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Dienstag, 25. Oktober 2011

Er hat alles schön gemacht zu seiner Zeit, auch hat er die Ewigkeit in ihr Herz gelegt; nur dass der Mensch nicht ergründen kann das Werk, das Gott tut, weder Anfang noch Ende. (Prediger 3,11 Luther)

Manchmal denke ich ja auch, das was ich mit Gott erfahre und die neuen Erkenntnisse müssten doch auch jeden Menschen die befreiende Wirkung haben wie auf mich. Aber immer wieder bemerke ich, dass es so nicht ist. Wie unterschiedlich man auch mit ähnlichen Hintergründen empfinden kann, habe ich bemerkt, als ich kürzlich mit einer meiner Schwestern darüber sprach, dass ich glaube, dass Gott den Menschen mit der Option geschaffen hat, dass sie gut und böse sein können, und das auch unterscheiden können sollen. Meine Schwester meinte dazu nur: und was nützt dir diese Erkenntnis? Ich habe zwar inzwischen mehr Antworten dazu gefunden als in dem Moment. Aber es hat mir doch (mal wieder)klargemacht, dass alles seine Zeit hat. Schließlich war ich selbst auch mal an dem Punkt, wo ich mich mit Händen und Füßen gewehrt hätte, wenn mir jemand so etwas gesagt hätte, wie ich es jetzt „gut“ finde. Zu den Zeiten war ich noch zu sehr an das gebunden, was ich sozusagen mit der Muttermilch eingegeben bekommen habe, was „richtig“ sein sollte.

Also bin ich wieder einmal auf der Suche nach dem Ursprung gewesen. Dabei bin ich zuerst in einem Forum mit der Frage in Berührung gekommen, woher „ich“ weiß, dass „Ich ich bin“. Und bei der Antwortenfindung in der Diskussion kamen wir an eine Stelle, wo jemand andeutete, dass evtl. der Ursprung die „Liebe“ sei. Das hat bei mir wieder einen „Klick“ gemacht, und mich inspiriert. So dass ich in dem Forum, in dem ich mich am besten zurechtfinde, die Frage gestellt habe, was der Sinn des Lebens wäre. Und zwar weniger aus der Sicht, was die persönliche Aufgabe  meines Lebens ist, als vom Ursprung her gesehen. Angefangen in dem Gedanken Gottes, wozu er die Schöpfung gemacht hat. Weil ja darin der Sinn des Lebens seine Wurzel haben würde, und damit auch das "ewige" das in uns eingepflanzt wurde, ein wenig greifbarer gemacht. 

Eigentlich haben dabei auch nur meine eigenen Gedanken mich weiter getrieben. Aber einige gute Impulse bekam ich dort schon. Und wenn es manchmal auch nur eine Frage war, wo die Antwort noch fehlt. Mir ist dabei natürlich immer voll bewusst, dass man weder  in einer Diskussion noch durch eigene Gedanken die ganze und alleinige Wahrheit finden kann. Aber zumindest kann man versuchen, so nahe wie möglich daran zu kommen.

Wenn ich nun mal die Liebe an den Anfang  stelle, dann erinnert mich das zunächst daran, dass auch Jesus die Liebe als das höchste Gebot bezeichnet hat.
Festgestellt hatte ich ja schon, dass das „Böse“ praktisch der Hintergrund zu dem „Guten“ ist. Ohne dass es Böses gibt, kann man das Gute garnicht feststellen. Dann ist es einfach so wie es ist. Was mich wieder an den Namen erinnert, mit welchem Gott sich Israel vorgestellt hat: Ich bin der Ichbin. Gott  IST einfach, und das bleibt auch so unveränderlich.

Mit der Liebe ist es ähnlich wie mit dem „Guten“. Wobei man eigentlich auch beides als Eins sehen kann. Wenn man Lieblosigkeit oder den Mangel an Liebe nicht kennt, weiß  man auch nicht, was Liebe ist. Es ist dann einfach so wie es ist.

