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Dienstag, 15. Juli 2014

Gedanken über die Freiheit

"Freiheit" ist ein vielbeliebtes Diskussions-Thema, vor allem in christlichen Lager. Denn Christen behaupten, dass sie durch Jesus Freiheit des Lebens erfahren.

Dagegen setzen die "Realisten" die These: Niemand ist frei, in dem Sinne, dass man an nichts gebunden ist. Womit sie auch Recht haben. Schon das Leben als solches ist gebunden an die Zeit, welche die Grenzen setzt.

Wirkliche Freiheit, völlig unabhängig von irgendetwas oder irgendwem, gibt es nicht. Dafür gibt es aber viele Zwischentöne, die möglicherweise von dem Einen als Freiheit und von anderen wiederum als Begrenzung empfunden werden kann.

Ein simples Beispiel sind mir da gerade Hühner in den Sinn gekommen. An der Vermarktung der Hühnereier kann man deren Freiraum (sofern es den gibt) erkennen. Es gab mal Eier aus Käfighaltung, welche inzwischen verboten ist. Da gab es dann eindeutig keine Freiheit mehr für die Viecher. Weil sie quasi gedrückt und gestapelt auf den reinen Körperraum beschränkt leben mussten. - Dann kommen die Eier aus Bodenhaltung. Welche im Grunde auch nicht viel mehr Raum haben. Aber immerhin haben sie noch Boden unter den Füßen - aber auch in sehr kleinen Käfigen zu mehreren. - Erstrebenswert erscheint dann die Freilandhaltung. Wobei auch dieser Raum im Allgemeinen eingegrenzt ist. Aber es gibt einen größeren Bereich, auf dem sich die Viecher auch vorwärts bewegen können. Möglicherweise gibt es da Unterschiede, wieviel Raum einem Huhn zugestanden werden - ich weiß es nicht. - Ein paar Bauernhöfe gibt es sicher noch so, wie sie früher waren. Wo die Hühner kreuz und quer über den ganzen Hof laufen dürfen und einen Stall zum schlafen haben. Auch sie sind eingegrenzt auf den Hof. Aber es kann sein, dass sich da auch mal ein Huhn auf die Straße verläuft, was ihm dann meist nicht gut bekommt. Solche Höfe sind wahrscheinlich nicht auf die Einnahmen für den Verkauf der Eier angewiesen. Sie verkaufen diese oft eher an Menschen in ihrer Region, die persönlich auf den Hof kommen um dort einzukaufen.

Die Gefangenschaft der Hühner wurde abgeschafft. Jedes Huhn hat idR eine gewisse Freiheit. Trotzdem ist diese Freiheit begrenzt.

So ungefähr, aber in noch viel mehr Facetten, wird die Freiheit bei den Menschen unterschiedlich empfunden und bewertet. Manche brauchen sehr viel Freiheit und lehnen fast alles ab, was irgendwie einzuengen scheint. Andere suchen sogar einen gewissen engeren Raum, weil sie darin Schutz empfinden - durch die Grenzen, die ihnen gesteckt werden oder die sie sogar selbst abstecken. Und dazwischen gibt es noch viele verschiedene Arten von Freiheit, nach dem rein persönlichen Empfinden. Genauso, wie mancher sich gefangen fühlt von engen Grenzen, die nach dem eigenen Empfinden zu eng gesteckt wurden.

Auch in religiösen Glaubensdingen gibt es Freiheit und Anbindung. Die Frage ist, woran wir uns binden lassen und wovon wir Freiheit empfangen haben. Das ist in diesem Fall einmal davon abhängig, was Gott von uns fordert und zum anderen, was unsere ganz persönliche Umgebung uns abverlangt.

Bei Gott empfinde ich die Freiheit, dass ich so sein darf, wie ich bin. Gerade auch dann, wenn ich in meiner ganz persönlichen Umgebung  an meine Grenzen stoße. Es heißt in einem Psalm in der Bibel:
" ....du stellst meine Füße auf weiten Raum". Psalm 31,9

Gott gibt mir Raum zum leben. Und wo ich für meine ganz persönliche Situation eine Grenzerweiterung brauche, da gibt er diese mir. Vorausgesetzt, ich bleibe auf seinem "Freiland" und suche nicht die Freiheit in den Räumen, die von Menschen gemacht werden. Aber selbst da, wo ich mich verirrt habe, gibt er mir Wegweisung, wie ich in seinen Freiraum zurück kann. Da, wo ich sein darf, wie ich bin. Wo ich nicht erst werden muss, wie ich sein soll. Und damit ich seine Signale erkenne, kann, darf, sollte ich in der Verbindung und im Gespräch mit Gott bleiben.

