Mein bisheriges Leben lief eigentlich immer nach einem Muster ab, das ich im Nachhinein als "Leben auf der Überholspur" bezeichnete. Ich habe dann an manchen Weggabelungen bedauert, dass ich immer meine Nase vorn hatte - meistens über die Gegenwart hinaus. Wobei es im Rückblick schien, dass ich so manchen "Schatz am Wegrand" kaum wahrgenommen habe. Wenn ich jetzt zurückblicke, denke ich aber, ich habe einfach nur Erinnerungsstücke gesammelt ... und in meine Tasche gesteckt, für spätere Zeiten...
.... und jetzt ist so eine Zeit, wo nach und nach die Erinnerungsstücke wieder zum Vorschein kommen, durch Bilder, Texte, und durch Menschen, denen es ähnlich geht, wie irgendwann mal früher auch mir. Vielleicht ist das Sammeln und später erinnern ja meine Art, mein Leben zu leben und zu verarbeiten, was scheinbar nicht so lief, wie es sollte - oder was durch Umwege dann doch noch zu einem guten Ausgang führte, auf neue Wege - besonders dann, wenn es vorerst so schien, als wenn ich hier nur noch in einer Sackgasse landen könnte.
Manchmal erinnere ich mich an Zeiten, wo es für mich so aussah, als wenn alle Chancen, noch einen guten Weg zu finden, in einem Abgrund landen könnten. Natürlich habe ich da Fehler gemacht. Aber oft waren es Fehler, die ich nicht wirklich voraussehen konnte. Ich habe auf die falschen Menschen vertraut, habe mir selbst und meiner Wahrnehmung zuviel zugetraut und manchmal wusste ich es einfach nicht besser. Lange Zeit war ich sehr naiv und viel zu vertrauensselig. Ich dachte immer, man muss zuerst Vertrauen schenken, bevor man Vertrauen von anderen erwarten kann. Jetzt bin ich misstrauischer geworden - oder einfach vorsichtiger.
Eine Art, aus solchen Labyrinthen heraus zu finden, war für mich oft, meinen Standort zu wechseln. Ich bin häufig umgezogen, habe mehrmals den Ort gewechselt. Und besonders fand ich es im Internet ideal, wenn ich virtuell einen Ort wechseln konnte, durch neuen Blog, neues Forum, neue Freunde. Ich weiß, dass ich manches Mal dafür verurteilt oder belächelt wurde, weil ich scheinbar wegrennen würde, wenn es kritisch wurde. Aber für mich waren das gerade Chancen, da, wo ich mich in ein ganz falsches Labyrinth verlaufen hatte, die Vergangenheit mit Abstand zu betrachten, und die Fehler, die dabei machte, in einer neuen Umgebung zu überwinden zum Guten. Das ist oft nicht so leicht, wenn erst einmal Vorurteile aufgebaut wurden. Wo einen keiner kennt, da bin ich eben ganz neu. Und klar, kenne ich den Spruch "du nimmst dich selbst immer mit". Das war mir eigentlich immer schon bewusst. Aber man kann wirklich besser neu anfangen, wenn einen keiner in eine Schublade steckt und nur noch aus dieser Perspektive her betrachtet. Gerade auch die Veränderungen meiner Umgebung, welcher Art auch immer, betrachte ich auch heute, im Rückblick, als das Beste, was mir passiert ist. Und das ist es, was mich dahin gebracht hat, wo ich jetzt bin. Und das ist gut so - mein Leben bis heute ist schon so reich, dass ich gar nicht aufhören kann, mich zu erinnern ... und zu staunen.
Für mich ist das, was aus meinem Leben geworden ist, eindeutig durch Gottes Unterstützung, in der Verbindung zu ihm so perfekt gelaufen. Weil er mein Anker ist, mein Wegweiser und mein Halt, wenn ich strauchele. Weil er immer bei mir ist, egal, wo ich mich befinde und weil ich mit ihm reden kann, egal, ob ich in einem finsteren Loch sitze oder auf einem steinigen Weg. Auch, und besonders dann, wenn Menschen gegen mich sind. An seiner Hand kann ich immer weiter gehen ... immer weiter. Und wenn ich strauchele, dann hält er mich und wenn ich falle, dann fängt er mich auf und stellt mich auf meine Füße, damit ich weitergehen kann. 💃