Nehme ich also mal an, dass Gott die Schöpfung mit dem Gedanken gemacht hat, der Liebe eine greifbare Gestalt zu geben, die wahrnehmbar ist an dem Hintergrund der Lieblosigkeit oder dem  Mangel an Liebe.  Dann hat Gott der Schöpfung, dessen Krönung der Mensch ist, die Liebe zwar mitgegeben. Aber mit der Option auch ohne Liebe zunächst existieren zu können. Nur mit dem Erfolg, dass Liebe wachsen würde und zum Leben befähigt, während das Fehlen der Liebe immer einen Mangel aufzeigen wird, der wenn er genährt wird, das Leben nicht mehr lebenswert macht, und letztendlich ohne Liebe zugrunde geht.

Die Menschen konnten aber von Anfang an nicht wirklich damit umgehen. Anstatt zu lieben, wurden sie egoistisch, und drohten das Schöpfungsprojekt zu zerstören. Man bekämpft das Böse mit Bösem, anstatt das Böse mit dem Guten zu überwinden, und Liebe zu nähren und weiterentwickeln.

Wenn Gott im AT Menschen begegnen wollte, sahen die Menschen nur immer die grosse Kluft zwischen Gott und Mensch, und verlangten nach Reinigung vom Bösen. Gott ist dem Menschen immer so entgegen gekommen, damit dieser in seiner Begrenztheit versteht, wo er gehen sollte. 

In der Geschichte vom Garten Eden, die, wie ich inzwischen meine, auch nur ein Gleichnis ist, das sich die Menschen erzählen, um ihre Situation für Menschen begreifbar zu machen, wird das auch sichtbar in dem verstecken nach dem „Sündenfall“.  Man hatte plötzlich Angst vor Gott, weil man etwas erkannte, was man vorher nicht kannte: den Unterschied von Gut und Böse. Und damit wurde die Begrenztheit des Menschen im Gegensatz zu Gott plötzlich greifbar. Der Mensch begründet das mit seiner Nacktheit. Und Gott kommt dem Menschen in dieser Lage entgegen, und macht ihm Kleider – obwohl diese Nacktheit für Gott gar kein Problem darstellte.

Wenn ich die biblischen Geschichten und die Reden Jesu mal mit diesem Ursprung her betrachte, bekommt vieles für mich einen ganz neuen Sinn. Aber es passt überall.  Und es befreit von dem ewigen Kampf gegen das Böse. Ich kann das Böse eher annehmen, und als Chance sehen, auf dem Hintergrund das Böse mit dem Guten zu überwinden.  Und das Leben wird zu einer  ganz großen Chance, die Liebe zu ergründen und einzusetzen – indem ich nehme von Gott und weitergebe aus der Fülle.

Jesus wurde, nach dieser Erkenntnis, von Gott auch mit diesem Ziel eingesetzt. Damit Menschen nicht immer an ihre Grenzen kommen, wenn sie Gott begegnen möchten, indem sie ihre Unfähigkeit und Unwürdigkeit  anschauen anstatt Gott als den Ursprung ihres eigenen Seins, und damit auch mit den Ressourcen die sie zum Leben brauchten, wurde ein vollkommenes Opfer eingesetzt, zur Aufhebung der ständigen Opfer von begrenzten Wesen.  

In einem Forum hat das jemand noch ein bisschen anders ausgedrückt, als ich. Und ich könnte mir auch vorstellen, dass daran etwas Wahres ist. Da sagte jemand, dass die Theorie, dass Gott seine Sühnung brauchte, falsch ist. Der Mensch musste den Tod überwinden, der scheinbar von Gott trennte. Darum wurde Jesus als Gott Mensch und starb einen menschlichen Tod, von dem Gott ihn wieder auferweckte.  Dabei kam es nicht darauf an, dass Jesus so leiden musste, wie er es tat, sondern darum, dass er einen menschlichen Tod sterben musste.  Durch die Auferweckung hat er den Tod besiegt. – Möglich, dass das auch eine wichtige Rolle spielte.

