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Mittwoch, 25. Juli 2012

Offener Brief an meinen jüngsten Sohn

Hi Du! Gestern, als du mir am Telefon mitteiltest, dass ihr gut angekommen seid, und ich dir sagte, dass ich euch vermisse, antwortetest du mir: "Das erste Mal bist doch du von uns weggezogen und hast uns doch auch hier gelassen".

Ich nehme mal an, dass dieser Satz nicht deinen eigenen Gedanken entsprungen ist, weil du in den ganzen sechs Jahren, in denen wir hier gemeinsam wohnten, niemals etwas in diese Richtung erwähnt hast. Darum schreibe ich meine Antwort darauf jetzt öffentlich, so dass auch eventuelle Kritiker, die mich als Blog-Schreiber kennen, das mitlesen können.

Du kannst mir glauben, dass ich mir diese Aktion schon mehrmals selbst vorgeworfen habe und einfach nur festgestellt habe, dass es in dem Moment das Beste war, was ich tun konnte. Selbstverständlich zuallererst, weil unser treuer Gott, in dessen Hände ich euch alle Drei immer wieder gelegt habe, längst seine Hand mit im Spiel hatte.

Damals - vor sechs Jahren, da hatten wir zuvor schon drei Jahre zusammen in einer anderen Wohnung, getrennt von eurem Vater gewohnt. In diesen drei Jahren ist mir nur mehr und mehr bewusst geworden, dass ich auf dich, als der letzte Minderjährige meiner Kinder, keinen Einfluss mehr bekam. Du hast dich an deinem Bruder und eurer "Clique" orientiert. Ich wurde zwar akzeptiert, solange es in eure Pläne passte - aber wenn ich Einwendungen hatte, gab es deine "Anhänger" (denen du anhingst) die mir schnell den Wind aus den Segeln nahmen und versprachen auf dich aufzupassen. Ohja, sie waren alle nett - ihr ja auch. Ich hatte total liebe Kinder, die sich nie streiten - aber leider auch nicht mehr beeinflussbar waren.

Ich erinnere mich noch gut an den Moment, wo mir bewußt wurde, dass es völlig egal ist, ob ich dort noch anwesend bin oder nicht. Ich war nur noch für Dienstleistungen gut, wenn kein anderer mehr helfen konnte. Zu dem Zeitpunkt warst du 13 Jahre alt und ihr ward zusammen auf dem Jahrmarkt.  Nach mehreren Versuchen, euch handymäßig zu erreichen, waren Mitglieder deiner Clique am Telefon, hörbar nicht mehr nüchtern, die nur sagten: jaja, wir passen auf ihn auf. Daraufhin habe ich mich gegen 24 Uhr alleine auf den Weg gemacht und euch auf den Jahrmarkt gesucht. Irgendwann fand ich euch. Diejenigen, die ich traf, waren betrunken und sie schlossen dich, auf meine Aufforderung, mit mir mitzugehen, in ihre Mitte und versprachen mir das Übliche. Ich hatte keine Chance! Das hat mich so manches Mal in dieser Zeit fast verzweifeln lassen und mir das Gefühl gegeben, versagt zu haben - was auch zutreffend war.

Aber Gott hatte seine Hand im Spiel!
Er hat bewirkt, dass meine Wohnung, die ideal schien für meine Lage, plötzlich futsch war. (was ich zunächst überhaupt nicht als Wink von Gott erkennen konnte) Und dass ich dann keinen Grund mehr fand, wieso ich nicht meinem Traum, irgendwann mal wieder nach Süddeutschland zu ziehen, gerade jetzt verwirklichen sollte. Dass seitdem alles perfekt lief, so als wenn ein Puzzle aufgebaut würde, das schon längst ein vollständiges Bild im Hintergrund hatte, war für mich die Bestätigung, dass der Weg "richtig" sei.

Ja, das Weitere kennst du ja. Ihr Beide wurdet vom Gesetz, das sich plötzlich änderte, gezwungen, mir nachzukommen. Und damit begannen sich, neue Chancen aufzutun, dass ihr etwas lernt, was ich euch in der Situation, in der wir als Familie waren, scheinbar nicht beibringen konnte: ihr lerntet stückchenweise, wie man selbstständig und damit erwachsen werdet.