Da aber auch im göttlichen Freiraum Menschen miteinander unterwegs sind, wird es immer auch menschliche Grenzen innerhalb des göttlichen Freiraums geben. Grenzen, welche der Einzelne akzeptieren kann oder auch ignorieren kann. Was auch immer nötig sein wird für das persönliche Leben, dazu kann Gott Grenzen erweitern oder beseitigen. Für jeden einzelnen Menschen.

Wo es dann Probleme innerhalb des göttlichen Freiraums gibt, sind diese immer von Menschen gemacht. Menschen, welche ihre ganz persönlichen Grenzen auf andere Menschen übertragen wollen. Menschen, die eigene Grenzen nicht akzeptieren können und sozusagen mit dem Kopf durch die Wand wollen. Da wo der effektivere Weg sein kann, dass man an seinen Grenzen zu Gott ruft und um Grenzerweiterung bittet.

Die Grenzerweiterungen von Gott sind auch nicht pauschal erkennbar. Manchmal bleiben die sichtbaren Grenzen bestehen. Wo Gott einen Blick über die eigenen Grenzen hinaus geben kann. So dass man evtl. die eigenen Grenzen auch als Schutzraum erkennen kann - in seinem ganz persönlichen Leben. So dass man nicht mehr sehnsüchtig über den scheinbaren Zaun blicken muss, sondern dankbar wird für den Raum, der einem das gibt, was man benötigt.  - Das sieht für jeden wohl anders aus und man kann nicht seinen eigenen Raum als den einzig richtigen darstellen. Genau das wollen aber viele Christen. Vielleicht, weil sie eine gewisse sichtbare und menschliche Sicherheit suchen. Aber diese Sicherheit ist nur scheinbarer Schutz. Kein menschlicher Raum kann mehr Schutz bieten, als Gott es geben kann.

Freiheit ist möglich. Da wo man sich an Gott binden lässt, der den Weg zur Freiheit weisen kann. Nicht in einem Labyrinth, sondern auf dem Weg, auf dem er mit uns gehen will. Die Freiheit liegt in diesem Fall in Gott selbst.

Freiheit verbunden mit Gebundenheit, das ist ein Thema, worüber ich manchmal nachdenke. Dann, wenn ich den Eindruck habe, dass meine Grenzen zu eng sind und meine Möglichkeiten zu begrenzt sind. Wobei ich mich immer wieder dabei ertappe, dass ich das an menschlichen Maßstäben messe. Bis mir Gott zeigt, dass die Freiheit nicht da ist, wo ich suche. Sondern da, wo er mir den weiten Raum geschaffen hat, auf dem ich sicher gehen kann.
 Psalm 18,37 :  "Du gibst meinen Schritten weiten Raum, dass meine Füße nicht wanken." 

Dienstag, 24. Juni 2014

Der Juni hat's in sich ...

Ende Juni, vor 8 Jahren bin ich aus dem Norden in den Süden gezogen.
Ende Juni, vor 6 Jahren bin ich in meinen jetzigen Wohnort gezogen.
Ende Juni, vor 1 Jahr bin ich in meine jetzige Wohnung gezogen.

... achja, das fiel mir erst hinterher ein: Ende Juni, in 2 Jahren kann ich meine Rente beantragen.

Sonntag, 15. Juni 2014

Neuer Lesestoff

Für meine Urlaubswoche habe ich mir von meiner Tochter drei dicke Wälzer ausgeliehen. Mit einem habe ich gestern begonnen und inzwischen fast 300 Seiten gelesen. Es ist spannend, wenn auch etwas mysteriös und ziemlich fantasievoll.

"Das Tagebuch", von Thomas Franke

Obwohl ich in manchen Büchern die typisch christlichen Dialoge eher überfliege, finde ich sie in  diesem Buch ziemlich ansprechend.

Ein Archäologe findet bei Ausgrabungen ein Tagebuch aus dem 17. Jahrhundert, von einer Frau, die in der Burg, im Bereich deren Ruine die Ausgrabungen stattfinden.

Auf mysteriöse Weise gerät der Mann mit der Tagebuchschreiberin über die Zeitschwelle hinweg in einen Dialog.