So denke und erfahre ich immer wieder, dass einzelne Puzzleteilchen zusammengesetzt werden. Und ich spüre, dass ich mit jedem Teilchen das passt, näher zu Gott finde. Es ist aufregend und macht  das Leben lebenswert, auf ganz andere Weise, als es früher der Fall war.

Sonntag, 18. September 2011

Richtig glauben - geht das?

Immer wieder höre oder lese ich Aussagen von "Gläubigen", die behaupten, daß jemand anderes Glaube "falsch" ist, oder wenigstens ein Teil davon.
Leute, die so etwas sagen, haben oft eindrückliche Erfahrungen im Glauben gemacht und messen ab dem Moment alles an dieser Erfahrung. Alles was scheinbar dieser Erfahrung widerspricht, das ist "falsch". Sie merken (leider) nicht, daß sie damit sich selbst zum Maßstab für alles machen.

Dabei kann man auch in der Bibel lesen, daß Gottes Maßstäbe nicht in den Erfahrungen zu messen sind, sondern im Herzen, also aus dem Innern heraus.

Natürlich ist es für Menschen, die mit Gesetzen aufwachsen, welche zu erfüllen gilt, wenn man "richtig" sein will, schwierig, das anders zu beurteilen als nach dem was sie selbst erleben. Aber jeder Mensch hat seinen eigenen Hintergrund und hat schon Mühe, seine eigenen Handlungen zu beurteilen. Geschweige denn, die eines anderen. Es kommt eben nicht immer (nur) darauf an, WAS jemand tut, sondern auch ganz maßgebend darauf, WARUM jemand etwas tut.

Ich denke, die Aufforderung von Jesus, nicht zu richten, damit man nicht selbst unter seinen eigenen Maßstab fällt, ist ernster, als sie oft genommen wird. Es geht dabei nicht darum, daß man es nicht darf, als eher darum, daß es einem selbst schadet. Denn unser eigener Maßstab kann uns selbst hart fallen lassen. Ich denke, auch das mit der Vergebung, die uns nur zuteil wird, wenn wir selbst vergeben, fällt darunter. Vergebung heißt u.a.: "die Anklage fallen lassen". Nichts klagt einen Menschen mehr an, als das eigene Urteil über andere Menschen.

Montag, 12. September 2011

Gebote von Gott und Folgen der Mißachtung derselben.

Im Forum ging es um das Thema "Selbstmord", und ob das gegen Gott ist. Konkret die Frage, ob man "in den Himmel kommt". Meinen Beitrag zu einer möglichen Antwort möchte ich hier festhalten, weil sie mir selbst durch das schreiben des Textes einiges schlüssiger wurde.

Ich meine, wir Christen legen den Schwerpunkt unserer Fragen viel zu sehr auf den Punkt:  „Was darf ich und was nicht“.  Im Grund wird dabei das Problem des Gartens Eden immer wieder neu hervorgeholt und durch diskutiert.  Die Lösung finden wir damit aber nicht.

Auch wenn  die Menschen im Garten Eden alles zur Verfügung hatten, was sie zum Leben brauchten, drehten sie sich um die Frage, warum sie von dem einen Baum nicht essen dürften. Die Antworten, die sie dazu fanden, waren durchaus logisch richtig. Und trotzdem haben sie sich damit selbst eingegrenzt.

Meiner Meinung nach macht es mehr Sinn, danach zu fragen, welchen Nutzen unser Tun für das Leben haben soll. 

Grundsätzlich ist das Leben eines jeden Menschen ein Geschenk von Gott. Und auch wenn es im Vergleich mit anderen oft wenig sinnlos erscheint, hat Gott jedem Menschen mit seinem Leben auch einen bestimmten Platz und damit seinen Sinn gegeben. Leben ist wertvoll, weil  der Schöpfer diesen Wert in das Leben hineingelegt hat.

