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Mittwoch, 13. Juni 2012

Sünde ist Abwendung von Gott

Als ich eben die Überschrift eingeben wollte, merkte ich, dass das Thema "Sünde" schon einmal im April ein Thema hier im Blog war. Ich knüpfe nun nicht daran an, sondern habe wieder ganz neue Gedanken - die sicher aber auch zu den vorigen passen.

Der Ausgangspunkt meiner Gedanken sind dabei immer die christlichen Lehren, mit denen ich aufgewachsen bin und wie diese sich in mir entwickelten.

In fast allen Religionen wird das, was im Christentum "Sünde" genannt wird, so behandelt, dass man bestimmte Regeln aufstellt, um diese Dinge zu vermeiden. Das Problem ist damit aber leider nicht gelöst. Denn der Mensch ist durch seinen eigenen Willen beeinflusst und fühlt sich oft eingegrenzt, wenn er gewisse Dinge nicht tun darf.

Mir kamen nun Gedanken dazu, bei denen ich festgestellt habe, dass man das auch von einer ganz anderen Seite ansehen kann. Interessant ist für mich, dabei festzustellen, dass diese Sicht nicht einschränkt und eher Gottes Liebe zeigt - und somit auch zu allen Geschichten der Bibel, einschl. der Lehren von Jesus, passt.

Wenn man von dem Gedanken ausgeht, dass die Gebote der Bibel ausschließlich für den Menschen gegeben wurden (hat ja auch Jesus so gesagt), dann stimmt es zumindest nicht, was viele Gläubige deklarieren, dass man mit den Geboten Gott befriedigen müsse. Selbst bei den Christen, die meinen Jesus habe die Gebote für sie erfüllt, gibt es dann verschiedene "Untergebote", die trotzdem noch gelten sollen.

Wenn Propheten des Alten Testaments der Bibel zur Umkehr gerufen haben, dann war ihr Ruf ausschließlich dahingehend, dass Gott sagt: Kehrt um zu MIR!

Jesus fasst die gesamten Gebote mit dem Gebot der Liebe zusammen. Und wenn man noch den Spruch beherzigt, dass Gott das Herz ansieht, während der Mensch das ansieht was vor Augen ist, dann bekommt die "Sündenvermeidung" ein ganz anderes Bild.

Ich glaube, dass es Gott viel weniger um die Taten geht, als darum, dass Menschen in der Verbindung zu ihm bleiben. All seine Bemühungen, die Menschen auf gute Wege zu weisen, haben dieses Ziel. Das, was auf diesen Wegen sichtbar ist, ist eher zweitrangig.

Warum gab Gott den Menschen dann Gebote? Wahrscheinlich deshalb, damit Menschen einen sichtbaren Maßstab haben. Aber nicht, um sich nur noch auf diesen Maßstab zu fixieren, sondern um den Fokus des einzelnen Menschen und ganzer Völker auf sich zu lenken. Weil Gott FÜR die Menschen ist. Die FÜRsorge Gottes zu den Menschen ist die Liebe. Und darum ist NUR die Liebe der wirkliche Maßstab, um Sünde zu vermeiden.

So ist dann auch die Sichtbarkeit mit einem Maßstab, so wie man ihn erkennt, begrenzt und kann in der individuellen Interpretation fehlerhaft sein. Das hat auch Jesus so deklariert und vorgelebt. Das sah dann oft so aus, als wenn er die Gesetze übergehen würde. Tat er aber nicht, weil der Grundstein der Gesetze die Liebe ist und diese sich in der Auswirkung individuell unterscheiden kann.

Damit wären dann nicht die Taten die eigentliche Sünde sondern die "Richtung", auf welche das "Herz" ausgerichtet ist.

Wenn man bei anderen Menschen Sünde erkennen will, dann ist man automatisch gefordert, tiefer zu sehen als das, was vor Augen ist. Ganz und garnicht passt eine buchstabengetreue Gesetzeserfüllung dazu. Man muss dabei zunächst den Menschen anschauen und ihm zuhören, um seine Beweggründe zu erkennen.

