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Samstag, 26. Mai 2012

Freiheit und das gelobte Land



In einem Forum wurden meine Gedanken wieder angeregt und sind ihre Wege gegangen...

Im Blick auf die Wüstenwanderung des Volkes Israel ging es um die Frage, worin die Freiheit bestände und die Vermutung, dass der Weg durch die Wüste nicht speziell Gottes Weg gewesen wäre.

Ich denke, der Ansatz, dass Gott es anders gewollt haben könnte, ist der eigentliche Grund vieler  Fragen und Probleme im Blick auf die Freiheit bei Gott.
Vielleicht kann man ja einfach mal davon ausgehen, dass die Menschen es zu dem Zeitpunkt so verstanden haben und deshalb hat Gott es ihnen auf diese Weise vermittelt.

Eigentlich geht es vielleicht bei Gottes Willen überhaupt nicht darum, ob der Weg richtig ist oder nicht. Oder aber: beide Wege wären richtig. Ausschlaggebend ist eher das Ziel, was sie erreichen können. Und die Wege werden dann eben darauf ausgerichtet, damit die betreffenden Menschen das Ziel erreichen können – auf ihre ganz persönliche Art.

Ziel Gottes ist die Freiheit. Wenn man die Freiheit erst noch erreichen muss, also einen Weg suchen muss, dann bedeutet das ja, dass man noch unfrei ist.

Unfrei ist man dann, wenn man an etwas oder jemanden gebunden ist. Bindungen hindern daran, Wege zu finden, die sich außerhalb des Horizontes der Bindungen befinden.

Ich persönlich empfinde auch oft Bindungen dort, wo ich zu sehr auf mein eigenes Versagen fixiert bin – und damit dass ich dieses versuche zu vermeiden, mich oft noch mehr in diese Bindungen verstricke. Ähnlich zu beobachten ist das bei einem Spinnennetz.

Gott hat in den Geschichten der Bibel immer an allererster Stelle dazu aufgefordert und geradezu gebettelt, dass die Menschen ihren Blick auf ihn richten sollen. Weg von ihrem Versagen, von den Hindernissen im Leben. Denn Gott will Freiheit schenken. Freiheit, die man nur da finden kann, wo man nicht immer auf die Bindungen starrt. Und noch viel mehr: Freiheit, die selbst im steinigen Land, in der Wüste und in der eigenen Unfähigkeit Sieger sein kann. Weil es nicht mehr bindet.

Es klingt einfach nur phantastisch – ich weiß. Ist irgendwie menschlich nicht logisch und schwer greifbar.

Am besten kann ich das erklären an dem Bild von den Bergen. Das habe ich mal bei dem Propheten Habakuk gefunden. Der Prophet beklagt die ganze Zeit immer wieder die Situation in dem das Volk sich befindet. Was er dabei richtig macht ist, dass er es Gott klagt. Das Klagen ist praktisch der Blick des Propheten, den er auf Gott richtet . Am Ende beschreibt er es so:

Kapitel 3,18+19
Aber ich will mich freuen des HERRN und fröhlich sein in Gott, meinem Heil. Denn der HERR ist meine Kraft, er wird meine Füße machen wie Hirschfüße und wird mich über die Höhen führen.

Ich mag den Blick von einem Berg sehr, wenn man von da aus ein weites Tal überblicken kann. Da unten kann man das Leben der Anderen sehen. Aber es ist winzig klein.

Nichts im Leben ist anders als vorher. Aber der Blick hat sich geändert. Man schaut aus einer anderen „Warte“, wie es der Prophet auch an anderer Stelle ausdrückt. Die Hektik und die Hindernisse sind immer noch da – aber sie können uns nicht mehr gefangen nehmen. Aus dieser Warte kann man interessanterweise auch oft Wege erkennen, die man, wenn man „mittendrin“ steckt und sich zu sehr damit beschäftigt, überhaupt nicht mehr erkennen kann.

Für mich war diese Sicht der Dinge sehr befreiend. Sie hat sichtbar zunächst nichts Neues gebracht. Aber sie hat mich aus dem Netz befreit, das den Blick zu Gott und aus ihm heraus verdeckt hatte. Das ist schwer zu beschreiben. Aber sehr eindrücklich, wenn man es erlebt.

Der Prophet hat in den Kapiteln vorher auch einige Zeit gebraucht, bis er den Blick frei hatte zu dieser Warte. Aber er hat nicht locker gelassen. Und wurde dafür belohnt.


Ich würde von demher sagen, dass die Freiheit des Volkes Israel da  begonnen hat, wo sie sich auf den Weg gemacht haben.

Vielleicht waren die ganzen scheinbaren Hindernisse einfach nötig, um das Volk auf  den Ausgangspunkt zur Freiheit, bei Gott selbst, hinzuweisen. Immer dann wenn sie sich an Gott wandten, hat Gott auch eingegriffen - und sie darauf hingewiesen, dass es nötig ist für ihre Freiheit, mit ihm in Verbindung zu bleiben.

Vielleicht kann sogar der Blick auf das gelobte Land zu sehr binden, so dass man die Freiheit auf dem Weg dahin kaum noch wahrnehmen kann.  Ich finde, unter diesem Aspekt kann man ganz neue Wege auf dem Weg ins gelobte Land entdecken. Die Freiheit liegt dann aber nicht in diesem Land, sondern in Gott und der Beziehung zu ihm.

Samstag, 5. März 2011

Wo Gott redet, da ist Freiheit

Interessant finde ich die Feststellung, daß Gott es sich leisten kann, die Menschen für sich selbst entscheiden zu lassen. Menschen können dieses nicht. Sie möchten das, was sie „Glauben“ nennen, am Liebsten wie eine Gebrauchsanweisung abarbeiten können, um sicher zu sein, daß sie „richtig“ sind. Und dann möchten die meisten Menschen das, was sie für „richtig“ halten, auf alle anderen Menschen übertragen. Quasi nach dem Motto: wenn es viele so machen, muß es richtig sein.
Nach den biblischen Berichten ist das nur leider überhaupt kein Kriterium, nach dem Gott die Beziehung eines Menschen zu Gott beurteilt. Es gab in der Bibel so viele Rituale, die Menschen abarbeiteten, um Gott begegnen zu können. Aber Gott sprach zu den Menschen, deren „Herz“ den Weg zu Gott suchte. Das waren Menschen, die Fehler machten, die am Rande der Gesellschaft standen und vor anderen Menschen nicht galten. Aber sie hörten, wenn Gott zu ihnen sprach.
Auch Jesus hat (für mein Empfinden) sehr deutlich gezeigt, was er von den „Regeln“ hielt, die als Freibrief für den Zugang zu Gott deklariert wurden. Er hat deutlich aufgezeigt, daß diese Regeln eher dazu dienten, Menschen in die Herrscherposition zu heben – welche nicht passend waren, und Mißbrauch mit dieser Macht trieben. Die ganze biblische Menschheitsgeschichte zeigt nur, daß diese Art der Gesetzlichkeit zerstörerisch wirkte.
Ich habe immer wieder in den letzten Jahren bemerkt, daß Gott es anders meint. Er hat mir in vielen kleinen Facetten gezeigt, daß ich vor ihm nichts „abarbeiten“ muß. Er wollte immer nur meine Bereitschaft aus aufrichtigem Herzen, Gottes Nähe zu suchen. Die Taten, die aus Gott kommen, entstehen aus dieser Bereitschaft des Herzens – nicht aus einem Regelkatalog.