Dein Satz, den du am letzten Sonntag, als wir nochmal einen Abschiedskaffee zu viert miteinander tranken, hat mich erfreut, weil er mir gezeigt hat, dass mir manches wohl nun doch gelungen ist, nachdem ich da früher eher versagt hatte. Du sagtest: "Eigentlich haben wir richtiges Familienleben erst kennengelernt, als wir hier unten zusammen wohnten".

Mein Sohn, bewahre dir bitte das, was du in den letzten Jahren gelernt hast. Zeige deiner "Clique", zu der du nun zurückgekehrt bist, dass es auch andere Werte gibt, als nur Spass suchen bis zum abwinken. Aber an erster Stelle halte fest: vertraue Gott selbst, halte dich nahe bei ihm, egal, wo du gerade steckst. Gerade auch in Zeiten, in denen du denkst, du habest versagt, da kannst du ihm vertrauen, dass er sogar aus einem völlig verwirrten Knäuel noch ein wunderbares Muster machen kann. Ich habe es erlebt und wünsche dir und euch allen Dreien, dass ihr es so und vielleicht sogar noch viel besser so erlebt.

Bleibt behütet, unter dem "Schirm des Höchsten". Ich befehle euch ihm an!

Mittwoch, 11. Juli 2012

„Selig ist der Mensch, den Gott zurechtweist […] …denn er verletzt und verbindet; er zerschlägt und seine Hand heilt.“ (aus „Hiob“, Kapitel 5)

Heute Morgen beim Frühstück  suchte ich einen Gedankenanstoß in einem Büchlein mit Bibelversen für jeden Tag im Jahr.  Da fand ich u.a. diesen Vers aus dem Buch „Hiob“.

Dieser Vers knüpfte an Gedanken an, welche mich schon eine Weile bewegen. Nämlich, ob es stimmt, dass Gott nur „gut“ ist und die Menschen im Gegensatz dazu „böse“ (wie ich es früher gelernt hatte), oder ob Beides zusammengehört zu Gott und auch zum Menschen. Es deshalb nur darauf ankommt, wie man Beides anwendet im Leben. - Der Vers oben geht von Letztem aus.

Hiob hatte diese Erkenntnis immerhin in tiefem Leid. Mir ging es bisher in der Anschauung dessen, was hier geschah immer eher so, dass ich Abwehr bei dem Gedanken empfand, inmitten von Leid diese Erkenntnis zu deklarieren.  Wenn, dann wäre es eher erzwungen  oder entmutigt. Und trotzdem fand bei den verschiedenen Beispielen, die mir einfielen aus meinem persönlichen Leben  die Erkenntnis immer mehr Raum in mir:

Gott tut es, im Gegensatz zu Menschen nicht, um zu schaden, sondern um auf diesem Weg vom Leiden zur Freude zu finden.

Mir fiel dazu der Bibelvers aus Römer 8 ein: „Denn ich bin gewiß, dass weder Tod noch Leben […] uns scheiden kann von der Liebe Gottes“. Und dieser Vers bekam plötzlich ein anderes Ansehen bei mir – er wurde lebendig.

Zunächst dachte ich an meine eigene momentane Situation. Es geht mir gut – ja, auf jeden Fall. Und trotzdem gibt es Dinge, die ich gerne anders gehabt hätte. Z.B. meinen Söhnen, die demnächst aus unserer gemeinsamen Wohnung im Süden ziehen um im Norden ihre neue eigene Existenz aufzubauen. Zu gerne hätte ich ihnen bessere materielle Grundlagen mitgegeben. Aber ich habe nichts dergleichen. Ich selbst habe gelernt damit auszukommen. Und das ist gut so wie es ist. Und gerade weil es gut so ist, wünsche ich es meinen Söhnen eigentlich auch, dass sie dieses lernen. Aber das lernen sie nunmal nicht, wenn sie alles bekommen ohne Anstrengung. Sie müssen es eben erst LERNEN, genauso wie ich. Und das heißt, von dem Standpunkt aus, wo das Gute aus dem Samenkorn im Dunkeln (was vielleicht zunächst negativ empfunden werden kann) wachsen kann.

