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Donnerstag, 31. Mai 2012

Beziehungen

Oft wird von dogmatischen Christen oder auch von denen, die dem Christentum skeptisch gegenüberstehen kritisiert, wenn man in der Beschreibung des eigenen Glaubenslebens besonders Wert auf die Beziehung zu Gott legt.


Auf einen Kommentar dazu, in dem besonders hervorgehoben wurde, dass sich kein Mensch einer Beziehung zu Gott sicher sein könne, weil dazu auch immer mal Zweifel aufkommen und das Gefühl der Gottesferne,  habe ich mir Gedanken über Beziehungen allgemein gemacht, die ich hier festhalten möchte.


Für mein Verständnis schließt eine persönliche Beziehung diese Merkmale, die oft einer Beziehung abgesprochen werden, überhaupt nicht aus. Beziehung heißt doch einfach, dass es etwas gibt zwischen Gott und Mensch, das eine Verbindung schafft, in die kein Anderer eingreifen kann.


Selbst bei einer Ehe-Beziehung gibt es Zeiten, in denen man sich unendlich ferne sein kann. In einem kleinen Buch aus meines Großmutters Zeiten ist eine Beschreibung mal für mich eindrücklich in Erinnerung geblieben. Das Buch hieß: "Wie in einer Hängeschaukel". Da beschreibt der Partner seine Beziehung zu seiner Frau so, wie wenn sie auf einer Hängeschaukel sitzt, an welcher er steht. In einem Moment kommt sie ganz dicht an ihn heran, dass er sie berühren kann - und im nächsten Moment fliegt sie in die Ferne und scheint unendlich weit weg zu sein. 


Ich glaube, in einer Beziehung - welcher Art auch immer - muß es diesen Wechsel zwischen nah und fern geben, wenn die Beziehung leben sollte. Je öfter man sich dabei nahe kommt, nach einer scheinbar unendlichen Ferne, desto vertrauter wird man miteinander. So vertraut, dass letztendlich die Ferne nicht mehr quälend empfunden wird, sondern nur der Anlauf ist, um sich wieder nahe zu kommen. 


Ich denke, Menschen brauchen in der Beziehung zu Gott auch immer den Wechsel der besonderen Nähe und dazu auch der Ferne. Das schafft Vertrauen, das an dem Wechsel wachsen kann. Wenn es immer selbstverständlich gleichbleibend wäre, würden wir bald abgestumpft und würden bald auch die Nähe nicht mehr richtig wahrnehmen können. Beziehung muß leben. Und Leben erkennt man daran, dass es in Bewegung bleibt.


Samstag, 26. Mai 2012

Freiheit und das gelobte Land



In einem Forum wurden meine Gedanken wieder angeregt und sind ihre Wege gegangen...

Im Blick auf die Wüstenwanderung des Volkes Israel ging es um die Frage, worin die Freiheit bestände und die Vermutung, dass der Weg durch die Wüste nicht speziell Gottes Weg gewesen wäre.

Ich denke, der Ansatz, dass Gott es anders gewollt haben könnte, ist der eigentliche Grund vieler  Fragen und Probleme im Blick auf die Freiheit bei Gott.
Vielleicht kann man ja einfach mal davon ausgehen, dass die Menschen es zu dem Zeitpunkt so verstanden haben und deshalb hat Gott es ihnen auf diese Weise vermittelt.

Eigentlich geht es vielleicht bei Gottes Willen überhaupt nicht darum, ob der Weg richtig ist oder nicht. Oder aber: beide Wege wären richtig. Ausschlaggebend ist eher das Ziel, was sie erreichen können. Und die Wege werden dann eben darauf ausgerichtet, damit die betreffenden Menschen das Ziel erreichen können – auf ihre ganz persönliche Art.

Ziel Gottes ist die Freiheit. Wenn man die Freiheit erst noch erreichen muss, also einen Weg suchen muss, dann bedeutet das ja, dass man noch unfrei ist.

Unfrei ist man dann, wenn man an etwas oder jemanden gebunden ist. Bindungen hindern daran, Wege zu finden, die sich außerhalb des Horizontes der Bindungen befinden.