Heute fand ich dann einen Text, den ich zu dem altbekannten Dauerbrenner der Frage nach dem Leid sehr ansprechend finde.  Ich zitiere mal einen Abschnitt aus Seite 288

"Was meinst du, wenn du von der „Summe allen Leides“ sprichst? Können wir Leid addieren wie Goldmünzen oder Brotlaibe? Ich habe nicht das Gefühl, dass mich dies der Tiefe des Schmerzes näherbringt. Spürst nicht auch du das tiefste Leid, wenn die Menschen, die du liebst, davon betroffen sind?

In der Begegnung mit einzelnen Menschen komme ich dem Leid am nächsten. Und manchmal habe ich eine Ahnung, dass all dieser Schmerz nicht immer ziellos ist. Wie du vielleicht weißt, traf ich einst einen Mann, der furchtbar gezeichnet war. Das Feuer hatte ihm das Gesicht genommen und tiefe Spuren in seinem Körper hinterlassen.  Aber es hatte ihn auch zum Menschen gemacht, denn zuvor war er wie eine tollwütige Bestie gewesen, ein Fluch für Tausende von Menschen. Für mich ist er zum Segen geworden.

Aber ich weiß aus tiefstem Herzen, dass die Antwort auf die Frage, wozu all dieser Schmerz gut ist, nicht so einfach zu finden ist. Es haben sich schon tausend Philosophen den Kopf darüber zermartert. Wir versuchen, die Schatten an der Wand zu deuten, und wissen nichts von dem Licht , das sie hervorruft.

Deshalb frage ich mich, ob es nicht im tiefsten Kern um etwas anderes geht. Denn selbst wenn es mir gelänge, eine Antwort auf die Frage nach dem Leid zu finden, würde das meinen Verstand vielleicht befriedigen, aber mein Herz  bliebe trotzdem einsam. Was nützte es mir und was nützte wes anderen, wenn ich die Kuppen der Berge beleuchtet sähe und doch in der Dunkelheit des Tals über meine eigenen Füße stolpere? Was ich wirklich brauche, ist das Licht für den nächsten Schritt!


Wir haben dieses Trachten in uns, die ganze Welt zu durchschauen. Und ja, wir wollen Gerechtigkeit schaffen. Aber der Ort, an dem dies alles beginnen muss, ist unser eigenes Herz. In der Tiefe des Lebens und des Todes sind all die Großen Gedanken über die Missstände dieser Welt mit einem Male klein und unbedeutend. Jetzt interessiert nur eines: Worauf vertraue ich oder besser gesagt: Wem vertraue ich?"


Anmerken möchte ich dazu noch den Hinweis zu dem Mann, den die Schreiberin erwähnt - welcher im Feuer sein Gesicht verloren hat. Der taucht nämlich auch in der Geschichte des Tagebuchs auf, als fromme Leute die Schreiberin töten wollten und dieser Mann sie gerettet hat. Der Mann betete ein dauerndes Gebet in dem Sinne: "Sei mir Sünder gnädig" und beichtete der Frau, dass er vorher haufenweise Leute umgebracht hatte und in seinem selbstgelegten Feuer sein Gesicht verloren hatte. - Hier hatte das Leid den Menschen erst zu dem Menschen gemacht, der Hilfe wurde für andere.


Interessant ist dabei für mich, dass wir heute, als ich mit meiner Tochter einer Einladung zum Kaffee bei einer älteren Frau gefolgt bin, ähnliche Ergebnisse zu diesem Thema gefunden hatten. 

Bei uns ging es um die Kriege, welche unsere Eltern oder Großeltern noch erlebt haben und die jetzige Generation  kaum eine Vorstellung davon hat.

Auch hatten wir festgestellt, dass die Technik und das Streben zur Perfektion sehr zugenommen hat. So wie man es sich noch vor 30 Jahren kaum vorstellen konnte. Aber im Grunde genommen kamen wir zu dem Ergebnis, dass irgendwie der Mensch dabei oft auf der Strecke bleibt. Und wenn sich das noch so weiter steigert, würde nur noch Perfektionismus herrschen. 

Da fanden wir dann den Bogen dazu, was Kriege bewirken oder auch sonstige Katastrophen des Lebens.  Da fällt nämlich erst einmal der ganze Perfektionismus in sich zusammen und man muss aufbauen - sich meistens ganz neu orientieren. Und irgendwie erinnerte mich das an die Geschichte vom  "Turmbau zu Babel".

