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Sonntag, 3. August 2014

Berührt von Gott

Im Forum tauchen immer mal wieder Fragen auf, wie man Gott hören oder spüren kann und wie man so manche Dinge glauben kann, die man überhaupt nicht nachprüfen kann.  Gottesbegegnungen im alltäglichen Leben sind für viele schwer verständlich. Es ist auch schwer zu beschreiben. Weil es eine Sphäre beschreibt, die außerhalb unserer irdischen Sinne ablaufen.
So habe ich in der letzten Woche wieder einmal um Fragen in diese Richtung ausgetauscht und dabei selbst wieder so manche Gedanken bewegt.
Und nun habe ich heute so etwas wie eine Gottesberührung erfahren. Und zwar eine solche, die nicht einfach ein Wunder zu einem ganz bestimmten Ereignis darstellt, sondern einfach die Zusage Gottes an mich und gleichzeitig Antworten zu manchen Fragen, die ich habe. Äußerlich hat sich nichts geändert. Und trotzdem weiß ich mich berührt und verstanden von Gott, weil er mich gehört hat und darauf eingegangen ist.

Weil da so viel zusammenkam, was alles passte und quasi wie ein Mosaik funktionierte, möchte ich das mal beschreiben. Vielleicht kann so mancher das ja nachvollziehen und Fragende dabei feststellen, wo der Punkt liegt, dass ich etwas erfahre, was manche meinen, nicht erfahren zu können.

Letzte Nacht hatte ich zwischendurch eine Wachphase, in der ich nicht wieder einschlafen konnte. Wie das Nachts oft ist, kamen mir gerade mal wieder die negativen Dinge meines momentanen Lebens ins Gedächtnis. Ich redete, wie ich es seit Jahren gewohnt bin, darüber mit Gott.  Mein momentan größtes Problem ist für mich unverständlich, weil ich da schon oft Hilfe von  Gott erfahren habe, aber jetzt scheint es irgendwie so, als wenn es ihn nicht wirklich interessiert.  Ich habe ihn schon mehrmals gefragt, was ich jetzt falsch mache. Dazu kommt mir natürlich auch die Antwort, dass ich vertrauen kann, wenn ich (noch) nichts von Hilfe sehe. Weil Gott schon zur rechten Zeit eingreifen wird.  Aber ich lebe nunmal in dieser Welt, in der das Problem ein Problem ist. Auch wenn Gott es anders sehen sollte. – Etliche Aber’s habe ich auf Lager. Wobei ich im Gespräch mit Gott auch auf viele der Aber’s eine Antwort habe. Aber trotzdem bleiben immer noch welche übrig…
In der Nacht sieht alles noch etwas dunkler aus, als am Tag. Irgendwann bin ich darüber eingeschlafen.

Wobei natürlich auch am Morgen noch so etwas wie ein „Kater“ nach dem problematischen Nachtgespräch übrig blieb.
Aber schon bei einer kleinen Lesung nach dem Frühstück entstanden gute Gedanken zu einem Thema, das mir auch in der Nacht im Kopf herumgeschwirrt ist.

Nun – heute ist Sonntag. Ich habe Dienst, muss früh hin, Kirche vorbereiten.  Also wird das Ganze erst einmal auf die lange Bank geschoben – verdrängt.

Die Organistin kam auch, wie meistens früher, um die ganzen Lieder und Musikstücke nochmal durchzuproben.  Und da geschah es …
Die Melodie eines Liedes, welches in der Kirche die letzten vier Wochen jeden Sonntag gesungen wurde, berührte mein Herz.
Das ist etwas, was ich schon manchmal erlebt habe. Die letzte Zeit zwar weniger. Aber immer verbunden mit irgendwelchen Botschaften von Gott an mich ganz persönlich.
Ich kann es nicht wirklich beschreiben, was diese Berührung von Gott ausmacht. Es gibt mir ein Gefühl der Freiheit, der Leichtigkeit und des Angenommenseins – und irgendwie mehr, als ich beschreiben kann.
Nun weiß ich, dass man so etwas auch einfach auf die Gemütsverfassung zurückführen kann und es als Gefühlsduselei abtun. Ich denke, genau da liegt aber der Punkt, an dem man verhindern kann, dass Berührungen von Gott nicht mehr wahrgenommen werden können. Ich habe es nun schon , mehrmals erlebt, dass ich es nicht abwehre, sondern zulasse. Und dann merke ich, dass mein Herz offen ist für Gott.

