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Dienstag, 10. Juni 2014

Gedankenfunken zum Leben und den Chancen darin

Pfingsten ist vorbei. Heute habe ich in der Kirche auch wieder den Ostergarten aufgelöst(der bis Pfingsten immer mal verändert wurde, angepasst an die aktuellen Themen) und die Utensilien dazu aufgeräumt. Die letzten zwei Wochen waren gut gefüllt mit Arbeit. Aber größtenteils konnte ich alles Anliegende einigermaßen entspannt erledigen.

In diesen Tagen hat sich auch bei mir etwas verändert. Mein Abstand zum Internet ist weiter geworden. Ich hatte die letzten Tage kaum den Drang, nachzusehen, was es Neues gibt. Meistens habe ich dann abends mal kurz reingeschaut und mich dann wieder meinem realen Leben zugewandt.

Etwas mehr als zehn Jahre wusele ich nun im Internet herum. Ich konnte mir bald nicht mehr vorstellen, ohne Internet zu leben. Es ist schon auch so, dass die Kontakte in der ersten Zeit mir halfen, den Weg zu finden, alleine mein Leben (und z.T. das meiner Kinder) in die Hand zu nehmen. Da ich mich anfangs immer wieder geweigert habe, auch in "Lebenskämpfe" einzusteigen, hatte ich unbewusst immer nach stärkeren Menschen, nach Kämpfernaturen gesucht, um mich ihnen anzuschließen. Das ist letztlich von vorne bis hinten schief gelaufen. Und manches Mal habe ich darunter sehr gelitten, dass alle Hoffnungen den Bach runter gingen. Aber es hat mich und meinen Lebensmut gestärkt. Alles nach und nach - Schritt für Schritt. Ohne Gott hätte ich das aber nie geschafft. Dafür aber mit ihm viel besser, als ich es je vermutet hatte.

Ich habe, vor allem in den ersten Jahren, viel in Foren geschrieben. Weil es so viele Fragen gab, über die ich nachdenken musste. Ich wollte Anregungen haben, damit ich nicht einseitig werde und es fällt mir leichter, zu schreiben, statt zu reden. - Im Rückblick habe ich aber den Eindruck, dass  die Fragen des Glaubens und des Lebens in den Diskussionen überwiegend mehr ihre Dynamik verloren, anstatt dass sie aufgebaut hätten. Weil da, wo man nur Geschriebenes erkennt, jeder seine eigenen Vorstellungen in die Texte der Schreiber hinein liest. Und oft entsteht daraus ein Chaos von verschiedenen Meinungen - aber der Kern des Themas geht verloren.

Man kann leichter Freundschaften pflegen im Internet, als im realen Leben. Eine lange Freundesliste kann den Eindruck erwecken, dass man umgeben ist von Freunden. Aber das sind nur verzerrte Vorstellungen von echten Freundschaften. Und nicht selten kippt an irgendeiner Stelle eine Freundschaft um und verwandelt sich ins Gegenteil. Weil man nur einen kleinen Teil des schreibenden Freundes wahrnehmen kann und die Lücken einfach mit den eigenen Vorstellungen und Wünschen füllt. Und wenn die dann nicht passen, ist die Enttäuschung groß und die Freundschaft schmilzt dahin.

In den vergangenen Tagen habe ich gespürt, dass ich mich weniger alleine fühle, wenn ich mich überwiegend außerhalb des Internets aufhalte und dort wo ich ganz real lebe meine "Erfüllung" suche. Selbst wenn ich scheinbar gerade hier alleine lebe und dort viele Freunde habe.

Wie sich das jetzt auf die Dauer auf mein Leben im WWW auswirkt, das weiß ich noch nicht. Wahrscheinlich je nach Befinden unterschiedlich. Wie es schon eine Weile bei mir so war. Nur war es bisher immer eher unbewusst. Weil ich immer noch die meisten Freunde dort suchte, wo über Themen geredet wurde, die mich auch interessieren. Aber gerade weil dabei mehr zerredet wird, als dass man zu einem Ergebnis kommt, fühlte ich mich mehr und mehr auch dort meistens einsam und wurde folglich selbst immer schweigsamer.

