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Montag, 28. November 2011

Biblischer Garten Eden einmal anders verstanden

Es gibt ja verschiedene Verständnismöglichkeiten für diese Geschichte vom Garten Eden.  Zunächst gibt es zwei sehr unterschiedliche Möglichkeiten: 1. Es ist genau so in der Realität passiert. 2. Es ist eine erdachte Geschichte, welche eine Botschaft enthält, quasi als Anschauung.

Ich gehe mal von der zweiten Möglichkeit aus. Und da gibt es natürlich auch noch mehrere verschiedene Variationen, welche Botschaft diese Geschichte enthält.
Ich habe beim Nachdenken gerade eine ganz eigene Version gefunden. Dabei schließe ich die Möglichkeit nicht aus, dass diese Version schon jemand anders entdeckt hat. Ich persönlich bin mit eigenen Gedanken darauf gekommen. Und für mich sind diese sehr schlüssig und passend zu den Reden und dem Leben Jesu.

Wenn  man davon ausgeht, dass Adam und Eva, egal, wie sie bei ihrer "Geburt" gestaltet waren, die Unmündigkeit und das Vertrauen eines Kindes hatten, dann kann man darin die Zeit sehen, welche vor dem sogenannten "Sündenfall" passierte.

Ich gehe nun weiterhin davon aus, dass Gott Menschen zur Mündigkeit erziehen wollte - genauso, wie es Eltern mit ihren Kindern tun (sollten).
Gott will Menschen, die bereit sind, die Verantwortung für ihr eigenes Tun zu tragen. Und das bedeutet, dass sie aus ihren Fehlern lernen. Wobei Gott ihnen weiterhin zur Seite stehen will.

Also ließ er es zu, dass die Menschen vor eine Entscheidung gestellt wurden. Die Entscheidung der Menschen bewirkte, dass sie erkannten, dass es nicht so leicht ist, die richtige Entscheidung zu treffen. Sie haben sich offensichtlich für die falsche Seite entschieden: gegen das, was Gott angeordnet hatte.
Der beste Weg, dieses wieder ins Lot zu bringen, wäre gewesen, wenn sie zugegeben hätten, einen Fehler gemacht zu haben - um damit den anderen Weg einzuschlagen.

Aber die Menschen erkannten plötzlich nur ihre Unfähigkeit, und beklagten ihre Nacktheit, was bedeuten könnte, dass ihnen irgendetwas fehlt. Und sie versteckten sich vor Gott, was genau auch wieder der falsche Weg war.
Gott hat trotzdem ihre Schwachheit akzeptiert und ihnen das gegeben, was sie meinten zu brauchen: er gab ihnen Kleider, um ihre Nackheit zu bedecken. Außerdem hielten sie sich nur an der Schuldfrage fest, anstatt Wege zu suchen, aus dem Dilemma heraus zu kommen. Und damit sie diese nicht selbst tragen mußten, weil die Last zu schwer schien, schoben sie die Schuld auf den "anderen".

Gerne wären die Menschen wieder in die Kindheit zurückgegangen. Aber das war nicht mehr möglich. Die bewußte Entscheidung hat ihnen den Rückweg abgeschnitten. Sie mußten ab da lernen, erwachsen zu sein, eigene Entscheidungen zu treffen und aus den Fehlern zu lernen.

Der Schlüssel zum Gelingen des Lebens und Hilfe bei den richtigen Entscheidungen lag und liegt noch heute in der Beziehung zu Gott.

Immer wieder hat Gott auch in der Folgezeit die Menschen dazu aufgerufen, umzukehren zu ihm. Wer es tat, dessen Leben gelang, durch alle Täler und über alle Berge hinweg. Gott hat nicht die Berge und Täler weggeschafft, sondern dem Menschen einfach die Hilfe zugesagt, diese zu überwinden.

Noch heute haben Menschen Schwierigkeiten, erwachsen zu werden. Man schiebt am Besten alle Verantwortung auf andere. Und wenn man Gott begegnet, dann sieht man nur, dass man an ihn niemals heranreicht. Dabei übersieht man, dass Gott sich zum Menschen hinabbeugt und ihnen entgegen kommt.