Kriege und Katastrophen bringen Leid. Und das mögen wir nicht. Aber sie bewirken auch etwas - in uns, in anderen, in Beteiligten und unbeteiligten Zuschauern.  

Auch hier kann man keine allgemeingültige Antwort zum Leiden finden. Aber für sich selbst vielleicht schon, wenn man sich selbst mal dieser Frage stellt: Was bewirkt das Leid in mir? - Oder: Wem vertraue ich?


Donnerstag, 12. Juni 2014

Balkongarten

Jetzt habe ich mal meinen Balkongarten fotografiert und so zeige ich ihn euch auch mal:



Es fing damit an, dass meine Tochter mir drei Erdbeerpflanzen in dem Topf schenkte. Ihr seht sie auf  dem unteren Foto in dem breiten Topf. Sie hat rote Blüten und soll den ganzen Sommer über tragen. Drei Beeren sind schon fast reif. Ich denke, morgen kann ich sie pflücken.  Dann erinnerte ich mich an Tomaten, die ich in der vorvorigen Wohnung auf der Terasse im Kübel gezogen hatte. Ich versuchte mein Glück zunächst damit, dass ich einfach eine halbe Mini-Romatomate in einen Blumentopf steckte, in der Erwartung, dass aus den Samen darinnen ein paar Pflanzen wachsen. Just, ein paar Tage nach dem Gedanken sah ich eine schöne Pflanze bei der Blumenhändlerin. Die mir netterweise die Pflanze noch in einen passenden Topf pflanzte und das Ganze etwas billiger machte, als es ausgeschrieben war. Die Pflanze erkennt man besonders am ersten Foto, wo schon fünf fast rote Früchte dranhängen.  Die Samen der halben Tomate haben zwei Pflanzen hervorgebracht, die direkt neben der üppigen Tomate steht. Ein paar Tage später wurden beim Discounter Gemüsepflanzen verkauft. Und als dann ein paar noch runtergesetzt wurden, weil sie  nicht mehr so schön aussahen, habe ich einfach noch eine Gurkenpflanze für meinen Balkon gekauft. Die kann man am besten sehen auf dem mittleren Foto , ganz links in der Ecke. 
Irgendwann dazwischen hatte ich noch ein paar Sonnenblumenkerne in zwei Töpfe gesteckt. Auch da sind ein paar kleine Pflänzchen draus erschienen. die stehen auf dem regal links und rechts hinter der Strauchrose.
Als ich dann sinnend vor meinen Pflänzchen in der Abendsonne saß, kam mir der Gedanke, dass ich unbedingt noch Rosen brauche. Vielleicht solche, aus denen ich ab und zu auch mal ein paar abpflücken kann. Und siehe da - der Discounter verkaufte unmittelbar danach auch Rosen. Zunächst habe ich noch gezögert. Aber als dann nach dem Wochenende der Preis wieder runtergesetzt wurde, habe ich zwei Rosen gekauft.  Einen Strauch und eine Kletterrose. Und als zwei Tage später nochmal runtergesetzt wurde, habe ich noch eine Kletterrose zugekauft. Die beiden Kletterrosen sieht man auf den mittleren Bild an der Wand. Ich habe ein Gitter aus dem ehemaligen Schuhregal (Bild 3 in der Mitte) als Kletterhilfe angebracht, einfach mit zwei Kordeln an bereits vorhandenen Nägeln in der Wand aufgehängt. Und die Strauchrose steht auf dem Regal, neben den Erdbeeren. 
Und dann hab ich nochmal zugeschlagen und im Online-Versand eine Erdbeerminze-, eine  Waldmeister- und eine Stevia-Pflanze  bestellt. 
Die Minze ist links neben den Tomaten, in einen Karton gepflanzt - in Ermangelung an Blumenkästen.  Die Waldmeister mag es schattig, darum kam sie ebenfalls im Karton unten in das Regal. Und die Stevia steht rechts neben der Gurke.
Achja ... und die ehemalige Waschmittelflasche eignet sich hervorragend als Gießkanne. 


Und das ist nun mein diesjähriger Garten. *Stolzbin* 



Dienstag, 10. Juni 2014

Gedankenfunken zum Leben und den Chancen darin

Pfingsten ist vorbei. Heute habe ich in der Kirche auch wieder den Ostergarten aufgelöst(der bis Pfingsten immer mal verändert wurde, angepasst an die aktuellen Themen) und die Utensilien dazu aufgeräumt. Die letzten zwei Wochen waren gut gefüllt mit Arbeit. Aber größtenteils konnte ich alles Anliegende einigermaßen entspannt erledigen.