Ich persönlich empfinde auch oft Bindungen dort, wo ich zu sehr auf mein eigenes Versagen fixiert bin – und damit dass ich dieses versuche zu vermeiden, mich oft noch mehr in diese Bindungen verstricke. Ähnlich zu beobachten ist das bei einem Spinnennetz.

Gott hat in den Geschichten der Bibel immer an allererster Stelle dazu aufgefordert und geradezu gebettelt, dass die Menschen ihren Blick auf ihn richten sollen. Weg von ihrem Versagen, von den Hindernissen im Leben. Denn Gott will Freiheit schenken. Freiheit, die man nur da finden kann, wo man nicht immer auf die Bindungen starrt. Und noch viel mehr: Freiheit, die selbst im steinigen Land, in der Wüste und in der eigenen Unfähigkeit Sieger sein kann. Weil es nicht mehr bindet.

Es klingt einfach nur phantastisch – ich weiß. Ist irgendwie menschlich nicht logisch und schwer greifbar.

Am besten kann ich das erklären an dem Bild von den Bergen. Das habe ich mal bei dem Propheten Habakuk gefunden. Der Prophet beklagt die ganze Zeit immer wieder die Situation in dem das Volk sich befindet. Was er dabei richtig macht ist, dass er es Gott klagt. Das Klagen ist praktisch der Blick des Propheten, den er auf Gott richtet . Am Ende beschreibt er es so:

Kapitel 3,18+19
Aber ich will mich freuen des HERRN und fröhlich sein in Gott, meinem Heil. Denn der HERR ist meine Kraft, er wird meine Füße machen wie Hirschfüße und wird mich über die Höhen führen.

Ich mag den Blick von einem Berg sehr, wenn man von da aus ein weites Tal überblicken kann. Da unten kann man das Leben der Anderen sehen. Aber es ist winzig klein.

Nichts im Leben ist anders als vorher. Aber der Blick hat sich geändert. Man schaut aus einer anderen „Warte“, wie es der Prophet auch an anderer Stelle ausdrückt. Die Hektik und die Hindernisse sind immer noch da – aber sie können uns nicht mehr gefangen nehmen. Aus dieser Warte kann man interessanterweise auch oft Wege erkennen, die man, wenn man „mittendrin“ steckt und sich zu sehr damit beschäftigt, überhaupt nicht mehr erkennen kann.

Für mich war diese Sicht der Dinge sehr befreiend. Sie hat sichtbar zunächst nichts Neues gebracht. Aber sie hat mich aus dem Netz befreit, das den Blick zu Gott und aus ihm heraus verdeckt hatte. Das ist schwer zu beschreiben. Aber sehr eindrücklich, wenn man es erlebt.

Der Prophet hat in den Kapiteln vorher auch einige Zeit gebraucht, bis er den Blick frei hatte zu dieser Warte. Aber er hat nicht locker gelassen. Und wurde dafür belohnt.


Ich würde von demher sagen, dass die Freiheit des Volkes Israel da  begonnen hat, wo sie sich auf den Weg gemacht haben.

Vielleicht waren die ganzen scheinbaren Hindernisse einfach nötig, um das Volk auf  den Ausgangspunkt zur Freiheit, bei Gott selbst, hinzuweisen. Immer dann wenn sie sich an Gott wandten, hat Gott auch eingegriffen - und sie darauf hingewiesen, dass es nötig ist für ihre Freiheit, mit ihm in Verbindung zu bleiben.

Vielleicht kann sogar der Blick auf das gelobte Land zu sehr binden, so dass man die Freiheit auf dem Weg dahin kaum noch wahrnehmen kann.  Ich finde, unter diesem Aspekt kann man ganz neue Wege auf dem Weg ins gelobte Land entdecken. Die Freiheit liegt dann aber nicht in diesem Land, sondern in Gott und der Beziehung zu ihm.

Dienstag, 8. Mai 2012

Mein Erlöser lebt!

Das Video ist mir kürzlich auf einer Internet-Seite begegnet:
Mein Erlöser lebt.

Das Lied gefällt mir in diesem Video sehr gut. Es hat mich zum Nachdenken angeregt über die Frage: "Wovon oder wozu bin ich erlöst?"