Das, was schief läuft auf der Welt sind Werke der Menschen. Trotzdem bietet Gott immer wieder und Jedem seine Hilfe an. ER fordert keine perfekten Taten, sondern nur den Einsatz der Talente, die jeder Mensch bekommt. Und da wo ein Mensch Lücken empfindet, darf er dieses Gott sagen, der dann eine Lösung schafft.

Nun kommt natürlich immer noch die Frage auf, wozu dann die "Erlösung" nötig sei, die Jesus geschaffen hat.

Ich sehe darin die Lösung von der Frage nach der Schuld, welche die Menschen sich gegenseitig selbst anlasten. Dieses bohren nach der Schuldfrage hat den Menschen immer wieder animiert, sie von Gott abzuwenden und damit eine Kluft selbst geschaffen zwischen Gott und Mensch. Denn man stellt dabei nur fest, dass man Fehler macht. Dabei sind Fehler notwendig, damit wir daraus lernen, umzukehren und den richtigen Weg einzuschlagen. Den Weg, auf dem Gott dem Menschen entgegenkommt.

Der Traum der Menschen geht oft dahin, dass man leben kann auf Kosten anderer, um selbst den größten Profit dabei heraus zu schlagen. Viele träumen vom Schlaraffenland, wo man nur empfängt und nichts mehr geben muß. Wenn man dann aber mal eine winzige Version des Schlaraffenlandes erlebt, kann man schnell feststellen, dass man nie satt wird dabei. Man will immer mehr und wird immer hungriger, je mehr man hat.
Der Mensch wird geboren, um erwachsen zu werden. Leben lernen bedeutet Verantwortung übernehmen, und dabei erleben, wie Talente vermehrt werden und Liebe wächst indem man sie verschenkt.

Samstag, 19. November 2011

Was ist der Mensch ?

Im Kontext aus Psalm 8,4-7:
Wenn ich sehe die Himmel, deiner Finger Werk, den Mond und die Sterne, die du bereitet hast: was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst, und des Menschen Kind, dass du dich seiner annimmst? Du hast ihn wenig niedriger gemacht als Gott, mit Ehre und Herrlichkeit hast du ihn gekrönt.  Du hast ihn zum Herrn gemacht über deiner Hände Werk, alles hast du unter seine Füße getan.

Durch die Konfrontation mit Verständnissen aus alten Zeiten bemerke ich gerade, wie selbstverständlich für mich sich manche neuen Erkenntnisse mein Leben bestimmen. So sehr, dass ich kaum noch Verständnis für Menschen habe, die das, was für mich schon "überholt" ist, noch leidenschaftlich vertreten.

Die Frage des Psalmisten "was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst" wird dabei liebend gerne abwertend verstanden. Wenn man aber die Verse im Zusammenhang liest, ist da viel mehr ein Adel enthalten, den kein anderes Lebewesen hat.

Die ganze Schöpfung erzählt von Gott. Also ist in jedem Teil der Schöpfung etwas von Gott, von dem was Gott hinein gelegt hat. Gott zeigt sich in seiner Schöpfung, er macht sich sichtbar darin. Wobei, nach diesem Psalm, der Mensch der Höhepunkt der Schöpfung ist. Gott hat dem Menschen viele Merkmale von sich selbst mitgegeben, damit im Menschen Gott selbst sichtbar wird, und die Schöpfung insgesamt harmonisch zusammengefügt durch ihr Sein Gott ehren kann.

Wenn man denn das, was Gott geschaffen hat, abwertend behandelt, dann ist das eher verachtend für das, was Gott getan hat. Selbst wenn man mit dem, was man verachtet, den Menschen belastet. Denn der Mensch kann nur das benutzen, was der Schöpfer in ihn gelegt hat. Dass der Mensch es oft "falsch" nutzt, ist dabei unumstritten. Wobei die Beurteilung da auch besser Gott überlassen werden sollte. Denn der Mensch kann des Menschen Tun nur von seinen eigenen Ressourcen her beurteilen. Indem man behauptet, dass der Mensch verachtenswert ist, stellt man praktisch in Frage, dass die Schöpfung "gut" ist, wie es im Schöpfungsbericht beschrieben wird. Dort wird aber gesagt: "Gott schaute sein Werk an, und es war sehr gut" (frei zitiert)

Wenn ausgesagt wird, dass Gott Materie (Blut) braucht, um den Menschen passend zu machen, dann unterstellt man Gott, dass er Fehler gemacht hat. Oder zumindest, dass er nicht genug darüber nachgedacht hätte und die Folgen nicht eingeplant hätte.