Auch bei der Räumerei hatte ich ihnen in der Vergangenheit bei mehreren Umzügen meist die negativen Erfahrungen erspart und das Unangenehme selbst gemacht. Jetzt , wo sie selbst ihren Müll beseitigen müssen und das Gute daraus aussortieren müssen, lernen sie erst, dass man nicht einfach nur zugreifen kann und dann bekommt was man braucht und wird den Ballast automatisch wieder los.  Es gibt immer Voraussetzungen auf welche aufgebaut werden muss. Ich musste es lernen um dahin zu kommen wo ich jetzt bin – und ich sollte es meinen Kindern auch zugestehen, es lernen zu dürfen. Selbst dann, wenn der Ausgangspunkt zunächst mager und ungut aussieht.

Dazu fällt mir wieder ein Bibelvers ein – ich glaube, er steht in Matthäus 6 „Trachtet zuerst nach dem Reiche Gottes und seiner Gerechtigkeit, so wird euch solches alles zufallen“.

Oh ja, es gibt den „Zufall“, der von Gott gesteuert wird. Das erfahre ich selbst auch immer mal wieder. Die Voraussetzung ist nicht, dass wir das Ungute ansteuern sollen, um das Gute zu erfahren, wie man leicht aus den ganzen Gedanken assoziieren  kann. Der Ausgangspunkt ist der, dass man Gott im Auge (oder besser „im Herzen“) behält bei allem was man tut. Und alles aus Seiner Hand nimmt, wie der Spruch von Hiob zeigt – weil Gott das Ganze „Gut und Böse“ zu einer guten Ausgewogenheit bringen kann, dass es uns nützt.

Dann gingen meine Gedanken zu Menschen, die mir in meinem Leben Schaden und Leid zugefügt haben. Ja, ich kann  auch dort inzwischen einen Zusammenhang, fast wie einen roten Faden, erkennen, der das Böse in Gutes verwandelt hat.

Probleme bereitet mir allerdings immer noch der Umgang mit manchen von diesen Menschen. Erst in naher Vergangenheit und immer wieder beobachte ich z.B. zwei Menschen (auf einer Internetseite), bei denen ich feststelle, dass sie in gleicher Weise auch anderen Menschen schaden.  Dass solche, die sich ihnen entgegenstellen, sich immer letztlich unterordnen müssen, weil die Positionen den Aktionären Macht geben, die diese für sich selbst ausnutzen. In solchen Fällen kommt mir das Ganze Unrechte aus meiner Vergangenheit mit ihnen wieder an die Oberfläche und ich frage mich „warum dürfen sie das?“ oder „warum greift Gott da nicht ein?“. Denn sie tun dieses alles auch „im Namen Gottes“.  Im Umgang mit meinen eigenen Wegen hatte ich schon oft die Assoziation, ihnen  zu schreiben, dass mein Ausgang „gut“ geworden ist. Ich dachte, ich müsse ihnen vielleicht sogar danken dafür, dass sie mir zunächst geschadet haben.

Und dann wird mir heute Morgen bewusst, dass die Erkenntnisse, dass mein Weg „gut“ geworden ist, nichts mit ihnen zu tun hat.

Wenn Gott aus meinen Wegen gute macht, da wo Menschen es schlecht machen wollen, dann tut er es für MICH.  Da, wo Er mir Menschen mit gleichen und ähnlichen Fragen in den Weg  stellt, da kann ich meine Erfahrung weitergeben.

Diejenigen, die das Böse an mir taten,  sind für sich selbst verantwortlich. Ich muss deshalb nicht das Böse „gut“ machen, weil es bei mir so ausgegangen ist.  Diese Menschen haben ganz andere Lektionen zu lernen als ich. Und deshalb gehen sie mit ihren Taten mich eigentlich nicht wirklich etwas an. Außer,  sie werden mir direkt in den Weg geschickt und ich muss mit ihnen umgehen.   Was in diesen Fällen, die ich gerade durchdacht habe, nicht der Fall ist. Ich kann ihnen weiter aus dem Weg gehen. Denen, welchen sie nach meiner Meinung auch schaden, kann ich mit meinen Erfahrungen helfen, so gut es möglich ist. Ansonsten hat jeder seine eigenen Lektionen zu lernen. Und Gott selbst lenkt die Schritte, gerade auch da, wo der Fokus auf Ihn gerichtet ist: „Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes…“