Gerade die Fragen um Gott und seine Verbindung zu den einzelnen Menschen lässt sich nicht wirklich durch Reden analysieren. Es hapert immer daran, dass wir Menschen Gott nicht "im Griff" haben. Gestern schaute ich mal wieder kurz in ein Forum herein und begegnete dem Dauerbrenner unter den Fragen: "Wie kann das sein ... wo Gott doch allwissend ist?" Vieles in den biblischen Geschichten ist sehr fraglich unter diesem Aspekt. Da gibt es Einige, die meinen, man müsse "einfach glauben" - und andere, die meinen "das kann überhaupt nicht stimmen, weil es vorne und hinten nicht passt." - Ich denke, beides ist nicht falsch und nicht richtig. Weil Mensch nicht "einfach glauben" kann. Und weil Mensch besonders auch die "Allmacht" und "Allwissenheit" Gottes nur von der eigenen sehr begrenzten Warte aus anschauen kann.

Ich denke, Gottes Allwissenheit ist nicht an Vohersagen zu erkennen und seine Allmacht nicht darin, dass er die Maschinerie der Welt in Gang hält und seine längst vorgezeichneten Pläne verwirklicht. Ich denke, Gott hat sich mit den Menschen tatsächlich auf ein Experiment begeben, bei dem er die Kontrolle über sie zum Teil ihnen selbst überlassen hat. Wir Menschen sind sehr auf Sicherheit bedacht. Alles muss irgendwie unter Kontrolle bleiben, damit es nicht aus dem Ruder läuft. Der Unterschied zu Gott ist, dass er es sich leisten kann, auch mal etwas aus dem Ruder laufen zu lassen. Weil er immer auch Auswege findet und sie denen anbieten kann, welche danach suchen.

Ja - und nun? - Eigentlich stehe ich gerade ohne festes Konzept da. Aber im Grunde ist das ein Status, mit dem ich persönlich am besten umgehen kann. Mir liegt es eher, aus dem Herzen heraus - oder manche sagen "aus dem Bauch heraus" - zu entscheiden und danach zu leben. Vielleicht kann ich es mir gerade deshalb auch am ehesten auch auf diese Weise vorstellen, wie Gott handelt. Vielleicht ist es zum Teil auch bei Gott so. Aber bei ihm ist noch viel mehr als das. Ich kann mich nur darauf beschränken, weniger zu organisieren und kontrollieren - dafür mehr Risiken einzugehen.

Fast hätte ich das eine Zeitlang im WWW verlernt. Weil so viel schieflief. Weil Freundschaften letztendlich keine waren und ich mich ausgenutzt fühlte. Weil ich zuviel Vertrauen gegeben hatte und man dies gegen mich verwendet hat. In der Zeit trafen mich dann eher solche Worte: "man kann sich nicht verlassen auf Menschen" und "man kann niemandem vertrauen".

Ich denke, ich bin vorsichtiger geworden. Aber in gewissem Maß habe ich mein Selbstvertrauen wiedergefunden. Mein Vertrauen darauf, dass ich in Gottes Hand geborgen bin und mit den Menschen leben kann, weil da, wo ich enttäuscht werde, Gott selbst mich auffängt.

Irgendwie habe ich jetzt ein Stückweit das Leben wiedergefunden, das ich unbemerkt verloren hatte. So nehme ich wieder mehr die Chancen meiner Umgebung wahr. Zum beispiel habe ich mir jetzt auf meinem kleinen Balkon einen Minigarten angelegt. Fast erscheint es mir, als habe ich ein kleine Insel hier, die mir gehört, in die mir keiner reinreden kann. Mein Minigarten hat inzwischen drei Rosenstöcke, drei Erdbeerpflanzen in einem Topf zusammen,  eine Tomatenranke, eine Gurkenpflanze, Sonnenblumen aus Vogelfutter und ein paar Geschmackskräuter. Und ein  Vogelfutterhäuschen habe ich ich auch in die Ecke,. genau vor das Fenster gestellt. Inzwischen hat sich eine ganze Spatzenfamilie da eingerichtet. Sie kommen den ganzen Tag über immer mal in Gruppen oder auch alleine, um nach Futter zu schauen. Letztens hat sich ein Spatzenkind  noch von seiner Mutter im Vogelhaus füttern lassen. Und dann, als die Mutter schon wieder wegflog, ist es da noch eine Weile sitzen geblieben, so als wäre das jetzt sein Nest. Da aber seine Geschwister immer wieder dort ankamen, hat er sich es dann irgendwann auch anders überlegt.