Meine Theorie ist dazu ja, dass es der Mensch ist, der sich selbst im Wege steht. Denn der Mensch will es nicht wirklich wahrhaben, dass er "wenig niedriger gemacht ist als Gott". Der Mensch will Gott erfassen können. Und da, wo er merkt, dass da eine große Lücke in seinem Begreifen ist, da versucht der Mensch, die Lücke zu schließen. Und zwar in dem Maße, wie es Menschen untereinander klären: Auge um Auge ...

Gott hat auch in den Geschichten des Alten Testamentes der Bibel vergeben. Gott ist Menschen dort begegnet und hat ihnen gegeben, nach dem, was ihr Herz aussagte. Nicht die Taten waren maßgebend sondern das Herz. So war es immer. Der Opfertod ist darum ein Hilfsmittel für die Menschen, damit sie etwas Sichtbares haben, das sie befreit von dem Empfinden, Gott nicht gerecht zu werden und deshalb getrennt von ihm zu sein. Der Opfertod Jesu sollte das Opfer vollkommen machen, damit nicht immer wieder Opfer gebracht werden mussten, und die Menschen  diese Opfer nur noch als Ritual ohne die passende Herzenshaltung zu Gott meinten, es sei alles in Ordnung. Und sich dann so von Gott entfernten - weil ihr Herz sich von Gott abgewendet hat.

Jesus hat (nach den biblischen Berichten) immer den Menschen als Mensch angesehen, und ihn von demher behandelt. So wurde manches Ritual umgekrempelt und die Frommen als Heuchler enttarnt, während er die Versager emporhob. Denn die Versager waren sich bewusst, dass sie Gott brauchten - die Frommen nicht.

Ich erlebe gerade einen Menschen, der seine Mitmenschen immer nur noch durch die Brille der Verdammnis ansieht. Dieser Mensch ist so fixiert auf die Sünde, die Menschen tun, dass er garnicht mehr fähig ist, den Menschen mit allem, was Gott ihm auf den Weg gegeben hat, zu erkennen. Wenn man es in Frage stellt, sucht er nur schnell Worte aus der Bibel, die seine Sicht bestätigen und fährt fort, Menschen zu verdammen - einschließlich sich selbst. Dieser Mensch hat zwar, nach eigenem Bekenntnis, Jesus Opfertod für sich gültig angenommen. Aber er ist unter dem immerwährenden Zwang, "heilig" werden zu müssen. Und weil es ja immer heißt, dass Gott Liebe ist, wird eben alles, was die Person für "richtig" empfindet und wozu sie einen Bibeltext findet, wo das scheinbar bestätigt wird, einfach das Etikett "Liebe" drangehängt. Dabei merkt sie nicht einmal, dass das was sie darstellt, eher das Gegenteil deklariert.

Und dabei wird mir erst bewusst, wozu es wichtig ist, dass Menschen, bei allen Unterschieden, in  Gemeinschaften leben, und zwar ganz real - nicht nur im Internet. Denn wenn man alles was man tut, nur an den Worten misst, welche man kennt, dann kann man ganz leicht in das genau gegenteilige Extrem rutschen, als man eigentlich wollte. In Gemeinschaft und mit offenem Herzen für die Mitmenschen wird man erst fähig, sich selbst zu hinterfragen, damit man alles prüfen kann und das Gute behalten kann.

Freitag, 18. November 2011

Gott kennen ist Leben

Als ich vor Kurzem mal eine meiner Schwestern traf, kamen wir auch ins Gespräch über unsere persönlichen Veränderungen. Ich erzählte ihr ein wenig von den Veränderungen in meinem Glauben an Gott. Und sie fragte mich "und was hast du nun davon?"

