berg mit einigen Jüngern ein. Auch hier, bei diesem außergewöhnlichen Erleben, wollte ein Jünger: Simon Petrus, diese Situation festhalten. Aber es war nicht möglich. Er musste wieder den Berg hinab steigen, in den Alltag. Aber nicht alleine - Jesus war mit ihnen. Und genau er war der Grund dieser Erfahrung. Ohne ihn gäbe es die Erfahrung nicht.

Ich denke, viele Unstimmigkeiten zwischen Glaubenden entstehen dadurch, dass man Situationen, die man selbst positiv erlebt hat, in ein Dogma verwandelt. Man setzt voraus, dass man sich genauso verhalten muß, wie es scheinbar das positive Erlebnis hervorgebracht hat. Man ist enttäuscht, wenn es nachläßt oder einfach nicht mehr eintrifft und man versucht es zu fixieren, indem man das "richtige" Handeln deklariert, um zu dem Ziel zu kommen, das man erreichen will, die gute Gefühle hervorrufen.

Es gibt auch Leute, die Gefühle ganz wegreden wollen, weil sie eben nicht auf eine bestimmte Art erzeugt werden können. Und bevor man enttäuscht wird, will man lieber überhaupt nicht darauf setzen. Dabei nimmt man sich selbst aber ganz viel vom Leben weg.

Wie ich nun heute morgen darüber nachdachte, wie ich nun zu meinen guten Gefühlen kam, suchte ich auch schon wieder nach dem "Anker" , an dem ich sie befestigen wollte. Und dann wurde mir bewusst, dass ich sie nicht erzeugen kann und nicht festhalten kann, sondern einfach mit allen Sinnen aufnehmen kann, solange sie mir zur Verfügung stehen. Heute zeigten sie mir, dass Einsamkeit viel mehr ist, als Alleinsein. Und dass ich die Chancen, die ich habe, wenn ich eine Art von "seelischer Gemeinsamkeit" erfahre, ich diese in diesem Augenblick nutzen kann, weil sie ein Geschenk sind. Aus diesen Augenblicken kann ich leben, auch in den Zeiten, wo sie fehlen. Wenn ich aber nur darauf bedacht bin, sie festzuhalten, dann kann es sein, dass sie an mir vorübergehen, bevor ich die Kraft daraus ausschöpfen konnte. Wieder einmal wurde mir bewusst, dass ich Chancen am ehesten dann wahrnehme und zu nutzen lerne, wenn ich auch die Dürrezeiten  "davor" kenne. Wenn man nur aus dem Vollen schöpfen kann und nie Mangel hat, weiß man es oft nicht zu schätzen. Dankbarkeit entsteht am ehesten dort, wo man Mangel kennt und da heraus Erfüllung erlebt.

Für mich ist Gott dabei der verlässliche Begleiter. Von ihm lerne ich, dass ich ihm vertrauen kann - gerade in Zeiten des Mangels. Weil ich weiß, dass er den Mangel ausfüllen kann. Und nach meiner Erfahrung ist es oft sogar so, dass eventuelle äußere Mängel gar keinen Einfluss mehr auf die Gefühle haben, wenn Gott mich anrührt. Da, wo ich mit Menschen zusammentreffe und wir gegenseitig unsere Seele berühren können, weil wir uns einig werden in unserem Anliegen - selbst wenn wir manches unterschiedlich erleben, da spüre ich, dass Gott nahe ist. Nein, viel mehr: Gott ist mittendrin und verbindet.

Denn Leben ist von Gott - oder noch mehr: Leben IST Gott.

Dies war jetzt wieder einer der schwachen Versuche, große Dinge mit Worten festzuhalten. Wenn ich mir die Worte anschaue, dann denke ich: es trifft nicht wirklich, ist nur eine Andeutung der Wirklichkeit. Aber ich möchte es doch mitteilen, weil es für mich Leben bedeutet, diese Erfahrung, die ich am Liebsten festhalten würde, die aber nur im darin Leben gute Frucht bringen kann.

Ich wünsche, dass durch die Worte einen Hauch von Leben zu euch rüberweht ...

Schönen Abend euch!

Sonntag, 14. Oktober 2012

Propheten

Oft schon habe ich über die Propheten im AT der Bibel nachgedacht und sie verglichen mit den Propheten der heutigen Zeit - und solche, die sich für Propheten halten.

Auffallend finde ich, dass die Propheten der Bibel meistens keinen "Erfolg" mit ihren Botschaften hatten. Kaum einer hörte ihnen wirklich zu.  So dass ich mich so manches Mal gefragt habe, was sie eigentlich für einen Sinn hatten. Einfach nur den, dass Gott sagen konnte: ich habe euch gewarnt - jetzt habt ihr das was ihr verdient? Bei vielen Propheten war es der König, der angesprochen wurde. Vielleicht darum, weil es sonst Keinen gab, der dem König die negativen Wahrheiten sagen konnte? Propheten verkündigten meistens das Gericht Gottes durch Zerstörung.