Meine Aufgaben liegen dort, wo ich sie quasi „vor die Füße gelegt bekomme“.  Sehr oft erlebe ich, dass gerade die Gedanken, welche mich beschäftigen,  außer mir selbst auch noch Menschen helfen können, die mir „über den Weg laufen“.  – Langsam verstehe ich einen Ausspruch meiner Mutter, der damals noch in mir Unmut ausgelöst hat. Sie sagte (ungefähr) „Unsere Aufgaben sind meistens nicht die großen und sichtbaren Dinge, sondern die kleinen und oft verborgenen Dinge“. Das sagte sie mir, als ich noch große Pläne hatte – z.B. in die Mission zu gehen oder ansonsten die Welt sichtbar zu verändern.  Ich glaube schon, dass man auch große Träume und Visionen haben kann. Aber man sollte sich immer wieder von Gott den Blick schenken lassen auf die kleinen Dinge auf dem Wege oder gar am Wegrand.

In den kleinen Dingen auf dem Wege liegen die großen Aufgaben des Lebens verborgen.

Mir fällt gerade ein Spruch ein, den ich auf einer Karte gefunden hatte, als ich 20 Jahre alt war und  den ich damals in meinem Büro an die Wand gehängt hatte:

"Gott ist so groß, dass ihm das Kleinste nicht zu klein ist."

Ich fand diesen Spruch schon damals faszinierend. Er hat nun im Laufe meines bisherigen Lebens seine Bedeutung immer wieder verändert. Aber er passt in jede Lebensphase.

Ich selbst lerne, und das wird wohl bis zu meinem Lebensende so gehen. Darum wird es immer „Gut und Böse“ in meinem Leben geben. Inzwischen weiß ich: gerade darin liegt die Chance, das Gute zu erleben – indem es wächst, aus dem Dunkeln heraus ins Licht.


Mittwoch, 4. Juli 2012

Jeftah, der Richter und der Geist Gottes.

Heute "begegnete" mir mal wieder "Jeftah"  beim Lesen eines Buches mit Geschichten aus der Bibel.
Eine merkwürdige Geschichte, inmitten von Geschichten über das Leben mit Gott. Ich kann das nicht in den Zusammenhang bringen mit dem liebenden Gott, so wie ich ihn täglich erfahre.

Ich dachte heute so, dass vielleicht Jeftah, wenn er Gott so gekannt hätte, wie ich ihn erlebe, den Eid auch hätte zurücknehmen können. So ungefähr im Rahmen der Vergebung, wie sie im christlichen Glauben deklariert wird.

Wenn ich mir die Geschichte in der Bibel ansehe, dann habe ich den Eindruck, dass Jeftah noch nicht viel von Gott wußte. Seine Berufung auf den "Herrn" bedeutete vielleicht nicht viel mehr als der uns bekannte Zusatz: "So wahr mir Gott helfe". Ein Spruch, der im allgemeinen Sprachgebrauch benutzt wurde um etwas zu bekräftigen. Wobei der Fokus mehr auf dem zu bekräftigenden Teil als auf Gott stand.

Dennoch heißt es an einer Stelle, dass ihn der Geist Gottes überkam. Wenn man genau hinschaut, war das Ergebnis dieser Geisterfüllung aber nur in dem Rahmen gegeben, solange Jeftah im Kampf war.

Das nachfolgende Gelübde zeigt meiner Meinung nach gerade, dass Jeftah nicht wirklich begriffen hat, wessen Geist ihn da getrieben hatte.

Mir scheint, dass ihn eher die Begeisterung überkam und er ein Versprechen machte, das er nicht wirklich von seiner Tragweite bedacht hatte. Er hatte den Erfolg beim Kampf wohl eher seinem guten Kampf zugeschrieben und den Geist Gottes als Bestätigung dazu. Vielleicht kann man das Gelübde auch wie "Übermut" verstehen, der einen überkommt, wenn man etwas Tolles erlebt hat.