Diese Frage konnte ich nicht so spontan beantworten. Beim Nachdenken hinterher kamen mir so viele Gedanken dazu, dass ich merkte, wie viele kleine Fingerzeige notwendig waren, bis ich zu dem Punkt kam, wo ich jetzt stehe.

Da ich nun gerade wieder in krasse Konfrontation mit jemanden gekommen bin, welche extrem auf den Rachegott fixiert ist, bei dem der Mensch nichts mehr wert ist, reizt es mich gerade mal, solche gegenseitigen Extreme aufzuschreiben, die zu meinem "Früher" im Gegensatz zum "Heute" gehören.

Man hat mir als Kind auch beigebracht, dass der Mensch vor Gott nichts wert sei, weil er ein Sünder ist. Dass Gott dafür seinen Sohn opfern mußte, um Menschen überhaupt wieder nahe an sich ran kommen lassen zu können.  Gott wolle Blut sehen, das Sünden abwaschen kann.
Menschen könnten, durch "Bekehrung" dieses Blutes teilhaftig werden, so dass sie auf diese Weise  zu Gott kommen können. Das künftige Leben sei aber geprägt von dem "Kreuz", und habe nur den Wert, dass man andere Menschen missioniert. Das wirkliche Leben käme erst im Himmel, in den nur solche kämen, die eine echte "Wiedergeburt" erlebt haben.

Nach vielen kleinen Fingerzeigen(u.a.durch biblische Berichte)  ist mir nun die Erkenntnis gekommen, dass es nicht Gott ist, der das Opfer fordert und Blut sehen will (ich habe einige Artikel im Blog schon diesem Gedanken gewidmet) sondern der Mensch. Wofür Jesus sich geopfert hat, hat er nur für die Menschen getan, damit diese ihre Gedanken, nicht an Gott herankommen zu können, loslassen können - und wagen, den Weg zu gehen, den Gott schon immer für den Menschen vorgesehen hat: in die Gemeinschaft mit Gott.

Gott hat den Menschen geschaffen, mit der Option, "Gut" und "Böse" zu nutzen, indem Böses mit Gutem überwunden wird. Gott IST Liebe. Mit seiner Liebe, die Gott den Menschen reichlich anbietet, unterstützt Gott die Menschen, die sich darauf einlassen, bei ihrem "Kampf" um "Gut und Böse".

Zu der Frage meiner Schwester kann ich nun sagen, dass die Liebe Gottes mich frei macht von dem Druck, perfekt werden zu müssen. Gott weiß, dass wir nicht perfekt sind, und erwartet es nicht.

Das LEBEN spielt sich nicht erst in der Zukunft nach dem Tod ab, sondern schon hier auf dieser Erde. Das macht mich frei von der Sehnsucht nach dem Himmel, der nach den Worten Jesu "mitten unter uns ist". Denn die Sehnsucht nach dem Himmel hat mir sehr viel Fähigkeit genommen, an dem Leben, das Gott mir geschenkt hat, mit meinem ganzen Sein teilzunehmen. Arbeit ist nicht mehr Fluch sondern Chance. Und wenn Arbeit zum Stress wird, dann kann ich Gott bitten, dass er diesen Stress auflöst und mir Kraft und Fähigkeit gibt, das zu tun, was gerade "dran" ist.

Seinen Wert hat ein Mensch schon dadurch bekommen, dass er von Gott geschaffen, ihm Leben und Liebe "eingehaucht" wurde. Ich muß nicht mehr ständig nach dem dunklen Kern meiner Sünde schauen, damit ich sie "reinwaschen" lassen kann, um "sauber" später bei Gott zu landen. Ich bin wertvoll, genauso wie Gott mich geschaffen hat, und mit den Fähigkeiten, die Gott mir gegeben hat. Ich muß nicht neidisch sein um Fähigkeiten und Kraft, welche andere Menschen haben. Die Fähigkeiten, welche ich NICHT habe, brauche ich auch nicht. Die welche ich habe, darf und soll ich ausnutzen, mit meinem ganzen Sein.