Ich weiß, dass Christen es allgemein auf den Tod und die Auferstehung von Jesus beziehen. Aber immerhin stammt dieser Ausspruch in der Bibel aus einer Zeit, lange vor dem Erdendasein von Jesus. Es war Hiob, der diesen Satz geprägt hat. Es steht mitten drin in einer Klageliste über sein scheinbar verkorkstes Leben. In diesem Zusammenhang kann ich nur sagen: "Wow - der Mensch wußte wirklich, was Erlösung bedeutet!"

Später kann man in der Aufzeichnung über das Leben Hiobs und seiner Begegnung mit Gott lesen, dass Hiob, als Gott ihm persönlich antwortet, ganz still wird und feststellt, dass er bei den göttlichen Dingen eigentlich garnicht mitreden kann.

Umso faszinierend ist es zu lesen, dass Gott sich bemüht, dem Hiob trotzdem in der Weise zu begegnen und anzusprechen, dass Hiob von seiner ganzen Misere wegschauen kann, so dass diese in dem Moment nicht mehr wirklich Bedeutung hat. Und ich glaube, gerade darin liegt die Erlösung, die Gott schenkt.

Immer wieder kommt im Bereich der christlichen Gläubigen die Rede auf den Wettstreit um das Gute mit dem Bösen. Dabei sieht es in den Gesprächen immer so aus, als seien wir zwei gegensätzlichen Mächten ausgeliefert, denen wir uns beugen können oder gegen sie kämpfen. Festgestellt wird allerdings immer, dass wir Menschen den Mächten unterlegen sind.

Ungefähr so ähnlich haben es auch die Freunde Hiobs getan. Sie glaubten, damit Hiob belehren zu können, um ihn auf den richtigen Weg zu lenken. Tatsache ist dann aber, dass die Freunde von Gott gerügt werden und letztendlich Hiob als der Bevorzugte dargestellt wird, der für seine Freunde bitten soll.

Ich glaube, Gut und Böse in all seinen Schattierungen ist von seinem Ursprung von Gott als Leitplanke auf dem Weg des Lebens den Menschen als Gabe zugedacht. Die Aufgabe der Menschen ist es, diese Gabe in Ausgewogenheit zu nutzen. Keines der Beiden ist im Übermaß für einen Menschen nützlich für das Leben. Aber eines kann dem anderen dienen, indem man es gegenseitig miteinander überwindet.

Wir Menschen neigen allerdings, uns immer an irgendetwas zu binden. Wir entwickeln Süchte, weil wir an Vorstellungen und Mangelempfinden leiden und versuchen, diese zu füllen. Dabei geraten wir aber immer mehr in Bindungen hinein.

Bei Hiob kann man sehr schön beobachten, dass er, trotz scheinbar mangelhafter Lebensqualität die Erlösung gefunden hat. Er fand sie, indem er die Gemeinschaft mit Gott zuließ und pflegte.

Mein Erlöser lebt! - Das kann ich auch erleben. Gerade oft dann, wenn es um mich herum überhaupt nicht "gut" aussieht. Gerade da, wo ich von mir selbst aus eher zu einem Mittel greifen möchte, um Löcher zu stopfen - um dann festzustellen, dass diese Löcher unendlich zu sein scheinen. Und dann kann es passieren, dass gerade durch ein solches Loch ein Sonnenstrahl erscheint, der das Dunkel vertreibt und mir die Sicht freimacht auf den, der unendlich und unergründlich ist: Gott. In der Verbindung zu ihm und in seinem Licht kommt meine Seele zur Ruhe. Selbst dann, wenn um mich herum Unruhe vorherrschend zu sein scheint. Ich bin erlöst.

Dienstag, 1. Mai 2012

Die Freiheit des Einzelnen in Gemeinschaften.

Bei einer Diskussion um die Glaubensfreiheit innerhalb einer religiösen Gemeinschaft geht es u.a. darum, wo die Grenze ist, dass man mit der eigenen Freiheit die Freiheit des Nächsten einschränkt.
Wieder taucht die Frage auf, ob man außergewöhnliche Dinge, die für Beobachter eher nach absurder Phantasie aussehen als nach der Wirklichkeit, in einer Gemeinschaft geduldet werden sollten oder nicht.