Erinnert mich an unsere Zeit heute. Der Geist Gottes weht wo er will. Und da wo wir ihn wahrnehmen, vermuten wir Gott. Oft sind wir bis zu dem Geisteswehen noch auf der Spur, Gott zu begegnen. Wenn er uns dann begegnet ist, dann rühmen wir uns plötzlich unserer eigenen Kraft. - Nein, nicht so auffällig. Es wird schon sein Name genannt. Und dennoch vergessen wir, dass man sich bei Gott nichts verdienen kann. Es ist nicht unser Verdienst, dass der Geist Gottes weht. Er weht wo er will. Auch der große Glaube, der immer mal nach einem Erfolg bewundert wird, ist nicht zuständig dafür, dass der Geist Gottes weht. Der Geist Gottes weht wo ER will.

Dann geschieht es nicht selten, dass Menschen, die noch kurz zuvor vom Geist erfüllt waren, plötzlich im Namen Gottes seltsame Gelübde tun. Und schon verselbstständigt sich das Ganze. Ich glaube, viele ausgeartete Gemeinschaften die den Geist Gottes für sich beanspruchen wollen, hatten am Anfang wirklich nur Gott im Visier und deshalb auch den Geist Gottes erlebt. Dann aber waren sie nur noch auf der Jagd nach dem Geist - und verloren dabei Gott aus den Augen und aus dem Herzen.

Eine tragische Geschichte, von Jeftah und seiner Tochter. Es taucht dann schon auch die Frage auf, warum Gott da nicht zwischengegangen ist und dem Ganzen ein Ende bereitet hat, bevor die Tragödie solch einen Ausgang hatte. Immerhin kennen wir das doch so aus der Geschichte von Abraham mit seinem Sohn Isaak. Ich glaube aber, in der Haltung von Isaak zu Gott hat der Unterschied gelegen. Denn Abraham ging es wirklich darum, Gott seine Zuneigung und sein Vertrauen zu bekunden. Während Jeftah sich eher im Sieg sonnte - der ihm einen guten Platz im Kreise der Menschen bescherte.

Da bleibt dann aber immer noch die Frage nach der "unschuldigen" Tochter, die das Ganze ausbaden mußte.
Ich denke, das ist ein Kapitel, das wir nie so ganz begreifen werden. Eines aber meine ich in all den unverständlichen Geschichten immer wieder zu finden: Die Frage nach der "Schuld" kommt nicht von Gott, sondern von den Menschen. Weil der Mensch die Schuldfrage bei allen Fehlern vornean stellt, ist gerade diese Frage zum eigenen Verderben. Gott aber bietet schon zu allen Zeiten "Vergebung" an. Ich glaube, "Vergebung" heißt einfach: Gott räumt die Hürde des Menschen weg, die den Blick auf Gott versperrt. Schon zu allen Zeiten hatte Gottes Ruf an seine Menschen den gleichen Kern: "Kehrt um zu MIR".

Da wo wir bereit sind, alles loszulassen, was uns belastet und die eigene sowie des Anderen Schuld bei Gott selbst abzugeben, da bekommen wir selbst den Blick frei zu Gott und können in seine Richtung gehen. Das ist absolut aktiv, nicht passiv, wie der Glaube oft dargestellt wird. Und wenn wir dann den Geist Gottes erfahren, weil wir gerade in seinem Bereich verweilen, dann ist das Einzige, was wir dazu tun können, den Blick auf Gott zu richten und in seine Richtung zu gehen. Jeder auf seinem Weg.

Montag, 2. Juli 2012

Eine Geschichte von einem Menschen, der auszog, die Wahrheit des Lebens zu suchen.

Gestern in einem Forum, als die allgegenwärtige Frage nach dem Grund des Lebens gestellt wurde, schrieb ich, aus dem Bauch heraus, eine klitzekleine Kurzgeschichte auf. 
Diese "Eingebung" möchte ich hier für mich und euch festhalten:

Ein Mensch ging aus, nach der Wahrheit des Lebens zu suchen.

Er suchte in seiner Vergangenheit. Nichts war dort, was man als die Wahrheit erkennen konnte. Alles was das Leben aufgebaut hatte, könnte genauso andere Quellen haben als die Wahrheit. Also suchte er weiter …

Er suchte in der Zukunft. Dort gab es Millionen von Möglichkeiten. Er suchte und suchte in den kleinsten Einzelheiten – nirgendwo war die Wahrheit absolut zu erkennen. Immer nur ein winziges Licht, dass genausogut aus einer anderen Quelle hätte stammen können. Aber die Zukunft schien ja unendlich zu sein, also suchte er weiter…

Unbemerkt hatte die Gegenwart ihn überholt. Da, wo die Zukunft dann doch ihr Ende fand. Die Gegenwart schaute den Menschen ganz verwundert an und fragte: wo bist du die ganze Zeit gewesen? Dich habe ich nie und nirgendwo gesehen.