Als nächstes habe ich dann erst einmal bewusst gefragt:  wie war noch der Text des Liedes? – Der beginnt: „Wenn die Last der Welt dir zu schaffen macht“ … und enthält den immer wiederkehrenden Satz: „Gott hört dein Gebet“.  
Ich habe dieses Lied die letzte Zeit öfter mal gehört und auch den Text  für mich bestätigt.  Aber heute war es mir so, wie wenn Gott selbst es mir zusagt.  Es hat mein Herz irgendwie frei gemacht von dem, was die ganzen „Aber’s“ der Nacht so ausgelöst haben.  
Das spielte sich alles noch vor dem Gottesdienst ab. Außer mir war nur die Organistin dort. Ich konnte mich also ganz dem erhebenden Moment widmen. Mein Gespräch mit Gott war anders, als das der Nacht. Und das Lied, das in dem Moment von der Orgel kam sang es in mir, aus erfülltem Herzen mit:“ Danket dem Herrn, denn er ist freundlich und seine Güte währet ewiglich“
Danach habe ich noch ein bisschen so nebenbei  in die Bücher-Tauschkiste geschaut und ein Buch herausgenommen, geöffnet. Da lag ein 20 Jahre altes Kalenderblatt als Lesezeichen drin. Ich schaute mir das Blatt an und las dort den Text aus der Bibel, aus Markus 9, 2-10. – Diesen Text hatte ich vor ein paar Tagen im Forum zitiert, im Zusammenhang mit einigen neuen Gedanken, welche für manche Christen schon sehr gewagt erscheinen. -  In diesem Moment stand die Zusage Gottes im Zusammenhang mit diesen, meinen Gedanken. Das hat mir die Botschaft  vermittelt, dass ich nicht auf Abwegen bin, wenn ich meine Gedanken so äußere. Nicht, dass sie unbedingt richtig sein müssen. Aber sie können der Gegenwart Gottes nichts anhaben.  Er ist da, so wie er es versprochen hat.
Ich habe diese Momente mit Gott voll in mich eingesogen. Äußerlich hatte sich nichts verändert. Aber in mir schon.

Und dann kam der Gottesdienst. Und die Predigt hat nochmal einen draufgesetzt. Hat außerdem noch Themen angesprochen, die mir in der Nacht so Probleme gemacht hatten.   dass ich rundherum den Eindruck bekam, von Gott umgeben zu sein, geborgen in ihm.

Ich habe versucht, die Predigt hier hochzuladen. Klappt aber irgendwie nicht. Bei Ytb auch nicht, obwohl ich das gleiche Format wie immer genommen habe.





Samstag, 2. August 2014

Jakob (3)

Irgendwann, nachdem die ungeliebte Frau Jakobs schon einige Söhne geboren hatte, wurden Jakob auch noch zwei Söhne von seiner geliebten Frau geboren. Bei der Geburt des zweiten Sohnes starb Rahel dann. Sie wurde unterwegs begraben, auf dem Weg zu Jakobs Heimat.

Sicher hat Jakob später auch seine Frau, Lea geliebt. Auf eine ganz andere Weise als Rahel. Aber die Liebe zu Rahel war wohl etwas ganz Besonderes. Und darum waren auch die beiden Söhne von Rahel für Jakob etwas Besonderes. Er liebte diese mehr als seine anderen Söhne.

Ich denke, das ist menschlich ganz normal. Und es ist ein Familienbild, was immer wieder auftritt, gerade in größeren Familien. Dass es darunter Familienmitglieder gibt, die besonders geliebt sind und andere, die weniger geliebt sind. Oft ist es auch ein Ausdruck davon, dass es mit manchen Menschen schwieriger ist, umzugehen. Oder einfach so, dass sich manche einfach in der Art näher stehen als die anderen. Auch wenn Eltern sich vornehmen, kein Kind zu bevorzugen, bleibt es oft nicht aus, dass sich doch Kinder hinter anderen Kindern zurückgesetzt fühlen. Das sind die Schwachstellen der Familien und sie sind prägend für die Nachkommen der Einzelnen.