Auch heute gibt es Menschen, die prophezeien im Namen Gottes. Sie haben manche Anhänger, aber auch viele Kritiker. Und das Gericht, das sie ankündigen, trifft so wie es vorausgesagt wurde, meist nicht ein. Der Einfachheit halber hängen sich dann einige auch an eine bereits geschehene Katastrophe oder eine Tragödie an, mit der Botschaft, dass diese das Gericht Gottes sei.

Interessant ist, dass Jesus zu einer solchen Botschaft seine Beurteilung: "nicht zutreffend" gab. In Lukas 13,4 sagt er quasi, dass die Menschen, die von solch einer Katastrophe getroffen wurden, nicht schuldiger waren als diejenigen, welche nicht getroffen wurden. Offensichtlich gab es auch in dieser Zeit "Propheten", die dieses als Gericht darstellten - dem Jesus hier widerspricht.

So ganz unterschiedlich zu den meisten Geschichten über Propheten ist die Geschichte des Propheten Jona. Jona läuft vor einem prophetischen Auftrag weg und erlebt, dass er wieder zurückgeholt und erneut den Auftrag bekam. Als dann das Volk, dem er Gericht verkündigt hatte, Buße tat und zu Gott umkehrte, blieb das Gericht aus. Bemerkenswert ist dann die Klage des Propheten, in der er aussagt, dass er das ja schon von Anfang an gewusst hätte, dass Gott barmherzig wäre und das Gericht nicht ausführen würde.

Das klingt so ganz anders als die Beispiele der anderen Propheten und ich frage mich, woher Jona diese Erkenntnis nahm.  Stellt er damit nicht viele Gerichtsbotschaften anderer Propheten in Frage?

In der Geschichte von Jona sieht es so aus, als wenn sein Auftrag hauptsächlich zu seiner eigenen Lehre dient - und erst in zweiter Linie dem Volk in Ninive. Jona wurde gelehrt, dass Gottes Gericht nicht der Zerstörung dient sondern der Erneuerung - und das schon, lange bevor Jesus auf die Erde gekommen war.

Sehr oft wird in der Bibel Gott "gnädig und barmherzig" genannt. Wenn man die Geschichten um Kriege und Untergänge betrachtet, ist davon leider nicht sehr viel zu erkennen. Ist Gott gleichzeitig zerstörend wie barmherzig? Wie passt das zusammen?

Ich glaube, dass Menschen gerne Situationen, die ihnen selbst entgleiten, Gott zuschieben - oder dann wahlweise auch mal dem Satan. Wenn ich die Geschichten der Bibel genauer anschaue, erkenne ich, dass die zerstörerischen Situationen ausschließlich Menschenwerk ist. Und das läuft deshalb darauf hinaus, weil die Menschen ihre Werke ohne Gott tun wollen. Immer wieder heißt es, dass der Ruf von Gott erging: "Kehrt um zu mir!" Das ist immer der Kern der Botschaften, die von Gott ausgehen. Gerne wird dieser Ruf auch so ausgelegt, dass Gott die Zuwendung des Menschen braucht, um gnädig sein zu können. Dabei merkt man nicht, dass es ausschließlich der Mensch ist, der die Zuwendung Gottes braucht, damit er selbst im Leben zurechtkommt und nicht daran scheitert. Und wichtig ist auch in einer prophetischen Botschaft in erster Linie der Ruf zurück zu Gott.


Hiob und Gott


Im Forum trat die Frage auf, wie man die Aussage von Hiob im Vers aus Hiob 31,4 verstehen kann:
" Sieht er nicht meine Wege und zählt alle meine Schritte?"
 vor allem, wenn man mitten im Leiden steckt. Es wurde dabei festgestellt, dass auch eigene Freunde meist keine Glaubenshilfen geben können. Daraufhin hatte ich mir Gedanken gemacht und auch dazu etwas geschrieben - was ich hier in meinem Blog auch festhalten möchte:

Hiobs Leben und der Bericht in der Bibel darüber umfasst viele verschiedene Phasen und ich kann sie seit vielen Jahren immer mal wieder aus einem anderen Blickwinkel heraus erleben.

Gott sieht es, wenn du leidest und er sieht es, wenn Menschen dich enttäuschen.  Gott sieht dein Herz, wenn du meinst, er habe dich verlassen und er sucht den Weg zu deinem Herzen – mittendrin in dem Geschehen, in dem du jetzt gerade steckst.  Das sagt für mich diese Aussage des Hiobs aus.

Interessant ist hier nun, wie der einzelne Mensch dieses immerfort sehen von Gott empfindet.  Früher als Kind wurde es mir immer so vermittelt, dass Gott in erster Linie wie ein Richter auf seine Menschen  schauen würde und falsche Handlungen fast immer mit Strafe belegt, wenn wir nicht sofort  ernsthaft bereuen und um Entschuldigung bitten würden.