In diesen Tagen hat sich auch bei mir etwas verändert. Mein Abstand zum Internet ist weiter geworden. Ich hatte die letzten Tage kaum den Drang, nachzusehen, was es Neues gibt. Meistens habe ich dann abends mal kurz reingeschaut und mich dann wieder meinem realen Leben zugewandt.

Etwas mehr als zehn Jahre wusele ich nun im Internet herum. Ich konnte mir bald nicht mehr vorstellen, ohne Internet zu leben. Es ist schon auch so, dass die Kontakte in der ersten Zeit mir halfen, den Weg zu finden, alleine mein Leben (und z.T. das meiner Kinder) in die Hand zu nehmen. Da ich mich anfangs immer wieder geweigert habe, auch in "Lebenskämpfe" einzusteigen, hatte ich unbewusst immer nach stärkeren Menschen, nach Kämpfernaturen gesucht, um mich ihnen anzuschließen. Das ist letztlich von vorne bis hinten schief gelaufen. Und manches Mal habe ich darunter sehr gelitten, dass alle Hoffnungen den Bach runter gingen. Aber es hat mich und meinen Lebensmut gestärkt. Alles nach und nach - Schritt für Schritt. Ohne Gott hätte ich das aber nie geschafft. Dafür aber mit ihm viel besser, als ich es je vermutet hatte.

Ich habe, vor allem in den ersten Jahren, viel in Foren geschrieben. Weil es so viele Fragen gab, über die ich nachdenken musste. Ich wollte Anregungen haben, damit ich nicht einseitig werde und es fällt mir leichter, zu schreiben, statt zu reden. - Im Rückblick habe ich aber den Eindruck, dass  die Fragen des Glaubens und des Lebens in den Diskussionen überwiegend mehr ihre Dynamik verloren, anstatt dass sie aufgebaut hätten. Weil da, wo man nur Geschriebenes erkennt, jeder seine eigenen Vorstellungen in die Texte der Schreiber hinein liest. Und oft entsteht daraus ein Chaos von verschiedenen Meinungen - aber der Kern des Themas geht verloren.

Man kann leichter Freundschaften pflegen im Internet, als im realen Leben. Eine lange Freundesliste kann den Eindruck erwecken, dass man umgeben ist von Freunden. Aber das sind nur verzerrte Vorstellungen von echten Freundschaften. Und nicht selten kippt an irgendeiner Stelle eine Freundschaft um und verwandelt sich ins Gegenteil. Weil man nur einen kleinen Teil des schreibenden Freundes wahrnehmen kann und die Lücken einfach mit den eigenen Vorstellungen und Wünschen füllt. Und wenn die dann nicht passen, ist die Enttäuschung groß und die Freundschaft schmilzt dahin.

In den vergangenen Tagen habe ich gespürt, dass ich mich weniger alleine fühle, wenn ich mich überwiegend außerhalb des Internets aufhalte und dort wo ich ganz real lebe meine "Erfüllung" suche. Selbst wenn ich scheinbar gerade hier alleine lebe und dort viele Freunde habe.

Wie sich das jetzt auf die Dauer auf mein Leben im WWW auswirkt, das weiß ich noch nicht. Wahrscheinlich je nach Befinden unterschiedlich. Wie es schon eine Weile bei mir so war. Nur war es bisher immer eher unbewusst. Weil ich immer noch die meisten Freunde dort suchte, wo über Themen geredet wurde, die mich auch interessieren. Aber gerade weil dabei mehr zerredet wird, als dass man zu einem Ergebnis kommt, fühlte ich mich mehr und mehr auch dort meistens einsam und wurde folglich selbst immer schweigsamer.

Gerade die Fragen um Gott und seine Verbindung zu den einzelnen Menschen lässt sich nicht wirklich durch Reden analysieren. Es hapert immer daran, dass wir Menschen Gott nicht "im Griff" haben. Gestern schaute ich mal wieder kurz in ein Forum herein und begegnete dem Dauerbrenner unter den Fragen: "Wie kann das sein ... wo Gott doch allwissend ist?" Vieles in den biblischen Geschichten ist sehr fraglich unter diesem Aspekt. Da gibt es Einige, die meinen, man müsse "einfach glauben" - und andere, die meinen "das kann überhaupt nicht stimmen, weil es vorne und hinten nicht passt." - Ich denke, beides ist nicht falsch und nicht richtig. Weil Mensch nicht "einfach glauben" kann. Und weil Mensch besonders auch die "Allmacht" und "Allwissenheit" Gottes nur von der eigenen sehr begrenzten Warte aus anschauen kann.