Vielleicht kann man an der Geschichte von der Bildung des Menschen aus Erde den Wert besser erkennen. Indem Gott dem Menschen seinen Odem hineingeblasen hat, kam das Leben erst zustande. Genau genommen ist also das, was das Leben ausmacht, ein Teil von Gott selbst.  Der Körper ist zwar die Behausung davon, und das, was sichtbar uns greifbar ist, aber leben kann der Körper nur, weil Gottes Odem in ihm ist.

Wenn man es von der Sicht betrachtet, kann ein Mensch sich dann garnicht das Leben nehmen. Er kann nur seinen Körper zerstören, so dass das Leben darin nicht mehr wohnen kann.  

So gesehen stellt sich dann eher die Frage, wie ich mit der Behausung meines geschenkten Lebens umgehe. Wobei  Gott mit seinem Geschenk dem Menschen die Möglichkeit gegeben hat, selbst zu entscheiden, ob und wie wir es einsetzen.  Dass Menschen im Umgang damit auch sehr begrenzt sind, und immer wieder meinen, mit anderen Menschen vergleichen zu müssen, ob es „gut“ ist, schaffen wir unser Leben nicht wirklich, wenn wir uns nicht an Gott binden in unseren Entscheidungen. Dazu sind die Gebote nützlich. Gebote von Gott sind quasi Leitplanken am Weg des Lebens – nicht zu vergleichen mit den Gesetzesbüchern der Menschheit, welche zum Gericht dienen.

Wenn also ein Mensch vor der Frage steht, ob er seinen Körper zerstören will oder nicht, um das Leben daraus zu nehmen,  dann wäre mMn eher hilfreich, versuchen dem Menschen seinen ganz eigenen Wert zu zeigen, den Gott in ihn hineingelegt hat. Dazu gehört, mit dem Menschen ein Stück des Weges zu gehen, um die „Wegweiser Gottes“ für sein ganz persönliches Leben zu finden.  Denn glücklich wird ein Mensch nur im Leben sein können, wenn er den Sinn erfüllen kann, den Gott ihm gegeben hat. Das kann keinem Vergleich mit anderen Menschen standhalten. Unendlich viele Beispiele gibt es von Menschen, die alles hatten, was andere meinen, sich wünschen zu müssen – die aber unglücklich waren mit ihrem Leben, weil sie ihren Fokus mehr auf den Standard  und das Umfeld gerichtet haben, anstatt an den Schöpfer angeschlossen zu sein, der alles dazu gibt, um seinen ganz eigenen Sinn im Leben erfüllen zu können.  Und das ist der einzige Standard, der einen Menschen glücklich machen kann.

Ich denke, wir Christen waren viel zu lange immer nur darauf fokussiert, so zu leben, dass wir „in den Himmel kommen“ – wenn das Leben auf der Erde vorbei ist. Dabei wurde alles, was dieses Leben „schön“ macht, lange Zeit gesetzlich unterdrückt, indem man die Gebote Gottes als Antrieb zum Leben wählte, anstatt die Anbindung an den Schöpfer selbst. Wegen der unterschiedlichen Auffassung, wie man die Gebote zu verstehen habe, wurde und wird sich gegenseitig gestritten entzweit und zerstört. Alles das geschieht „im Namen Gottes“ – nur leider ohne die Anbindung zu Gott selbst. Und dabei nehmen wir uns selbst das Leben, ohne dass wir es merken, weil der „Lebensstrom“ in uns von der Quelle aus gespeist werden muss.