Ich lese ab und zu Abschnitte aus dem "Buch von Gott". Das sind Geschichten der Bibel in Romanform geschrieben. Nein, ich würde das Buch nicht als die Bibel verstehen wollen. Es ist für mich, genauso wie die Bibel, ein Bericht von Menschen, welche das Erleben mit Gott versuchen den Menschen in der heutigen Zeit nahe zu bringen.

Interessant finde ich das Auftreten der Propheten der damaligen Zeit. Da lese ich im Moment von Jeremia. Auch Elia fasziniert mich in seiner Art, wie er seine Botschaften bringt und wie er lebt.
Die Propheten dieser Zeit haben in der Bibel einen hohen Stellenwert. Aber bei den Menschen ihrer Zeit überhaupt nicht. Selten gibt es Berichte darüber, dass die Menschen auf das Reden eines Propheten hin ihr Handeln hinterfragen ließen und umkehrten zu Gott.  Da stellt sich mir doch die Frage, was für eine Aufgabe diese Propheten eigentlich hatten (?)

Ich denke, man kann diese Menschen, verglichen mit der heutigen Zeit ohne Weiteres unter die Spinner einordnen, die nicht in die bestehenden Gemeinschaften passten. Sie standen fast alle am Rand der Gesellschaft und wurden kaum ernst genommen. Und doch ließen sich sogar die Regierenden oft von ihnen etwas sagen.

Ich weiß nicht, ob es in der heutigen Zeit auch noch solche Propheten gibt, die echte Botschaften haben. Ich denke einfach, dass da, wo eine Botschaft jemanden treffen soll, da trifft sie auch. denn Gott ist fähig, an die Herzen der Menschen das zu vermitteln, was gerade dran ist. Und wenn es nicht trifft, dann ist es vielleicht auch einfach an die falsche Adresse gerichtet.

Jedenfalls hat jeder Mensch mit seinen Eigenarten gewisse Aufgaben an andere Menschen. Die Menschen, denen die Aufgaben gelten, werden sicher getroffen, wenn sie so ausgeführt werden, wie sie sollten. Andere, die es nicht trifft, sollten vielleicht einfach im Blick auf die Propheten der damaligen Zeit prüfen, was daran brauchbar ist für die Gemeinschaft und das andere stehen lassen, sofern es nicht die Gemeinschaft unter einen gewissen Druck setzt und die Freiheit des Einzelnen einschränkt. .

Mittwoch, 25. April 2012

Gottesbilder


Heute Vormittag, als ich gerade mal wieder in „meiner“ Kirche war (mein Arbeitsplatz), hatte ich einen Punkt, an dem ich (wieder einmal) spürte, dass ich genau dort zur Ruhe kommen konnte und die Gegenwart Gottes spürbar erfahren konnte.

Ich war am Morgen mit wieder einmal tausend Gedanken aufgewacht und habe so meinen Tag begonnen. Die Folge davon war, dass ich völlig verpeilt war. Das äußert sich dann so, dass ich an manchen Stellen die falschen Worte zum falschen Zeitpunkt sage und die Dinge, die ich tue an den falschen Orten tue. Ruhe finde ich in dem Moment, wo ich mich selbst finde – und an dieser Stelle auch Gott, so wie ich ihn erlebe.

Mir kam, nachdem ich es für mich wahrnahm, dass ich an diesem Punkt angekommen bin, der Gedanke: „ … so gibt es doch auch für mich besondere Orte, wo ich Gott begegnen kann“.

Dieser Gedanke ist deshalb wichtig für mich, weil mir in meinem erlernten Glauben immer wieder beigebracht wurde, dass es keinen Ort gibt, an dem Gott besonders ist. Gott sei da, wo man ihn ins Herz einläßt.  Das ist sicher nicht verkehrt. Aber wir Menschen brauchen vielleicht doch immer etwas Greifbares – ein Bild, an dem wir uns orientieren können und an dem wir selbst festhalten können, wie wir Gott wahrnehmen. Ein Bild, an dem wir, je nach der Erfahrung und neuen Erkenntnissen immer wieder ein paar Pinselstriche ergänzen und vielleicht auch andere übermalen, weil wir diese jetzt aus einem anderen Blickwinkel erkennen.  Sozusagen ein Denkmal für den eigenen Glauben.