Meistens tauchen diese Fehler oder Folgen davon irgendwo im Leben der Kinder wieder auf. Es gibt wohl kaum einen Menschen, der nicht auch unter Fehlern seiner Eltern leiden muss. Aber eben nicht nur. Auch die Stärken der Eltern übertragen sich auf die Kinder.

Josef, der ältere der beiden Söhne von Rahel, war solch ein geliebter Sohn, der in dieser Position aber auch die Schwächen zu spüren bekam. Aber nicht nur das. Sondern auch die Zusage, welche damals seinem Vater Jakob unter freiem Himmel von Gott zugesprochen wurde: "Ich werde bei dir sein, wohin du auch gehst", hat Josef, inmitten des tiefen Leides in voller Stärke erlebt. Letztendlich wurde Josef später,, nach vielen Leidenswegen, in eine Position gebracht, wo er alles Leid der Vergangenheit ablegen und letztendlich auch verarbeiten konnte, sich mit seiner Vergangenheit versöhnen konnte. Und sogar seine verlorene Familie, außer seiner Mutter, wieder zurück bekam.

Das Leiden Josefs war auch das Leiden Jakobs. Denn er verlor seinen Sohn - scheinbar für immer. Das hat ihn dazu verleitet, seinen jüngsten Sohn, bei dessen Geburt Rahel gestorben war, zu umhegen und vor allen Gefahren zu schützen.

Aber auch diesen musste Jakob dann schweren Herzens loslassen - um ihn letztendlich wieder neu geschenkt zu bekommen, zusammen mit dem längst tot geglaubten Sohn. Noch zwölf Jahre lang konnte er die gesamte Familie genießen. Er sagte von sich selbst, dass sein Leben erfüllt war mit Höhen und Tiefen ganz besonderer Art.

Aber eines ist immer gleich geblieben und war das sichere Fundament für Jakob: Gott hat ihn nie verlassen. Auch nicht in Zeiten, in denen er Fehler machte. Er war bei ihm in den Höhen und in den tiefsten Tiefen und hat ihn gehalten und geschützt, und seine Kinder mit ihm.


Mittwoch, 30. Juli 2014

Jakob (2)

Jakob kommt, neu gestärkt durch die Gottesbegegnung, an dem Ort an, wohin seine Mutter ihn geschickt hat. Und trifft die Frau seines Lebens.

Er ist bereit, für diese Frau lange Zeit zu arbeiten. Sieben Jahre schuftet er ohne sonstigen Lohn, um Rahel heiraten zu können. Und dann wird er selbst betrogen. Auch der Vater der Frau hat eine plausible Erklärung dafür, warum er dem Jakob zuerst die ältere Tochter "unterjubelt". Ich lasse mich jetzt mal nicht über den Vater aus und auch nicht darüber, wie sich wohl Lea, die verschmähte Frau, gefühlt hat. Denn Gott sorgt auch dafür, dass sie ihren Mangel ausgeglichen bekommt. - Hier geht es aber erst einmal um Jakob.

Der ist bereit, für die Frau, die er wirklich wollte, noch einmal sieben Jahre einzusetzen. Früher, im Kindergottesdienst und auch noch in der Jugendzeit wurde dieser Einsatz des Jakob oft als der stärkste Liebesbeweis bewertet. Wenn man schon bereit ist, so viele Jahre für die Frau zu opfern, dann muss es Liebe sein. Dass Gott diesem Paar zunächst einmal den Kindersegen versagt, führt dazu, dass die verschmähte Frau von Jakob weiter beachtet wird - und mit dem vielfachen Kindersegen bedacht wird. Sicher hat Jakob in dieser Zeit auch noch mehr Vorteile bei genau dieser Frau entdeckt. Er wurde dazu animiert, tiefer zu schauen. Jedenfalls wird genau diese Frau später in dem Familiengrab der "Väter" begraben, wo später auch Jakob begraben wurde. Die geliebte Frau, Rahel bekam ihr Grab irgendwo auf dem Weg nach Bethlehem.

Laban, der Vater dieser beiden Frauen, hatte bei diesem Deal hauptsächlich seinen Besitz im Auge. Er sah, dass sich sein Besitz vermehrte und freute sich. Kam aber nicht auf die Idee, der neu gegründeten Familie etwas davon abzugeben. Erst als Jakob ihn darauf ansprach, gab er zögernd nach. Versuchte aber trotzdem, noch einiges von dem, was er Jakob versprochen hatte, auf die Seite zu bringen.