Um mich herum ist Leben. Und das gehört zu meinem Leben. Ich glaube, ich habe in meinem Leben ziemlich viel verpasst, weil ich oft "höheren Zielen" nachgelaufen bin und dabei das Naheliegende übersehen habe. Aber noch habe ich mein Leben und kann es gestalten. Manches ist begrenzter geworden und manche Chancen haben sich verändert. Aber es gibt sie, die Chancen - jeden Tag neu.


3 Kommentare:

  1. liebe Ehra

    das war ein schoener eintrag von dir und ich habe mir auch so meine gedanken darueber gemacht. was du da geschrieben hast, ich kopier es mal hier rein:

    Ich denke, Gott hat sich mit den Menschen tatsächlich auf ein Experiment begeben, bei dem er die Kontrolle über sie zum Teil ihnen selbst überlassen hat. Wir Menschen sind sehr auf Sicherheit bedacht. Alles muss irgendwie unter Kontrolle bleiben, damit es nicht aus dem Ruder läuft. Der Unterschied zu Gott ist, dass er es sich leisten kann, auch mal etwas aus dem Ruder laufen zu lassen. Weil er immer auch Auswege findet und sie denen anbieten kann, welche danach suchen.


    hat mich ganz besonders angesprochen und ich habe mir gedanken darueber gemacht. ich denke es mir oft auch so, dass gott uns die freiheit gibt ob wir seine hilfe (auswege in dem sinn) wuenschen oder nicht. ob wir danach suchen und in unseren gebeten darum bitten oder ob wir alles seinen lauf lassen so wie es kommt.

    meine freundin betet jeden tag, dass gott ihr den richtigen weg weisen solle, sie steht vor einer sehr grossen und vor allen dingen schwierigen entscheidung. sie meditiert viel und betet und bisher hat sie immer in ihrem inneren die richige antwort gefunden, in dem sie sich gott voll und ganz anvertraut hat.

    ich moechte das jetzt auch mal versuchen, denn ich bin in wirklichkeit kein kirchgaenger oder jemand der betet. aber es scheint wohl doch was dran zu sein, da ist eine hoehere macht, eine energy die einem durch intuition den richtgen weg weist.

    ich faende es schade, wenn du dich aus dem internet zurueck ziehen wuerdest, ich lese deine eintraege sehr gerne und freue mich auch immer wenn du mich besuchen kommst. aber manchmal hat das reale leben eben vorrang, das geht mir auch oft so. da muss das internet halt warten.

    ganz liebe gruesse
    Sammy

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    1. Danke, liebe Sammy, für deinen Besuch und das Feedback zu meinem Eintrag.
      Ich freue mich, dass du etwas von meinem Text gebrauchen kannst, für dich ganz persönlich. Das ist eigentlich von Anfang an mein vorrangiger Wunsch für die Leser, dass jemand aus meinen Erfahrungen und Gedanken inspiriert werden kann, zu eigenen guten Erfahrungen.
      So ganz werde ich mich wohl ohnehin nicht aus dem Internet zurückziehen. Nur vielleicht den Stellenwert etwas verschieben. Nicht zu viel um Themen herumreden, als vielmehr die Menschen zu erkennen und meine ganz persönlichen Erfahrungen weitergeben - ohne dass es durch die Diskussionsmühle gedreht wird. Mal sehen - jedenfalls will ich mich nicht mehr so sehr vom Internet bestimmen lassen und ruhig auch mal eine längere Zeit Abstand gewinnen - wenn ich es für nötig empfinde.

      Ich werde aber deinen Blog auch immer mal wieder besuchen - versprochen!
      Da ich ihn abonniert habe, bekomme ich ohnehin eine Mail, wenn du was neues schreibst. Und manchmal fällt mir ja vielleicht sogar dazu etwas ein. ☺

      Sei du auch ganz lieb gegrüßt
      von mir ☺

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  2. freut mich, dass du mir treu bleibst liebe Ehra und deine netten kommentare sind immer willkommen. ich freue mich jedesmal wenn ich dich bei mir lesen darf

    lg
    Sammy

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