Ich denke, Gottes Allwissenheit ist nicht an Vohersagen zu erkennen und seine Allmacht nicht darin, dass er die Maschinerie der Welt in Gang hält und seine längst vorgezeichneten Pläne verwirklicht. Ich denke, Gott hat sich mit den Menschen tatsächlich auf ein Experiment begeben, bei dem er die Kontrolle über sie zum Teil ihnen selbst überlassen hat. Wir Menschen sind sehr auf Sicherheit bedacht. Alles muss irgendwie unter Kontrolle bleiben, damit es nicht aus dem Ruder läuft. Der Unterschied zu Gott ist, dass er es sich leisten kann, auch mal etwas aus dem Ruder laufen zu lassen. Weil er immer auch Auswege findet und sie denen anbieten kann, welche danach suchen.

Ja - und nun? - Eigentlich stehe ich gerade ohne festes Konzept da. Aber im Grunde ist das ein Status, mit dem ich persönlich am besten umgehen kann. Mir liegt es eher, aus dem Herzen heraus - oder manche sagen "aus dem Bauch heraus" - zu entscheiden und danach zu leben. Vielleicht kann ich es mir gerade deshalb auch am ehesten auch auf diese Weise vorstellen, wie Gott handelt. Vielleicht ist es zum Teil auch bei Gott so. Aber bei ihm ist noch viel mehr als das. Ich kann mich nur darauf beschränken, weniger zu organisieren und kontrollieren - dafür mehr Risiken einzugehen.

Fast hätte ich das eine Zeitlang im WWW verlernt. Weil so viel schieflief. Weil Freundschaften letztendlich keine waren und ich mich ausgenutzt fühlte. Weil ich zuviel Vertrauen gegeben hatte und man dies gegen mich verwendet hat. In der Zeit trafen mich dann eher solche Worte: "man kann sich nicht verlassen auf Menschen" und "man kann niemandem vertrauen".

Ich denke, ich bin vorsichtiger geworden. Aber in gewissem Maß habe ich mein Selbstvertrauen wiedergefunden. Mein Vertrauen darauf, dass ich in Gottes Hand geborgen bin und mit den Menschen leben kann, weil da, wo ich enttäuscht werde, Gott selbst mich auffängt.

Irgendwie habe ich jetzt ein Stückweit das Leben wiedergefunden, das ich unbemerkt verloren hatte. So nehme ich wieder mehr die Chancen meiner Umgebung wahr. Zum beispiel habe ich mir jetzt auf meinem kleinen Balkon einen Minigarten angelegt. Fast erscheint es mir, als habe ich ein kleine Insel hier, die mir gehört, in die mir keiner reinreden kann. Mein Minigarten hat inzwischen drei Rosenstöcke, drei Erdbeerpflanzen in einem Topf zusammen,  eine Tomatenranke, eine Gurkenpflanze, Sonnenblumen aus Vogelfutter und ein paar Geschmackskräuter. Und ein  Vogelfutterhäuschen habe ich ich auch in die Ecke,. genau vor das Fenster gestellt. Inzwischen hat sich eine ganze Spatzenfamilie da eingerichtet. Sie kommen den ganzen Tag über immer mal in Gruppen oder auch alleine, um nach Futter zu schauen. Letztens hat sich ein Spatzenkind  noch von seiner Mutter im Vogelhaus füttern lassen. Und dann, als die Mutter schon wieder wegflog, ist es da noch eine Weile sitzen geblieben, so als wäre das jetzt sein Nest. Da aber seine Geschwister immer wieder dort ankamen, hat er sich es dann irgendwann auch anders überlegt.

Um mich herum ist Leben. Und das gehört zu meinem Leben. Ich glaube, ich habe in meinem Leben ziemlich viel verpasst, weil ich oft "höheren Zielen" nachgelaufen bin und dabei das Naheliegende übersehen habe. Aber noch habe ich mein Leben und kann es gestalten. Manches ist begrenzter geworden und manche Chancen haben sich verändert. Aber es gibt sie, die Chancen - jeden Tag neu.