Aber Gott sorgte für Jakob, so wie er es versprochen hatte.
Das Ritual, welches Jakob damit verband, klingt für mich eher nach Hokuspokus. Aber weil Gott mit ihm ist, gelingt sogar diese Aktion. Dass letztendlich Jakobs Herden anwachsen und er ein reicher Mann wird.

Und dann macht er sich mit seiner ganzen Familie auf den Weg, zurück zu seiner Heimat. Der Kampf mit Gott ist ein Punkt, den ich schlecht zuordnen kann. Es gibt etliche Erklärungen dafür. Aber ich belasse es einfach mal dabei, dass es so da steht. Jedenfalls kommt die Zeit, wo er seinen Bruder Esau wieder treffen würde. Und obwohl der Kampf mit Gott unterwegs ihn körperlich eingeschränkt wurde (er hinkte seitdem), war er danach offensichtlich stärker. Denn er ging Esau entgegen, obwohl er vielleicht noch  damit rechnete, dass dieser sich rächen würde.

Aber Esau reichte ihm die Hand und schlug ihm sogar vor, mit ihm zusammen zu ziehen, mitsamt eines Hab und Guts. Aber Jakob versöhnte sich mit ihm und zog dann seinen eigenen Weg weiter.

(Fortsetzung folgt)

Freitag, 25. Juli 2014

Jakob

den Sohn von Isaak und Rebekka, habe ich gerade im Visier. Meistens wird er als hinterlistig und raffiniert dargestellt. Weil er seinen Bruder um das Erstgeburtsrecht betrogen hat. Aber wenn man mal versucht, den Menschen Jakob anzuschauen und mögliche Hintergründe der Taten in die Berichte über ihn einbezieht, dann kann man auch einen Menschen wie du und ich dahinter erkennen. Nicht hinterlistiger oder raffinierter als  ganz normale Menschen auch oft miteinander umgehen.

Die beiden Brüder waren so verschieden, dass sie fast in verschiedenen Welten lebten. Obwohl sie aus der gleichen Familie und dem gleichen Umfeld stammten. Esau war der Wilde und Freischaffende, während Jakob gerne zu Hause war und seiner Mutter half. Ich denke, Jakob wurde von seinem Bruder, vielleicht auch von seinem Vater, so manches Mal mit Ähnlichem,  wie "Muttersöhnchen" betitelt.

Beide waren noch jung, als die Sache mit dem Linsengericht geschah. Jakob hatte gekocht. Was eigentlich Frauensache war. Esau kam von der Jagd und hatte Hunger. Und auf einmal war das, was sein Bruder gemacht hatte, interessant für den wilden Bruder. Möglicherweise war es nur ein Geplänkel unter Brüdern, dieser "Vertrag" um das Erstgeburtsrecht. Es wird jedenfalls danach nicht wieder erwähnt.

Als es dann soweit war, dass der Vater seinem Erstgeborenen den Segen geben wollte, war es nicht Jakob, der sich dann holte, was er vertraglich abgemacht hatte. Es war Rebekka, seine Mutter, die ihn dazu überredete. Denn Jakob hatte zuerst große Bedenken, dass es schief laufen könnte. Aber seine Mutter hat seine Bedenken nichtig gemacht, mit raffinierten Tricks.

Warum sie das wohl getan hat(?) Vielleicht erhoffte sie damit ihren Lieblingssohn immer in ihrer Nähe. Weil er mit dem Segen  ja der Erbe der väterlichen Besitztümern war. Obwohl ja auch Esau ihr Sohn war, konnte sie mit ihm wohl nicht so viel anfangen. Jedenfalls hat sie ihre Macht über ihren Sohn schamlos ausgenutzt. Was dazu führte, dass Jakob fliehen musste. Die Mutter hat ihn bis zu ihrem Lebensende nicht wieder gesehen.

Dem Vater lag wohl mehr der wilde und freiheitsliebende Sohn, Esau. Eigentlich hätte das ja ein interessantes Familiengebilde geben können. Aber irgendwie haben beide Eltern wohl viel häufiger jeder sein eigenes Süppchen gekocht. Und jeder darum auch danach geschaut, dass man selbst dabei nicht zu kurz kam. -

Und dann war Jakob, dieser behütete Sohn der Mutter auf einmal allein auf sich gestellt. Er rannte um sein Leben und fühlte sich schrecklich allein. Bis er müde auf dem Boden auf einem Stein einschlief.  Als er einen Traum bekam, in dem Gott ihm zeigte, dass er nie und nirgends alleine sein wird, weil Gott selbst ihn überall hin begleiten wird, veränderte sich sein Leben..