Ich lebe zur Ehre Gottes - weil ich bewußt lebe.
Und bei alledem bin ich niemals alleine. Gott ist bei mir überall. Das hat er mir schon tausende Male bewiesen.  Und darum möchte ich niemals mehr von ihm weggehen. Ohne die Gemeinschaft mit Gott könnte ich nicht mehr leben. Ohne Gott hätte mein Leben tatsächlich keinen Wert mehr. Aber mit ihm habe ich ALLES.

Donnerstag, 17. November 2011

Wer bin ich?

Wenn jemand sagt, dass man sein will, wie man ist, dann stellt sich die Frage: Wer oder was bin ich denn? Können andere Menschen beurteilen, ob das, was ich von mir zeige, wirklich "ich" bin?
Ich habe gerade erfahren, dass jemand mir unterstellte, im Internet nicht wirklich so zu sein wie ich bin. Daraufhin habe ich versucht, zu beschreiben, wie ich das sehe:

"Ich bin" hat nichts damit zu tun, wie andere mich wahrnehmen. Wenn ich dir begegne, und du den Anspruch hast, dich so zu zeigen, wie du bist, dann heißt das noch lange nicht, dass ich dich so wahrnehme, wie du meinst, wie du bist. Ich nehme deine Botschaften wahr, die durch Worte oder auch Gesten bei mir ankommen. Und dabei bin ich auch wieder "ich selbst". Denn ich erkenne die Botschaften auf die Weise, wie ich Botschaften dieser Art aus meinem Umfeld und meinen Erfahrungen heraus wahrnehme. Das kann unter Umständen sogar sehr weit entfernt sein von dem, was du an Signalen auszusenden meinst, weil die ja auf dein Umfeld abgestimmt sind und dazu passen.

Und wenn man sogar als Botschaft nur tote Buchstaben wahrnimmt, ist eigentlich ziemlich klar, dass die Botschaften, die bei den Lesern ankommen, ganz unterschiedlich ausfallen können. Dabei kann der Botschafter wie auch der Leser ganz und gar sein "Ich" leben und ausdrücken.

Menschen können nur das sehen, was vor Augen ist. Aber ins Herz von anderen Menschen schauen können sie nicht. Und das macht die Beurteilung anderer Menschen oft sehr schwierig, eigentlich unmöglich. Näher kommen könnte man nur durch intensives Zuhören und zu versuchen sich in den anderen hineinzuversetzen. Aber selbst dann wird es immer noch begrenzt und fehlerhaft sein, weil "Ich" eben ich bin und der andere hat sein eigenes "Ich", geprägt vom Leben, dass jeder Mensch hat.

Samstag, 12. November 2011

Gutenachtgeschichte!

Nachdem ich heute morgen diesen Titel im Forum als Einladung empfunden habe, habe ich eine Gutenachtgeschichte mit meinen Gedanken gefüllt und niedergeschrieben. Vielleicht setze ich sie heute Abend zur rechten Zeit ins Forum. Aber zunächst mal hier:


Mitternacht! – Alles war still und schien so friedlich und unzerstörbar.

Bine lag in ihrer Hängematte im Garten. Genau da, wo der Fluss am Garten vorbei geht, zwischen zwei Bäumen, die sicher schon etliche Jahre oder Jahrzehnte auf dem Buckel haben.

Ein lauer Wind streifte durch die Bäume und streichelte Bine’s Gesicht. Sie seufzte: „Warum kann es nicht immer so sein? So friedlich und so heil scheinend. Ist da, wo das Leben stattfindet immer nur Kampf angesagt? 

Bine fällt der Streit mit ihrer Mutter ein.  Dabei fühlt sie sich unverstanden und einsam. Sie hat versucht zu sagen, was sie bedrückt. Aber das hat nur mehr Öl ins Feuer gegossen. Mutter hatte sie nicht verstanden. Eigentlich ging es ihr oft so, nicht nur mit der Mutter.  Lag es doch an ihr selbst?  War sie selbst nicht „richtig“? Was ist überhaupt richtig?

Und dann ließ Bine die Situtation heute und danach vergangene ähnliche Situationen an sich vorbeiziehen. Sie ließ sich einfangen von ihren Gedanken. Es wurde dunkler und friedloser in ihr, obwohl es um sie herum genauso war wie vorher, als alles noch so unzerstörbar schien.

