Copyright

© Copyright von allen Texten und Grafiken liegt bei mir!
Verantwortung für externe Links liegt bei dem Betreiber der verlinkten Seite!
Kontaktaufnahme über PN-Fenster - s.u.

Freitag, 17. März 2023

Ergänzung 03 zu Erinnerungen im Zeitraum 014 ... Trennungsphase in Gemeinde


Die Zeit zwischen der Trennung und der offiziellen Scheidung war eine ganz besondere Phase für mich. U.a. auch deswegen, weil ich dachte, dass ich vor Gott einen Fehler mache … wie es mir jahrelang vermittelt worden war. Denn Jesus hat sich deutlich gegen eine Scheidung ausgesprochen. Trotzdem – oder vielleicht gerade deshalb erlebte ich in dieser Zeit mehr Nähe und Zeichen von Gott, als ich die ganze Zeit zuvor wahrgenommen habe.


In der Gemeinde hatte kurz davor gerade ein Wechsel der Pastoren stattgefunden. Und ich rechnete damit, dass dieser Pastor mir in dieser Phase keine Unterstützung sein könne. Darum war ich dann freudig überrascht, als er, nach meiner Ankündigung zum Thema, mir seine Unterstützung zusagte und das auch deutlich bewiesen hat.


Ich war am Anfang Sozialhilfeempfänger, was später dann in „HartzIV“ umgewandelt wurde. Habe etwa anderthalb Jahre Tageszeitungen (in der Nacht) ausgetragen, als Minijob. Als dann der „1€-Job² eingeführt wurde, fragte ich den Pastor, ob er für mich solch einen Job in der Gemeinde einführen könne, weil das ja alles dann (mit zusätzlichem Zuschuss) vom Amt bezahlt würde. Also hätte die Gemeinde eine Arbeitskraft und einen kleinen finanziellen Zuschuss als Gewinn daraus. Der Pastor besprach das mit der Gemeindeleitung und ich konnte den Job dort machen. Das war für mich, bei all den Änderungen in meinem Leben ein Ankerpunkt, wo ich mich geschützt fühlte, vor dem ganzen Unbekannten, die noch vor mir lagen.


Irgendwann zwischendurch erzählte ich dem Pastor mal, dass ich Gottes Führung in der Scheidungsphase erleben würde. Worauf er meinte, Gottes Führung in einer Scheidung wäre paradox – weil Gott gegen Scheidungen wäre. Die Schlussbemerkung war für mich dann eine Zeitlang auch ein Punkt, an dem ich zu knacken hatte: „da bist du wohl nur von seiner (Gottes) Gnade abhängig“.


Das Wort „Gnade“ hatte in dem Moment für mich eher eine verurteilende Wirkung. So, als wenn ich mich jetzt in einem Niemandsland befinden würde, mit offenem Ausgang … entweder für oder gegen mich, je nachdem, wie ich mich weiterhin verhalte. Ich fühlte mich ähnlich wie „Vogelfrei“ – zum Abschuss freigegeben, falls ich mir noch eine weitere „schlimme Sünde“ erlauben würde.


An einem Sonntagmorgen war ich gerade wieder (ca. eine Stunde) unterwegs zum Gottesdienst in der Gemeinde, als die ganze Schuldpalette meine Gedanken wieder einmal überschwemmte. Ich habe dann einfach mal alle meine „Schulden“ vor Gott in Gedanken aufgelistet – kleine und größere „Sünden“ (nach den mir bekannten Gesetzen). Und dann ertönte in mir plötzlich die Melodie eines ziemlich altem Evangeliumsliedes, das ich schon lange nicht mehr gehört oder gesungen hatte (also war es kein Ohrwurm, der von außen ausgelöst wurde). Dann fing ich an, zu überlegen, was ich da denn eigentlich für ein Lied singe… dessen Text ich nur noch zum Teil in Erinnerung hatte. Das Lied traf mein Herz in dem Moment als Botschaft von Gott, die lautete:selbst wenn deine Sünden blutrot wären, sind sie vor mir so weiß wie der Schnee – ich habe dir längst vergeben“.


In dem Moment unterwegs auf einem einsamen Weg fielen alles Lasten plötzlich von mir ab. Ich fühlte mich frei von dem, was mich runterziehen könnte – und sah nur noch eine entspannte Weite, die mir offen steht. Wie in dem Psalm 31,9“du stellst meine Füße auf weitem Raum“.


Die Predigten in dieser Phase meines Lebens waren für mich jeden einzelnen Sonntag wie eine Offenbarung, die mir Stärke und Wegweisung gab, für meinen ganz persönlichen Weg – in einer Intensität, wie ich es nie zuvor erlebt habe. Eine Predigt ist mir dabei besonders in Erinnerung geblieben. Ich habe sie mir hinterher noch etliche Male (auf Cassette) angehört. Sie gründete auf Psalm 84

Der Pastor nannte sie „eine Pilgerreise zum Haus Gottes“. Er schilderte den Weg, oft unwegsam und steinig, mit tiefen Tälern und zeitweise Dunkelheit. Der Pilger war getrieben von der tiefen Sehnsucht nach dem Haus Gottes. Er beneidete fast die Vögel, die ihr Nest dort bauen konnten und damit direkt Wohnung im Haus Gottes hatten. Er würde lieber auf der Schwelle des Hauses Gottes wohnen, als in den fruchtbaren Tälern, weit ab davon.


An dem Tag, an dem ich diese Predigt hörte, fühlte ich mich noch in einem unwegsamen Tal, so wie der Pastor es schilderte. Noch sehr weit entfernt vom Ziel. Aber mit der Hoffnung und dem Weitblick, irgendwann dort anzukommen. Immer, wenn ich mir mal diese Predigt wieder anhörte, hatte ich das Gefühl, ein Stück näher gekommen zu sein. Und auf dem Weg wurde die Gewissheit immer stärker, dass Gott selbst mich auf dem ganzen Weg begleitet und mir Stärke gibt, damit ich die Täler und Höhen überwinden kann.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen