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Donnerstag, 27. Februar 2014


So sah heute gegen 15 Uhr der Himmel über Buxtehude aus. Naja, einen kleinen Teil davon. Vom Balkon meiner Söhne gesehen. Was natürlich nicht vergleichbar ist mit dem Ausblick von meinem Balkon zu Hause. 
Bin gerade unterwegs  auf Spuren der Vergangenheit. Meiner Vergangenheit.
Ein paar Tage in meinem Geburtsort und ein paar Tage in dem Ort, wo ich verheiratet war. Welches der Heimatort meiner Kinder ist. 

Zuerst sind wir an der Elbe ein wenig gelaufen. Weil das Wetter gerade so schön ist.



In meinem Geburtsort, in NRW schien es mir, dass der Frühling dort schon weiter war als bei uns im Schwarzwald. Aber vielleicht habe ich die letzten Tage dort auch nicht mehr so genau hingeschaut. 

Zwischendurch treffe ich Freundinnen und heute Abend gehen wir als Familie (meine drei Kinder und ich)  miteinander essen. Das ist noch ein Geburtstagsgeschenk meiner Kinder. Und Samstag geht es dann wieder zurück in den Schwarzwald. Dort folgen noch ein paar Urlaubstage auf Balkonien. Mein Ausblick dort vom Balkon ist allerdings auch nicht zu überbieten. Zumindest bis jetzt nicht.



Donnerstag, 13. Februar 2014

Beziehungen

Manchmal bin ich etwas zwiespältig, in mir selbst. Wenn es um Beziehungen zu anderen Menschen geht. Einerseits möchte ich Beziehungen - aber nicht zu verbindlich. Und anderseits baue ich mir schon eine ganze Weile mein eigenes Zuhause, für mich ganz allein, das jetzt beinahe perfekt zu sein scheint - aber ich spüre, dass es nicht das ist, was ich brauche.

Als ich meinen Job hier im (kleinen) Ort anfing, war ich ganz neu hier. Das ist jetzt mehr als fünf Jahre her. Weil mein Job aber im öffentlichen Leben abläuft, dauerte es nicht lange, bis ich im Ort bekannt war. Das heißt, ich wurde von vielen unterwegs begrüßt und nach meinem Befinden mit der neuen Umgebung gefragt. Nicht lange danach schon wurde mir hier und da vermittelt, dass man sich freut, mich genau in diesem Job zu sehen. Das gab mir ein Gefühl des Angenommenseins und das reichte mir an Beziehungen aus.

Meine Söhne lebten die ersten vier Jahre hier auch noch mit mir in einer Wohnung und meine Tochter wohnt auch im gleichen Ort. Das gab mir natürlich auch ein gutes Gefühl, nicht alleine zu sein. Nun, vor gut anderthalb Jahren zogen meine Söhne gemeinsam wieder zurück in den Norden Deutschlands. Meine Tochter wohnt zwar immer noch hier. Aber natürlich hat sie auch ihr eigenes Leben, so dass wir uns nicht mehr so oft treffen. So versuchte ich bisher mit dem, was vorhanden war, das, was mein Zuhause sein soll, neu zu gestalten.

Die Menschen hier im Ort sind mir immer noch zugetan. Das hat sich sogar noch gesteigert. So dass ich schon ein paarmal gefragt wurde, ob ich im Rentenalter (in zweieinhalb Jahren) nicht noch ein wenig weiter meinen Job machen will. Ich fühle mich immer noch geliebt von vielen Menschen hier. Aber in mir habe ich das unbestimmte Gefühl, mir fehlt irgendetwas zum Glücklichsein und zum ankommen in meinem ganz persönlichen Zuhause.

Beim letzten Umzug (vor acht Monaten) , wobei ich in die perfekte Wohnung eingezogen bin, schon allein von der tollen Aussicht her, habe ich mir nun meine Gelenke arg strapaziert. Seitdem bin ich mal mehr und mal weniger eingeschränkt beim Laufen. Meine Arbeit wurde so in der Hauptsaison, zu Weihnachten, langsam zur Last. Weil ich mehr und mehr auch die Pausen dazwischen nötig brauche und kaum welche vorhanden waren.  So war auch meine Stimmung, alles eingeschlossen, eher auf dem Tiefpunkt.  Ich keuchte (in Gedanken) nur immer von Event zu Event und als dann mal die Termine sich so häuften, dass ich dachte, das geht nicht mehr, da habe ich dann endlich mal bei meinem Chef  verkündigt, dass ich auf diese Weise nicht mehr  weiter machen kann, weil ich es einfach nicht schaffe. Das war zu dem Zeitpunkt schon eine Granate für den Chef. Denn die ganzen besonderen Vorbereitungen ließen sich nicht einfach auf eine Vertretung verteilen.

Aber er war weise. Er hat eine Frau aus der Gemeinde, die Diakonisse ist und seit Kurzem im Ruhestand, gefragt, ob sie mir ein wenig helfen würde. Das ist eine Person, die nicht besonders sensibel ist und schon oft angeeckt ist, aber noch enorme Kraftreserven zu haben scheint. Was ich nur mit Ächzen und Stöhnen schleppe, macht sie scheinbar "mit links" und ohne große Kraftanstrengung. Ich kenne sie schon eine Weile und weiß inzwischen, wie sie zu nehmen ist. So haben wir auch immer mal zwischendrin einen kleinen Plausch gehalten, wo jerder von uns etwas von seinem eigenen Leben erzählt. Das hat schon ein Stückweit eine persönliche Beziehung hergestellt.  Und so kommen wir beide bis jetzt ganz gut miteinander klar. Das ist eine große Erleichterung für mich geworden. Seitdem fange ich an, wieder aufzuatmen und meine Arbeit auch zu lieben. Ich muss mich allerdings immer wieder selbst ermahnen, eines nach dem anderen zu tun. Die ganzen Lasten der Vergangenheit haben meinen Blick zu schnell auf die Masse der Arbeiten über längeren Zeitraum fixieren. Und dann den Druck zu verspüren, der überhaupt nicht nötig ist. - Außerdem hat mein Grenzziehung auch Kreise gezogen. So dass ich von dem Zeitpunkt an immer mal wieder (ehrlich) gefragt werde, wie es mir geht. Als ich nun, nachdem die größten Aktionen vorbei waren, darüber nachdachte, was sich geändert hatte, stellte ich auf einmal fest: Ich bin nicht mehr so ganz alleine! - Weil ich mich nicht nur als Mesnerin (woanders heißt das: Küsterin) angenommen fühle, sondern spüre, dass ich auch als Mensch wahrgenommen werde. Weil ich meine Grenzen aufgezeigt habe, bin ich menschlicher geworden. Selbst da, wo ich in meinem Job auch immer mal versage.

Trotzdem merke ich auch jetzt immer noch zwischen den Aktionszeiten, dass mir irgendetwas fehlt. Ich meine, dass es Menschen sind, die mich auch außerhalb des Jobs wahrnehmen - einfach nur als Mensch. Und ich spüre, das muss bei mir anfangen. Da, wo ich andere Menschen außerhalb des Jobs wahrnehme und annehme.

Gestern nun war in dieser Hinsicht ein ganz besonderer Tag, der mich wieder einen großen Schritt weitergebracht hat und mir das Gefühl schenkt, hier doch einmal wirklich "anzukommen". - Nachmittags war eine Beerdigung. Es war die Mutter einer Frau gestorben, die ich auch kannte und die schon an manchen Stellen mit mir zusammen gearbeitet hat und dabei auch schon über persönliche Dinge geredet hatte. Nichts weltbewegendes, aber doch persönlich. - Als diese Frau mit den übrigen Familienangehörigen in die Kirche kam, veranlasste sie die kurze Frage, wie es ihr geht, sie dazu, sich in meine Arme zu werfen und zu weinen. Irgendwie war ich in dem Moment scheinbar ein Kanal, wo sie ihre Trauer loswerden konnte. Mich überkam ein Gefühl des Mitleids und irgendwie auch eine Art mütterlicher Gefühle. So blieben wir eine Weile umarmt dort stehen und ich tat und sagte das, was mir mein Gefühl gerade eingab. Auch nichts weltbewegendes und ohne große Worte. Aber hinterher hatte sich plötzlich auch bei mir etwas geändert. Ich hatte einen Menschen so wahrgenommen und behandelt, wie ich es als Mensch in dem Moment empfunden habe. Und das fühlte sich einfach richtig an. Es schien mir danach, dass mein Herz berührt worden wäre.-
Am Abend war dann noch Taizé-Andacht. Ich hatte meinen Platz schon mit meiner Tasche markiert, genau am Ende des Stuhl-Halbkreises. Und weil gestern mehr als sonst kamen, blieb auch kein anderer Platz mehr übrig. Also setzte ich mich dorthin. Nach der Andacht kam ich mit meinem Nachbarn ins Gespräch. Das heißt, er ist auch ein Nachbar von dem Haus in dem ich wohne und er sprach mich an. Bisher hatten wir nur kurze Grußformeln ausgetauscht. Aber hier kamen wir ins Gespräch über uns selbst. Und stellten fest, dass wir gebürtig aus dem gleichen Bundesland kommen. Wir haben eine ganze Weile miteinander geplaudert, was sonst nicht so meine Art war bisher. Weil ich auch immer noch die ganze Deko aufräumen muss danach. Dieses mal hatte ich nun noch einmal an diesem Tag das Gefühl, wieder ein wenig mehr berührt worden zu sein von Menschen und einfach einen Schritt weiter gekommen zu sein beim "Nach-Hause-Kommen".   Weil ich selbst mich als Mensch geöffnet hatte, konnte ich Menschen wahrnehmen und mich ein Stückweit im Gespräch mit ihnen verbinden.

Ich merke immer mehr, dass ich Menschen brauche. Genauso, wie Menschen mich manchmal brauchen. Dass es ein Geben und Nehmen sein kann und dass genau in dieser Konstellation echte Beziehungen entstehen. Da wo ich mich öffne und teilweise auch verletzlich mache, öffnen sich auch andere und liefern sich quasi mir aus. Das ist Liebe, die da erst wächst, wo man sie verschenkt. Das hat in mir wieder ganz neue Hoffnungen auf Leben entfacht. So, dass mein Leben doch noch nicht so weit am Ende ist, dass ich nur noch vor mich hin leben kann. Sondern dass immer noch einiges wachsen kann an Beziehungen, wo ich geben kann, was ich habe und mehr zurück bekomme, als ich gegeben habe.

Dienstag, 11. Februar 2014

Botschaften in Naturereignissen

Bei einer Diskussion im Forum um Naturereignisse und deren Deutung fielen mir wieder zwei Ereignisse ein, die mir "göttliche Botschaften" vermittelten.

In einer Situation war, in der ich mich sehr alleine fühlte, betete ich zu Gott und schaute dabei zufällig aus dem Fenster. Dort sah ich am Himmel eine Wolkensäule. Die schien, als wenn sie von der Erde zum Himmel gehn. Es war sonst total wolkenfreier Himmel. Nur diese eine Wolkensäule. Während ich diese Wolke anschaute, fiel mir die Wolkensäule ein, in der Gott das Volk Israel begleitete in der Wüste. In dem Moment fühlte ich mich von Gott berührt, mit der Botschaft: du bist nicht alleine. Ich fühlte mich nicht mehr alleine. Die Wolkensäule war kurz darauf wieder weg. -

Das zweite Ereignis geschah, als ich gerade (mal wieder) im Umzugsstress war. Durch unvorhergesehene Umstände war ich plötzlich wohnungslos geworden und bekam von einer Freundin die Einladung, bis zur Klärung der Wohnungsverhältnisse bei ihr im Gästezimmer zu wohnen. Meinen Hausrat durfte ich in der Zwischenzeit zum Teil in dem Keller ihrer Wohnung und zum Teil in meiner Freikirchengemeinde unterstellen, in der ich auch gerade einen 1€-Job machte.- Die Situation war für mich schon durch die plötzliche Wohnungslosigkeit auch für mein Glaubensleben ziemlich verunsichernd. Aber ich hatte diese unvorhergesehene Situation als Anlass genommen um meine nächste Wohnung nun direkt in Süddeutschland zu suchen, was ohnehin ein fernes Ziel von mir war. -
Noch mehr verunsichernd war dann aber, als meine Helfer mit dem Auto kamen, um die Sachen im Keller der Gemeinde unterzustellen. Da fing nämlich gerade ein solches Unwetter an, dass man den Eindruck hatte, die Welt geht gerade unter. Es war so, als wenn alle Schleusen des Himmels sich öffneten und mir ihren "Segen" gaben, den man in diesem Ausmaß eher als "Fluch" verstehen konnte. Wir zogen unsere Aktion aber durch, weil die Helfer auch sonst in Zeitdruck waren. Meine Freundin, welche dabei mitmachte, sagte dann im Auto ganz vorsichtig zu mir: "Meinst du wirklich, dass du das Richtige tust?"
Während wir die Sachen in den Keller der Gemeinde verfrachteten, verzog sich das Unwetter ganz langsam. Und auf einmal rief meine Freundin nach mir, ich solle doch ganz schnell mal herkommen. Sie stand am Hinterausgang des Gemeindehauses. Und von dort aus sah man einen vollendeten Regenbogen am Himmel. Der ging von einem Ende zum anderen und verband scheinbar den Himmel mit der Erde.
Dieses Ereignis hat mir für meine zukünftigen Aktionen ganz viel Frieden ins Herz geschenkt. Sie war für mich die Botschaft von Gott: "Hab keine Angst, ich bin bei dir, überall wo du hingehst."

Klar, die Naturereignisse sind erklärbar. Auch ohne meine momentane Lage. Man kann das ganze natürlich als Zufall betrachten. Aber es ist die Häufung solcher Fälle, der unterschiedlichsten Zeichen gerade zur rechten Zeit, die mir immer mehr vermitteln, dass Gott durch alle möglichen natürlichen Ereignisse, welche gerade zur richtigen Zeit vor meinen Augen passieren, ganz persönliche Botschaften sendet. Ich hatte zuvor und auch währenddessen mit Gott geredet und traute ihm zu, dass er mir eine Botschaft senden kann, so wie ich sie gerade brauche.

Freitag, 7. Februar 2014

Auszeiten

Wir waren zu Hause sechs Geschwister. Davon war ich die zweite. Das heißt, wir sind es noch, denn  meine Geschwister leben alle noch. Nur meine Eltern leben nicht mehr.

Weil mein Vater nicht viel verdiente, haben wir oft Geschenke von Leuten aus der Gemeinde bekommen, so wie abgelegte Kleidung und Obst und Gemüse aus den Gärten. Zu der sehr gestrengen Gemeinde gehörten einige Geschäftsleute. Von denen bekamen meine Eltern manchmal Zuschüsse für besondere Aktionen. 

Einmal wurden wir ältesten drei Geschwister mal während der Ferien in ein Kinderheim im Sauerland geschickt. Es hieß "Kinderheim Gut Altenhofen" und war irgendwo mitten im Wald. Das gehörte zum Kreis "Mosbach/Sieg".  Meine ältere Schwester war gerade 11 Jahre alt geworden, ich war 9 Jahre alt und mein Bruder 6 Jahre alt. Die Leiterin dieses Heimes gehörte auch zu einer Gemeinde wie die, welcher meine Eltern angehörten. Sie hatte wohl unser Kommen nicht nur als Geschenk gedacht, sondern auch als Unterstützung bei der Hausarbeit. Meine ältere Schwester musste fast die ganze Zeit in der Küche arbeiten. Ich mußte nur immer mit Geschirr waschen und  wurde nur ab und zu auch zu sonstigen Vorbereitungen dazu bestellt.Dort gab es noch eine Küchenhilfe, die aber auch noch ein Kind war, nur etwas älter als meine Schwester. Die Leiterin hatte ein paar Waisen aufgenommen und ich glaube, die Küchenhilfe gehörte auch dazu. Außerdem waren da noch zwei kleine Jungs, die etwa zwei und drei Jahre alt waren. Ich erinnere mich noch an die Namen der Drei. Die Küchenhilfe hieß "Brunhilde", die kleinen Jungs "Dietmar" und "Heiko". Der kleine Heiko war das Lieblingskind. Abends hat sie mit uns im kleinen Kreis oft eine kleine Abendandacht gemacht. Dabei haben wir auch gesungen und der Kleine mochte so gerne das Lied "Du großer Gott, wenn ich die Welt betrachte".

Ansonsten kamen in das Heim eine ganze Menge Kinder, um Ferien zu erleben. Abends, nach dem Abendessen wurde auf dem Platz zwischen den Häusern ein großer Kreis gebildet, wo sich alle anfassten und ein paar Abendlieder gesungen wurden. Das mochte ich immer besonders gerne. -  Einmal haben mein Bruder und ich uns verlaufen in dem riesengroßen Wald. Wir waren mit einer Kindergruppe und Betreuern unterwegs im Wald. Dort gab es nur Wald drumherum. Die Strassen waren weit weg. Mein Bruder musste dann mal in die Büsche und ich wartete auf ihn. Als er fertig war, war die Gruppe nicht mehr zu sehen. Ich beschloss, dass wir lieber den Weg zurück gehen, als dass wir versuchen, die Gruppe zu finden. Das war ziemlich aufregend. Aber wir haben es geschafft. Die Betreuer der Gruppen hat das wohl garnicht gestört, dass wir verschwunden waren. 

Es gab dort auch einen Teich mit Gänsen. Vor diesen Gänsen hatten wir immer Angst und sind gerannt, wenn die mit langem Hals hinter uns herkamen. - Mein Bruder wurde in der Zeit zum Bettnässer. Und die Leiterin hat meine Schwester und mich regelmäßig beauftragt, meinen Bruder zu verprügeln dafür. Er tat uns beiden aber leid und wir haben es nur so weit getan, wie es nötig war, wenn sie zuschaute.  

Wir waren ungefähr 6 Wochen dort in diesem Heim. In der Zeit wurde zu Hause das 5. Kind meiner Eltern geboren. Und so ging die Arbeit zu Hause weiter. Wobei meine Schwester immer die am meisten benachteiligte war. -

Als ich elf Jahre alt war, wurden meine Schwester und ich noch einmal in ein Heim geschickt. Das war dann in der französischen Schweiz, in der Nähe von Lausanne. Das Heim lag in einem Dorf, das "Ballaigues" hieß. Das Haus hatte auch einen Namen, "Jura Rosaly". 

Da es während der Schulzeit war, hatten wir täglich 2 Stunden Schule dort. Und auch immer etwas Hausaufgaben auf. Dort wurden wir so wie die anderen Kinder behandelt. Die Heime waren von einem Christen geführt, der gerne auch mittellose Familien auf diese Weise entlastet hat. Er hieß "Joan Andrae". Wir wurden altersmäßig in Gruppen eingeteilt. So dass meine Schwester und ich in verschiedene Gruppen kamen. In ihrer Gruppe war die Ältesten und meine die Zweitältesten. Es waren so ungefähr fünf oder sechs Gruppen, die sich zum Essen immer im Speisesaal trafen. Wobei immer eine Gruppe zusammen um einen großen Tisch saßen. Es gab dort immer gutes Brot, das man gerne auch ohne alles essen konnte. Nachmittags wurden meistens Spaziergänge gemacht und Brot mit für jedes Kind einen Riegel Schokolade mitgenommen. Ich habe mich gewundert, wie gut das zusammen schmeckte. - Aber die erste Hälfte der Zeit habe ich abgenommen. Das wurde zur Halbzeit und am Ende geprüft. Das Zunehmen galt damals als positiv. Und darum wurde nach dem ersten Wiegen darauf geachtet, dass ich genug aß. Am Ende hatte ich dann auch etwas zugenommen. Da gab es zum Frühstück melasse aufs Brot, was ich vorher garnicht kannte. Ab und zu auch einfach nur Schokoladen-Schlagsahne. Da stand dann eine große Schüssel mit Schokosahne auf dem Tisch und man konnte sich ausgiebig bedienen. 

Es war im Winter, als dort überall Schnee lag. Auf den Wiesen, zwischen denen wir oft spazieren gingen, standen noch Obstbäume. Manche halbgefrorene Äpfel und Birnen lagen dort herum. Die haben wir manchmal aufgehoben und gegessen. Ich mochte sie, so halb gefroren und fand, dass sie einen interessanten Geschmack hatten. 

Wir hatten während der Zeit auch immer Kindergottesdienst. Dazu bekamen wir ein Schulheft, das wir mit den Themen vollschreiben sollten. Zu jedem Thema sollten wir etwas schreiben. Und wenn uns nichts selbst einfiel, dann durften wir von Vorlagen abschreiben. Am Ende wurden die Hefte benotet  und man bekam Preise. Dort habe ich meine erste eigene Bibel bekommen und war sehr stolz darauf. 

