Heute "begegnete" mir mal wieder "Jeftah" beim Lesen eines Buches mit Geschichten aus der Bibel.
Eine merkwürdige Geschichte, inmitten von Geschichten über das Leben mit Gott. Ich kann das nicht in den Zusammenhang bringen mit dem liebenden Gott, so wie ich ihn täglich erfahre.
Ich dachte heute so, dass vielleicht Jeftah, wenn er Gott so gekannt hätte, wie ich ihn erlebe, den Eid auch hätte zurücknehmen können. So ungefähr im Rahmen der Vergebung, wie sie im christlichen Glauben deklariert wird.
Wenn ich mir die Geschichte in der Bibel ansehe, dann habe ich den Eindruck, dass Jeftah noch nicht viel von Gott wußte. Seine Berufung auf den "Herrn" bedeutete vielleicht nicht viel mehr als der uns bekannte Zusatz: "So wahr mir Gott helfe". Ein Spruch, der im allgemeinen Sprachgebrauch benutzt wurde um etwas zu bekräftigen. Wobei der Fokus mehr auf dem zu bekräftigenden Teil als auf Gott stand.
Dennoch heißt es an einer Stelle, dass ihn der Geist Gottes überkam. Wenn man genau hinschaut, war das Ergebnis dieser Geisterfüllung aber nur in dem Rahmen gegeben, solange Jeftah im Kampf war.
Das nachfolgende Gelübde zeigt meiner Meinung nach gerade, dass Jeftah nicht wirklich begriffen hat, wessen Geist ihn da getrieben hatte.
Mir scheint, dass ihn eher die Begeisterung überkam und er ein Versprechen machte, das er nicht wirklich von seiner Tragweite bedacht hatte. Er hatte den Erfolg beim Kampf wohl eher seinem guten Kampf zugeschrieben und den Geist Gottes als Bestätigung dazu. Vielleicht kann man das Gelübde auch wie "Übermut" verstehen, der einen überkommt, wenn man etwas Tolles erlebt hat.
Erinnert mich an unsere Zeit heute. Der Geist Gottes weht wo er will. Und da wo wir ihn wahrnehmen, vermuten wir Gott. Oft sind wir bis zu dem Geisteswehen noch auf der Spur, Gott zu begegnen. Wenn er uns dann begegnet ist, dann rühmen wir uns plötzlich unserer eigenen Kraft. - Nein, nicht so auffällig. Es wird schon sein Name genannt. Und dennoch vergessen wir, dass man sich bei Gott nichts verdienen kann. Es ist nicht unser Verdienst, dass der Geist Gottes weht. Er weht wo er will. Auch der große Glaube, der immer mal nach einem Erfolg bewundert wird, ist nicht zuständig dafür, dass der Geist Gottes weht. Der Geist Gottes weht wo ER will.
Dann geschieht es nicht selten, dass Menschen, die noch kurz zuvor vom Geist erfüllt waren, plötzlich im Namen Gottes seltsame Gelübde tun. Und schon verselbstständigt sich das Ganze. Ich glaube, viele ausgeartete Gemeinschaften die den Geist Gottes für sich beanspruchen wollen, hatten am Anfang wirklich nur Gott im Visier und deshalb auch den Geist Gottes erlebt. Dann aber waren sie nur noch auf der Jagd nach dem Geist - und verloren dabei Gott aus den Augen und aus dem Herzen.
Eine tragische Geschichte, von Jeftah und seiner Tochter. Es taucht dann schon auch die Frage auf, warum Gott da nicht zwischengegangen ist und dem Ganzen ein Ende bereitet hat, bevor die Tragödie solch einen Ausgang hatte. Immerhin kennen wir das doch so aus der Geschichte von Abraham mit seinem Sohn Isaak. Ich glaube aber, in der Haltung von Isaak zu Gott hat der Unterschied gelegen. Denn Abraham ging es wirklich darum, Gott seine Zuneigung und sein Vertrauen zu bekunden. Während Jeftah sich eher im Sieg sonnte - der ihm einen guten Platz im Kreise der Menschen bescherte.
Da bleibt dann aber immer noch die Frage nach der "unschuldigen" Tochter, die das Ganze ausbaden mußte.
Ich denke, das ist ein Kapitel, das wir nie so ganz begreifen werden. Eines aber meine ich in all den unverständlichen Geschichten immer wieder zu finden: Die Frage nach der "Schuld" kommt nicht von Gott, sondern von den Menschen. Weil der Mensch die Schuldfrage bei allen Fehlern vornean stellt, ist gerade diese Frage zum eigenen Verderben. Gott aber bietet schon zu allen Zeiten "Vergebung" an. Ich glaube, "Vergebung" heißt einfach: Gott räumt die Hürde des Menschen weg, die den Blick auf Gott versperrt. Schon zu allen Zeiten hatte Gottes Ruf an seine Menschen den gleichen Kern: "Kehrt um zu MIR".
Da wo wir bereit sind, alles loszulassen, was uns belastet und die eigene sowie des Anderen Schuld bei Gott selbst abzugeben, da bekommen wir selbst den Blick frei zu Gott und können in seine Richtung gehen. Das ist absolut aktiv, nicht passiv, wie der Glaube oft dargestellt wird. Und wenn wir dann den Geist Gottes erfahren, weil wir gerade in seinem Bereich verweilen, dann ist das Einzige, was wir dazu tun können, den Blick auf Gott zu richten und in seine Richtung zu gehen. Jeder auf seinem Weg.
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