An dieser Stelle wird mir immer ganz warm ums Herz. So ist Gott! Gott hält ihm nicht erst einmal, wie die Menschen es gerne tun, vor Augen, was er alles falsch gemacht hat und was er erst einmal ändern muss, damit er würdig genug ist,  Zusagen von Gott zu bekommen. Gott zeigt ihm einfach, dass er da ist und er berührt das Herz des Jakob. So dass es nie mehr so sein wird wie vorher. Denn wenn Gott das Herz berührt, dann geschieht etwas mit dem Menschen. Man wird inspiriert, Dinge zu verstehen, die man sonst nicht verstanden hat. Die alles Angstmachende  relativiert und überschaubar macht.

So kann Jakob weiterziehen ohne die ständige Angst im Nacken, die ihn vorwärts treibt. Und das hat bewirkt, dass seine Augen geöffnet sind auf dem Weg,  so dass er findet, was er gesucht hat.

Fortsetzung folgt.

Dienstag, 15. Juli 2014

Gedanken über die Freiheit

"Freiheit" ist ein vielbeliebtes Diskussions-Thema, vor allem in christlichen Lager. Denn Christen behaupten, dass sie durch Jesus Freiheit des Lebens erfahren.

Dagegen setzen die "Realisten" die These: Niemand ist frei, in dem Sinne, dass man an nichts gebunden ist. Womit sie auch Recht haben. Schon das Leben als solches ist gebunden an die Zeit, welche die Grenzen setzt.

Wirkliche Freiheit, völlig unabhängig von irgendetwas oder irgendwem, gibt es nicht. Dafür gibt es aber viele Zwischentöne, die möglicherweise von dem Einen als Freiheit und von anderen wiederum als Begrenzung empfunden werden kann.

Ein simples Beispiel sind mir da gerade Hühner in den Sinn gekommen. An der Vermarktung der Hühnereier kann man deren Freiraum (sofern es den gibt) erkennen. Es gab mal Eier aus Käfighaltung, welche inzwischen verboten ist. Da gab es dann eindeutig keine Freiheit mehr für die Viecher. Weil sie quasi gedrückt und gestapelt auf den reinen Körperraum beschränkt leben mussten. - Dann kommen die Eier aus Bodenhaltung. Welche im Grunde auch nicht viel mehr Raum haben. Aber immerhin haben sie noch Boden unter den Füßen - aber auch in sehr kleinen Käfigen zu mehreren. - Erstrebenswert erscheint dann die Freilandhaltung. Wobei auch dieser Raum im Allgemeinen eingegrenzt ist. Aber es gibt einen größeren Bereich, auf dem sich die Viecher auch vorwärts bewegen können. Möglicherweise gibt es da Unterschiede, wieviel Raum einem Huhn zugestanden werden - ich weiß es nicht. - Ein paar Bauernhöfe gibt es sicher noch so, wie sie früher waren. Wo die Hühner kreuz und quer über den ganzen Hof laufen dürfen und einen Stall zum schlafen haben. Auch sie sind eingegrenzt auf den Hof. Aber es kann sein, dass sich da auch mal ein Huhn auf die Straße verläuft, was ihm dann meist nicht gut bekommt. Solche Höfe sind wahrscheinlich nicht auf die Einnahmen für den Verkauf der Eier angewiesen. Sie verkaufen diese oft eher an Menschen in ihrer Region, die persönlich auf den Hof kommen um dort einzukaufen.

Die Gefangenschaft der Hühner wurde abgeschafft. Jedes Huhn hat idR eine gewisse Freiheit. Trotzdem ist diese Freiheit begrenzt.

So ungefähr, aber in noch viel mehr Facetten, wird die Freiheit bei den Menschen unterschiedlich empfunden und bewertet. Manche brauchen sehr viel Freiheit und lehnen fast alles ab, was irgendwie einzuengen scheint. Andere suchen sogar einen gewissen engeren Raum, weil sie darin Schutz empfinden - durch die Grenzen, die ihnen gesteckt werden oder die sie sogar selbst abstecken. Und dazwischen gibt es noch viele verschiedene Arten von Freiheit, nach dem rein persönlichen Empfinden. Genauso, wie mancher sich gefangen fühlt von engen Grenzen, die nach dem eigenen Empfinden zu eng gesteckt wurden.

Auch in religiösen Glaubensdingen gibt es Freiheit und Anbindung. Die Frage ist, woran wir uns binden lassen und wovon wir Freiheit empfangen haben. Das ist in diesem Fall einmal davon abhängig, was Gott von uns fordert und zum anderen, was unsere ganz persönliche Umgebung uns abverlangt.

Bei Gott empfinde ich die Freiheit, dass ich so sein darf, wie ich bin. Gerade auch dann, wenn ich in meiner ganz persönlichen Umgebung  an meine Grenzen stoße. Es heißt in einem Psalm in der Bibel:
" ....du stellst meine Füße auf weiten Raum". Psalm 31,9

Gott gibt mir Raum zum leben. Und wo ich für meine ganz persönliche Situation eine Grenzerweiterung brauche, da gibt er diese mir. Vorausgesetzt, ich bleibe auf seinem "Freiland" und suche nicht die Freiheit in den Räumen, die von Menschen gemacht werden. Aber selbst da, wo ich mich verirrt habe, gibt er mir Wegweisung, wie ich in seinen Freiraum zurück kann. Da, wo ich sein darf, wie ich bin. Wo ich nicht erst werden muss, wie ich sein soll. Und damit ich seine Signale erkenne, kann, darf, sollte ich in der Verbindung und im Gespräch mit Gott bleiben.

Da aber auch im göttlichen Freiraum Menschen miteinander unterwegs sind, wird es immer auch menschliche Grenzen innerhalb des göttlichen Freiraums geben. Grenzen, welche der Einzelne akzeptieren kann oder auch ignorieren kann. Was auch immer nötig sein wird für das persönliche Leben, dazu kann Gott Grenzen erweitern oder beseitigen. Für jeden einzelnen Menschen.

Wo es dann Probleme innerhalb des göttlichen Freiraums gibt, sind diese immer von Menschen gemacht. Menschen, welche ihre ganz persönlichen Grenzen auf andere Menschen übertragen wollen. Menschen, die eigene Grenzen nicht akzeptieren können und sozusagen mit dem Kopf durch die Wand wollen. Da wo der effektivere Weg sein kann, dass man an seinen Grenzen zu Gott ruft und um Grenzerweiterung bittet.

Die Grenzerweiterungen von Gott sind auch nicht pauschal erkennbar. Manchmal bleiben die sichtbaren Grenzen bestehen. Wo Gott einen Blick über die eigenen Grenzen hinaus geben kann. So dass man evtl. die eigenen Grenzen auch als Schutzraum erkennen kann - in seinem ganz persönlichen Leben. So dass man nicht mehr sehnsüchtig über den scheinbaren Zaun blicken muss, sondern dankbar wird für den Raum, der einem das gibt, was man benötigt.  - Das sieht für jeden wohl anders aus und man kann nicht seinen eigenen Raum als den einzig richtigen darstellen. Genau das wollen aber viele Christen. Vielleicht, weil sie eine gewisse sichtbare und menschliche Sicherheit suchen. Aber diese Sicherheit ist nur scheinbarer Schutz. Kein menschlicher Raum kann mehr Schutz bieten, als Gott es geben kann.

Freiheit ist möglich. Da wo man sich an Gott binden lässt, der den Weg zur Freiheit weisen kann. Nicht in einem Labyrinth, sondern auf dem Weg, auf dem er mit uns gehen will. Die Freiheit liegt in diesem Fall in Gott selbst.

Freiheit verbunden mit Gebundenheit, das ist ein Thema, worüber ich manchmal nachdenke. Dann, wenn ich den Eindruck habe, dass meine Grenzen zu eng sind und meine Möglichkeiten zu begrenzt sind. Wobei ich mich immer wieder dabei ertappe, dass ich das an menschlichen Maßstäben messe. Bis mir Gott zeigt, dass die Freiheit nicht da ist, wo ich suche. Sondern da, wo er mir den weiten Raum geschaffen hat, auf dem ich sicher gehen kann.
 Psalm 18,37 :  "Du gibst meinen Schritten weiten Raum, dass meine Füße nicht wanken."