Der Mensch sagte: „Ich habe die Wahrheit des Lebens gesucht und nicht gefunden“.
Die Gegenwart antwortete: "Warum hast du nicht bei mir gesucht? In mir, in jedem einzelnen Detail, ist die Wahrheit des Lebens verborgen. Die Wahrheit des Lebens ist im Leben selbst. Nur wenn du dein Leben lebst, wirst du die Wahrheit finden".

Freitag, 22. Juni 2012

Gedanken zur Mission, die Welt zu verändern.

Ich glaube, fast jeder Mensch hat das Bedürfnis, in seinem Leben eine "Mission" zu erfüllen. Ein bisschen die Welt verbessern, das würde dem eigenen Leben einen Touch von Unvergänglichkeit geben. Denn irgendwie scheint die Welt unvollkommen zu sein. Das Problem ist, dass diese Unvollkommenheit jeden Menschen betrifft. Wenn jeder an seinem Platz und nach seinem eigenen Ermessen die Welt ein stückweit verbessert, kommt es nicht selten vor, dass an anderer Stelle Mangel entsteht.

Die eigene "Mission" entsteht meistens aus irgendeinem Mangel den man empfindet, worunter man leidet oder andere leiden sieht. Man entwickelt eine Leidenschaft oft gerade da, wo man Mangel empfindet, den man ändern will und ausfüllen will.

Die Grenzen eines Menschen stoßen oft an die Grenzen des Anderen. Dann kommt es oft dazu, dass man gegeneinander kämpft, obwohl eigentlich beide Seiten oder alle beteiligten Seiten das Richtige wollen. Weil aber die Leidenschaft einen treibt und man in seinem Bereich Erfolg hat, meint mancher Mensch, seine eigene Mission sei die Wichtigste. Und wenn er an die Grenzen des Anderen kommt, versucht er vielleicht, seine Grenzen auf Kosten der Anderen zu erweitern. Das führt immer eher zum Krieg und ist nicht dienlich, selbst wenn die jeweiligen Missionsgedanken einen wahren und guten Kern haben.

Was ist da zu tun? MITEINANDER und Füreinander zu agieren. Wenn man eigene Grenzen erweitert, dann nur mit Rücksicht auf die Grenzen des Anderen. Wenn das in einer Gemeinschaft passiert, dann dürfte eine Mission, in einer Gemeinschaft das sein, was Gott eigentlich mit der Menschheit gewollt hat.

Leidenschaft und Liebe passen zusammen, wenn sie miteinander kombiniert werden. Es kann aber auch eine Leidenschaft gegen die Liebe sein - selbst wenn die Fahne, die darüber steht, "Liebe" deklariert.

Menschen brauchen einander. Und wenn das jeder begreifen würde, dann gäbe es keine Machtkämpfe, bis hin zum Krieg. Auch wenn einer denkt, den Schlüssel zu allen sichtbaren Problemen gefunden zu haben, sollte er sich bewusst sein, dass auch seine Wahrnehmung Stückwerk ist. Selbst dann, wenn man durch viele Leute bestätigt wird, ist das keine Garantie, dass man die einzige Wahrheit für Alle gültig besitzt.

Gedanken, die mir auch im Forumsgespräch kamen, als es um die Beurteilung von anderen Menschen ging, die (scheinbar) in die falsche Richtung laufen. Diese Gedanken sind MEINE Erfahrung mit dem Thema. Ich weiß, dass meine Erfahrung begrenzt ist. Und so brauche ich auch die Anderen. Solche, die vielleicht ganz anders ticken als ich. Vor langer Zeit hörte ich mal in einer Predigt einen Satz, der mich angesprochen hat und der mir in Erinnerung geblieben ist: " Gott stellt seine Menschen oft in eine Gemeinschaft von Menschen, die man sich selbst nicht als Freunde ausgesucht hätte".