Mittwoch, 5. Februar 2014

Krankenhauszeiten

Dreimal war ich als Kind im Krankenhaus. Das erste Mal, um den Blinddarm heraus operiert zu bekommen. Da war ich so ungefähr 5 Jahre alt. Ich erinnere mich da an Kinder in meinem Zimmer. Einer von ihnen war geistig behindert. Und mir wurde in der Zeit beigebracht, dass man nicht über dessen komische Grimassen lachen dürfe. Der Junge saß in einem Gitterbett. Er war im Krankenhaus, weil er Verbrennungen am Körper hatte.  - Zu dieser Zeit ging es genau umgekehrt wie es heute gemacht wird, dass man Eltern und Kinder zusammen aufnimmt, wenn möglich. Damals  durfte man als Kind nicht zeigen, dass man Heimweh hatte. Sonst wurde gedroht, dass die Eltern nicht mehr zu Besuch kommen dürfen. Besuchen durfte man damals ohnehin nur zur vorgeschriebenen Besuchszeit. Und in der Kinderstation durften auch nur erwachsene Besucher in die Zimmer. Kinder mussten draußen vor dem Fenster bleiben. Die Besuchszeit war so ungefähr dreimal die Woche, etwa zwei Stunden lang. Eigentlich kam ich zwischendrin ganz gut klar. Aber wenn mich meine Mutter besucht hatte und wieder gehen musste, habe ich regelmäßig geweint. Und erst aufgehört, wenn mir gedroht wurde, dass Mutter sonst nicht mehr kommen dürfe. Zur OP selbst erinnere ich mich noch an die Narkose. Die wurde mit Hilfe einer Maske gegeben, die komisch roch. Ich sollte zählen. Das ging nur ganz langsam. Zwischen den Zahlen musste ich immer einmal ein- und wieder ausatmen. Ich sagte vorher zu dem Arzt, dass ich aber nur bis 13 zählen könne. So zählte ich erst einmal bis 10 und der Arzt sagte, ich solle wieder von vorne anfangen. Da bin ich dann nicht mehr weit gekommen. - Das erste, was ich nach dem Aufwachen bewusst wahrnehmen konnte, war dass ich wieder in dem Zimmer lag, bei den Kindern. Die Kinder erzählten mir nachher, dass es Probleme mit dem Aufwachen gab. Dass man versucht hätte, mich zu wecken und das erst nicht klappte. Ich erinnere mich, dass eine Schwester, die gerade in dem Zimmer war, welche dazu mit ernstem Gesicht nickte. Meine Eltern wussten davon aber nichts. Es war gerade Vorweihnachtszeit und ich wurde für das Weihnachtskrippenspiel mit eingeplant. Das Spiel lief aber erst ein paar Tage nach meiner Entlassung. Und da wollte ich nicht mehr nur für das Spiel zurück ins Krankenhaus, was auch akzeptiert wurde. -

Mit elf Jahren wurde ich dann wegen Rheuma in die Kinderklinik nach Wuppertal-Barmen geschickt. Dort war ich etwa 5 Wochen. Weil es eine Kinderklinik war, gab es dort einiges an Programm und Material für Kinder. Ich habe haufenweise Bücher gelesen. Manche davon ein paarmal, wie z.B. "Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer". Als Kind habe ich oft Bücher, die mir gefielen, am Ende zugeklappt und sofort darauf wieder von vorne angefangen, weil ich mich immer so ganz in die Atmosphäre eintauchte, die das Buch mir gab. Wenn es schön war, bin ich einfach wieder rein in die Traumwelt. - Sonntags kam auch ein "Sonntagschulonkel", der uns Geschichten von Gott erzählen wollte. Zunächst erzählte er Geschichten vom "Kleinen Prinzen" - die ich nicht wirklich verstand. Weil es in einer Geschichte um "Sterne" ging, fragte er danach, wer ein Lied über Sterne kennt. Da kam natürlich der Vorschlag: "Weißt du wieviel Sternlein stehen". Wegen dem Text holte ich mein Sonntagschulliederbuch raus, das ich mit eingepackt hatte. Und das hat dem kommenden Sonntagen eine ganz neue Wendung gegeben. Denn der "Onkel Johannes" merkte auf einmal, dass er in mir eine Unterstützung hatte, bei den Geschichten von Gott. So erzählte er ab dann auch Geschichten aus der Bibel und ich unterstützte ihn dabei. Wir sangen in diesen Stunden auch viel aus meinem Buch. Und weil das den Schwestern so gut zu gefallen schien, haben wir Kinder, welche in dem gleichen Zimmer waren wie ich,  ab dann immer bei der Visite die Ärzte besungen. Am liebsten sangen wir "Gott ist die Liebe", weil ich dabei sogar die Oberstimme singen konnte. Ein Standardlied von mir war auch "Solang mein Jesus lebt", das ich seitdem als "mein" Lebenslied betrachtet habe und mich auch heute noch, wenn ich das Lied höre, in meine Kindheit versetzt fühle. Ich meine, auch dazu kannte ich eine "zweite Stimme", weil wir zu Hause als Familie oft mehrstimmig gesungen haben und auch zu manchen Gemeindeereignissen vorgesungen hatten (aber genau weiß ich das nicht mehr). Auch dort in der Kinderklinik gab es Besuchszeiten, das war zu der Zeit einfach üblich. Für meine Mutter war es immer eine weite Fahrt bis zur Kinderklinik. Aber sie hat mich trotzdem oft dort besucht. -

