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Mittwoch, 5. Februar 2014

Krankenhauszeiten

Dreimal war ich als Kind im Krankenhaus. Das erste Mal, um den Blinddarm heraus operiert zu bekommen. Da war ich so ungefähr 5 Jahre alt. Ich erinnere mich da an Kinder in meinem Zimmer. Einer von ihnen war geistig behindert. Und mir wurde in der Zeit beigebracht, dass man nicht über dessen komische Grimassen lachen dürfe. Der Junge saß in einem Gitterbett. Er war im Krankenhaus, weil er Verbrennungen am Körper hatte.  - Zu dieser Zeit ging es genau umgekehrt wie es heute gemacht wird, dass man Eltern und Kinder zusammen aufnimmt, wenn möglich. Damals  durfte man als Kind nicht zeigen, dass man Heimweh hatte. Sonst wurde gedroht, dass die Eltern nicht mehr zu Besuch kommen dürfen. Besuchen durfte man damals ohnehin nur zur vorgeschriebenen Besuchszeit. Und in der Kinderstation durften auch nur erwachsene Besucher in die Zimmer. Kinder mussten draußen vor dem Fenster bleiben. Die Besuchszeit war so ungefähr dreimal die Woche, etwa zwei Stunden lang. Eigentlich kam ich zwischendrin ganz gut klar. Aber wenn mich meine Mutter besucht hatte und wieder gehen musste, habe ich regelmäßig geweint. Und erst aufgehört, wenn mir gedroht wurde, dass Mutter sonst nicht mehr kommen dürfe. Zur OP selbst erinnere ich mich noch an die Narkose. Die wurde mit Hilfe einer Maske gegeben, die komisch roch. Ich sollte zählen. Das ging nur ganz langsam. Zwischen den Zahlen musste ich immer einmal ein- und wieder ausatmen. Ich sagte vorher zu dem Arzt, dass ich aber nur bis 13 zählen könne. So zählte ich erst einmal bis 10 und der Arzt sagte, ich solle wieder von vorne anfangen. Da bin ich dann nicht mehr weit gekommen. - Das erste, was ich nach dem Aufwachen bewusst wahrnehmen konnte, war dass ich wieder in dem Zimmer lag, bei den Kindern. Die Kinder erzählten mir nachher, dass es Probleme mit dem Aufwachen gab. Dass man versucht hätte, mich zu wecken und das erst nicht klappte. Ich erinnere mich, dass eine Schwester, die gerade in dem Zimmer war, welche dazu mit ernstem Gesicht nickte. Meine Eltern wussten davon aber nichts. Es war gerade Vorweihnachtszeit und ich wurde für das Weihnachtskrippenspiel mit eingeplant. Das Spiel lief aber erst ein paar Tage nach meiner Entlassung. Und da wollte ich nicht mehr nur für das Spiel zurück ins Krankenhaus, was auch akzeptiert wurde. -

Mit elf Jahren wurde ich dann wegen Rheuma in die Kinderklinik nach Wuppertal-Barmen geschickt. Dort war ich etwa 5 Wochen. Weil es eine Kinderklinik war, gab es dort einiges an Programm und Material für Kinder. Ich habe haufenweise Bücher gelesen. Manche davon ein paarmal, wie z.B. "Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer". Als Kind habe ich oft Bücher, die mir gefielen, am Ende zugeklappt und sofort darauf wieder von vorne angefangen, weil ich mich immer so ganz in die Atmosphäre eintauchte, die das Buch mir gab. Wenn es schön war, bin ich einfach wieder rein in die Traumwelt. - Sonntags kam auch ein "Sonntagschulonkel", der uns Geschichten von Gott erzählen wollte. Zunächst erzählte er Geschichten vom "Kleinen Prinzen" - die ich nicht wirklich verstand. Weil es in einer Geschichte um "Sterne" ging, fragte er danach, wer ein Lied über Sterne kennt. Da kam natürlich der Vorschlag: "Weißt du wieviel Sternlein stehen". Wegen dem Text holte ich mein Sonntagschulliederbuch raus, das ich mit eingepackt hatte. Und das hat dem kommenden Sonntagen eine ganz neue Wendung gegeben. Denn der "Onkel Johannes" merkte auf einmal, dass er in mir eine Unterstützung hatte, bei den Geschichten von Gott. So erzählte er ab dann auch Geschichten aus der Bibel und ich unterstützte ihn dabei. Wir sangen in diesen Stunden auch viel aus meinem Buch. Und weil das den Schwestern so gut zu gefallen schien, haben wir Kinder, welche in dem gleichen Zimmer waren wie ich,  ab dann immer bei der Visite die Ärzte besungen. Am liebsten sangen wir "Gott ist die Liebe", weil ich dabei sogar die Oberstimme singen konnte. Ein Standardlied von mir war auch "Solang mein Jesus lebt", das ich seitdem als "mein" Lebenslied betrachtet habe und mich auch heute noch, wenn ich das Lied höre, in meine Kindheit versetzt fühle. Ich meine, auch dazu kannte ich eine "zweite Stimme", weil wir zu Hause als Familie oft mehrstimmig gesungen haben und auch zu manchen Gemeindeereignissen vorgesungen hatten (aber genau weiß ich das nicht mehr). Auch dort in der Kinderklinik gab es Besuchszeiten, das war zu der Zeit einfach üblich. Für meine Mutter war es immer eine weite Fahrt bis zur Kinderklinik. Aber sie hat mich trotzdem oft dort besucht. -