Diese falsche Einstellung zum Leben führt oft erst dazu, dass Menschen ihr Leben wegwerfen wollen.  Genauso wie im Garten Eden, wo die Frucht von dem verbotenen Baum plötzlich viel wichtiger schien als der gesamte Garten, welcher überfüllt war mit guten Früchten FÜR das Leben.  Nicht die Frucht war es, und nicht das Gebot, welches übertreten wurde – sondern die Abwendung von der Quelle, die das Ziel im Leben verschoben hat. Gott hat den Menschen aber auch außerhalb des Gartens gute Gaben gegeben. Noch immer ist die einzige Erfüllung des Lebens die Anbindung an den Schöpfer.  Die Frage, ob man in den Himmel kommt oder nicht, wird da überflüssig. Besser ist, auf das „Stück Himmel“ hinzuweisen, das  von Gott selbst „mitten unter uns“ ist.

Letztlich glaube ich, dass es Gott IMMER nur auf das Herz eines Menschen ankommt. Und wenn das sich nach ihm sehnt, dann findet es ihn auch – egal, wie „richtig“ oder „falsch“ man mit dem Leben, oder dem, was man „Glauben“ nennt, umgeht.

Donnerstag, 8. September 2011

Kleine Lichter erkennt man am besten, je dunkler die Umgebung ist.

Diesen Spruch habe ich kürzlich als Status an die Pinnwand bei Facebook gepostet.
Wie ich dazu gekommen bin? – Entstanden aus dem Kampf in der Dunkelheit um das Licht.
Lange Zeit habe ich die Dunkelheit verflucht, die immer wieder meine Lebensqualität scheinbar einschränkte. Schließlich hatte ich ja auch gelernt, dass man nach dem Licht streben soll, weil das Licht von Gott ist und die Dunkelheit von Teufel. 
Oft erschien die Dunkelheit mir wie ein Tunnel, der mich einfängt, und dessen Ausgang man nur von Weitem erkennen konnte. Manchmal schien der Tunnel einen Knick zu haben, so dass man überhaupt keinen Ausgang sehen konnte. Meine Aktionen bestanden nur darin, gegen die Dunkelheit zu kämpfen, in der Hoffnung, irgendwo den Ausgang zum Licht zu finden. Und wenn ich manchmal müde darin wurde, dann habe ich mich hingesetzt mitten in dem Tunnel, und den Eindruck gehabt, lebendig begraben zu sein. Manchmal erschien das Ende des Lebens als einziges Ziel, das noch sinnvoll war.

Erst die Erkenntnis, dass jeder Tunnel auch kleine Lichter am Wegrand hat, hat mich erkennen lassen, dass die Dunkelheit nötig ist, damit ich diese kleinen Lichter überhaupt wahrnehme.

Ich habe gelernt, meinen Tunnel wahrzunehmen und (meistens) zu akzeptieren – wenigstens mit dem Verstand. Ich weiß, dass ich nicht anstrengend auf den Ausgang schauen muss, sondern zunächst mein Licht an den vielen kleinen Dingen am Wegrand in der Dunkelheit zu finden. Das ist wesentlich weniger anstrengend und kräfteraubend. Und die kleinen Lichter scheinen heller, je dunkler die Umgebung ist. Wenn ich gerade einen Ausgang gefunden habe und in der hellen Sonne stehe, kann ich mich wärmen und auftanken für dunkle Stunden. Aber die kleinen Lichter des Lebens sind die Augenblicke, die das Leben ausmachen.

Ich glaube, die Dunkelheit ist genauso ein Werkzeug Gottes wie das Licht. Ich muss nicht mehr gegen die Dunkelheit ankämpfen, sondern darf nach den kleinen Lichtern Ausschau halten, und staune, wie zahlreich diese auch im dunklen Tunnel sind. 

Sonntag, 4. September 2011

Werkzeuge Gottes - wer braucht wen?

Im Zuge meiner Gedanken über das "Heilig-Sein" erinnere ich mich an ein "Gemeinde-Forum", so ziemlich am Ende meiner Zeit, die ich noch im Norden wohnte. Da hatte mich (und andere Gemeinde-Mitglieder) ein Leitsatz fasziniert, der so etwas lautete: "Gott hat sich selbst abhängig gemacht von seinen Menschen, um sein Werk voranzutreiben".