Das dritte Mal war ich ungefähr 13 Jahre alt. Ich kam wieder wegen Rheuma ins Krankenhaus. Aber dieses Mal wieder ins allgemeine Krankenhaus im Ort. Es war allerdings auch konfessionell, nämlich evangelisch. Es gab in unserem Ort ein Evangelisches und ein Katholisches Krankenhaus. So wie es auch von beiden Konfessionen Schulen gab und ich in die evangelischen Einrichtungen ging.  Dieses Mal war ich drei Wochen dort. Zwischendrin wurden mir die Mandeln noch herausoperiert, weil man mit der Möglichkeit rechnete, dass das Rheuma besser würde danach. Auf der Kinderstation war ganz schön "Hailaif" in der Zeit. Wir waren eine richtige Bande, die auch manchmal in dem Flur herumtollen durften. Ein Junge hatte bei einem Unfall sein halbes Bein verloren. Er gewöhnte sich zwar an eine Prothese dort, aber die meiste Zeit hüpfte er in einem Affenzahn mit uns durch den Flur. Er schien überhaupt nicht behindert in seinem Bewegungsdrang. Zumindest habe ich uns dort alle (wir waren bestimmt 7 oder 8 Kinder) als sehr lebendig und fröhlich in Erinnerung.- Am gleichen Tag wie ich wurden noch zwei Kinder an den Mandeln operiert. Das geschah dort nur mit örtlicher Betäubung, bei vollem Bewusstsein. An die OP erinnere ich mich noch gut. Sie war einfach gräßlich. Weil ich stark geblutet habe danach, wurde hinterher, als ich schon eine Weile im Nebenraum des OP lag, nochmal reingeholt und an beiden Seiten nachgenäht. Da war die örtliche Betäubung auch schon nicht mehr so wirksam und ich habe die Nadelstiche gespürt und geheult, der Arzt hat geschimpft, dass ich aufhören soll .... naja, einfach gräßlich halt.- Das Gute war dabei, dass wir einen Tag danach ganz viel Eis zu essen bekamen. - Auch das war gerade in der Vorweihnachtszeit, wo auch für ein Krippenspiel geprobt wurde. Und weil ich bei dem Krippenspiel  dieses mal wieder mitspielen sollte, habe ich es auch getan. Ich war, wegen meiner langen Haare, diesmal die Maria. Den Josef spielte der Sohn des Kinderarztes, der auch eine Zeitlang mit mir  in einer Schulklasse war. Das fand ich zu der Zeit schon interessant. Dass ich quasi die Ehefrau dieses Jungen spielen sollte. Hat mir gefallen.  Aber den habe ich dann später aus den Augen verloren.

Bis auf die Krankheiten, welche mich überhaupt ins Krankenhaus brachten, gab es dort auch sehr viele gute Erinnerungen. Ich mochte es schon damals, immer mal in anderer Umgebung zu sein. Obwohl ich als Kind dann auch manchmal Heimweh bekam, nach Hause. Das ist aber normal in dem Alter, denke ich. Tapetenwechsel liebe ich bis heute. Wobei die damit verbundenen Umzüge nicht unbedingt mehr zu meinen bevorzugten Erfahrungen gehören.