Das dritte Mal war ich ungefähr 13 Jahre alt. Ich kam wieder wegen Rheuma ins Krankenhaus. Aber dieses Mal wieder ins allgemeine Krankenhaus im Ort. Es war allerdings auch konfessionell, nämlich evangelisch. Es gab in unserem Ort ein Evangelisches und ein Katholisches Krankenhaus. So wie es auch von beiden Konfessionen Schulen gab und ich in die evangelischen Einrichtungen ging.  Dieses Mal war ich drei Wochen dort. Zwischendrin wurden mir die Mandeln noch herausoperiert, weil man mit der Möglichkeit rechnete, dass das Rheuma besser würde danach. Auf der Kinderstation war ganz schön "Hailaif" in der Zeit. Wir waren eine richtige Bande, die auch manchmal in dem Flur herumtollen durften. Ein Junge hatte bei einem Unfall sein halbes Bein verloren. Er gewöhnte sich zwar an eine Prothese dort, aber die meiste Zeit hüpfte er in einem Affenzahn mit uns durch den Flur. Er schien überhaupt nicht behindert in seinem Bewegungsdrang. Zumindest habe ich uns dort alle (wir waren bestimmt 7 oder 8 Kinder) als sehr lebendig und fröhlich in Erinnerung.- Am gleichen Tag wie ich wurden noch zwei Kinder an den Mandeln operiert. Das geschah dort nur mit örtlicher Betäubung, bei vollem Bewusstsein. An die OP erinnere ich mich noch gut. Sie war einfach gräßlich. Weil ich stark geblutet habe danach, wurde hinterher, als ich schon eine Weile im Nebenraum des OP lag, nochmal reingeholt und an beiden Seiten nachgenäht. Da war die örtliche Betäubung auch schon nicht mehr so wirksam und ich habe die Nadelstiche gespürt und geheult, der Arzt hat geschimpft, dass ich aufhören soll .... naja, einfach gräßlich halt.- Das Gute war dabei, dass wir einen Tag danach ganz viel Eis zu essen bekamen. - Auch das war gerade in der Vorweihnachtszeit, wo auch für ein Krippenspiel geprobt wurde. Und weil ich bei dem Krippenspiel  dieses mal wieder mitspielen sollte, habe ich es auch getan. Ich war, wegen meiner langen Haare, diesmal die Maria. Den Josef spielte der Sohn des Kinderarztes, der auch eine Zeitlang mit mir  in einer Schulklasse war. Das fand ich zu der Zeit schon interessant. Dass ich quasi die Ehefrau dieses Jungen spielen sollte. Hat mir gefallen.  Aber den habe ich dann später aus den Augen verloren.

Bis auf die Krankheiten, welche mich überhaupt ins Krankenhaus brachten, gab es dort auch sehr viele gute Erinnerungen. Ich mochte es schon damals, immer mal in anderer Umgebung zu sein. Obwohl ich als Kind dann auch manchmal Heimweh bekam, nach Hause. Das ist aber normal in dem Alter, denke ich. Tapetenwechsel liebe ich bis heute. Wobei die damit verbundenen Umzüge nicht unbedingt mehr zu meinen bevorzugten Erfahrungen gehören.

2 Kommentare:

  1. frueher hat man mit kindern sehr viel falsch gemacht, ihnen mit drohungen angst eingejagt anstelle verstaendnis zu haben wenn ein kind heimweh bekam. ist doch ganz klar dass kids die im krankenhaus sind, heimweh nach den eltern und ihrer gewohunten umgebung bekamen. aber man ist mit kindern etwas rauh umgegangen, da durfte wohl keiner zimperlich sein. heutzutage handhabt man so was gaaanz anders.

    das einzigst positive war wohl dass du eis essen konntest nach der mandeloperation.

    ich freue mich immer wenn du was aus deinem leben erzaehlst und ich danke dir fuer diese eintraege!

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    1. Stimmt Sammy, damals hat man vieles anders gemacht. Ob man es falsch war, weiß ich nicht. In der damaligen Zeit war es eben so. Und es war angepasst an diese Zeit. Die Erinnerungen sind natürlich nach heutigen Maßstäben manchmal negativ. Aber auch aus den Fehlern der Vergangenheit lernt man Einiges. Nicht nur die gute Erziehung, sondern auch die Fehler meiner Eltern und Lehrer und sonstigen Erziehern prägen mein Leben. Sondern auch die Fehler der Menschen machen mich zu dem Menschen, der ich jetzt bin. Natürlich gehört dazu auch der Umgang mit den Erinnerungen. Ich bin dankbar, dass ich so manche gute Hinweise von anderen Menschen bekommen habe, die mir gute Wege aufzeigten. Manchmal auch durch schmerzliche Erfahrungen. Aber was letztendlich zählt ist das, was dabei herauskommt. Für mich ist es gut, soweit wie ich jetzt bin.

      LG ☺

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