Der Gedanke ist natürlich zunächst einmal faszinierend. Der unendliche Gott beschränkt sich auf begrenzte Menschen, um sein Werk zum Gelingen zu bringen. Vor Allem erfüllt dieser Ausspruch seinen Zweck: Menschen anzureizen, verantwortlich zu arbeiten, und damit in die Gemeinde "Leben" zu bringen.

Aber er stimmt nicht, dieser Satz. Menschen sind abhängig von Gott, damit überhaupt irgendetwas gelingt. Und Gott läßt Menschen mitwirken in seinem großen Werk, damit diese erkennen, daß ihr Leben, und ob es gelingt, abhängig ist von Gott.

Gott führt sein Werk auch ganz alleine aus, wenn Menschen unabhängig von ihm Mist bauen. Und wenn nötig führt er es auch durch Menschen aus, die genau das tun, was nicht "richtig" ist. Gott schafft es auch, aus Feinden Freunde zu machen, wenn es seinem Werk dient. Er schafft es auch, aus Trümmern ein Haus zu bauen, wenn die Trümmer entstanden sind aus dem Werk von Menschen.

Ich glaube auch, daß Gott es will, daß es den Menschen gut geht. Dazu benötigt der Mensch aber die Hinwendung zu Gott. "Ich will dich mit meinen Augen leiten" (Psalm 32,8) beinhaltet den Hinweis, daß das Blicken in die "Augen Gottes" zeigt, was uns zu einem "guten Leben" verhilft.

Und das ist ganz unabhängig davon, ob es uns, nach menschlichem Ermessen "gut" geht. Gott schafft sein Werk. Es ist eingespannt in die ganze Schöpfung, und er benutzt diese so, daß sein Ziel erreicht wird.

Menschen sehen ihr Gelingen des Lebens oft in äußerlichen Zeichen: Gesundheit, Wohlstand und Kraft. Diese Zeichen erfüllt Gott den Menschen auch oft, wenn sie seinem Werk dienlich sind. Gott kann aber genausogut kranke und arme und kraftlose Menschen gebrauchen, welche große Werke tun können - ohne Einsatz von menschlichen Kräften. Und er kann bewirken, daß diese Menschen, die sichtlich in eingeschränkten Verhältnissen leben, glücklicher sind, als solche, die alles haben, was man meint sich wünschen zu können.

Dieses Geheimnis erfährt man erst, wenn ein Mensch seine Blickrichtung von sich selbst weg - hin auf die "Augen Gottes" lenkt. Das kann nur jeder Mensch für sich selbst erfahren. Erst in dem Blick in Gottes Augen kann man erkennen, wozu ein einzelnes Leben "gut" ist. Der Schlüssel, diesen Blick zu erkennen und verstehen, liegt darin, von sich selbst, und dem, was es im Allgemeinen ausmacht, wegzulenken - auf Gott zu. Das kann geschehen, indem man ganz einfach Gott anspricht, da wo man gerade ist, und seine Wünsche vor ihm ausspricht.

Es ist oft schwer, von dem menschlichen Denken aus, zu den "Augen Gottes" zu finden. Es gibt auch keine Gebrauchsanweisung dafür, die man abarbeiten kann. Man muß es einfach nur tun - wenn man es will.

Und Gott kommt einem da entgegen, wo man gerade steht. Selbst dann, wenn es noch ein weiter Weg ist, bis man erkennt, daß Gottes Augen längst anwesend waren und geleitet haben, wie er versprochen hat. Gott verwirft  nicht, wenn jemand sich danach sehnt, seine Augen zu erkennen. Von außen kann das kein Mensch wirklich erkennen und schon garnicht beurteilen. Denn "der Mensch sieht, was vor Augen ist. Gott aber sieht das Herz an".