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Mittwoch, 17. August 2011

Geborgenheit


Lange Zeit hatte dieses Wort alleine schon eine fast magische Wirkung auf mich. Denn Geborgenheit war für mich etwas, was mir fehlte. Manchmal gab es kurze Lichtblicke, die Geborgenheit ausstrahlten. Aber sie waren begrenzt. Sehr begrenzt sogar. So, dass ich beinahe zu dem Schluss kam, Geborgenheit gibt es nicht wirklich.

Kürzlich hat auch unser Pfarrer den Ausspruch getan: „Geborgenheit ist etwas, was wir hier auf der Erde nicht finden werden“. (Frei aus dem Gedächtnis zitiert)

Und doch gab es Zeiten, wo ich meinte, die Geborgenheit gefunden zu haben. Aber es waren Zeiten, und damit waren sie begrenzt.

Heute Morgen war ich in der Kirche, als gerade ein Organist an der Orgel probte. Die Melodie seines ersten Liedes war mir bekannt. Ich hatte das Gefühl, diese Melodie einatmen zu müssen – und mir schien, dass sich ein sanfter Schleier der Geborgenheit um mein Herz legte.  Es wirkte auf mich wie ein Jungbrunnen, der mich aufatmen ließ.  Ich suchte nach den Worten zu dieser Melodie. Mir fielen aber nur Bruchstücke ein, die lauteten: „Meine Seele ist stille in Gott“,  und das Wort „Geborgenheit“ kam auch darin vor. Und dann fiel es mir wieder ein, was ich schon einige Male zu ahnen glaubte: Ich kann sie finden, diese Geborgenheit.  Aber nur bei Gott selbst, in der Verbindung zu ihm.

Gesucht habe ich die Geborgenheit schon an den verschiedensten Stellen, wo sie mir in meiner Erinnerung aufgeleuchtet ist. Ich fand auch dort immer mal wieder einen Funken davon. Aber es war immer nur ein Funken, manchmal eine kleine Flamme, aber irgendwann nicht mehr zu erkennen.

Ich suchte in der Musik, weil diese mein Herz leicht ins Schwingen brachte. Und oft fand ich es darin auch – begrenzt, und gebunden an die Aussagen Gottes in diesen Liedern.
Ich suchte sie in den Orten, wo ich sie schon erlebt hatte. Ich fand dort die Erinnerung, als Funke, der kurz aufflammte, und dann auch erlosch.
Ich suchte sie in Menschen, die mein Herz berührten und ein stückweit etwas hatten, was ich vermisste. Aber auch diese Menschen waren so begrenzt wie ich, und konnten mir nicht geben, was ich vermisste – genausowenig wie ich es ihnen geben konnte.
Ich suchte sie auch in mir selbst. Und fand sie da, wo Gott mein Herz berührte. Ganz unabhängig von den äußeren Umständen. Da, wo ich ihn suchte und ihn „anschaute“.

Wenn ich auf meine Suche zurückblicke fand ich die Geborgenheit immer soweit, wie Gott mir in diesen Situationen begegnete.
Ich weiß nun, wo ich die Geborgenheit finde. Aber ich spüre auch, dass es immer wieder meine eigene Aktion kostet, mich umzuwenden und Gott zuzuwenden – weg von der Begrenztheit unseres Seins.

Ich spüre, wie sehr die Begrenztheit mich gefangen nehmen will. Wenn ich nur sie im Blick habe, wird das Leben oft so schwierig, und alles erscheint dunkel und sinnlos. So, dass ich letztendlich oft zu dem gleichen Schluss komme wie der Prediger: „Es ist alles eitel und ein Haschen nach Wind“. Aus dieser Erkenntnis heraus entsteht oft die Frage: „Was mache ich hier überhaupt? Was ist der Sinn meines Lebens? Gibt es ihn überhaupt?“

Der Sinn meines Lebens ist nicht greifbar. Er ist da, wo Gott und Mensch sich berühren. Darum mag ich das Bild von „Michelangelo“ auch sehr, wo er dies darstellt. Es ist darum schwer mit Worten zu beschreiben.  

Manchmal macht es mich traurig, dass ich so wenig davon weitergeben kann. Gerade da, wo Menschen nach Geborgenheit suchen und diese nicht finden. Worte sind so begrenzt, und manchmal sogar missverständlich  und wirken provozierend. Ich würde es gerne weitergeben und helfen, dass es Herzen von Menschen erwärmt, und ihnen Geborgenheit schenkt. Aber ich stelle immer wieder fest, dass bleibende Geborgenheit nur bei Gott selbst zu finden ist.  So kann ich nur die Menschen zu Gott hinweisen. Und da, wo Worte begrenzt sind, da kann ich vielleicht beschreiben, wo ich selbst Geborgenheit  suche und schon gefunden habe. Ich tue es mit dem Wunsch, dass ein Funke überfliegt, und auch Menschen auf der Erde Geborgenheit finden können.

Das ist auch das Antrieb, warum ich hier diese Gedanken niederschreibe. Es erhebt keinen Anspruch auf Vollkommenheit. Im Gegenteil. Es soll in aller meiner Begrenztheit zeigen, dass Geborgenheit möglich ist, bei dem, der unbegrenzt wirken kann – auch auf dieser Erde.