Es gibt allerdings auch Taten, die ganz offensichtlich ihren Ursprung nicht in der Beziehung zu Gott haben können. Das sind solche, welche sichtbar lieblos mit anderen Menschen umgehen - meistens um sein eigenes Ego zu befriedigen. Aber auch diese Taten kann man nicht pauschalisieren.

Beispiel in der Bibel ist da z.B, David. Sehr gerne wird von manchen Christen bei seinem speziellen Sündenfall, wo er dem Uria die Frau nahm und den Mann dann ermorden ließ, an erster Stelle betont, dass dieser Ehebruch begangen hat. Wenn man aber die Geschichte, welche der Prophet Nathan dem David erzählt um diesem einen Spiegel vorzuhalten, dann kann man sehr gut erkennen, dass der Ehebruch bestenfalls  noch eine Begleiterscheinung der eigentlichen Sünde (abwenden von Gott) war. Denn die Geschichte erzählt davon, dass ein reicher Mann einem armen Mann alles wegnahm, woran dessen Herz hing - während der reiche Mann selbst mehr als genug  davon hatte. Ein eindeutiger Verstoß gegen die Liebe durch Machtmißbrauch zum eigenen Nutzen.

Es war also nicht die Tat an sich, die den David das Urteil einbrachte, sondern sein abwenden von Gott und dessen Liebe - um seiner eigenen Begierde auf Kosten eines Anderen nachzugeben.

Gebote können also ein Spiegel sein - so wie die Geschichte, welche der Prophet  Nathan erzählte. Wenn David Gott zugekehrt geblieben wäre, dann hätte er so nicht gehandelt. Nicht, weil er die Frau nicht begehren durfte sondern weil er Machtmißbrauch getrieben hat auf Kosten eines Dritten.

Man kann Sünde an ihren "Früchten" erkennen. Aber nicht alle Früchte, die sich ähnlich sind, haben den gleichen Ursprung. Gerade im Fall des "Ehebruchs", der eine sehr hochzitierte Form der Sünde in vielen christlichen Gemeinden ist. kann es manchmal von mehr Liebe zeugen, wenn man sich im Frieden trennt, als wenn man auf Biegen und Brechen zusammenbleibt. Auch um der Kinder willen ist das nicht immer eine richtige Entscheidung. Ich habe inzwischen von mehreren Kindern Berichte gehört, wo diese sich gewünscht hätten, dass ihre Eltern sich trennen, wenn sie unter der Atmosphäre gelitten haben.

Aber nicht nur bei Ehebruch ist das tiefer sehen gefragt. Es gibt mehrere Facetten von scheinbarer Sünde, die aber aus Liebe getan keine Sünde ist. Sogar Wahrheitsfanatiker sind nicht immer auf der richtigen Schiene. Und so kann es ohne Weiteres auch umgekehrt sein, als es meistens beurteilt wird. Das, was als gesetzestreu angeblich aus Liebe zu Gott getan wird, kann aus der  Sünde entstehen (abwenden von Gott), weil man Gesetze als Machtinstrument benutzt, um den Nächsten kontrollieren zu können. Letztendlich glaube ich, dass nur Gott wirklich Sünde identifizieren kann. Und der Sünder nur in der Verbindung zu Gott. Das sieht oft ganz anders aus, als die "Sündenvermeidung", welche in vielen christlichen Gemeinschaften und auch anderen Religionen stattfindet.

Ich weiß, dass an dieser Stelle oft Argumente kommen, dass dann ja alles beliebig wäre. Jeder könne tun was er wolle ohne irgendwelche Grenzen. Ich sage dazu: wer mit Gott in Verbindung ist, der wird auch von Gottes Liebe geprägt. Da wo ein Machtinstrument eingesetzt wird, um jemand anderen zu unterdrücken, verletzen  oder ihm etwas wegzunehmen, ist das ein sichtbares Zeichen, dass Sünde geschieht (abwenden von Gott)