Ich erinnerte mich dann, an welchen Worten mir diese Sicht der Dinge des Glaubens  bewußt geworden war. Es war ein Hinweis von einem User, den ich in einem Forum kennengelernt hatte. Er sagte, dass Symbole und Rituale nichts ist, was Gott braucht – es sind die Menschen die sie brauchen.  Das war eine Begründung auf meine Meinung, dass Gott es (in manchen Geschichten der Bibel) bestraft, wenn man seine Rituale nicht genau einhält. Obwohl ich auch die Worte von Jesus kannte und meinte verstanden zu haben: „Das Gesetz ist für die Menschen gemacht – nicht die Menschen für das Gesetz“ (frei zitiert), wurde mir in diesem Moment erst bewusst, was das für mich persönlich bedeutet.  Nämlich, dass es nicht auf die äußerliche Gestik ankommt – sondern auf die Einstellung des Herzens. Wenn ich also bestimmte Orte habe, an denen ich Gott besonders nahe erfahre, dann ist es nicht deshalb, weil Gott dort mehr vorhanden ist – sondern ich persönlich bin dort eher anwesend und bereit Gott zu begegnen.

Als ich diesen einen User getroffen habe und ins Gespräch über Glaubensfragen  kam, hat es mich zunächst fasziniert, dass er in, für mein Empfinden sehr unterschiedliche Aussagen von mir Parallelen zu seinen Aussagen fand. Er schrieb mir oft: " jetzt haben wir gerade beide ziemlich genau das Gleiche gesagt – nur unterschiedlich ausgedrückt".  Er hatte sich also die Mühe gemacht, von seiner eigenen Sicht der Dinge wegzusehen und meine anzuschauen – um nach dem Verbindenden zu suchen. Und dabei entdeckt, dass wir da garnicht so weit voneinander entfernt sind, wie es auf den ersten Blick schien. Das wieder hat mich dazu animiert, seine Art, die Dinge zu sehen und sich auszudrücken,  anzuschauen und versuchen zu verstehen.  Auch wenn mir zunächst schien, dass mein gesamtes Gottesbild, was ich mir im Laufe der Jahre zurechtgemalt hatte, eine Fälschung war – stellte ich beim näheren Hinschauen fest, dass durch den Blick über meinen eigenen Tellerrand auf das Gottesbild eines anderen manche Grundsätze meines eigenen Bildes klarer wurden und manche übermalt werden konnten.  Das bedeutet jetzt nicht, dass ich von ihm sein Gottesbild übernommen hätte. Es gibt da noch eine ganze Menge völlig unterschiedlicher Wahrnehmungen und Erkenntnisse. Aber trotzdem merke ich, dass es  der gleiche Gott ist, welcher die Menschen in ihrer ganzen Vielfalt so wollte und die Verbindung zueinander darstellen sollte.

Ich habe also festgestellt, dass es nicht falsch ist, ein Gottesbild zu haben. Aber dieses Bild nicht Gott darstellt, sondern nur meine Ausdrucksweise ist, zu zeigen wie ich Gott wahrnehme. Und in dem Moment, wo ich es wage, meinen Blick auch auf andere, unterschiedliche Gottesbilder zu werfen und versuchen zu verstehen, wie sie entstanden sind – mir dieses hilft, mein eigenes Gottesbild klarer werden zu lassen. 

Das, was Menschen unterschiedlicher Religionen verbindet, könnte  demnach  gerade die Unterschiedlichkeit sein – im Gegensatz zu dem Versuch, sein eigenes Gottesbild als das einzig Richtige darzustellen.  Nicht die Gleichmachung  führt zur Einigkeit, sondern das Anschauen der Unterschiede und der Bemühung, diese zu verstehen.

Darum möchte ich anregen, wenn man auf Andersgläubige trifft, die verschiedenen Gottesbilder  anzuschauen und die  Gemeinsamkeiten zu finden, anstatt sich auf seine Festung des eigenen Glaubens zurückzuziehen.  Dies sollte wohl wissend geschehen, dass jedes Gottesbild von Menschen unvollständig ist und bis zum Lebensende bleiben wird.  Mir ging es, wie gesagt, eben gerade so, dass das Anschauen unterschiedlicher Gottesbilder  mein eigenes Bild verschärft hat. Ich denke, ein Austausch über die von Menschen gesteckten Grenzen hinweg kann die Empfindung zur Nähe Gottes verschärfen.