Dann zerriss ein Schrei die Stille und Bine kehrte auch innerlich wieder zurück, dahin, wo sie wirklich war: ihrer Hängematte zwischen den Bäumen am Fluss.  Scheinbar spielte sich irgendwo in einer dunklen Ecke ein Kampf zwischen zwei Tieren ab. Ein paar Sekunden … vielleicht eine Minute … und dann war alles wieder still.

Bine seufzte: Überall ist Kampf, auch hier, wo alles so friedlich erscheint.  Sie lauschte eine Weile den Plätschern des Flusses und dem leichten Säuseln des Windes. Sie ließ sich treiben von der Schönheit und fühlte wieder den Frieden, der unzerstörbar schien.  Der Mond  schien klar und ruhig auf sie. Um den Mond herum blinkten Millionen von Sternen,. Sie wirkten  alle durcheinandergewirbelt und waren doch geordnet. Es gibt Leute, die daraus sogar ein Muster erkennen konnten.

„Da oben ist es friedlich“, flüsterte sie.  Ist es deshalb, weil die Himmelskörper nur  ihren Platz kennen und diesen einfach ausfüllen ohne darüber nachzudenken? Ist  es einfach deshalb, weil sie gar keine andere Option kennen? Wissen sie überhaupt, was Frieden ist, wenn sie nicht das Gegenteil kennen?  „Ist das wirklich das, was ich will?“ überlegte Bine. Wie kann ich den Frieden genießen und all das Schöne, wenn ich nicht weiß, wie es anders ist?

Aber Bine war müde. Müde von ihren zerstörerischen Gedanken. Müde vom kämpfen. So müde, dass sie nicht einmal mehr Schlaf fand.
Sie sah sinnierend dem Fluss zu, der unaufhaltsam seinen Weg lief. Dabei fiel ihr auf, dass auch der Fluss Hindernisse hatte. Zwischendrin gab es größere Steine und kleine Inseln die er umgehen musste.  An einer Stelle gab es ein größeres Hindernis, so dass der Fluss lauter wurde während er es bezwang.  Aber er floss weiter … unaufhaltsam.

Auf einem größeren Stein konnte Bine jetzt erkennen, dass ein Entenpaar dort saß. Eine Ente schlief und die andere saß da und schaute dem Fluss zu, wie der unaufhaltsam dahin floss. Ein friedliches Bild, so mitten in dem strömenden Fluss. Und der Fluss lief weiter … unaufhaltsam….

Während Bine so gedankenverloren diesem Entenpaar zusah und dem Fluss, wie er weiter lief … immer weiter …, wurde es friedlich in ihr. So friedlich, wie sie es sich oft wünschte. Alles was den Frieden fühlbar stören konnte, schien weit weg. Es floss einfach weiter … immer weiter … und sie selbst war auf einer Insel … an einem sicheren und friedlichen Ort.

Dabei ging in ihr eine kleine Kerze an, deren Licht ihre Gedanken erhellte: „Das ist das Leben!“
Leben ist schön, weil es unaufhaltsam fließt … es ist lebendig, beweglich und veränderlich. Und ich bin mittendrin – um zu leben.

Und es gibt Inseln, auf denen ich mich ausruhen darf. Da, wo ich ruhen darf, muß ich nicht immer mit dem Fluss laufen. Ich darf stille stehn, alles ablegen, wohl wissend, dass das Leben weitergeht. Und ich bin mittendrin, auch wenn ich ruhe.  Ich darf ablegen, alles was Hindernisse hervorgerufen haben und mich straucheln ließen. Ich lebe immer noch, auch wenn ich ruhe.  Und die Hindernisse sind keine Feinde sondern Chancen, um Wege zu finden und Inseln zu bilden. Inseln des Friedens zum ausruhen.

Bine lag da in ihrer Hängematte und schaute dem Fluss zu. Unaufhaltsam floss er an den Hindernissen vorbei. Immer weiter … und weiter … und weiter …
„Frieden ist mittendrin“, murmelte sie …. Und dann schlief sie ein auf ihrer Insel des Friedens.