So ähnlich empfinde ich die Botschaft der Freunde Hiobs.  Am Ende der Geschichte kann man dann ja lesen, dass die Botschaft der Freunde nicht die Botschaft von Gott war. Aber im Grunde genommen wußten es die Freunde nicht anders, weil sie nur Beobachter waren und die Lage nach ihrer eigenen Erfahrung  beurteilten.  Mir sagt dieser Teil der Geschichte dabei nur, dass man niemals die Lage eines Menschen und seine Beziehung zu Gott  beurteilen sollte, wenn man nicht die gleichen Erfahrungen gemacht hat. Denn Gott kommt den Menschen immer in der Situation entgegen in der dieser gerade steht und spricht die Sprache, die dieser gerade versteht. Richtig war das Verhalten der Freunde nur am Anfang, als sie einfach nur zeigten: Wir sind da! Denn genau das ist die Botschaft, die Gott jedem Menschen in jeder Situation sagen möchte: „Ich bin da!“ und das bedeutet nach biblischer Sprache dasselbe wie „Fürchte dich nicht“.

Für mich bedeutet seit längerer Zeit die Botschaft von der Allgegenwart Gottes das Gleiche wie in Psalm 23 ausgedrückt wird: „ .. und wanderte ich im finsteren Tal, fürchte ich kein Unglück, denn du bist bei mir. Dein Stecken und dein Stab trösten mich.“

Freunde, die keine Glaubensstütze sind, können die Erwartungen, die man in sie steckt, vielleicht oft überhaupt nicht erfüllen.

Wenn sich deine Freunde einfach nur zu dir setzen würden und dir vermitteln: „Ich bin da“, wäre dies das Beste, was sie dir tun können. Solche, die eine gleiche Situation wie du erleben, wird es wohl selten geben. Damit KÖNNEN sie dir überhaupt keine wirkliche Unterstützung mit Worten geben, weil sie, wenn sie reden, nur ihre eigene Erfahrung mit deiner Situation vermischen könnten. Und das passt meistens nicht.

Als Hiob anfing, seine Klagen vor Gott auszubreiten, an dieser Stelle wird von den Lesern oft vermutet, dass es nicht Gott angemessen wäre.  Ich persönlich denke, dass sich genau an dieser Stelle der Hiob auf dem richtigen Weg befand. Denn erst danach war er auch offen für das was Gott ihm zu sagen hatte. Das Gerede der Freunde hat ihn wahrscheinlich auf die falsche Fährte gebracht und deshalb brauchte Hiob eine Weile, bis er den Weg direkt zu Gott fand.  Das einzig Richtige, was die Freunde Hiob hätten raten sollen wäre, meiner Meinung nach: „Rede mit Gott darüber“. Ohne irgendwelche Vorhersagen und ohne Beurteilung, wie er zu reden hätte, sollte Hiob sein Herz „ausschütten“ … genau deshalb, damit es frei wird, um Gott zu erfahren.

Ich glaube, wir schauen immer viel zu viel auf die Worte, und versuchen, diese zu interpretieren und zu beurteilen. Auch die Worte von Gott beurteilen wir meist so. Und so klingt dann evtl. sogar die Frage von Gott: „Wo warst du …?“, als wenn sie ein Vorwurf war. Ich glaube, die Worte waren in diesem Moment höchstens zweitrangig, die von Hiob und die von Gott. Die Heilung bei Hiob (bevor sein Körper Heilung erlebte) geschah mit dem Moment, wo Gott ihn ansprach. Und dann kann man die Frage von Gott auch sehr positiv sehen – so etwa: „Ich, der unfassbare Gott, neige mich zu dir, um dir zuzuhören und dich anzurühren“. 

Jedenfalls ist allein durch die Gottesbegegnung für Hiob eine Wandlung geschehen. Er fing an, Gott zu loben. Nicht, weil er es musste, sondern aus vollstem Herzen. Alle Mühsal und alles Leid waren nicht mehr wichtig. Er wurde berührt von Gott.

Ich glaube, eine größere Erfahrung kann kein Mensch haben. Und die Botschaft, die Gott damit gibt, dass er sich dem einzelnen Menschen zuwendet, ist viel mächtiger als wenn er irgendwelche irdischen Wunderwerke zeigt.  Das ist etwas, was nur der Betroffene verstehen kann. Kein Freund und kein Therapeut wird diese „Heilung“ toppen können.  Sie geschieht selbst dann, wenn Beobachter diese Heilung nicht erkennen können. 

Gott sieht deine Wege! Das ist mehr, viel mehr, als irgendein Mensch an Empathie ausdrücken kann. Denn Gott sieht dein Herz und er sucht den Weg zu deinem Herzen. Dafür gibt es keine Gebrauchsanweisung oder sonstige Musterbeispiele. Begegnungen mit Gott sind einzigartig und immer heilsam. Sie fangen, nach meiner Erfahrung dort an, wo Menschen Gott „ihr Herz ausschütten“ – so dass er es füllen kann.